Kommunikationseinrichtungen - "Kalter Krieg"

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u3vthg

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#1
Sgn

guru hat geschrieben:
Jede Bezirkshauptmannschaft und grössere Schulen haben Schutzkeller. Ausserdem einen Anschluss ans Staatsgrundnetz um ausfallsicher kommunizieren zu können. Monatlich gibt es einen Rundruf des Katastrophenschutzes auf Kurzwelle um die Einsatzfähigkeit der Funkstationen zu testen. Im Katastrophenfalll funktioniert sowieso weder Handy noch "normales" Festnetz (Überlastung, kein Strom usw.)
Da muss ich korrigieren. Seit Ende 2001 gibt es in Österreich das sagenumwobene und geheime 'STAATSGRUNDNETZ' nicht mehr.

Der Hauptgrund der Auflassung war die Technologie, die zwar auch einen Atomkrieg überstanden hätte (nur mit wem hätte man dann telefoniert) und
politische Überlegungen.

Betreiber war früher die staatliche Post und danach die teilstaatliche Telekom Austria, wobei die Bundesregierung den Betrieb bezahlt hat.
Mit der Diskussion um die Privatisierung wollte man den (politischen) Gegnern den Wind aus den Segel nehmen und hat den Vertrag Ende 2001 auslaufen lassen,andererseits hat die Telekom Austria auf eine technologische Änderung gedrängt, wobei man aber von der Regierung kein Geld locker machen wollte.

Zur Technik: Grundsätzlich war es ein analoges Kupferzweidrahtnetz, wobei in den Landeshauptstädten in den Verbundämtern die Handvermittlungen standen. Sollte in Krisenfällen das, damals noch mechanische Wählnetz ausfallen hätte man noch händisch alle wichtigsten Institutionen der Republik
miteinander handvermitteln können. Da die Apparate alle ZB waren (Zentralbatterie) kam die Speisung von den Akkus in den Wählämtern, die mindestens 24h-48h den Betrieb aufrecht erhalten hätten können.
Wer mal bei gewissen Einrichtungen der Republik war wird sich an die grünen Apparate ohne Wählscheibe erinnern können.

Da es keine elektronischen Einrichtungen gab sondern nur auf Übertrager-Relaisbasis war auch ein NEMP (Nuklearer Elektromagnetischer Impuls) wirkungslos.

Man hat den Apparat abgehoben, dann leuchtete an der Vermittlung eine Lampe, man äusserte den Sprechwunsch (jeder Anschluss hatte eine 4stellige Nummer) mit einem Codewort und wurde händisch weiterverbunden.

Mit der Auflassung der Kupfervierdrahtleitungen mit Röhrenverstärker im Fernverkehr (zwischen den Landeshauptstädten) wurde auch dieses System obsolet, weiters gab es ein simples betriebliches Problem. Da nirgends mehr die Wählämter besetzt waren, hätte man die Telekombediensteten im Krisenfall irgendwie benachrichtigen müssen, damit sie die Umschalter besetzen. Und wie hätte das gehen sollen, sie am Handy anrufen???

Da aber derzeit die Festnetz- und Handynetze sehr stabil sind (das Festnetz der Telekom in Österreich muss jetzt noch mindestens 24h mit Akkus funktionieren, die wichtigsten Vermittlungsstellen haben zusätzlich stationäre Notstromaggregate) war eine Erneuerung des SGN nicht mehr erforderlich, wichtige Anschlüsse können im Überlastfall priorisiert vermittelt werden.

Handynetz stimmt, nach ca, 20 Min ist Sendepause ohne Strom, wenn nicht schon vorher die Zellen überlastet sind.

Was aber noch in Betrieb ist ist der Bundeswarn-Alarmring (oder auch Ringleitung genannt) , der Bundes- und Landeswarnzentralen und sonstige Einrichtungen miteinander verbindet. Es hat keine Verbindung zum restlichen Festnetz, ist aber ein Wählnetz und ähnlich dem Staatsgrundnetz, wenn auch kleiner.
Da es (noch) in Betrieb ist möchte ich dazu nichts erzählen.

Im Anhang habt ihr noch einen alten Staatsgrundnetzapparat.
 

