Mögliche Auswirkungen des Klimawandels durch die Erderwärmung

josef

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#1
KLIMAWANDELFOLGEN
Welche Teile der Erde in 100 Jahren unbewohnbar sein werden
Künftig könnte ein Drittel der Weltbevölkerung in Gebieten mit bedenklich hohen Temperaturen leben. Besonders betroffen sind ärmere Länder
Was wird wirklich passieren, wenn wir die Erderwärmung nicht aufhalten? Diese Frage steht hinter vielen Diskussionen über den Klimawandel. Während mancherorts die Hoffnung überwiegt, dass schon alles nicht so schlimm werden wird, dominiert anderswo die Befürchtung, die Erde könnte komplett unbewohnbar werden und das Ende der Menschheit bevorstehen.


Trockener Saharaboden nahe der Stadt Tafraout in Marokko. In Gebieten, wo es bereits heiß ist, wird auch stärkeres Bevölkerungswachstum erwartet, wodurch sich das Problem verschärft.
Foto: APA/AFP/JEAN-PHILIPPE KSIAZEK

Antworten finden sich in einer neue Studie, die nun im Fachjournal "Nature Sustainability" erschienen ist. Forschungsteams von der britischen Universität Exeter, der Universität Nanjing in China und der Universität Wageningen in den Niederlanden verwendete eine vor einigen Jahren vorgestellte Definition des Begriffs der Bewohnbarkeit und untersuchten, wie sich diese bewohnbaren Gebiete mit dem Klimawandel verändern werden.

Helikopterperspektive
Statt einzelne Folgen von Hitze für das Leben von Menschen zu betrachten, arbeiteten die Forschenden mit der Idee, dass alle Lebewesen eine ökologische Nische mit bestimmter Temperatur besetzen. Das Team aus Exeter ermittelte in einer früheren Arbeit in der Fachzeitschrift "PNAS" jenes Temperaturgebiet, in dem Menschen seit Jahrtausenden durchgehend siedeln. In dieser Zone spielt sich auch aktuell der größte Teil der Landwirtschaft sowie der Großteil der Wirtschaftsleistung ab. "Es scheint sich hier wirklich um etwas Fundamentales zu handeln", sagt Studienautor Marten Scheffer von der Universität Wageningen. "Bisher hat niemand diese Helikopterperspektive eingenommen. Wir sehen uns einfach an, was empirisch für Menschen funktioniert." In der Ökologie mache man das immerzu, erinnert Scheffer, "aber niemand hat es für Menschen gemacht".

Nun haben die Teams das Konzept der menschlichen Klimanische neu evaluiert und mit Daten zum Klimawandel kombiniert. Das erlaubte es den Forschenden zu berechnen, wie sich der Lebensraum der Menschen durch die Verschiebung der Klimazonen verändern wird.

Bis 2100 ein Drittel außerhalb der Klimanische
Derzeit leben etwa 60 Millionen Menschen über dem durch diese Zone definierten Temperaturbereich. Ausgehend von der derzeit wahrscheinlichsten Entwicklung einer Erderwärmung von 2,7 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter bis zum Jahr 2100 wären es bis zum Ende des Jahrhunderts etwa ein Drittel der Weltbevölkerung, die Außerhalb der Klimanische leben, mit einer Schwankungsbreite zwischen 22 und 39 Prozent. Gelänge es, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wäre es nur ein Fünftel davon.

Die meisten Menschen wären in Indien betroffen, mit über 600 Millionen Menschen, gefolgt von Nigeria und Indonesien. Die größte Fläche mit gefährlicher Hitze wäre in Brasilien zu erwarten.


Die Hitzezonen der Welt im Jahr 2100 bei 2,7 Grad Erderwärmung.
Grafik: University of Exeter

Nach wie vor ist, bei einer ungünstigen Entwicklung, auch eine Erwärmung von 3,6 bis 4,4 nicht auszuschließen. Das würde bedeuten, dass etwa die Hälfte der Weltbevölkerung sich außerhalb der Klimanische befinden würden.

