Ludwig Weber (rechts) hat den Weberkeller wieder in Schuss gebracht. Bürgermeister Christian Krottendorfer (links) überzeugte sich schon vom neuen Glanz, den auch das von Webers Ur-Großvater Ludwig geschnitzte Selbstbildnis ausstrahlt.
Ein Blick in den Weberkeller mit seinen zahlreichen Kunstwerken
Christliche Motive wie die Grablege Christi sind ebenso im Weberkeller zu finden...
...wie Porträts von berühmten Persönlichkeiten wie dem ehemaligen Landwirtschaftskammer-Präsidenten Josef Strommer, „Bauernbefreier“ Hans Kudlich, oder den ehemaligen Landeshauptleuten Johann Steinböck und Leopold Figl.
Alle Fotos: Thomas Weikertschläger
Motive aus der Bibel oder der griechischen und römischen Mythologie, Porträts von Politikern, Feldherren, Wissenschaftlern und Künstlern, aber auch Bilder, die die „einfache“ bäuerliche Bevölkerung auf engstem Raum nebeneinander zeigen – das gibt es in dieser Form wohl nur im Weberkeller in Röschitz. Ludwig Weber hat in den vergangenen Wochen und Monaten die Röschitzer Sehenswürdigkeit wieder ordentlich in Schuss gebracht – und möchte im April wieder mit Führungen durch dieses „Panoptikum aus Löss und Lehm“ starten.
Was sagt er dazu?
Notwendig waren die Arbeiten deshalb geworden, weil das „Gewölbe“ dieses Kellers aus „lebender Natur“ besteht, wie Weber sagt. So hätten etwa Wurzeln der Pflanzen, die das etwa dreieinhalb Meter starke Erdreich über dem Keller durchdringen, an den Wänden gearbeitet. Und das musste daher auch Weber. Die Wurzeln wurden abgeflämmt, die Wände dann mit Kalk und Eisenoxid behandelt und noch „abgeschwefelt“.
Seine Entstehung verdankt der Keller der Familie Weber, die seit Generationen in Röschitz ansässig ist. Webers Urgroßvater Ludwig Weber – er wurde 1859 geboren, war nicht nur Gründer und Kommandant der Röschitzer Feuerwehr, sondern auch Ehrenbürger – verzierte erstmals 1920 mit seinem „Taschenfeitl“ die Lehmwände des über 200 Jahre alten Kellers.
Mozart, Figl, Franz-Josef und Jesus auf einem Fleck
Zunächst wollte Weber lediglich eine mit Ornamenten verzierte Nische für seine Kellerlaterne schaffen. Bis zu seinem Tod 1937 brachte er zahlreiche Kunstwerke am – zumindest künstlerisch – leicht zu bearbeitenden Lehm an. Gearbeitet wurde an Winterabenden, der Genuss des Rebensafts kam dabei sicherlich auch nicht zu kurz. So zeigt eines der Bilder die legendären „drei Röschitzer Herren“, die angeblich drei ganze Tage durchgehend in diesem Keller dem Weingenuss zugesprochen haben sollen. Gäste, die Weber sympathisch waren, fanden sich übrigens bei ihrem nächsten Besuch im Weberkeller schon selbst als Kunstwerke im Röschitzer Lehm verewigt.
Webers gleichnamiger Sohn Ludwig (1889-1968), ebenfalls Weinhauer, führte die Arbeiten seines Vaters dann nach dem Zweiten Weltkrieg fort. Er brachte in den Jahren 1953 bis 1958 einige vielleicht etwas weniger kunstvolle Arbeiten als sein Vater an den Kellerwänden an. Auch dessen Sohn – und diesmal kein Ludwig, sondern Erich Weber (1924 bis 1996) – setzte die Tradition dann fort, er kümmerte sich in erster Linie aber um die Erhaltung der Werke.
Zu sehen gibt es im Weberkeller zahlreiche religiöse Darstellungen, etwa „Das letzte Abendmahl“, ein Schöpfungsbericht, Christi Grablege oder Himmelfahrt sowie eine „Lebenspyramide“. Darüber hinaus finden sich hier Bildnisse mit Motiven aus der griechischen und römischen Mythologie, etwa die Laokoon-Gruppe. Skulpturen berühmter Persönlichkeiten der Weltgeschichte wie Kaiserin Maria Theresia, Kaiser Franz Josef, aber auch Feldherren wie Alexander der Große, der griechische Philosoph Diogenes, Bundes- und Landespolitiker wie Leopold Figl und Johann Steinböck, Bundeskanzler Julius Raab, die Kardinäle Franz König und Theodor Innitzer, oder Künstler wie Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Johannes Brahms oder Ludwig van Beethoven kann man hier ebenso finden.
Die Besichtigung dieser einzigartigen Weinviertler Sehenswürdigkeit ist witterungsunabhängig und inklusive einer Führung von April bis Oktober jeweils Dienstag bis Sonntag um 16.30 und 18.00 Uhr möglich, Gruppen gegen Voranmeldung unter 0660/1662796.