Lithographie- und Druckwerkstätte mit 100 Jahre alten Druckerpressen

josef

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100 Jahre alte Druckerpressen im Einsatz
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Der Klagenfurter Künstler Meinhard Taumberger betreibt seit ein paar Jahren auch eine kleine Lithographie- und Druckwerkstätte. Dort entstehen graphische Arbeiten mit der Technik von anno dazumal, mit zwei mehr als hundert Jahre alten, nach wie vor voll funktionsfähigen Druckerpressen.
Online seit heute, 9.17 Uhr
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Seit Taumberger in Pension ist, wurde seine Werkstatt in Klagenfurt sein mit Abstand liebster Aufenthaltsort: „Seit meinem 20. Lebensjahr verfolgt mich die Kunst. Ich habe natürlich sehr viele Sachen ausprobiert und bin immer neugierig, etwas Neues auszuprobieren.“ Vor gut 30 Jahren erlernte er alles, was zur Technik gehört, die als Vorläufer des heutigen Offset-Drucks bekannt ist. Sein Nachbar, der selbst Künstler war, brachte ihm die komplexten Arbeitsschritte bei.

Jahrelanges Lernen für Lithografien
„Es ist sehr schwierig. Die Lithografie zu beherrschen – das braucht Jahre und 66 wie man sagt beim Schnapsen. Es ist einfach schwer. Es sind so viele Arbeitsgänge. Wenn man einen Arbeitsgang nicht richtig macht dann kommt nichts heraus. Dann ist alles für die Katze sozusagen.“

Wiederaufbau ohne Pläne
Nach dem Tod seines Lehrmeisters erwarb er zwei seiner Pressen und hütet sie seither wie einen Schatz: „Der Transport dieser Maschine war nicht so einfach, weil das volles Gusseisen ist. Diese Maschine zu zerlegen und wieder zusammenzubauen war eine Mordsarbeit. Wir fotografierten alles ab, markierten Details und schrieben alles auf, bevor wir alles wieder zusammenbauten. Wie man sieht, sie funktioniert.“

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Arbeitsplatte wird per Walze mit Farbe bestrichen

„Geräusch ist wie Musik“
Zunächst muss die Arbeitsplatte mit wasserlöslicher Farbe bestrichen werden, sagte Taumberger: „Mit der Gummiwalze fahre ich dann so oft drüber, damit das komplett satt ist und die ganze Fläche mit der selben Masse oder Farbe vollfächig bedeckt ist.“

Das Geräusch, das die Walze macht, ist wie Musik in den Ohren des Künstlers: „Ich bin meistens alleine im Atelier – das ist eigentlich meine Unterhaltung.“

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Blätter für Lithografie werden mit Wasser benetzt

Papier wird vor Druck mit Wasser befeuchtet
Gut Ding braucht Weile bzw. die passenden Arbeitsutensilien, sonst streiken seine „alten Damen“, wie sie Taumberger liebevoll nennt: „Für diese Druckplatten braucht man ein spezielles Papier mit einer gewissen Stärke von 200 oder 300 Gramm. Es muss eine gewisse Feuchte haben. Das macht man einfach mit einem Schwamm nass und dann kann man es schön abdrucken und man bekommt die ganze Struktur heraus und gleichzeitig auch schon eine Art Prägung“, sagt der Künstler, der diese Technik auch für viele seiner eigenen Werke anwendet.

Nur Kalk-Schiefer-Stein für Lithografien brauchbar
Mit einer Druckerpresse aus dem 19. Jahrhundert werden Lithographien gemacht. Die ersten dieser Art kamen um 1845 für Stein- oder Flachdrucke bzw. chemische Drucke zum Einsatz, erzählt Taumberger: „Der Erfinder der Litographie war ein gewisser Senefelder. Das war ein Musiker und um die Notenblätter zu vervielfältigen ist er zufällig drauf gekommen. Dieser Litho-Stein kommt aus Solnhofen in Bayern. Das ist eigentlich der ganze Ort auf der ganzen Welt, wo man den kriegt. Das ist ein Kalk-Schiefer-Stein. Der hat die Eigenschaft, Wasser aufzunehmen und Fett abzustoßen.“

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Vorläufer von Offset-Druck
Der Stein wird mit einer Fettkreide oder mit Tusche bezeichnet. „Dort, wo das Fett ist, wird die Farbe angenommen und dort, wo nichts bezeichnet ist, das ist mit Wasser benetzt und dort bleibt die Farbe nicht drauf“, erklärt der Künstler. Die Farbe bleibt nur am Stein haften, wenn dieser richtig präpariert wurde: „Jeder Handabzug ist ein Original. Die Lithografie ist eigentlich ein Vorläufer des modernen Offset-Druckes“, sagte Taumberger.

„Es ist natürlich alles spiegelverkehrt. Man kann immer nur eine Farbe drucken. Wenn man mehrere Farben hat braucht man natürlich mehrere Steine. Dann muss man genau einpassen das Blatt mit Passern, also Passpunkten und dann kriegt man mehrere Farben auf ein Blatt hinauf.“

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Litho-Stein

Reinigung hat meditative Wirkung auf Künstler
Danach heißt es für den Künstler gründlich putzen, was auf ihn aber auch eine gewisse meditative und entspannende Wirkung hat: „Wenn man den Stein von der Zeichnung befreit muss man ihn schleifen. Und zwar funktioniert das so, dass man mit einem zweiten Stein, der ein bisschen kleiner ist, wiederum Wasser hinauf gibt, Schleifgranulat und mit dem zweiten Stein verkehrt – wieder auf der glatten Fläche – in einer Achter-Form so lange schleift, bis alles weg ist. Das dauert circa fünf bis zehn Minuten, bis man die Zeichnung vom Stein entfernt hat. Der Stein ist dann wieder für die nächste Zeichnung bereit. Man kann wieder darauf zeichnen und das nächste Bild machen.“

Interessierten gibt Taumberger gerne sein Wissen weiter und stellt seine alten Pressen auch für Druckaufträge zur Verfügung.
18.09.2021, red, kaernten.ORF.at
100 Jahre alte Druckerpressen im Einsatz
 
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