„SCHIESSPLATZ“ PAZIFI
Nordkorea auf Konfrontationskurs
Nordkorea hat im letzten Jahr an die 50 Raketen getestet und scheint aktuell entschlossen, dieses Tempo halten zu wollen. Am Samstag feuerte die nordkoreanische Armee eine Langstreckenrakete in den Pazifik ab, am Montag zwei Kurzstreckenraketen. Auch verbal fährt Pjöngjang auf Konfrontationskurs. Diesmal meldete sich auch die Schwester von Machthaber Kim Jong Un, Kim Yo Jong, zu Wort und erklärte den Pazifik zum „Schießplatz“.
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„Schießplatz“ Pazifik: Nordkorea auf Konfrontationskurs
Nordkorea auf Konfrontationskurs
Nordkorea hat im letzten Jahr an die 50 Raketen getestet und scheint aktuell entschlossen, dieses Tempo halten zu wollen. Am Samstag feuerte die nordkoreanische Armee eine Langstreckenrakete in den Pazifik ab, am Montag zwei Kurzstreckenraketen. Auch verbal fährt Pjöngjang auf Konfrontationskurs. Diesmal meldete sich auch die Schwester von Machthaber Kim Jong Un, Kim Yo Jong, zu Wort und erklärte den Pazifik zum „Schießplatz“.
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Im letzten Jahr hatte Pjöngjang so viele Raketen und Marschflugkörper getestet wie nie zuvor. In den Jahren 2016 und 2017 waren es jeweils über 20 gewesen, im Vorjahr dann mehr als doppelt so viele wie in diesen beiden Jahren bzw. fünfmal so viele wie 2021. Am Montag feuerte die nordkoreanische Armee erneut zwei ballistische Raketen in Richtung Osten in den Pazifik ab, zuvor erst am Samstag eine Langstreckenrakete. Parallel dazu fanden bzw. finden gemeinsame Manöver Südkoreas und der USA, bei denen auch ein nuklearer Konflikt strategisches Thema ist, statt.
Am Samstag hatten Südkorea und Japan den Test einer Rakete mit großer Reichweite bestätigt. Laut dem südkoreanischen Generalstab und Berichten der Nachrichtenagentur Yonhap handelte es sich dabei um eine ballistische Langstreckenrakete, die in der Nähe der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert worden und nach etwa 900 Kilometern im Pazifik niedergegangen war – laut Japan in Gewässern, die Tokio zu seiner exklusiven Wirtschaftszone zählt.
Raketen mit über 10.000 Kilometer Reichweite
Nordkorea sprach kurz danach von einer kurzfristig angesetzten Übung, bei der die Einsatzbereitschaft eigener Interkontinentalraketen (Intercontinental Ballistic Missile, ICBM) erfolgreich überprüft worden sei.
APA/AFP/Kcna Via Kns
Langstreckenraketen könnten theoretisch US-Festland erreichen
Die Rakete des Typs Hwasongpho-15 hat eine Reichweite von deutlich über 10.000 Kilometern, könnte damit theoretisch das US-amerikanische Festland erreichen. ICBM sind das wichtigste Trägermittel für Atomwaffen. Tests sind Nordkorea laut UNO-Auflagen verboten, Pjöngjang hält sich allerdings nicht an dieses Verbot.
Keine 48 Stunden nach dem ICBM-Test schlugen am Montag zwei Kurzstreckenraketen erneut im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) ein. Laut Angaben aus Südkorea wurden sie im Gebiet Sukchon in der Provinz Südpyongan abgefeuert, die japanische Küstenwache gab Alarm. Südkorea sprach wie zuvor schon nach dem Test am Samstag von einer „schweren Provokation“.
Reaktion auf Manöver der USA und Südkoreas
Nordkorea gab kurz darauf eine Erklärung ab, in der es hieß, seine Streitkräfte hätten „zwei Schüsse mit 600-Millimeter-Mehrfachraketenwerfern“ auf Ziele 395 und 347 Kilometer entfernt im Meer abgefeuert. Die ballistischen Kurzstreckenraketen könnten taktische Nukleargefechtsköpfe tragen.
AP/KRT
Beim jüngsten Test wurden am Montag ballistische Kurzstreckenraketen in das Japanische Meer abgefeuert
Pjöngjang erklärte weiter, die nordkoreanische Armee habe das Manöver am Montag als Reaktion auf gemeinsame Übungen von Südkorea und den USA ausgeführt. Nordkorea machte beide Länder laut der staatlichen Korean Central News Agency (KCNA) für die sich verschlechternde Sicherheitslage in der Region verantwortlich.
