Meteoriteinschläge bzw. Suche nach "Steinen aus dem All" in und um Österreich

josef

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#1
Meteoriteinschlag 1905 in Kroatisch Minihof

Weitgehend unbekannt ist ein 1905 erfolgter Meteoriteinschlag in Kroatisch Minihof im heutigen Burgenland (bis 1921 bei Ungarn):
Kroatisch Minihof: Vergessener Meteorit

Einen Meteoriteneinschlag gab es in Kroatisch Minihof. Dieser geriet aber in Vergessenheit.

Mitte Februar explodierte über Tscheljabinsk (Russland) ein Meteorit in Tausende kleine Stücke. Der Himmelskörper trat mit einer Geschwindigkeit von 18 Kilometern pro Sekunde in die Atmosphäre ein. Durch die Wucht der Explosion wurden 1.200 Menschen hauptsächlich durch geborstene Glasscheiben verletzt. Dennoch: Die Chance von einem Meteoriten verletzt zu werden, ist gering. Pro Jahr werden weltweit im Durchschnitt nur fünf Einschläge registriert.

Sieben Einschläge in Österreich
In Österreich gibt es nur sieben dokumentierte Meteoriteneinschläge. Darunter einer im Burgenland. Am 27. Mai 1905 um 10.45 Uhr schlug am Ortsrand von Kroatisch Minihof ein Meteorit mit einem Gewicht von einem halben Kilogramm in ein Feld ein.„Bei dieser kleinen Anzahl von Meteoriten ist natürlich jeder einzelne Meteorit, der in Österreich gefunden wird, eine Besonderheit für unsere Sammlung“ so der Kurator der Meteoritensammlung im Naturhistorischen Museum Franz Brandstätter.


Streit um Meteorit
Der Einschlag wurde von Arbeitern in einer nahe gelegenen Lehmgrube beobachtet. Sie bargen den Meteoriten. Dann aber begann ein Rechtsstreit zwischen dem Naturhistorischen Museum in Wien und dem ungarischen Nationalmuseum. Da das Burgenland damals zu Ungarn gehörte, musste das Naturhistorische Museum den Meteoriten nach Budapest abliefern. Nach 13-jährigem Hin und Her bekamen die Wiener wenigstens einen Splitter, der im Museum ausgestellt ist.


„Dieser Meteorit besteht aus Gesteinsmaterial, welches wiederum aus Mineralen, wie sie auf der Erde vorkommen, besteht. Aber er enthält auch metallisches Eisen, das man normalerweise Gesteinen nicht findet“, so Brandstätter.

Ausgestellt im Naturhistorischen Museum
Im Lauf der Jahre geriet der Meteorit von Kroatisch Minihof bei uns in Vergessenheit. „Wir sind gerade dabei eine Chronik für Kroatisch-Minihof zu erstellen. Bei den Recherchen hatte keiner von einem Meteoriteneinschlag gehört. Auch die Älteren können sich an so etwas nicht erinnern“, so Rudolf Sattovich von der Gemeinde Kroatisch Minihof.


Ein Splitter des Meteoriten von Kroatisch Minihof ist neben 1.500 anderen verschiedenen Himmelskörpern im Naturhistorischen Museum in Wien zu sehen. Diese Schausammlung ist die älteste und größte der Welt.
Quelle: Kroatisch Minihof: Vergessener Meteorit
 
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Harald 41

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#2
Komet-Sichtung

:danke Josef;
Von dem habe ich selber noch nichts gehört,aber weil das hier ein Astronomisches Thema ist hänge ich gleich was an habe vor ca. 30 min. einen Anruf bekommen, von einem Freund wegen eines Kometen der zur Zeit in Österreich sichtbar ist, hier ein Video vom Gaislachkogel im Ötztal.

http://tirol.orf.at/news/stories/2576134/

LG Harry

PS: Durch die stetig steigende Luftverschmutzung ist das nur mehr ein Hobby für richtige Männer, und Handschuhe sind hier fehl am Platz:D
 

josef

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#3
...auch in NÖ. zu sehen!

