Loiblpass-Straße zwischen Kärnten und Slowenien wurde Kulturdenkmal

josef

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#1
Loibl: Kulturdenkmal mit dunkler Geschichte

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Die Loiblpassstraße ist eine der schönsten Passstraßen Europas. Einst war sie die schnellste Verbindung über die Karawanken. Doch die Straße, die zum Kulturdenkmal ernannt wurde, hat auch ein dunkles Kapitel: Der Loibltunnel wurde von Kriegsgefangenen erbaut, von denen viele beim Bau starben.
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Die Geschichte der Loiblpassstraße (B91) reicht viele Jahrhunderte zurück. Auch, wenn die Karawanken ob ihrer Größe und Beschaffenheit immer schwer zu überwinden waren, so Kärnten Guide Astrid Legner: „Der Loibl war schon in der Römerzeit eine Verbindung, die genutzt wurde, um Emona (Ljubljana) mit Virunum in Kärnten zu verbinden.“

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Gasthof zum Deutschen Peter

Römische Altäre in Kirchen
Zwei römische Altäre auf Kärntner Seite zeugen heute noch davon, dass die Römer diesen Weg in den Süden wählten: „Einer der Altarblöcke ist in der Kirche von Unterloibl eingemauert, der andere steht in einer Kapelle unterhalb der St. Leonhard Kirche, der Loiblkirche, kurz vor dem Passübergang.“
Im Mittelalter erlebte die Loiblpassstraße mit der Errichtung Klagenfurts als wichtige Handelsroute eine weitere Aufwertung: „Das war ein Ausbau, der stattlich war. Sogar sechsspännige Wagen konnten drüberfahren.“ Es wurden zwei Mautstellen errichtet – in Unterloibl und am Kleinen Loibl.

Erster Tunnel im 16. Jahrhundert
Allerdings die Route war damals etwas anders als heute. Laut Legner vor allem beim kleinen Loibl entlang der Tscheppaschlucht. Die alten Strecken gingen über das Bodental. Im 16. Jahrhundert baute man eine Abkürzung." Diese führte über eine steile S-Kurve über die Teufelsbrücke am Deutschen Peter vorbei. Auch einen Tunnel gab es im 16. Jahrhundert schon: „Auf 1.360 Meter Seehöhe, wo heute der alte Übergang ist, haute man einen ersten 150 Meter langen Tunnel mit drei Meter Durchmesser.“


Ljuba brank GFDL Loiblpass – Wikipedia
Der heutige Tunnel

Sprengung aus Sicherheitsgründen
Im Jahre 1728 kündigt Kaiser Karl VI., der Vater von Maria Theresia, seinen Besuch am Loibl an. Dem Anlass entsprechend wurde die Straße dann einer Sicherheitsprüfung unterzogen: „Da hat man beschlossen, diesen Tunnel wegen der Frostabsprengungen und des Steinschlags zu sprengen und einen neuen Übergang zu schaffen. Das ist heute der alte Übergang bei den beiden Obelisken, die vom Kronland Krajn für den Besuch des Kaisers errichtet wurden.“

Johann JaritzCC BY 3.0
Die zwei Obelisken am Pass

Zwangsarbeiter aus Mauthausen
Den Loibltunnel, wie man ihn heute kennt, baute man dann im 2. Weltkrieg: „Wo die Nazis den Ausbau forcierten, weil man mitbekam, dass in Italien der Faschismus langsam zu Ende geht und man sich neue Routen sichern wollte, um auf den Balkan zu kommen.“ Gebaut wurde der Tunnel vorwiegend von rund 1.600 französischen Kriegsgefangenen aus dem KZ Mauthausen unter schwierigsten Bedingungen: „Das fatale war am Loibl, dass im Vertrag stand, dass die SS 100 Prozent Arbeitsleistung garantierte. Wurde ein Häftling krank oder verletzte sich, war das sein Todesurteil.“ Viele überlebten die Bauarbeiten nicht.