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#2
@u3vthg.....hmm da bin ich wohl nicht mehr am neuesten Stand :fragend
Dann gibs ja noch den Kurzwellenfunk, den hat ja nur das Aussenministerium und die Landesregierungen aber die Bezirkshauptmannschaften nicht wirklich.
Früher hatte auch die Gendarmerie KW-Funk (SEG-100).
Ob dieser neue digitale Behördenfunk auch krisensicher ist, wage ich zu bezweifeln. Aber es ist gut zu wissen das es trotz der Aufgabe des Grundnetzes doch noch ein Tel Netz gibt. Es ist nur die Frage was im Ernstfall sicherer ist, analoge oder digitale Netzwerke.

P.S. So ein grüner Apparat fehlt mir noch in meiner Telefonsammlung *g*

Gruß
Guru
 
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u3vthg

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#3
Telefonnetz

Man muss einmal die Dinge relativieren. Als man Anfang der 70er in OE das Telefonnetz automatisierte gab es Bedenken in Punkto Sicherheit. Das mechanische System 48 als auch noch heute das Digitale OES hat nur eine begrenzte Kapazität, man wollte aber die wichtigsten Institutionen sicher miteinander verbinden. Also hat man das primitive, aber nahezu 100% sichere SGN ins Leben gerufen.

Im Laufe der Zeit hat sich das System aber veraltert und die Ersatzteile wurden immer weniger, weiters läuft im Fernverkehr alles nur mehr über ATM-Digitalstrecken. Und wenn da wo ein Router sich aufhängt, geht gar nix mehr, beim SGN konnte man über Ausweichringe noch von Wien über Graz,Klagenfurt,Salzburg noch mit Linz telefonieren. Das konnte übrigens die BASA auch noch. (Telefonnetz der Bundesbahn).

Da aber das SGN noch nie gebraucht wurde und die Vermittlungsknoten nicht in Atombunkern waren hätte es bei einem Verteidigungsfall nur begrenzt Wirkung gehabt wenn die Wählämter im Nuklearkrieg verdampft wären,
somit war eine Erneuerung nur für zivile K-Fälle finanziell nicht drinnen.

Und für Zivilschutzzwecke genügt das derzeitige Festnetz, welches entsprechend vorbereitet ist, allemal. Für die interne Kommunikation hat das Innenministerium (Ringleitung) als auch das Bundesheer (IFMIN) nach wie vor ein eigenes Netz.

Es gab noch in den 70er und 80er Jahren ein 'Heeres-Grenzschutz-Netz',
wo an den Wählämtern eigene Anschlusskästen waren, wo das Militär sich an vorbereitete Leitungen ohne Postbeamten anschliessen konnte. Im Verteidigungsfall war somit rasch eine Drahtgebundene Kommuniktion zu den Einheiten möglich ohne auf einen lokalen Postler zu warten, der wahrscheinlich im Kriegsfall nicht gewusst hätte, wohin die Leitungen im Hauptverteiler rangiert sind;-) Auch dieses Netz verlor mit dem Ende des Eisernen Vorhangs seine Bedeutung und wurde mittlerweile wieder rückgebaut.

Das Festnetz hat den Vorteil, dass immer ein Leitungskanal von A nach B durchgeschaltet wird, der autonom den beiden gehört. Die Endgeräte bekommen die Speisung 'vom Amt', d.h: in der Wohnung muss kein Strom sein, trotzdem funktioniert die Verbindung. Auch ISDN hat eine Notspeisung.
Die Vermittlungsstellen haben alle (!!!) 60 V Akkus, die ganze Räume füllen
und diese mind. 24h versorgen, strategisch wichtige Ämter haben dazu noch Dieselaggregate, die dann weiterversorgen. Und wenn es ganz eng werden sollte, können Teilnehmergruppen deaktiviert werden, sodaß nur mehr Priorisierte über die dann ausreichend vorhandenen Leitungen telefonieren können.

Aber im Wandel der Zeit hat sich viel verändert, jede größere Firma hat schon eigene VPN, welche vom öffentlichen Netz unabhängig ist.

Wesentlich ist, dass 2 Dinge sichergestellt sind: Leitungskapazitäten und Stromversorgung.

VOIP stehe ich kritisch gegenüber denn wenn der Strom weg ist, geht das Gerät zu Haus auch nicht mehr.

Aber in der heutigen Zeit, wo Klingeltöne und Design von Handys Bedeutung haben werden Festnetzbesitzer belächelt.