In NÖ. haben wir keine Dreitausender zum "Kometenschauen" und brauchen sie auch nicht:
Komet in Puchenstuben gesichtet
In Norden Europas ist er schon seit Tagen sichtbar, am Samstag war es auch in NÖ so weit. Ein Hobby-Astronom fotografierte den Kometen mit dem etwas sperrigen Namen „C/2011 L4 (PanSTARRS)“ in Puchenstuben (Bezirk Scheibbs).
Nachdem die Prognosen für eine Kometensichtung für den Samstag sehr optimistisch waren, machte sich der St. Pöltener Hobby-Astronom am Abend auf den Weg nach Puchenstuben in den Voralpen. „Das Beobachtungsfenster ist sehr kurz, man muss freie Sicht zur Sonnenuntergangsstelle haben“, sagt Franz Klauser gegenüber noe.ORF.at. Die Sonne ging in Puchenstuben um 18.10 Uhr unter, der Komet folgte dann um 19.45 Uhr.

Erstmals von Hawaii aus entdeckt
Der Schweifstern wurde am 6. Juni 2011 vom System „PanSTARRS“ - kurz für Panoramic Survey Telescope & Rapid Response System - auf Hawaii entdeckt, das den Himmel automatisch nach potenziell gefährlichen Asteroiden untersucht und dabei immer wieder auch neue Kometen findet.

Seine größte Annäherung an die Sonne, das sogenannte Perihel, erreicht der Komet am 10. März, wobei er sich auf einer Bahn bewegt, die fast senkrecht auf die Ebene steht, auf der die Erde die Sonne umkreist. Vor dem Perihel ist er daher am südlichen, danach am nördlichen Sternenhimmel zu sehen. Die geringste Distanz zur Erde wird in etwa der mittleren Entfernung Erde-Sonne und damit ungefähr 150 Mio. Kilometer entsprechen.

Gute Sichtbedingungen bis 23. März
Zwischen dem 16. und 23. März sollen sich nach Einschätzung der Experten der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) die besten Beobachtungsbedingungen bieten. Ab April soll der Komet die ganze Nacht zu sehen sein. Bis Ende Mai wird er dann auch immer höher steigen. Wermutstropfen für alle „Kometengucker“: Im Laufe der Wochen wird der Schweifstern zunehmend an Helligkeit verlieren - gute Sichtbarkeit soll es jedenfalls bis Ende März geben.

„C/2011 L4“ gilt als nicht-periodischer Komet, der so schnell nicht wiederkehren wird. Er stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Oortschen Wolke, einer Ansammlung von Gesteins-, Staub- und Eiskörpern unterschiedlicher Größe im äußersten Bereich des Sonnensystems, und benötigte möglicherweise Millionen Jahre in das innere Sonnensystem.

„Weihnachtsstern“ wird erwartet
„Panstarrs“ wird heuer aber nicht der einzige Komet sein, der von der Erde aus sichtbar ist. Einen „Weihnachtsstern“ könnte dem zu Ende gehenden Jahr nämlich der Komet „C/2012 S1 (ISON)“ bescheren. Er taucht Ende November am Morgenhimmel und Anfang Dezember auch am Abendhimmel auf und hat das Potenzial, mit freiem Auge gesehen werden zu können.
Quelle: http://noe.orf.at/news/stories/2575963/
 
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Diver

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#4
Achter Meteorit in Österreich gefunden!

Laut eines Zeitungsberichtes aus dem Jahr 2010 soll ein seltener Stein-Eisen-Meteorit in Bezirk Freistadt gefunden worden sein.

Wenn das stimmt hätten wir nun den achten Meteortien, welcher in Österreich gefunden wurde.:D

Leider habe ich bis jetzt keine wissenschaftliche Beschreibung über dieses Stück finden können und nehme daher an das es eine Falschmeldung war.

Desweiteren habe ich in diversen Fachforen und in NHM-Wien auch nichts hierüber in Erfahrung bringen können, außer das der Finder einen sehr "guten" Ruf in der Sondlerszene hat.:pueh:

Hier der Link zum Zeitungsbericht: http://archiv.print-gruppe.com/ausgabe.php?id=8130


Vielleicht weiß einer mehr darüber, würde mich Interessieren!

Lg Thomas
 
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Diver

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#5
Habe im November 2012 die Österreichischen Meteoriten im NHM Fotografiert und möchte Euch diese Zeigen.