Die Grenze der lebensfreundlichen Temperaturbedingungen zieht das Team bei einer jährlichen Durchschnittstemperaturen von 29 Grad Celsius, mit entsprechenden jährlichen Schwankungen und damit verbundenen Extremtemperaturen. Die Gefahren durch Temperaturen auf die menschliche Gesundheit seien aber nur ein Aspekt von vielen, stellt das Forschungsteam klar. "Die Hälfte der Menschen wird durch lokale Landwirtschaft versorgt", sagt Scheffer. Für sie sei die Gefährdung real. Der "holistische" Zugang bilde zum Teil auch Faktoren wie Wasserversorgung und Gefahren durch Brände ab, lasse sich aber nicht von anderen Effekten trennen. Doch auch die Gesundheitsgefahren seien nicht zu unterschätzen. "Reiche können sich Klimaanalgen kaufen. Es gibt eine riesige Menge von Menschen, keinen Zugang zu diesen Möglichkeiten haben", sagt Studienleiter Tim Lenton.


Die Hitzezonen im Jahr 2100 im günstigen Fall einer Erderwärmung von 1,5 Grad.
Foto: University of Exeter

Wichtiger Fortschritt
Unabhängige Fachleute sehen einige Kritikpunkte, betonen aber die positiven Aspekte der neuen Studie.
Christian Franzke vom IBS Center for Climate Physics an der Pusan National University in Südkorea sieht in dem Begriff der Klimanische einen wichtigen Fortschritt. "Bisherige Studien haben sich entweder auf ökonomische Kosten des Klimawandels fokussiert oder auf die Sterblichkeit. Die aktuelle Studie benutzt Demografie-Projektionen, die eine wachsende Population vor allem in schon warmen Gebieten annimmt", sagt Franzke.

Dass es künftig zunehmend zu Fluchtbewegungen durch den Klimawandelt kommt, wird allgemein erwartet. Lisa Schipper von der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn warnt aber davor, die neuen Daten direkt auf diese Frage umzulegen. "Die Studienergebnisse sollten nicht so interpretiert werden, dass der Klimawandel eine Massenflucht an Orten auslöst, an denen die meisten oder alle Menschen außerhalb der menschlichen Klimanische leben", sagt Schipper.

Dennoch seien Rückschlüsse möglich, sagt Richard J.T. Klein vom Stockholm Environment Institute (SEI) in Schweden. "Mit steigenden Temperaturen steigt auch das Potenzial für diese Auslöser, was bedeutet, dass wir möglicherweise eine größere Zahl von Klimaflüchtlingen sehen werden. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass die weitaus meisten Klimaflüchtlinge innerhalb ihres Landes oder in Nachbarländer umgezogen sind", betont Klein.

Hitze ist nicht das einzige Risiko
Klein sieht durch den neuen Begriff eine Gefahr, das Problem zu unterschätzen, weil eine Reihe von Faktoren nicht berücksichtigt wurden. "Zum Beispiel können Dürre und Wüstenbildung bereits innerhalb der Klimanische auftreten und die Landwirtschaft nahezu unmöglich und die Region damit unbewohnbar machen", sagt Klein. Das gelte auch für niedrig gelegene Gebiete, die von Überschwemmungen und dem Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind.

Die US-Weltraumagentur Nasa zeigt mit dieser Karte Temperaturanomalien zwischen 1880 und 2019.
NASA Climate Change

In der Studie betont das Forschungsteam, dass Temperatur nicht die einzige Klimawandelfolge ist, die Einfluss auf das Leben der Menschen hat. So habe man etwa den Anstieg des Meeresspiegels nicht berücksichtigt. Doch allein der Einfluss der Temperatur sei enorm, heißt es in der Arbeit: "Hohe Temperaturen wurden mit erhöhter Sterblichkeit, verringerter Arbeitsproduktivität Arbeitsproduktivität, verringerter kognitiver Leistung, Lernschwierigkeiten, ungünstigen Schwangerschaftsergebnissen, geringerem Ernteertragspotenzial, verstärkten Konflikten, Hassreden, Migration und der Verbreitung von Infektionskrankheiten in Verbindung gebracht."

