Ennsmuseum Weyer - Kriegsmüll aus der Enns

josef

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#1
Auf der Rückfahrt von meiner „Ennstaltour“ vor 2 Wochen besichtigte ich noch das „Enns-Museum“ in der Flößertaverne in Weyer-Kastenreith. Neben den sehenswerten Exponaten im Zusammenhang mit dem Enns-Fluss gibt es im Kellergewölbe der alten Taverne einen Ausstellungsraum mit der Bezeichnung „Schatzkammer Enns“. Dort werden die verschiedensten Waffen und Ausrüstungsgegenstände gezeigt, die von Angehörigen der Deutschen Wehrmacht zu Kriegsende im Fluss „entsorgt“ wurden und in den letzten Jahren geborgen werden konnten.

In den letzten Kriegstagen, zu Kriegsende und in manchen Abschnitten auch noch während der folgenden Besatzungszeit verlief entlang der Enns die wichtigste Schnittstelle auf österreichischem Boden zwischen den Westalliierten und der Roten Armee. Bereits am 6. u. 7. Mai 1945 erreichten die von Westen kommenden US-Truppen die schon mit den Sowjets vereinbarte Zonengrenze entlang der Enns. Von der Enns ostwärts bis knapp westlich St. Pölten erstreckte sich der noch von den Deutschen gehaltene Restkorridor in Mitteleuropa. Dieser schmale Streifen des „Restreiches“ erstreckte sich vom Raum Dresden – über Prag – Waldviertel – den vorhin genannten Bereich westlich St. Pölten – quer über die Alpen über Teile von der Steiermark, Kärnten, kleine Teile von Slowenien sowie inneralpine Flächen von Salzburg. (=> siehe dazu auch nachstehende Karte).

Am 6. Mai 45 handelte der Befehlshaber der Heeresgruppe Ostmark, Generaloberst Rendulic in Waidhofen an der Ybbs mit Vertretern der US-Streitkräfte einen mehr oder weniger einseitigen Waffenstillstand mit den US-Truppen ab 7.5.45, 09.00h aus, während das „offizielle Kriegsende“ (Kapitulation) ja erst mit 9. Mai 1945, 00.01h begann! Dabei wurde den Deutschen zugesichert, dass die Enns – Grenze zu den Sowjets erst mit Datum/Uhrzeit der Gesamtkapitulation dicht gemacht werde! Dies bewirkte eine massive Rückzugs- und Absetzbewegung der deutschen Verbände von der jetzt im „Reichsgebiet“ verlaufenden „Ostfront“ Richtung Westen, um zeitgerecht über die Enns zu kommen und somit der russischen Gefangenschaft zu entkommen… Zehntausende Soldaten aller Dienstgrade und Waffengattungen strömten nach Westen hinter die US-Linien und sehr viele entledigten sich der nicht mehr gebrauchten Waffen und Ausrüstungsgegenstände in der Enns…
Die Russen stießen erst am 8. Mai 45 Richtung Enns – Linie nach, wobei deutsche Nachhuten noch hinhaltenden Wiederstand leisteten und so vielen Kameraden das Erreichen der US – Linien ermöglichten. Details zum Waffenstillstand bzw. zum ominösen Bombenangriff der Russen auf Amstetten am 8.5.45, wo sich am Hauptplatz gerade eine US-Patrouille mit deutschen Truppen traf, sind im Buch von @Markus http://www.geheimprojekte.at/t_buch.html nachzulesen.

Bilder:

1. Kartenskizze mit „Restbestand“ des Deutschen Reiches in Mitteleuropa am Tagesbeginn des 8. Mai 1945. Richtung Enns-Fluss die Bewegungslinien 3. US-Army. Vom Osten her rückten die Sowjets erst im Laufe des Tages weiter nach Westen vor. Basis für Skizze ist Ausschnitt aus Karte „Was die US Army in der Alpenfestung wirklich suchte“ von Markus Schmitzberger.