Denke das diese zur Geschichte Österreichs dazugehören und einzigartig sind.

Das es schon den achten Meteoriteneinschlag gegeben hat, habe ich wieder bei meinen letzten Thread vergessen - Sorry

Der achte Einschlag war 2002 der Meteorit Neuschwanstein und der Fundort war Reutte in Tirol.

Weitere Informationen findet man unter:

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Meteoriten_Österreichs

http://de.wikipedia.org/wiki/Neuschwanstein_(Meteorit)

Lg Thomas
 

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josef

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#7
Angeblicher Meteoritenfund im Inn (bayerische Seite...)

„Feuerball“ - Offenbar Meteoriten gefunden

Nachdem am 7. März ein Meteorit im Grenzgebiet zwischen Bayern und Oberösterreich niedergegangen ist, haben nun Linzer Hobbyastronomen Brocken gefunden, die „sehr wahrscheinlich“ von diesem stammen.

Erwin Filimon, der Obmann des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut, bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der „Oberösterreichischen Nachrichten“.

Meteoritenortungskamera fotografierte „Feuerball“
Mehrere Augenzeugen aus Niederbayern alarmierten damals die Polizei, weil sie einen „Feuerball“ nahe des Isar-Atomkraftwerks bei Landshut gesehen hatten. Die Universitäts-Sternwarte in München bestätigte aber rasch, dass es sich bei der Himmelserscheinung um einen Meteor gehandelt hat.

Auch in Oberösterreich wurde das Phänomen registriert, die automatische Meteoritenortungskamera auf der Sternwarte Gahberg am Attersee fotografierte den Feuerball. Anhand dieser Bilder berechneten Wissenschafter des Astronomischen Instituts der tschechischen Akademie der Wissenschaften in Ondrejov mögliche Fundstellen eventueller Meteoriten. 15 Personen, darunter sechs Mitgliedern der Linzer Astronomischen Gemeinschaft, machten sich daraufhin auf die Suche.

„Einige Brocken in Inn gestürzt“
Einer der Linzer hatte Erfolg: Er soll am Wochenende auf bayerischem Gebiet nahe der Grenze zum Bezirk Braunau am Inn auf Meteoriten gestoßen sein. Sie werden noch in Labors analysiert, daher wollte Filimon vorerst noch nicht allzu viel dazu verraten. Nur soviel: Es sei „sehr wahrscheinlich“, dass es sich um Teile des Meteoriten von Anfang März handle.

Laut dem Linzer Astronomen Herbert Raab dürften einige Brocken in den Inn gefallen, die größeren aber auf der bayerischen Seite des Grenzflusse aufgeschlagen sein. „Ein Fund bei uns (in Oberösterreich, Anm.) ist leider nicht wahrscheinlich.“


Publiziert am 16.03.2016
Text u. Foto: http://ooe.orf.at/news/stories/2763234/

Foto v. 07.03.2016 - Sternwarte Gahberg am Attersee:
 

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josef

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#8
Vor 250 Jahren Meteorit-Einschlag bei Mauerkirchen in OÖ.:


Meteoritenfall im Deep Space des AEC

Am Dienstag vor 250 Jahren ist in Mauerkirchen (Bezirk Braunau) ein Meteroid vom Himmel gefallen. Zum Jahrestag widmen sich Landesmuseum und Ars Electronica Center dem historischen Ereignis.
Mit rund 30 Zentimetern Länge und etwa 15,6 Zentimetern Breite ist der Meteorstein von Mauerkirchen der bisher größte Meteorit, der auf dem heutigen Staatsgebiet von Österreich geborgen werden konnte. Auf österreichischem Gebiet wurden überhaupt nur acht Meteoritenfälle beobachtet, bei denen Meteoriten-Teile gefunden werden konnten und auch heute noch erhalten sind.

Deep Space Präsentation
Das mit fast sieben Kilogramm größte Teilstück des Mauerkirchner Meteoriten befindet sich in der Mineralogischen Staatssammlung in München und wird dem Oberösterreichischen Landesmuseum als Leihgabe für die Jubiläums-Aktionswoche zur Verfügung gestellt.