Ansatz hat Vorteile
"Die 'human climate niche' ist natürlich eine Vereinfachung der Komplexität des Problems", sagt Christian Franzke, "aber sie ist anschaulich und zeigt die Auswirkungen für arme Länder an." In ökonomischen Betrachtungen würden die Auswirkungen in ärmeren Ländern oft nicht gut abgebildet.

Jedenfalls lohnen sich die Anstrengungen gegen die Erderwärmung, betont Studienleiter Tim Lenton: "Für jede Erwärmung um 0,1 Grad Celsius über dem derzeitigen Niveau werden etwa 140 Millionen Menschen mehr einer gefährlichen Hitze ausgesetzt sein." Jedes Zehntelgrad macht also einen Unterschied.
(Reinhard Kleindl, 22.5.2023)

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KLIMABERICHT
Fünf Natursysteme vom Kippen bedroht
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Durch die bisherige Klimaerwärmung drohen Fachleuten zufolge fünf großen Natursystemen möglicherweise unumkehrbare Umwälzungen. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten „Global Tipping Points Report“ (Kipppunktebericht) hervor. Doch es gibt auch Anlass zur Hoffnung.
Online seit heute, 11.09 Uhr
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Unter Kipppunkten versteht man in der Klimaforschung, wenn durch Veränderungen ein Dominoeffekt ausgelöst wird, dessen Folgen unter Umständen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Das Konzept der Kipppunkte und damit verbundene Unsicherheiten werden in der Wissenschaftsgemeinde zum Teil intensiv diskutiert.

Einer der Hauptautoren des Berichts, Sina Loriani vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), sagte, das Überschreiten von Kippsystemen könne „grundlegende und mitunter abrupte Veränderungen auslösen“. Diese könnten „das Schicksal wesentlicher Teile unseres Erdsystems für die nächsten Hunderte oder Tausende von Jahren unumkehrbar bestimmen“.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Nature
Erstellt wurde der Bericht von einem internationalen Team aus mehr als 200 Forschenden. Die Koordination lag bei der britischen Universität Exeter und dem Bezos Earth Fund. Es sei der „bisher umfassendste Überblick über Kipppunkte im Erdsystem“, so PIK-Forscher Loriani. Der Bericht zu den Kipppunkten soll am Mittwochvormittag (Ortszeit) auf der Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai vorgestellt werden.

Forscher alarmiert
„Fünf große Kippsysteme laufen bereits Gefahr, bei der derzeitigen globalen Erwärmung ihren jeweiligen Kipppunkt zu überschreiten“, teilte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mit. Dabei geht es um den grönländischen und den westantarktischen Eisschild, die subpolare Wirbelzirkulation im Nordatlantik, Warmwasserkorallenriffe und einige Permafrostgebiete. „Wenn die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius ansteigt, könnten mit borealen Wäldern, Mangroven und Seegraswiesen drei weitere Systeme in den 2030er Jahren vom Kippen bedroht sein“, so das PIK.

Würden mehrere Kipppunkte überschritten, bestehe zudem das Risiko eines katastrophalen Verlusts der Fähigkeit, Pflanzen für Grundnahrungsmittel anzubauen, warnen die Fachleute. „Ohne dringliches Handeln, um die klimatische und ökologische Katastrophe aufzuhalten, werden Gesellschaften überfordert sein, wenn die Natur aus den Fugen gerät“, hieß es in einer Mitteilung der Universität Exeter.

Sechs Empfehlungen für positive Kipppunkte
Da die bisherige Antwort der Regierungen weltweit nicht ausreichend sei, legen die Forscherinnen und Forscher sechs Empfehlungen vor, um die negativen Kipppunkte zu vermeiden und sogar positive Kipppunkte einzuleiten. Zu den sechs Empfehlungen gehört, Emissionen durch fossile Brennstoffe und durch Landnutzung deutlich vor der Jahrhundertmitte zu stoppen. Zudem sollten negative Konsequenzen für besonders stark betroffene Gruppen und Länder gemildert werden.

