Kärnten: 80 Prozent der Bevölkerung in St. Jakob/Rosental sind 1938 einer „rassekundlichen Untersuchung“ unterzogen worden

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Menschenvermessungen der Nazis als Ausstellung
Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung in St. Jakob/Rosental sind 1938 einer „rassekundlichen Untersuchung“ unterzogen. Mit einer Ausstellung erinnert man an das dunkle Kapitel, als die slowenische Minderheit beseitigt werden sollte.
Die Fotos der damals untersuchten Menschen sind Teil eines Forschungsprojekts der Universität Wien. Kärntner Sloweninnen und Slowenen wurden im Sommer 1938 nach „rassekundlichen Kriterien“ vermessen, fotografiert und in Kategorien aufgeteilt. Historiker Werner Koroschitz sagte, 3.200 Menschen seien akribisch vermessen, fotografiert und mit Plus oder Minus versehen worden. Im Nazijargon bekamen Deutschstämmige ein Plus und Slowenischstämmige ein Minus. Der Plan sei gewesen, dass man nach dem Krieg „die slowenische Minderheit endgültig beseitigt.“


ORF
Pseudowissenschaftlich wurden Menschen vermessen

Die Ausstellung zeigt aber auch das Menschenbild der während des Nationalsozialismus in Kärnten tätigen Wissenschaftler wie Martin Wutte, Viktor Paschinger, Karl Starzacher, Rudolph Egger und Eberhard Kranzmayer. Zu sehen ist auch das Gasthaus, in dem die Vermessungen stattfanden. Die Wissenschaft sei der Politik gegenüber sehr willfährig gewesen, so Koroschitz.


ORF
Die Fotos der betroffenen Menschen

Zeitzeugen erzählen
Videos mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen entstanden eigens für dieses Projekt. Jahrzehntelanges Schweigen wurde endlich gebrochen, so Maria Perhaj, die sich erinnert: „Sie haben uns gequält, in der Schule durften wir kein Slowenisch reden.“ Die Fotos der Menschen haben überdauert, die dazugehörigen Namen nicht. Doch einige erkannte Familienmitglieder oder Verwandte auf den Fotos, so Historiker Koroschitz.

Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte
„Vermessungsamt“ schlägt die Brücke vom Rassismus der Vergangenheit in die Gegenwart, so Ajda Sticker vom slowenischen Kulturverein. Sie sagte, eine Freundin die aus Indien stammte, aber in Klagenfurt aufwuchs, habe ihr Sachen erzählt, die sich nicht glauben konnte. sie habe sich als Sechsjährige gewünscht, weiß zu sein, damit sie Gewalt wie Schläge nach dem Hort nicht ausgesetzt sein würde.

Für viele, die an der Ausstellung mitarbeiteten, ist es auch eine Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte, so Marjan Stikar: „Ich würde mir wünschen, dass Leute rausgehen, und es sitzen bleibt, dass wir alle gleich sind. Dass es keinen Unterschied macht, wenn jemand eine andere Hautfarbe oder Religion hat.“ „Vermessungsamt“ ist bis 10. Dezember im Kino Janach in St. Jakob im Rosental zu sehen.

Link:
Publiziert am 12.10.2018

ORF
In diesem Gasthaus fanden die Vermessungen statt


ORF
Augenformen und Augenfarben wurden verglichen


ORF
Schädel verschiedener Völker


ORF
Zum vermessen des Kopfes


ORF
Proben von Haarfarben


Menschenvermessungen der Nazis als Ausstellung
 
Oben