Während im Schlossmuseum bedeutende Bruchstücke des insgesamt knapp 21 Kilogramm schweren Meteoriten bewundert werden können, erwarten die Besucher im Ars Electronica Center Deep-Space-Präsentationen über das Thema „Meteoriten“ startet am 20. November.

Link:
Publiziert am 15.11.2018
Meteoritenfall im Deep Space des AEC
 

josef

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#10
Feuerkugel über Österreich zu sehen
Rechtzeitig zum zweiten Lockdown war Donnerstagfrüh erneut eine große Feuerkugel über Österreich zu sehen. Wie der Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums mitteilte, wurde die Leuchterscheinung auch in Deutschland und Italien beobachtet.
Online seit heute, 13.18 Uhr
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Bereits während des ersten Lockdowns war Anfang April eine ähnliche Beobachtung gemacht worden. Um etwa 04.48 Uhr war die Feuerkugel am Donnerstag trotz schlechten Wetters südwestlich von Wien zu sehen. Bisher gibt es laut dem Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, Ludovic Ferriere, bereits mehr als 30 Meldungen über Beobachtungen.

Weitere Beobachter der Feuerkugel gesucht
Die Himmelserscheinung dürfte mit dem Leoniden Meteorschauer in Verbindung stehen, dessen Höhepunkt in der Nacht auf Dienstag erreicht wurde. Nach wie vor seien davon Meteoriten zu sehen, so Ferriere – aber eine Feuerkugel wie diese sei eine Rarität.

Ob der Himmelskörper in der Erdatmosphäre vollständig verglüht ist oder es zu einem Metoritenfall gekommen ist, also Reste auf die Erde gefallen sind, ist noch unklar. Ferriere bittet jedenfalls, Beobachtungen der Feuerkugel auf der entsprechenden Meldeseite des NHM im Internet einzutragen.
20.11.2020, red, wien.ORF.at/Agenturen

Links:
Erneut Feuerkugel über Österreich zu sehen
 

josef

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#11
Mehr zur Sichtung am Donnerstag, 19.11.2020:

Großer grüner Feuerball über Österreich beobachtet
Himmelserscheinung führte auch in Deutschland und Italien zu zahlreichen Meldungen. Ähnliches Phänomen wurde auf der Südhalbkugel gesehen
Wien – Früher hätte man wohl von einem bedeutungsschweren Himmelszeichen gesprochen: Wie schon während des ersten Lockdowns Anfang April war in der Nacht auf Donnerstag über Österreich eine große grüner Feuerkugel zu sehen. Wie der Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, Ludovic Ferriere, mitteilte, gibt es in Deutschland, Italien und Österreich zahlreiche Beobachtungsmeldungen über die Leuchterscheinung.

Video: Feuerball über Mitteleuropa
AllSky7

Über 30 Meldungen
Um etwa 04.48 Uhr war die Feuerkugel am Donnerstag trotz schlechten Wetters südwestlich von Wien zu sehen. Bisher gibt es laut Ferriere bereits mehr als 30 Meldungen über Beobachtungen. Die Himmelserscheinung dürfte mit dem Leoniden Meteorschauer in Verbindung stehen, dessen Höhepunkt in der Nacht auf Dienstag erreicht wurde. Nach wie vor seien davon Meteoriten zu beobachten, so Ferriere – aber eine Feuerkugel wie diese sei eine Rarität.
Ob der Himmelskörper in der Erdatmosphäre vollständig verglüht ist oder es zu einem Metoritenfall gekommen ist, also Reste auf die Erde gestürzt sind, ist noch unklar. Ferriere bittet jedenfalls, Beobachtungen der Feuerkugel auf der entsprechenden Meldeseite des NHM im Internet einzutragen.