Beim nächsten Blackout werde dann ich lachen, wenn die Nur-Handybesitzer vor den Telefonzellen Schlange stehen um über den altmodischen Kupferdraht aus Opas Zeiten zu telefonieren. So gesehen im Sommer 2003 in New York, wo es finster war und die YUPPIES ihre schicken Versace-Handys vor Wut auf die Straße warfen.

PS: Bin kein Telekom-Mitarbeiter, aber die Dinge sind halt so. Da diese Dinge bereits Geschichte sind kann man diese ja erzählen.
 
#4
u3vthg hat geschrieben:
Seit Ende 2001 gibt es in Österreich das sagenumwobene und geheime 'STAATSGRUNDNETZ' nicht mehr.
Sorry das ich den alten Beitrag aufwärme. Haben die "Kurbeltelefone" auch zum Staatsgrundnetz gehört? Ich kenn das noch aus den 90ern von Wien Richtung Salzburg. Das soll nämlich durch Kurbeln die Strecke hergestellt haben. Wurde auch ausprobiert, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß das nur über Zweidrahtleitungen ohne Verteileramt gegangen ist. Ist natürlich auch schon lange Geschichte.
 
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u3vthg

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#5
SGN Staatsgrundnetz

Ist gut möglich.
Das Staatsgrundnetz war im Prinzip eine handvermittelte Einrichtung, wo in den Landeshauptstädten in den Vermittlungsstellen der Post, zuletzt Telekom Austria die Handvermittlungen standen. Im Ortsnetz waren meistens die berühmten ZB (Zentralbatterie)-Apparate im Einsatz (Grün ohne Wählscheibe)
mit Fernspeisung vom Amt während einige Anschlüsse in der OB-Technik
(Ortsbatterie) funktionierten.
Im Fernverkehr waren sehr wohl akkugespeiste Verstärkerämter in Vierdrahtechnik im Einsatz. Mit dem Aufkommen von LWL, digitalen PCM-Richtfunk und ATM gab es schlicht und einfach im Fernverkehr keine 'analogen Leitungen' mehr, daher ist u.a. das SGN Ende 2001 gestorben.
Erst heuer wurde am Schillerplatz in Wien die alte Vermittlung und Einrichtung weggerissen.
Ich glaube, in der Schweiz gab es ein ähnliches 'Zivilschutznetz', was dort ebenfalls ausser Betrieb genommen wurde.

Was aber -noch-im Betrieb ist ist die Ringleitung des Innenministeriums, jedoch handelt es sich um ein TF-Wählsystem.
 
#6
u3vthg hat geschrieben:
Im Fernverkehr waren sehr wohl akkugespeiste Verstärkerämter in Vierdrahtechnik im Einsatz.
Ich meine wirklich einen Kurbelapparat, der angeblich nur durch das Kurbeln über eine Zweidrahtleitung von dem berühmten Objekt in Salzburg die Verbindung nach Wien hergestellt hat (Point-to-Point). Wir haben es ausprobiert. Ich kann mir nicht vorstellen, daß da noch viel Verteilerämter dazwischen waren.... Das Ding hat ein paar Sekundenbruchteile nach dem Kurbeln 200km weiter "geklingelt". Wurde mit dem normalen Festnetz akustisch parallel überprüft. Angeblich war das wirklich eine durchgehende Leitung.
 
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peanutflipper

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#7
Nur zur Sicherheit die Frage wie du dir das vorstellst: Ein Telefon pro Leitungsende und dazwischen nur eine Zweidrahtleitung und sonst nix, kein Verstärker, keine Energiequelle.
DAS kann nicht funktionieren. Selbst wenn in den beiden Telefonen ein Satz Batterien stecken würde, wäre alleine der Innenwiderstand der 200km Leitung so hoch, dass ein zu großer Teil der Energie darin "verschwindet" (eh schon wissen).
Meiner Meinung nach muss da zwangsläufig irgendeine Form von Verstärkung bzw Energiespeisung stattgefunden haben. Die schnelle Reaktionszeit ergab sich wohl dadurch, dass es schlicht eine extrem hoch priorisierte Leitung gewesen sein muss oder gar eine Leitung die komplett separat von anderen Leitungen in den Wählämtern durchgeschleift wurde.
 
