Knittelfeld forciert Geschichtsforschung über Gefangenenlager im 1. WK

josef

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Während des 1. Weltkrieges wurden in der Steiermark 3 große Kriegsgefangenenlager errichtet:

Lebring,
Feldbach und
Knittelfeld.

In Knittelfeld startet nun ein Projekt zur genaueren Erforschung dieses Lagers, aus dem in weiterer Folge ein neuer Stadtteil entstand. Dazu ein Bericht im ORF-Steiermark:


Ortsgeschichte-Projekt 28.03.2007

Knittelfeld erforscht Geschichte der "Neustadt"
In Knittelfeld startet am Donnerstag ein großes Projekt zur Ortsgeschichte: Erforscht wird die Geschichte der "Neustadt" - das ist ein im Ersten Weltkrieg angelegtes Kriegsgefangenenlager und heute ein normaler Wohnbezirk.

Als Kriegsgefangenenlager erbaut
Im Ersten Weltkrieg wurden in der Steiermark mehrere große Barackenlager für Kriegsgefangene errichtet, etwa in Felbach, Wagna bei Leibnitz und in Knittelfeld.

Barackenlager mit bis zu 30.000 Gefangenen
Das Knittelfelder Lager beherbergte bis zu 30.000 vorwiegend russische Kriegsgefangene und bestand aus 220 Gebäuden, vorwiegend Baracken, aber auch aus einem Schwimmbad, einer eigenen Wasserversorgung und zumindest einer Offiziersvilla. Heute ist diese Villa Wohnsitz eines Industrienmanagers.

"Das war eine Stadt in der Stadt"Gerhard Dienes vom Landesmuseum Joanneum:

"Das war eine Stadt vor der Stadt, größer als die Stadt Knittelfeld - nicht nur an Einwohnern. Eine autarke Stadt mit Wasserwerk, mit landwirtschaftlichen Betrieben, mit Fleischhauereien usw. und 1915 - mit dem Kriegseintritt Italiens - wurde Knittelfeld auch zum Militärspital."

Baracken nach dem Krieg nicht abgerissen
Was Knittelfeld von den anderen Lagern unterscheidet ist, dass diese Bauten nach dem Ersten Weltkrieg nicht abgerissen wurden und zu einem neuen Stadtteil von Knittelfeld - der Neustadt - wurden. Das Viertel entwickelte sich vom "Glasscherbenviertel" zum ganz normalen Wohnberzirk.

Auftakt mit Vorträgen und Lesungen
An dem Projekt wirken das Joanneum, die Universität Graz, die Urania, das Knittelfelder Stadtarchiv und das Büro der Erinnerungen mit.

Am Donnerstagabend findet im Knittelfelder Gemeinderatssaal eine Auftaktveranstaltung mit Vorträgen und Lesungen statt.


Quelle: http://steiermark.orf.at/stories/181887/
 
#2
Gefangenenlager in Knittelfeld

Es gab noch ein zweites Barackenlager in Knittelfeld. Dieses war bei der Eisenbahnbrücke der Südbahn, Kreuzung Roseggergasse, Bahnstraße. Heute steht dort das Raiffeisenlagerhaus. Dieses Barackenlager war dem der Neustadt sehr ähnlich, nur wesendlich kleiner. Beim Eingang in die Siedlung war eine Schlosserei mit einem sehr freundlichen Besitzer. Es dürften so an die 10 oder mehr Holzbaracken gewesen sein. Soweit ich mich an Erzählungen erinnern kann, wurde diese Siedlung im ersten Weltkrieg für die gefangenen Franzosen gebaut. Allerdings war diese Siedlung nicht so bekannt wie die Neustadt. Wann diese abgerissen wurde weiß ich leider nicht, aber sie dürfte nach 1965 noch gestanden sein.
 
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