Leuchterscheinung auf der Südhalbkugel

Video: Feuerball über der Tasmanischen See.
Guardian News

Auf der anderen Seite der Erdkugel war am späten Abend des 18. November (Ortszeit) übrigens ein ähnliches Phänomen zu beobachten. Die Kamera des australischen Forschungsschiffs RV Investigator, das sich zu diesem Zeitpunkt in der Tasmanischen See aufgehalten hat, nahm das Ereignis auf. Der Feuerball von ebenso grünlicher Färbung wie jener über Österreich (das grüne Leuchten ist auf das Element Magnesium zurückzuführen), raste direkt vor dem Schiff von links oben kommend quer über den Himmel und zerbrach dabei in mehrere Teile.
(red, APA, 20.11.2020)

Links
Großer grüner Feuerball über Österreich beobachtet - derStandard.at
 

josef

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#12
Feuerkugel über Oberösterreich
Ein Meteorit, der in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag seine helle Bahn durch den Himmel zog, hat in Oberösterreich für Aufregung gesorgt. Die Himmelserscheinung wurde von Mitgliedern des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut fotografiert.
Online seit heute, 13.14 Uhr
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Um 4.46 Uhr konnte die extrem helle Himmelserscheinung Donnerstagfrüh von Mitgliedern des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut auf Fotos festgehalten werden. Laut einer Auswertung des Astronomischen Instituts Ondrejov in Tschechien handelte es sich um einen Meteoriten, der bei seinem Eintritt in die Athmosphäre eine Masse von etwa 270 Kilogramm aufwies. Die Eintrittshöhe war rund 100 Kilometer im über dem bayrisch/tschechischen Grenzgebiet nordöstlich von Regensburg. Der Gesteinsbrocken war mit einer
Geschwindigkeit von 14 km pro Sekunde (mehr als 50.000 km/h) unterwegs.

Erwin Filimon
Die All-Sky-Kamera der Sternwarte Gahberg hielt den Feuerball fest

Nur wenige Kilometer südöstlich von Linz erreichte die Feuerkugel mit rund -14m (das entspricht der Helligkeit des Vollmonds) ihr Helligkeitsmaximum in einer Höhe von 42 Kilometer. Dann brach der Meteorit in zahlreiche Stücke auseinander. Der Endpunkt der Bahn lag wenige Kilometer südwestlich von Mariazell in einer Höhe von 25 Kilometer.

Hermann Koberger jun.
Hermann Koberger jun. konnte den Absturz des Meteoriten in Fornach fotografieren

Die gesamte Flugbahn der leuchtenden Himmelserscheinung war rund 290 Kilometer lang und 24 Sekunden lang zu sehen. Das errechnete Fallgebiet der Meteoriten (man erwartet zwei größere zwischen einem und vier Kilogramm und zahlreiche kleinere Stücke) ist aufgrund der flachen Flugbahn rund 50 Kilometer lang und bis zu drei Kilometer breit und liegt in hügeligem und bewaldetem Gebiet. Was die Suche nach den Bruchstücken deutlich erschweren wird.
21.11.2020, red, ooe.ORF.at

Links:
Feuerkugel über Oberösterreich
 

josef

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#13
Laut NÖN gab es auch Beobachtungen im Raum südlich von St.Pölten um Wilhelmsburg, St.Aegyd, Kernhof und Frankenfels:

REGION ST. PÖLTEN
Dumpfer Knall war Meteor
Ein Knall riss gestern um 4.46 Uhr einige Bewohner der Umgebung in St. Aegyd am Neuwalde aus dem Schlaf. Ein Meteorit drang in die Atmosphäre der Erde ein. Das Eindringen und damit verbundene Abbremsen erzeugte das Geräusch. Einige haben das Naturschauspiel sogar beobachtet.
NÖN St.Pölten von Nadja Straubinger und Gabi Zeller. Erstellt am 20. November 2020

Hermann Koberger

In den Sozialen Medien war der Knall vom 19. November wenig später viel diskutiert. Schließlich stellte sich heraus, dass es sich um einen Meteor handelte. "Die Leoniden gehören zu den aktivsten Meteorschauern. Sie erreichen am 18. und 19. November ihr Maximum", berichtet Gerhard Kermer vom Verein Antares. Der Ursprungskomet dürfte einen größeren Teil verloren haben, sonst seien es nur Staubteilchen, erklärt der Hobbyastronom.

Unter den Augenzeugen war auch Mario Winkler aus Kernhof, er erzählt: „Ich war gerade auf dem Weg zur Arbeit, als exakt um 4.46 Uhr ein großer Meteor in Richtung Südsüdost über den Himmel raste und genau über St. Aegyd verglühte.“. Winkler betriebt selbst seit Jahren in Kernhof eine Wetterstation und ist sehr am „Himmelsgeschehen“ interessiert.

