Meiller-Wagen

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Nethobl

Nicht mehr aktiv
#1
ich möchte mich einerseits vorstellen und habe andererseits auch Fragen im Gepäck!

Mein Name ist Holger Bläß und ich arbeite seit vielen Jahren an einer Firmenbiographie über die "Wagen- und Waggonfabrik Gottfried Lindner AG Ammendorf bei Halle(S.)" Aus dieser wurde nach 1945 die Waggonfabrik Ammendorf und wurde 2005 durch Bombardier geschlossen.

Zur Zeit befasse ich mich mit der Militärgeschichte des Werkes bis 1945. Seit 1934 leiteten die Herren Rahn und Ziege den Arbeitsausschuss Anhänger und Aufbauten. Das Werk hatte sich bereits seit den 20er Jahren einen Namen gemacht, als begonnen wurde, die Flakgeschütze der Reichswehr fahrbar zu machen.
In der Abteilung Heeresbau entstanden u.a. die Fahrgestelle Sonderanhänger 101, 102, 104, 116, weiterhin wurde ab 1935 die Vereinheitlichung der Anhänger vorangetrieben, die darin gipfelte, dass ab 1940 ein Zentrales Konstruktionsbüro in Ammendorf entstand. Jeder Lkw erhielt hier seinen genormten Aufbau, ob nun von Mercedes, Hanomag, Büssing, Opel usw.
Weiterhin wurden Panzerungen für die Halbkettenfahrzeuge entworfen und bis zum Kriegsende auch auf angelieferte Karosserien aufgebracht.

Nun zu meiner Frage:
Vor einigen Tagen hatte ich mit einer ehemaligen Mitarbeiterin des Heeresbaus ein Gespräch, in dem sie mir mitteilte dass sie ab 1942 als Technische Zeichnerin am Vidal- und Meillerwagen gearbeitet hat. Nach der Besetzung des Werkes am 16.April 1945 wurden auf Anweisung der Amerikaner ca. 200 Mailerwagen gebaut, mit dem heutigen Wissen, das damit die V2 aus Dora-Mittelbau abgeholt wurden. Zum Zeitpunkt befanden sich auch etwa 150 Halbkettenfahrzeuge in der Endmontage, die dann wahrscheinlich mit den Meillerwagen abtransportiert wurden. Nach dem Besatzungswechsel im Juli 1945 beauftragte der sowjetische Militärkommandant den Heeresbau mit der Erstellung eines neuen Zeichnungssatzes aus dem Gedächtnis. Danach wurden etwa wieder 200 Wagen gebaut. Die Konstrukteure und Zeichner erhielten dafür zusätzliche Lebensmittel und Zigaretten.

Warum heisst der Meiller-Wagen so, obwohl "nur" die Hydraulik zum Aufrichten der Rakete von Meiller stammt, warum hat er keinen Tarnnamen wie Sonderanhänger XYZ erhalten.

Wer kann mir eine plausible Erklärung liefern?
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
Mitarbeiter
#2
Hallo erstmal,
der Meillerwagen hatte keinen Decknamen, nur eine Nummer "102". Zu der inoffiziellen Namensgebung "Meillerwagen", die dann irgendwann offiziell übernommen wurde, kam es wahrscheinlich, da die Hydraulick das einzige Teil war, dass den Aufbau unterscheidbar machte. Denn es war ja nur ein Rahmen mit Rädern und Deichsel und einem Käfermotor als Antrieb für die Hydraulik. Also alles Teile, die beliebig waren. Möglicherweise war da sogar irgendwo ein kleines Schild befestigt, wo Meiller draufstand. Diese Schilder sieht man ja heute noch an diversen Kippern.

Gruß
Joe
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#3
Meiller hatte nach Aussagen der Firmenwebsite www.meiller.com 1924/25 einen "technische Meilenstein" mit der Erfindung des hydraulischen Dreiseitenkippers gelandet.
Wahrscheinlich war damals "Meiller" ein Synonym für hydraulische Kipper wie heutzutage Te**o für Papiertaschentücher.
 
#4
Ich weis es nicht , warum der FR-Anhänger mit der Fahrzeugnummer 102 ausgerechnet Meilerwagen heißt, wahrscheinlich wegen des Prinzips des Hydraulischen Kippens .
Ich vermute mal das in den Unterlagen des Zeitraums 1939-40 auch Anfragen an die Industrie nach geeigneten Fahrzeugen zu finden sind.

Das mit den Decknamen darf man übrigens nicht so eng sehen, das A4 b.z.w. Aggregat 4 ( ein „Aggregat“ der vierten Entwicklungsstufe ) ist eine sehr treffende Bezeichnung für
einen Gerät dessen Sinn daraus besteht den Energiegehalt einer Masse dazu zu nutzten, um die „Masse“ der selben Masse einschließlich des Verarbeitenden Gerätes unmittelbar und „nur“ durch Auswurf jener Masse in einer dem Gerät entgegen wirkenden Richtung zu beschleunigen, damit sich dieses Gerät einschließlich der noch zu verwertenden Energiehaltigenrestauswurfmasse selbst weg wirft !
Die Masse als solches liegt nach Auswurf nur noch in Form kleiner Partikel vor was man schlicht auch als Rauch bezeichnet . Da sich das Gerät wie beschrieben weg wirft , dabei aber kontinuierlich diese Partikel ( Rauch ) zurück läst und damit eine „Rauchspur durch die Gegend zeichnet, nannte man dieses Gerät eine zeitlang als Decknamen „Rauchspurgerät“ Was zweifellos noch treffender ist als nur Aggregat ! Später nannte man es auch Gerät „F“ für „fern“ , was wohl auch kurz nach dem einschalten der Fall war ! Offiziell hieß dann das Ding bei Einsatz V2 ( Vergeltung 2 ) , dabei war das Teil grün und der Antrieb war eine Aneinanderkettung von Explosionen , Impulse genannt. Folglich wäre der Name eines beliebten Silvesterkrachers wohl auch nicht so falsch gewesen : „Knallfrosch“ .
Nur hätte Goebbels wohl kaum damit seine Propaganda wirkungsvoll schmücken können wenn er in die Welt posaunt hätte er würde als Vergeltung die Engländer mit der Wunderwaffe „Knallfrosch“ bewerfen ! Ä.. ? ich mein Kirschkerne hat er wohl auch, knatter, knatter, knatter ?!!! :D


Aber nun mit mehr Sachlichkeit, ich werde mal bei meinen V2- Geschichtsforschungskollegen auf dem „Planet“ nachfragen ob jemand zufällig eine Ahnung hat, das könnte aber ein paar Tage dauern !

Gruß Henry
 
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