Johann JaritzCC BY 3.0
Straße zum kleinen Loibl an der alten Kaserne vorbei

Fertiggestellt wurde der Tunnel laut Legner 1944, das sei aber ein Provisorium gewesen. In den 60er Jahren erfolgte der eigentliche Bau. Im Jahr 2003 stürzte die Tunneldecke ein, da sei er dann auf den neusten Stand der Technik gebracht worden.

Trotz der teilweise dunklen Geschichte zählt der Weg über den Loiblpass heute nicht nur zu den ältesten, sondern auch den schönsten in Europa. Nicht umsonst wurde ein Teil der alten Loiblstraße, vom Grenzübergang Loibl bis zur Pyramide auf slowenischer Seite, zum Kulturdenkmal von lokaler Bedeutung erklärt. Seit der Eröffnung des Karawankentunnels hat die alte Passstraße stark an Bedeutung verloren.
06.01.2020, red, kaernten.ORF.at

Link:
Loibl: Kulturdenkmal mit dunkler Geschichte
 
#3
Im Wiki steht aber eine kleinere Quote:
"Da nach den Arbeitsverträgen zudem eine maximale Quote von 7,5 % verletzten oder kranken Arbeitern erlaubt war, wurden diese zahlreich zurück ins KZ Mauthausen geschickt, was für hunderte Menschen den sicheren Tod bedeutete. Jene Zwangsarbeiter, die transportunfähig waren, wurden noch im Lager von Sigbert Ramsauer, dem damaligen Lagerarzt, durch Benzininjektionen getötet."

Interessant ist auch Ramsauer:
"Er bekam nach 1954 eine Anstellung am Landeskrankenhaus Klagenfurt, wo er bis zum Chefarzt aufsteigen konnte. Ab dem Jahr 1956 betrieb er zusätzlich bis ins hohe Alter eine eigene Praxis am Klagenfurter Domplatz."

Etwas genauer HIER
 

josef

Administrator
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#4
Diskrepanz zwischen ORF-Artikel und Wikipedia zu den Angaben zur Arbeitsleistung der Häftlinge:

ORF: "Das fatale war am Loibl, dass im Vertrag stand, dass die SS 100 Prozent Arbeitsleistung garantierte.
Wiki: "Da nach den Arbeitsverträgen zudem eine maximale Quote von 7,5 % verletzten oder kranken Arbeitern erlaubt war, wurden diese zahlreich zurück ins KZ Mauthausen geschickt..."

Meines Erachtens wurde die Arbeitsleistung der Häftlinge im ORF-Artikel falsch interpretiert:
Im Buch von
Janko Tisler / Christian Tessier; DAS LOIBL- KZ - die Geschichte des Mauthausen-Außénlagers am Loiblpass/Ljubelj,Seite 60,
ist die Arbeitsleistung der Häftlinge vertragsmäßig im Verhältnis zu der an der Baustelle eingesetzten Zivilarbeitern wie folgt festgelegt:

003 % der Häftlinge erreichen die Durchschnittsleistung eines Zivilarbeiters,
050 % der Häftlinge erreichen 2/3 der Durchschnittsleistung der Zivilarbeiter und
047 % der Häftlinge erreichen die Hälfte der am Bau eingesetzten Zivilarbeiter
100 % der Häftlinge ergeben demnach eine Durchschnittsleistung von 60 % gegenüber den eingesetzten Zivilarbeitern

Dazu gibt es im Vertragswerk noch differenzierte Stundensatzermittlungen, Prämienberechnungen usw. für Häftlingsfach- und Hilfsarbeiter. Die Wiedergabe der Berechnungsdetails erspare ich mir, sind jedoch im vorgenannten Buch angeführt...
Die durchschnittliche Höhe der Krankenstände mit 7,5 % der eingesetzten Häftlinge ist im Vertragswerk so angegeben...
 
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