„Mehrere Personen berichteten mir anschließend via Facebook von einem Donner oder Knall, welcher auch in weiter entfernten Orten wie Wilhelmsburg, St. Georgen und Frankenfels zu hören war“, so Winkler. Beeindruckt von diesem Naturphänomen zeigte sich auch eine weitere Augenzeugin, Hermine Meissinger aus St. Aegyd, welche den Meteor als „großes hellgelbes Licht, welches genau vor meinem Fenster zerbarst“ wahrnahm.
Dumpfer Knall war Meteor
 

josef

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#14
Die Suche nach dem Stein aus dem All
Nach dem Erscheinen eines Feuerballs über Mitteleuropa machten sich ein paar Unverdrossene auf die Suche nach den Meteoritenbruchstücken
REPORTAGE

Die Abstände zwischen Meteoritensuchern sind zwar Corona-regelkonform, aber nicht Corona-bedingt: Sie dienen der Abdeckung einer möglichst großen Fläche.
Foto: NHM / Ludovic Ferrière

"I have climbed the highest mountains, I have run through the fields … but I still haven’t found what I’m looking for", singt Bono von U2. Für das Programm einer Handvoll Menschen am vergangenen Wochenende ist dies der passende Soundtrack: Ludovic Ferrière, der Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums in Wien, blies zur Meteoritenjagd.

Am frühen Donnerstagmorgen hatte ein Bolide ein Spektakel an den mitteleuropäischen Nachthimmel gezaubert. Der Meteoroid drang um 4.46 Uhr und 47 Sekunden in die Erdatmosphäre ein und wurde trotz der nachtschlafenden Zeit von vielen Menschen gesehen. Auch zahlreiche Spezialkameras zeichneten die Flugbahn des außerirdischen Objekts auf.


Der Bolide zog eine kilometerlange Leuchtspur über den mitteleuropäischen Nachthimmel.
Foto: Hermann K. / fireballs.imo.net

Während die einzige österreichische Kamera des Fripon-Netzwerks (Fireball Recovery and Interplanetary Observation Network) auf dem Dach des NHM in dieser Nacht wegen der Wolkendecke über Wien nichts aufzeichnen kann, empfängt die Radioantenne ein fast eineinhalb Minuten andauerndes Echosignal des Boliden.


Die Radioantenne der NHM verzeichnete ein fast eineinhalb Minuten andauerndes Signal.
Foto: FRIPON / NHMW

Im Wesentlichen handelt es sich bei einem Boliden um eine übergroße Sternschnuppe – ein rares Event, doch die gesammelten Daten lassen Rückschlüsse auf ein Jahrhundertereignis zu: einen multiplen Meteoritenfall. Nur sieben verschiedene Meteorite sind bisher auf österreichischem Boden gefunden worden, bei vier handelt es sich um einen beobachteten Fall.

Dicker Brocken
Der Eindringling hatte beim Eintritt in die Atmosphäre eine Masse von satten 270 Kilogramm, die rasch fragmentiert wurden und für ein kilometerlanges, fast eine halbe Minute dauerndes Leuchtereignis sorgten. Der überwiegende Teil der ursprünglichen Masse ist verdampft, doch einzelne Stücke von wenigen Gramm bis möglicherweise vier Kilogramm müssen es Berechnungen zufolge bis zur Erdoberfläche geschafft haben. Das Astronomische Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik veröffentlichte Daten über die wahrscheinliche Verteilung der gefallenen Meteorite. Zusätzlich wissenschaftlich relevant macht den Fall die Tatsache, dass die Daten eine Berechnung der ursprünglichen Umlaufbahn des Objekts ermöglichen. Auch ein möglicher Zusammenhang mit den Leoniden lässt sich zunächst noch nicht ausschließen. Diese hatten ihren Höhepunkt in der Nacht auf den 17. November und werden mit dem Kometen Tempel-Tuttle in Verbindung gebracht.

