"Kammerminen-Sprengung" bei Dürnstein 1909

josef

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#1
"Kammerminen-Sprengung" bei Dürnstein 1909

Hatte wieder ein wenig Zeit zur weiteren Aufarbeitung/Archivierung der „Sommerfotos 2009“:

Nachstehend einige Bilder von Fotoreproduktionen aus dem im Sommer 2009, anlässlich „100 Jahre Wachaubahn“ im Bf. Stein-Mautern kurzzeitig aufgestellten Ausstellungswaggon zum Thema „Militär und Wachaubahn“

Zuerst einmal kurz zum Begriff „Wachaubahn“:
Dies ist die ortsübliche Bezeichnung des Teilstückes Krems-Emmersdorf der 1909 in Betrieb gegangenen „Donauuferbahn“ entlang des linken Donauufers zwischen Krems und Grein. Die beiden Donaustädte hatten schon Jahre vorher einen Bahnanschluss. Krems mit einer Flügelstrecke der „Kaiser Franz-Josefsbahn“ von Absdorf her bzw. eine Verbindung zur Westbahn über Herzogenburg nach St. Pölten. Grein wurde über die Strecke St. Valentin – Mauthausen – Perg erreicht. Die Bauarbeiten der Donauuferbahn zwischen Grein und Krems kamen durch den weitgehenden Verlauf als Hangtrasse über dem Donautal denen einer Gebirgsbahn nahe. Jede Menge Tunnels, Brücken, Viadukte, Stützmauern usw. waren zur Trassengestaltung erforderlich.

Im Bereich westlich von Dürnstein musste die Bahntrasse in steil aufragende Felswände gesprengt werden. Dazu war auch erforderlich, 65.000 m³ der oberen Felsformationen abzusprengen. Dies wurde am 4. Mai 1909 durch Sprengung von 3 „Kammerminen“ durch das „K.u.k. Pionierbataillon Nr. 5“ aus Krems erledigt. Es wurden in den Felsen 3 Stollen getrieben und an deren Ende Sprengkammern angelegt. Insgesamt wurden die 3 Kammern mit mehr als 3,5 t Dynamit gefüllt und die Zugangsstollen mit Sand, einer Mauer und mit Bruchsteinmaterial abgedämmt. Die Zündung erfolgte elektrisch… Diese Art des „Minensprengens“ wurde dann einige Jahre später in größeren Dimensionen im 1. WK an der Dolomitenfront angewandt!

Ich ersuche, die Qualität der nachfolgenden Bilder zu entschuldigen. Die Reproduktionen waren teilweise schon sehr unscharf, weiters waren die Fotos hinter Glas und teilweise genau im Lichteinfall durch die Waggonfenster positioniert…

1. Schnitt durch die abzusprengenden Felsformationen und Sprengkammern mit Zugangsstollen.
2. Draufsicht auf die 3 Sprengkammern.
3. Grundriss der 3 Sprengkammern mit vorgeplanter Sprengwirkung.
4. Sprengkammern 1 – 3, Draufsicht und Schnitt mit den Stapelort der Dynamitkisten.
5. Mundloch von 2 Zugangsstollen zu den Sprengkammern in der Felswand.
6. Erzherzog Franz Ferdinand mit Gefolge als Beobachter der Sprengung am 04.05.1909.
 

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josef

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#2
Sprengung Dürnstein 1909, Teil 2

Fortsetzung:

7. Zündung der Sprengung, Blickrichtung vom Ort Dürnstein Richtung W.
8. Sprengung.
9. Abgesprengtes Felsmaterial.
10. Sprengstelle von der Donauseite gesehen (Richtung N).
11. Sprengstelle von Westen her gesehen, Richtung Dürnstein.
12. Sprengstelle vom rechten Donauufer aus (im Vordergrund Rossatz).
 

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H

Harald 41

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#4
Hallo Josef;
Hätte zu dem letzten Bild eine Frage,der Steinbruch? ist nicht der den man sieht wenn man von Oberansdorf im Dukelsteiner Wald oberhalb der Roten Wand hinunter in Donautal sieht oder?
Darüber befindet sich glaube ich ein Gipfelkreuz und eine Holzbank,von da oben hat man eine super Aussicht.
Werde versuchen das Foto zu finden und es hier einzustellen.