#8
peanutflipper hat geschrieben:
Meiner Meinung nach muss da zwangsläufig irgendeine Form von Verstärkung bzw Energiespeisung stattgefunden haben. Die schnelle Reaktionszeit ergab sich wohl dadurch, dass es schlicht eine extrem hoch priorisierte Leitung gewesen sein muss oder gar eine Leitung die komplett separat von anderen Leitungen in den Wählämtern durchgeschleift wurde.
Batterien war keine drinnen, ich habe heute einen Crashkurs in Sachen Kurbeltelefone von versierten Kollegen erhalten. :)
Es war also wirklich eine Zweidrahtleitung von Telefon zu Telefon. Die Energiespeisung erfolgte aber über diverse Verteilerämter. Die Induktionsspannung (Kurbeln) sorgte dabei nur für das Klingeln bzw. zur Signalisierung. Das mit der hohen Priorisierung oder dem Durchschleifen kann mir ich bei dieser (schon lange abgebauten) Leitung schon vorstellen. Danke für die interessanten Antworten. Auch bei der Telefonie lernt man anscheinend nie aus, war aber auch nie mein Spezialgebiet.
 
#9
Also wenn ich mal den FF54 von der Bundeswehr hernehme:
Batterie 3V
Tiefbau bis ca.:25km
Hochbau: ca. 50km
und das Ganze natürlich nur unter günstigen Bedingungen,
unter Verwendung von einer Zweidrahtleitung.
Wenn eine Pupinleitung verwendet wird geht das ganze natürlich entsprechend weiter.
Die Rufentfernung ist so ungefähr doppelte Sprechentfernung...

korrigiert mich bitte falls etwas nicht stimmt.

hab mal Feldtelefone gesammelt (der SFT-800 fehlt mir aber noch :D )

Gruß
Guru
 
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peanutflipper

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#10
Der Vollständigkeit halber eine Erklärung zu den von guru angesprochenen Pupinleitungen - und weil man im Thread "Rundfunk-kalter Krieg" ebenso gerade darüber stolpert:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bespulte_Leitung

Es geht darum, die Dämpfung (=Widerstand) einer (langen) Leitung zu senken, sodass mit der selben Speiseenergie eine größere nutzbare Entfernung zum Empfänger erreicht werden kann. Dazu wird bzw wurde in regelmäßigen Abständen (im deutschen Telefonnetz etwa alle 1,7km) eine Induktivität (=Spule, siehe wikipedia-Skizze) eingebaut.
Dieses Verfahren wurde in den USA vom gebürtigen serbischen Physiker Mihajlo Pupin im Jahre 1894 entwickelt, AT&T kaufte ihm danach die Patente ab.

Interessanter Österreich-WK1-Bezug: (http://de.wikipedia.org/wiki/Mihajlo_Pupin)
1911 wurde er zum Konsul des Königreichs Serbien in den Vereinigten Staaten ernannt. In seiner Ansprache an den Kongress vom 8. Januar 1918 forderte Präsident Woodrow Wilson, angeregt durch Unterhaltungen mit Pupin, die Wiederherstellung von Serbien und Montenegro und Autonomie für die Völker der Österreich-Ungarischen Monarchie.


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@guru und andere die in diesem Bereich über Fachwissen verfügen:
Wie wird Hoch- und Tiefbau im militärischen Kommunikationswesen definiert?
Beim österreichischen Bundesheer sah ich mal gebrauchte Kabeln, kunststoffisolierte 1qmm Stahl-Litzenleitungen, die mir als Zweidraht-Kommunikationsleitungen "verkauft" wurden. Im Sinne von, diese Einzeldrähte werden paarweise in der Landschaft verlegt, nicht sonderlich eingegraben besonders wenns schnell gehen soll, und aufgrund der Stahllitzen sollten sie Panzerketten-sicher sein.
Falls das stimmt, frage ich mich nun, worin "einfach in die Landschaft legen" einzuordnen ist weil Tiefbau bedeutet wahrscheinlich eine "fertige" Zweidrahtleitung die tatsächlich in der Erde vergraben wird.

Wie sehen im Militärbereich die für den Aussenbereich tauglichen Pupinspulen aus? Eine mehr oder weniger umfangreiche Konstruktion die einem kleinen Trafo gleicht wird hier wahrscheinlich nicht besonders praktikabel sein.