2. Kartenskizze mit vorläufigem Stand des Verlaufes der Demarkationslinie zum 15. Mai 1945 (endgültige Festlegung gab es erst 3 Monate nach Kriegsende). Basis für Skizze ist Ausschnitt aus Karte „Der Krieg in Österreich 1945“ von M.Rauchensteiner.

3. Bildtafel aus Ennsmuseum Weyer.

4. Foto aus Ennsmuseum Weyer, Kriegsmüll in einem Seitengraben des Ennstales nach Ende des Wahnsinns…

5. Foto aus Ennsmuseum Weyer, Rückzug deutscher Truppen durch das Ortsgebiet von Weyer.

6. Foto aus Ennsmuseum Weyer, wie vorhin.
 

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josef

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#2
Weyer - Ennsmuseum

1. Hinweis im Ennsmuseum zum Abschnitt „Schatzkammer Enns“. Die Fundgegenstände werden nicht restauriert, sondern nur konserviert…
2. Übersicht des Ausstellungsraumes „Schatzkammer Enns“.
3. – 6. Ausrüstungs- und Waffenfunde aus dem Fluss…
 

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josef

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#3
Weyer - Ennsmuseum, Fortsetzung - Großgerät

1. Bildtafel zu Tauchsportverein „Eisenwurzen“ mit Hinweisen über Bergung von Großgerät.
2. Bild eines ausgestellten Zeitungsartikels über die Bergung einer Zugmaschine 1991. Bitte um Entschuldigung für die schlechte Bildqualität nachfolgender Aufnahmen (Spiegelung, teilweise Verdeckt usw. aus Vitrine…)
3. Bergungsfoto aus 1991.
4. Zeitungsartikel über Bergung Sturmpanzer „Bison“ 1999.
5. Bergungsfoto aus 1999.
6. Ausgestelltes Modell der Selbstfahrlafette…
 

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josef

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#4
Weyer - Ennsmuseum, Fortsetzung - Freigelände

1. 2006 wurden die Reste eines LKW’s „Opel – Blitz“ aus den Fluten der Enns geborgen. Die Reste sind unter einem Flugdach im Freigelände ausgestellt.
2. Wandtafel zu „Opel – Blitz“ LKW.
3. - 6. Details der Überreste…
 

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josef

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#8
Die wunderschöne Landschaft des Ennstales im Bereich der Bundesländer Nieder- und Oberösterreich sowie der Steiermark wurde in den letzten 70 Jahren durch die Errichtung von Kraftwerksbauten und der damit verbundenen Umlegung/Neutrassierung von Verkehrswegen, massiv umgestaltet! Dies wird auch im Ennsmuseum Weyer sowie im Forstmuseum Großreifling besonders im Bereich der früheren Flößerei sehr gut dokumentiert. So wurde bereits in der Donaumonarchie ein Großteil des in riesigen Mengen für den Ausbau der Metropolen Wien und Budapest benötigten Bauholzes am Wasserwege mit Flößen angeliefert. Über die Gebirgsflüsse, wie auch der Enns, gelangten kleinere Stammholzflöße zur Donau. Dort wurden die Stämme zu größeren Floßeinheiten zusammengestellt und die Strömung brachte sie donauabwärts zu den Verbrauchern…

Mit Beginn der Errichtung der Kraftwerkskette an der unteren Enns zu Kriegsbeginn zwecks Energieversorgung der Rüstungswerke in Linz, Steyr, St.Valentin usw. => http://www.geheimprojekte.at/t_ennsk.html konnte die Enns nur mehr bis in den Raum Weyer zur Flößerei genutzt werden. Dazu wurde knapp unterhalb von Weyer-Kastenreith, bei Küpfern, ein Schrägaufzug für Holzstämme gebaut. Damit wurden die Stämme der am Ufer angelandeten Flöße auf des höher gelegene Niveau der Bahn befördert und dort auf Eisenbahnwagen zum Weitertransport verladen. Beim Bau dieser Anlage wurden neben Kriegsgefangenen auch KZ-Häftlinge (Unterkommando des KZ-Großraming) eingesetzt. => http://www.geheimprojekte.at/kz_dippoldsau.html
Durch die Errichtung weiterer Kraftwerke im Mittel- und Oberlauf der Enns wurde die Flößerei in der Nachkriegszeit eingestellt.