LG Harry

PS: Du kennst Dich da sicher besser in der Gegen aus,als ich.:D
 
#5
Hy Harry

Die abgesprengte Stelle zeigt nicht den Steinbruch, das Bild ist direkt nach Dürnstein donauaufwärts.
Der Steinbruch den du meints befindet sich von Spitz donauabwärts.
unweit des Steinbruchs sieht man noch Reste einer Raffenerie (Ofen Nr?)

so long
Alex
 

josef

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#6
Hy Harry

Die abgesprengte Stelle zeigt nicht den Steinbruch, das Bild ist direkt nach Dürnstein donauaufwärts.
Der Steinbruch den du meints befindet sich von Spitz donauabwärts.
unweit des Steinbruchs sieht man noch Reste einer Raffenerie (Ofen Nr?)
so long
Alex
Die Sprengstelle von 1909 liegt ca. 200 m nach dem Westportal des Dürnsteiner Straßentunnels (Richtung Weißenkirchen). Dort kam es am 07.07.2009 zu einem großen Felssturz, in dessen Folge es zu einer kurzfristigen Sperre der B3 kam. Die Bahnstrecke war bis Dezember 2009 gesperrt! Siehe Felssturz westlich von Dürnstein

Der von Harry angesprochene Steinbruch liegt donauaufwärts von Spitz (vor Schwallenbach). Auch dort kam es vor einigen Jahren zu einen riesigen Felssturz. Durch die Sicherungsarbeiten (Schutzwall usw.) verschwanden die meisten Baureste der "Ofenanlage 15, 16" in Spitz:
1. Steinbruch Spitz vom rechten Donauufer aus gesehen.
2. Detail Felssturz
3. u. 4. Bau des Schutzwalles zwischen Bahn und Bruchwand, Reste der Ofenanlage
 

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josef

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#7
da muß es g'scheit g'staub haben... ob die Ruine auch in Mitleidenschaft gezogen wurde?
Die Ruine hat es unbeschadet überstanden, da ist noch ein Graben dazwischen. Nur die verbliebene Felswand wurde durch die Sprengung instabil und es kam immer wieder zu kleineren und größeren Felsstürzen. Der Letzte siehe Beitrag #6. Lt. Aussagen der Geologen haben sie damals angeblich mit der Dynamitmenge ein wenig übertrieben...? Die Pioniere wollten halt den als Zuseher anwesenden Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand einen ordentlichen "Bumser" vorführen :D:D:D

lg
josef
 
H

Harald 41

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#8
Hallo @little Big Boy,und Josef;

Ich habe gestern Abend nach kurzem suchen die Bilder auf einer CD gefunden,sind schon 5 Jahre alt.
Wusste damals nicht das darin eine Ofenanlage steht,fuhr zwar öfters vorbei,schenkte ihm aber nicht viel Bedeutung weiß auch nicht warum.
Im Anhang habe ich einige Bilder eingestellt,und siehe da die Ofenanlage ist auch drauf,von vis a vis(beim Gipfelkreuz) steht sie rechts vor dem Steinbruch hoffe ich habe mich nicht getäuscht habe sie markiert.
Da von oben so eine super Aussicht ist habe ich noch ein paar Bilder mehr eingestellt.

LG Harry
 

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josef

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#9
Steinbruch Spitz

@Harry :danke für die Fotos! Am 1. Bild hast Du einen Teil der damaligen Reste "erwischt".

Kann sein, dass ich die folgenden Bilder schon mal veröffentlicht habe...

2 Fotos aus 2005, vor Schutzwallbau:
1. Gebäuderuine
2. Tank, zwischenzeitlich durch Dammschüttung verschwunden

Die restlichen Bilder stammen aus 2008 - Dammbau...
3. Nochmals Gebäuderuine
4. Innenraum Gebäude
5. Reste ehem. Gleisanschluss von Wachaubahn
6. Dammbau zwischen Bahn und Steinbruch.
 

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Wolfo

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#10
Kammersprengungen kommen ursprünglich aus dem Steinbruchbereich.
Waren bis etwa 1920 eine durchaus angewandte Technik der Steingewinnung - man konnte mit einer Sprengung eine ganze "Scheibe" von der Bruchwand absprengen und erreichte gleichzeitig einen hohen Grad der Zertrümmerung, was sich auf die Gewinnung positiv auswirkt.
Allerdings ist man von dieser Sprengtechnik nach einigen schwere Unglücken (verständlich, wenn man die Mengen und den Zündaufwand betrachtet) abgekommen.

Glück Auf,
wolfo
 
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Harald 41

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#11
Hallo Josef;
Hatte die Aufnahmen damals nur wegen der schönen Aussicht gemacht,bin nur durch Zufall darauf gekommen als ich es hier im Forum gelesen hatte.
An das Foto von Dir mit den alten Reifen kann ich mich erinnern.
Die Aufschüttung kenne ich auch bin am Jahresende 2009 einmal vorbeigefahren und wollte mir das kurz ansehen war leider zu matschig und konnte nicht hineingehen leider.

LG Harry
 
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