Kims Schwester erklärt Pazifik zu „Schießplatz“
Diesmal meldete sich auch die Schwester von Machthaber Kim Jong Un, Kim Yo Jong, in einer eigenen Presseaussendung, veröffentlicht von der KCNA, zu Wort. Sie warnte vor einer zunehmenden Präsenz der US-Streitkräfte in der Region und erklärte, es hänge von dieser ab, wie oft Nordkorea „den Pazifik als unseren Schießplatz“ („Feuerbereich“, „firing range“) nutzen werde. Kim Yo Jong ist Direktorin des Ministeriums für Propaganda und Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Arbeit Nordkoreas.
AP/Pool Photo/Jorge Silva
Kim Yo Jong, zuständig für die Propaganda ihres Bruders Kim Jong Un
Die USA und Südkorea halten gemeinsame Manöver ab, an denen am Sonntag auch ein strategischer US-Bomber beteiligt gewesen sein soll. Es soll dabei auch um die simulierte Reaktion auf einen nordkoreanischen Atomwaffeneinsatz gegangen sein. Pjöngjang hatte zuvor seinerseits erklärt, die Hwasong-15-Langstreckenrakete zeige die Fähigkeit zu einem „tödlichen atomaren Gegenangriff“. Im März halten die USA und Südkorea die jährlichen gemeinsamen Manöver „Freedom Shield“ ab.
Spannungen steuern auf neuen Höhepunkt zu
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel würden in den nächsten Monaten zunehmen und einen neuen Höhepunkt erreichen, so Yang Moo Jin von der University of North Korean Studies im südkoreanischen Seoul. Die Frequenz militärischer Aktivitäten werde zunehmen, Kim Yo Jongs Aussagen würden auch auf häufigere Raketentests hinweisen. Hong Min vom Korea Institute for National Unification (KINU) erwartet häufigere Tests von Langstreckenraketen im Pazifik. Bei vergangenen Raketentests zeigte sich Kim Jong Un mit seiner Tochter Kim Ju Ae, die als seine mögliche „Thronfolgerin“ gilt.
AP/Korea News Service
Kim Jong Un mit Tochter Kim Ju Ae auf einem Testgelände
International, aber speziell bei den Nachbarländern lassen die militärischen Aktivitäten Pjöngjangs die Alarmglocken läuten, Proteste beeindrucken das international weitgehend isolierte Regime aber nicht. Auch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte den ICBM-Test vom Wochenende und forderte Nordkorea auf, „unverzüglich von weiteren Provokationen abzusehen“.
Kims Devise: „Stärkste Atommacht der Welt“
Japan verlangte eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats. Ähnliche Worte kamen aus Südkorea. Das Kommando der US-Armee für den Indopazifik (INDOPACOM) sprach von einer „destabilisierenden Wirkung“ des nordkoreanischen Waffenprogramms generell. Im November hatte Machthaber Kim die Devise ausgegeben, das wirtschaftlich schwache und immer wieder mit Lebensmittelengpässen kämpfende Nordkorea zur „stärksten Atommacht der Welt“ zu machen.
20.02.2023, red, ORF.at/Agenturen
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Am Samstag hatten Südkorea und Japan den Test einer Rakete mit großer Reichweite bestätigt. Laut dem südkoreanischen Generalstab und Berichten der Nachrichtenagentur Yonhap handelte es sich dabei um eine ballistische Langstreckenrakete, die in der Nähe der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert worden und nach etwa 900 Kilometern im Pazifik niedergegangen war – laut Japan in Gewässern, die Tokio zu seiner exklusiven Wirtschaftszone zählt.
Raketen mit über 10.000 Kilometer Reichweite
Nordkorea sprach kurz danach von einer kurzfristig angesetzten Übung, bei der die Einsatzbereitschaft eigener Interkontinentalraketen (Intercontinental Ballistic Missile, ICBM) erfolgreich überprüft worden sei.
Langstreckenraketen könnten theoretisch US-Festland erreichen
Die Rakete des Typs Hwasongpho-15 hat eine Reichweite von deutlich über 10.000 Kilometern, könnte damit theoretisch das US-amerikanische Festland erreichen. ICBM sind das wichtigste Trägermittel für Atomwaffen. Tests sind Nordkorea laut UNO-Auflagen verboten, Pjöngjang hält sich allerdings nicht an dieses Verbot.