Abschliessend stellt sich die Frage an die Wissenden, ob heutzutage überhaupt noch im Falle eines militärischen Einsatzes eine Metall(*)-drahtgebundene Kommunikation zum Einsatz kommen würde oder ob im Feld grundsätzlich jede Verbindung drahtlos (per Funk oder Laser) erfolgt.
(*) Anmerkung: Betonung auf Metall weil mir durchaus die Glasfaser-"draht"gebundenen Systeme bewußt sind, diese bieten ja den Vorteil des im Vergleich zu Funk weit höheren Datendurchsatz der nicht abhörbar und nicht zu orten ist.
 
#11
Betonung auf Metall weil mir durchaus die Glasfaser-"draht"gebundenen Systeme bewußt sind, diese bieten ja den Vorteil des im Vergleich zu Funk weit höheren Datendurchsatz der nicht abhörbar und nicht zu orten ist.
Glasfaserkabel sind sehr wohl abhörbar. Dazu muß die Faser nur gebogen werden. An der Biegung tritt ein Teil des Licht aus und kann dadurch abgehört werden.
Weiters können sie und weitere nicht metallische Objekte auch geortet werden. Und zwar über Wärmebilder. Zumindest wenn sie an der Oberfläche verlegt sind.

lg

Cerberus9
 
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peanutflipper

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#13
Aha, Danke, hab ich so nicht gewusst.
Das Abhören alleine bringt aber eher nichts für Echtzeitinformationen wenn ein starkes Verschlüsselungssystem auf den optischen Stream angewendet wird.
Und nachdem ich mich auf den Einsatz im Feld - im Gegensatz zu einer stationären Anlage - bezogen habe, bietet es wohl keinen militärischen Nutzen wenn zum Dekodieren ein Grossrechner nötig ist, der Tage an der Entschlüsselung des Befehls "Angriff um 1500" rechnet ...
Besonders wenn dieser um 1430 gegeben wird :)

Wisst ihr vielleicht auch Antworten auf meine übrigen Fragen?
 

Varga

Mann aus den Bergen
Mitarbeiter
#15
peanutflipper hat geschrieben:
Wie wird Hoch- und Tiefbau im militärischen Kommunikationswesen definiert? .....................................
Im Sinne von, diese Einzeldrähte werden paarweise in der Landschaft verlegt, nicht sonderlich eingegraben besonders wenns schnell gehen soll, und aufgrund der Stahllitzen sollten sie Panzerketten-sicher sein.
Als Beilage findest du einen OCR-Scan von einem schweiz. Reglement über den Truppenleitungsbau bei uns. (Eventuelle Fehler stammen vo meinem OCR-Programm) ;)
 

Varga

Mann aus den Bergen
Mitarbeiter
#16
peanutflipper hat geschrieben:
Wie wird Hoch- und Tiefbau im militärischen Kommunikationswesen definiert? .....................................
Im Sinne von, diese Einzeldrähte werden paarweise in der Landschaft verlegt, nicht sonderlich eingegraben besonders wenns schnell gehen soll, und aufgrund der Stahllitzen sollten sie Panzerketten-sicher sein.
Als Beilage findest du einen OCR-Scan von einem schweiz. Reglement über den Truppenleitungsbau bei uns. (Eventuelle Fehler stammen vo meinem OCR-Programm) ;)
Drahtleitungen werden immer noch gebraucht, wenn auch in einem viel geringeren Umfang als früher. Einzelne Tel.-Stationen, auch wenn sie digital funktionieren, müssen an einen Verteiler angeschlossen werden.

Gruss
Varga
 

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Varga

Mann aus den Bergen
Mitarbeiter
#17
Wie sehen im Militärbereich die für den Aussenbereich tauglichen Pupinspulen aus? Eine mehr oder weniger umfangreiche Konstruktion die einem kleinen Trafo gleicht wird hier wahrscheinlich nicht besonders praktikabel sein.
Bei der Pupinisierung von Feldleitungen sind je nach Leitungstyp 40-90km möglich. Mehrkanalgeräte funktionieren in der Regel nicht über pupinisierte Leitungen.

Gruss
Varga
 

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#18
@Varga
Darum habe ich auch geschrieben die Faser muß gebogen werden. Vom Kabelbiegen hatte ich nichts erwähnt.