Es brauche auch koordinierte Bemühungen, um positive Kipppunkte auszulösen und die Aufmerksamkeit für Kipppunkte zu erhöhen. Als Beispiele für positive Kipppunkte gelten der Ausbau erneuerbarer Energien und der Umstieg auf Elektromobilität. „Eine Kaskade positiver Kipppunkte würde Millionen von Leben retten, Milliarden Menschen Leid ersparen, Billionen von Dollar an Schäden verhindern und den Anfang für eine Wiederherstellung der Natur machen, auf die wir alle angewiesen sind“, hieß es dazu in der Mitteilung der Universität Exeter.

Copernicus: 2023 wird bisher heißestes Jahr
Der EU-Klimawandeldienst Copernicus meldete indes, dass 2023 als heißestes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen in die Geschichte eingehen wird. „Die außergewöhnlichen weltweiten November-Temperaturen (…) bedeuten, dass 2023 das wärmste Jahr in der aufgezeichneten Geschichte ist“, sagte Copernicus-Vizechefin Samantha Burgess.

An zwei Tagen habe die weltweite Durchschnittstemperatur die vorindustrielle saisonale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad übertroffen. Die Daten dürften den Druck auf die Verhandlungen bei der COP28 erhöhen. Dieses Jahr wurde bereits eine Reihe von Höchstwerten gemessen. Die Monate von Juni bis November waren laut Copernicus jeweils weltweit die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Die UNO war in der vergangenen Woche zum selben Schluss wie Copernicus gelangt: Aus dem vorläufigen Klimazustandsbericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ging hervor, dass 2023 höchstwahrscheinlich das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen werde – mehr dazu in science.ORF.at.
06.12.2023, red, ORF.at/Agenturen

Links:
Klimabericht: Fünf Natursysteme vom Kippen bedroht
 

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In 500 Jahren dürfte die Erde durch den Klimawandel kaum wiederzuerkennen sein
Knapp die Hälfte der Landflächen auf der Erde könnten nicht mehr für Arten geeignet sein, die heute dort leben, heißt es in einer aktuellen Studie. Mitunter müssen bedrohte Pflanzen "umgesiedelt" werden
14. April 2024, 14:26

Boreale Nadelwälder gehören zu den größten Verlierern des Klimawandels. Schon jetzt sind sie einem steigenden Risiko durch Brände ausgesetzt, wie hier in Kanada.
APA/AFP/ED JONES

Es braucht Mut, ein Szenario für die kommenden 500 Jahre aufzustellen. Vor allem wenn es dabei um etwas so Komplexes wie den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Erde geht. Genau das jedoch hat ein internationales Team von Forschenden der ETH Zürich und anderer Universitäten nun versucht. Anstatt wie die meisten Projektionen zum Klimawandel nur bis ins Jahr 2100 zu blicken, gingen sie in einer aktuellen Studie bis ins Jahr 2500. Der Grund: Selbst wenn es die Menschheit schafft, bis Ende des Jahrhunderts keine Treibhausgase mehr auszustoßen, könnte der Klimawandel auch danach weiter voranschreiten.

Das Ergebnis ist je nach Klimaszenario nicht gerade erbaulich. Wenn die Erderwärmung bis Ende dieses Jahrhunderts zwei bis drei Grad beträgt, wären bis 2150 rund 35 Prozent der Landflächen auf der Erde für die aktuell dort lebenden Arten nicht mehr geeignet. Bis 2500 könnten es sogar 40 Prozent sein.

Wüsten sind "Gewinner"
Die größten Einbußen wird es den Forschenden zufolge in den kälteangepassten Regionen in den nördlichen Breiten geben, etwa im borealen Nadelwald und in der Tundra. Bestimmte Arten der Tundra mit den dazugehörigen Pflanzen und Tieren könnten bis 2160 komplett von der Erde verschwinden. Diese Regionen seien durch die Erwärmung schon jetzt besonders anfällig für Brände und Schädlinge. Wenn beispielsweise boreale Nadelwälder verschwinden, gehe dadurch nicht nur eine wichtige Rohstoffquelle für Holz, sondern auch eine wichtige CO2-Senke verloren, heißt es von den Forschenden.

Zu den "Gewinnern" über die nächsten 500 Jahre könnten hingegen Graslandschaften, tropische Buschlandschaften und Wüsten zählen. Diese Landschaften könnten sich in Zukunft noch weiter ausbreiten, sofern sie nicht von menschlichen Eingriffen beschränkt werden.