Keine 48 Stunden nach dem ICBM-Test schlugen am Montag zwei Kurzstreckenraketen erneut im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) ein. Laut Angaben aus Südkorea wurden sie im Gebiet Sukchon in der Provinz Südpyongan abgefeuert, die japanische Küstenwache gab Alarm. Südkorea sprach wie zuvor schon nach dem Test am Samstag von einer „schweren Provokation“.
Reaktion auf Manöver der USA und Südkoreas
Nordkorea gab kurz darauf eine Erklärung ab, in der es hieß, seine Streitkräfte hätten „zwei Schüsse mit 600-Millimeter-Mehrfachraketenwerfern“ auf Ziele 395 und 347 Kilometer entfernt im Meer abgefeuert. Die ballistischen Kurzstreckenraketen könnten taktische Nukleargefechtsköpfe tragen.
Beim jüngsten Test wurden am Montag ballistische Kurzstreckenraketen in das Japanische Meer abgefeuert
Pjöngjang erklärte weiter, die nordkoreanische Armee habe das Manöver am Montag als Reaktion auf gemeinsame Übungen von Südkorea und den USA ausgeführt. Nordkorea machte beide Länder laut der staatlichen Korean Central News Agency (KCNA) für die sich verschlechternde Sicherheitslage in der Region verantwortlich.
Kims Schwester erklärt Pazifik zu „Schießplatz“
Diesmal meldete sich auch die Schwester von Machthaber Kim Jong Un, Kim Yo Jong, in einer eigenen Presseaussendung, veröffentlicht von der KCNA, zu Wort. Sie warnte vor einer zunehmenden Präsenz der US-Streitkräfte in der Region und erklärte, es hänge von dieser ab, wie oft Nordkorea „den Pazifik als unseren Schießplatz“ („Feuerbereich“, „firing range“) nutzen werde. Kim Yo Jong ist Direktorin des Ministeriums für Propaganda und Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Arbeit Nordkoreas.
Kim Yo Jong, zuständig für die Propaganda ihres Bruders Kim Jong Un
Die USA und Südkorea halten gemeinsame Manöver ab, an denen am Sonntag auch ein strategischer US-Bomber beteiligt gewesen sein soll. Es soll dabei auch um die simulierte Reaktion auf einen nordkoreanischen Atomwaffeneinsatz gegangen sein. Pjöngjang hatte zuvor seinerseits erklärt, die Hwasong-15-Langstreckenrakete zeige die Fähigkeit zu einem „tödlichen atomaren Gegenangriff“. Im März halten die USA und Südkorea die jährlichen gemeinsamen Manöver „Freedom Shield“ ab.
Spannungen steuern auf neuen Höhepunkt zu
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel würden in den nächsten Monaten zunehmen und einen neuen Höhepunkt erreichen, so Yang Moo Jin von der University of North Korean Studies im südkoreanischen Seoul. Die Frequenz militärischer Aktivitäten werde zunehmen, Kim Yo Jongs Aussagen würden auch auf häufigere Raketentests hinweisen. Hong Min vom Korea Institute for National Unification (KINU) erwartet häufigere Tests von Langstreckenraketen im Pazifik. Bei vergangenen Raketentests zeigte sich Kim Jong Un mit seiner Tochter Kim Ju Ae, die als seine mögliche „Thronfolgerin“ gilt.
Kim Jong Un mit Tochter Kim Ju Ae auf einem Testgelände
International, aber speziell bei den Nachbarländern lassen die militärischen Aktivitäten Pjöngjangs die Alarmglocken läuten, Proteste beeindrucken das international weitgehend isolierte Regime aber nicht. Auch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte den ICBM-Test vom Wochenende und forderte Nordkorea auf, „unverzüglich von weiteren Provokationen abzusehen“.
Kims Devise: „Stärkste Atommacht der Welt“
Japan verlangte eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats. Ähnliche Worte kamen aus Südkorea. Das Kommando der US-Armee für den Indopazifik (INDOPACOM) sprach von einer „destabilisierenden Wirkung“ des nordkoreanischen Waffenprogramms generell. Im November hatte Machthaber Kim die Devise ausgegeben, das wirtschaftlich schwache und immer wieder mit Lebensmittelengpässen kämpfende Nordkorea zur „stärksten Atommacht der Welt“ zu machen.
20.02.2023, red, ORF.at/Agenturen
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