1. - 3. Fotos über die Flößerei aus dem Ennsmuseum u. Forstmuseum.
4. Stammholzaufzug in Küpfern, Bild aus dem Forstmuseum Großreifling.
5. Ennskraftwerk Reichraming, Foto aus Ennsmuseum.
6. Kraftwerk Weyer knapp oberhalb des Museums.
 

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Harald 41

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#10
HalloJosef;

Danke für die Bilder:danke,ist eine tolle Gegend war vor vier Jahren dort im Urlaub (In Frauenstein bei Molln),leider kannte ich das Forum damals noch nicht,und wusste nicht das in den Flüssen noch so viele Objekte versteckt sind.

LG Harry

PS:Habe noch etwas Historisches auf einer CD gefunden,werde in kürze die Bilder einstellen .
 
W

wois92

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#13
Danke für diese eindrucksvollen Bilder! :danke
Harry wie hast du das Bild mit der Schnellstraße von unten fotografiert? Gibst da einen weg oder wie?

lg wois92
 
H

Harald 41

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#14
Hallo Wois92,

Da gibt es links neben der Strasse(von Molln kommend) unterhalb einen kleinen Taleinschnitt, da gibt es ein Platou neben der Strasse vo dem man hinunter gehen kann.

LG Harry

PS: Wenn Du in GE Frauenstein eingibst und dann einige Km hinauf Richtung Molln fährst,kannst Du einige impossannte Bilder sehen vom Steyrduchbruch.
 
E

Engelbert

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#15
Zeitreise im Ennstal

Eine Zeitreise in das schöne Ennstal . Wo der Krieg 1945 zu Ende ging.
Anbei einige Fotos von Relikten aus dieser Zeit!
Neben der Straße in und bei Flößermuseum in Weyr Fotografiert.
 

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Walter Ernhard

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#19
Danke für die interessanten Beiträge! Müsste die 1. SS-Pz.Div. gewesen sein, die da mit Teilen über Weyer zurückzog - kam aus dem Raum Scheibbs-Puchenstuben.
Kannste Deine Theorie irgendwie weiter manifestieren?
Im Netz finde ich zur 1. SS-Panzer nur den Hinweis:
:lesen:"... kapitulierte anfang Mai in Scheibbs".
Würde Deine Theorie gar mit einschließen, dass die LSAH oder zumindest Teile davon im Mai bis nach Oberösterreich gekommen sind?
 
F

Florian

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#20
Hallo Walter Ernhard

Die Leibstandarte hat tasächlich im Mai 45 in Oberösterreich kapituliert.
Nach dem sich die LAH von Ungarn über Wr. Neustadt, Felixdorf, durchs Traisental zurückkegkämpft hatte, bezogen sie unter anderem im Raum Kleinzell ihre letzte Stellung.
Hier angekommen, beschränkte sich der Krieg in den letzten beiden Wochen nur mehr auf Spähtrupptätigkeiten und einzelne Feuergefechte.
Am 8.Mai.45 fand der Rückzug von Teilen über Scheibbs statt, überschritt dann die Enns bei Steyr, und bewegte sich weiter südlich nach Windisch-Garsten, wo die LAH dann in amerikanische Kriegsgefangenschaft ging.

(Quelle: "Zwölf jahre 1 Kompanie LAH"
"Leibstandarte im Bild"
"Drama zwischen Budapest und Wien" )
 
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