@peanutflipper

Du hast schon recht. Nur gibt es auch Glasfaserfeldkabel. Diese werden für gewöhnlich über "die Wiese und von Ast zu Ast" verlegt. Ich glaube nicht das die Nachrichten über diese Leitung kompliziert verschlüsselt werden.



lg

Cerberus9
 

Varga

Mann aus den Bergen
Mitarbeiter
#19
Hallo

Hier kann ich nur beschreiben wie Übermittlung in der Schweiz gehandhabt wird. Generell wird was im IMFS (Integriertes Militärisches Fernmeldesystem) übermittelt wird verschlüsselt. Ist ein Glasfaserkabel im Spiel, dann sowieso. Das geht soweit, dass wichtige Einzelteilnehmer mit FAX oder Telephon, die mit einem altertümlichen Feldkabel verbunden sind, ein Verschlüsselungsgerät erhalten können.
Mit IMFS ist es zum Beispiel möglich, dass ich vom Bodensee aus, mit einem Funkgerät, mit einem Teilnehmer am Genfersee, der an einem Telefon sitzt, egal ob analog oder digital, sprechen kann. Natürlich sind auch andere Übertragungsarten möglich.
http://www.ascom.com/secsol/de/markets_ss/verteidigung_ss/imfs_ss
http://www.sfwvssga.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=37&Itemid=8 oder nach IMFS googeln.

Gruss
Varga
 
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peanutflipper

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#20
@Varga: Du hast dir wirklich viel Arbeit gemacht, herzlichen Dank dafür!

Jetzt hat das "einfach in die Landschaft legen" auch einen Namen, weder Hoch- noch Tiefbau, sondern Fußbau bzw wenn die Kabelrolle von einem Fahrzeug abgerollt wird, motorisierter Bau.

Interessant auch das Detail zur maximalen Spannweite im Hochbau, zumindest des angegebenen Kabeltyps "Feldkabel F2-E" von sage und schreibe 100 METER !!!
Anhand von Erfahrungswerten mit anderen (zivilen!) Kabeltypen und besonders wenn man sich diese Entfernung mal in der Praxis vor Augen führt, beeindruckt dies noch mehr.
Ein per Google gefundenes schweizerisches Material-Listen-PDF beschreibt das F2-E mit Durchmesser 1.8mm, leider steht nicht dabei ob es sich um den Adern- oder den Gesamtdurchmesser handelt.
Das erwähnte und anscheinend vergleichbare, österreichische Bundesheerkabel hat etwa 2mm Aussen- bei etwa 1mm Innendurchmesser, ist extrem widerspenstig einer jeden Biegung gegenüber und scheint auf sehr geringes Gewicht optimiert zu sein.

Die weiteren Dokumente bezüglich Pupinspulen zeigen einen doch recht grossen und schweren "Metallblock", damit hab ich nicht gerechnet weil ja eher unhandlich bei der "Logistik" am Feld.
Andererseits aber wieder verständlich denn in dieser Bauform ist das Ding wohl nicht umzubringen, die angebrachten Bügel werden ja auch gleich zur umfangreicheren Zugentlastung eingesetzt.
In diesem Sinne fällt mir nun wieder ein, wie uns mal ein Vizeleutnant gezeigt hat, wie diese Militärkabeln am Feld gestückelt werden. Mir fielen da ein wenig die Augen aus dem Kopf aufgrund der "russischen" Vorgehensweise. Er isolierte beide Enden des widerspenstigen Kabels grosszügigst ab, machte einen Art Fischerknoten (die Form weiss ich leider nicht mehr), zog den Knoten so fest zusammen dass jedes andere Kabel schon längst gerissen wäre, schmiss diese haarige Flickstelle (weil die weit überstehenden Enden wurden natürlich nicht abgezwickt) unisoliert auf den Boden und meinte abschliessend noch, das sei jetzt "so gut wie neu".

Von meiner einschlägigen Ausbildung gewohnt auf äusserste elektrotechnische Ordentlichkeit zu achten, musste ich mich erst mal setzen um DAS zu verarbeiten ;-)
Da wärs jetzt ganz interessant zu wissen, wie die Militärs eine gerissene Glasfaserleitung FELDMÄSSIG spleissen, das müsste ähnlich abenteuerlich sein!
 
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