Anpassung möglich
Klar ist: Für viele Tiere und Pflanzen wird der Lebensraum in 500 Jahren gänzlich anders aussehen als heute. Wie sehr sie es schaffen, sich an die Veränderungen anzupassen, hänge laut den Forschenden vor allem davon ab, wie schnell diese Veränderungen passieren. Erwärmt sich die Erde bei einem ambitionierten Klimaschutz nur langsam, werden sich auch die Lebensräume nur schrittweise verschieben und zum Teil weiterhin mit den alten überlappen. Dadurch bleibe für Tiere und Pflanzen die Möglichkeit, in andere Gegenden zu migrieren.

Bei einer zu raschen Erwärmung könnte sich die Biome in den kommenden Jahrzehnten jedoch in gänzlich neue Gebiete verschieben, die auch nicht mehr an die alten Lebensräume angrenzen. Das könne beispielsweise auf den borealen Nadelwald zutreffen. Wälder können Schätzungen zufolge rund 100 Meter bis zehn Kilometer pro Jahr "wandern". Da das für die klimatischen Veränderungen zum Teil zu langsam ist, könnten viele boreale Nadelwälder künftig nur rund ein Viertel bis die Hälfte ihres potenziell geeigneten Lebensraumes einnehmen. Umso größer die Entfernungen zwischen den alten und den neuen Lebensräumen sind, desto schwieriger werde es für Pflanzen und Tiere, dorthin zu migrieren. Stattdessen könnten sich in diesen Gegenden dann künftig andere Arten ausbreiten.

Pflanzen neu ansetzen
Laut den Forschenden sollte die Menschheit deshalb darüber nachdenken, bedrohte Baumarten wieder in klimatisch günstigeren Regionen anzusetzen. Dadurch könnte es jedoch auch zu neuen Konflikten um Platz und Ressourcen kommen. Zudem sei auch dann nicht gewiss, dass die Arten in den neuen Lebensräumen überleben werden.

In Österreich ist es vor allem die Fichte, die in Zukunft stark unter dem Klimawandel leiden könnte. Jahrzehntelang wurde sie in großem Stil aus wirtschaftlichen Gründen angepflanzt, nun macht ihr vor allem in niedrigen Lagen die Trockenheit zu schaffen. Forschende sowie Försterinnen und Förster versuchen deshalb, die Baumartenvielfalt in den Wäldern wieder zu erhöhen, sodass bestimmte Baumarten "einspringen" können, wenn andere ausfallen. Mitunter werden dabei auch neue Baumarten aus dem Süden angepflanzt, die mit hohen Temperaturen und Trockenheit besser umgehen können.

Viele Unsicherheiten
Freilich sind die weitreichenden Prognosen der Forschenden aus der Studie mit vielen Unsicherheiten verbunden. Einerseits haben sie nicht den Anstieg des Meeresspiegels mitberücksichtigt, der ebenfalls zu einer großen Veränderung vieler Lebensräume führen dürfte. Andererseits ist einer der größten Unsicherheitsfaktoren der Mensch. Je nachdem, wie gut der Klimaschutz in Zukunft gelingt, unterscheiden sich auch die Auswirkungen. Technologien wie CO2-Abscheidung und -Speicherung könnten künftig ebenfalls einen Teil der Erwärmung rückgängig machen.

Wie sehr sich Städte und Ackerflächen in den kommenden Jahrzehnten ausdehnen könnten, haben die Forschenden ebenfalls nicht berücksichtigt. Viele Arten, die sich in neuen Lebensräumen ausbreiten, wurden bereits in der Vergangenheit vom Menschen eingeschleppt, was sich auch in Zukunft fortsetzen dürfte. Trotz dieser Unsicherheiten hat es laut den Forschenden einen Wert, weit vorauszuschauen – nicht zuletzt, um rechtzeitig auf diese Entwicklungen zu reagieren.
(Jakob Pallinger, 14.4.2024)
In 500 Jahren dürfte die Erde durch den Klimawandel kaum wiederzuerkennen sein
 
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