Für den Impaktforscher Ferrière bedeutet dies akuten Handlungsbedarf. Frisch gefallene Meteorite sind ein wertvolles und aufschlussreiches Material für die Forschung, da es noch kaum Veränderungen durch irdische Einflüsse erfahren hat. Darüber hinaus ist bei Funden mit dem Auftauchen professioneller internationaler Meteoritenjäger zu rechnen – die Meteorite würden damit in privaten Sammlungen landen und wären für die Forschung verloren. Und Meteorite, die nicht rasch geborgen werden, halten der heimischen Witterung nicht lange stand oder verschwinden für immer im Boden. Ferrière organisierte daher spontan Suchteams, um im möglichen Fundgebiet auf Basis der verfügbaren Daten eine systematische Suche zu starten. Am Samstag machten sich also der Impaktforscher, die Politikwissenschafterin Anna Wrobel, der Künstler Florian Raditsch, der Bilder von Meteoriten in seinem Portfolio führt, und ein Außenpolitikjournalist mit Faible für Wissenschaft auf den Weg in die Obersteiermark.


Ludovic Ferrière auf der Suche nach dem Stein aus dem All.
Foto: Michael Vosatka

Riesiges Gebiet
Die sensationelle Nachricht vom wahrscheinlichen Meteoritenfall ist jedoch zugleich auch die schlechte: Das Gebiet erstreckt sich von Lunz am See in einem fünfzig Kilometer langen und zwischen eineinhalb bis fünf Kilometer breiten Korridor bis nach Kindberg im Mürztal – wobei auch leichte Abweichungen nach Ost und West durchaus möglich sind. Das fundträchtige Gebiet ist darüber hinaus nur wenig besiedelt, bewaldet und gebirgig.


Der Bolide drang in einem flachen Winkel und verhältnismäßig langsam in die Erdatmosphäre ein. Das Resultat ist ein extrem langgezogenespotentielles Streufeld.
Illustr.: Astronomisches Institut der ASCR, Hintergrundkarte: Google Earth

Die daher ohnedies mäßigen Aussichten auf einen Fund werden durch einen weiteren Faktor noch reduziert: In der Nacht auf Samstag hat es geschneit, der gefrorene Boden ist mit einer Schneedecke verhüllt. Zwar handelt es sich nur um ein bis zwei Zentimeter, doch das reicht aus, um die Spuren frischer Einschläge im Boden zu bedecken. Ferrière schafft es dennoch, die Motivation des Teams aufrechtzuhalten.


Ein Stein schaut unter der frischen Schneedecke hervor. Ein größeres Meteoritenbruchstück könnte vielleicht entdeckt werden, kleinere sind bei diesen Bedingungen unauffindbar.
Foto: Michael Vosatka

Die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen ist trotzdem aussichtsreicher: Die Meteorite können in dem zig Quadratkilometer umfassenden Fundgebiet überall sein. Im Wald, im Gestrüpp, in Bächen und auch in den im landwirtschaftlichen Gebiet reichlich vorhandenen Heu- und Misthaufen braucht man eine Nachschau aufgrund der Sinnlosigkeit erst gar nicht zu halten. Der Forscher wählt als Suchgebiet einen Flecken mit zahlreichen mehr oder weniger steilen Wiesen östlich von Turnau.


Die Wiesen bieten in Anbetracht der Umstände die besten Suchbedingungen.
Foto: Michael Vosatka

Hier, im Räuschinggraben, probieren wir unser Glück. Auf einer Fläche entlang eines Baches gehen wir in fixen Abständen zueinander mit dem Blick über den Boden schweifend das Gebiet ab. Wir suchen nach Stellen mit frisch aufgewühlter Erde und nach Brocken mit schwarzer, samtschimmernder Oberfläche. Davon finden wir reichlich: Das Feld wurde offensichtlich erst kürzlich gedüngt.


Suchbild: wo ist der Meteorit?
Foto: Michael Vosatka

Auch auf einer Forststraße, im Wald und auf steilen Wiesen werden wir nicht fündig. Immerhin, auf den Wiesen gibt es reichlich frische Löcher im Boden zu untersuchen: Sie stammen jedoch ausnahmslos von den Hufen der Kühe.


Auf einer Forststraße kann ein Meteorit nicht so tief in den Boden eindringen wie auf einer Wiese. Fündig werden wir dennoch nicht.
Foto: Michael Vosatka

Auch am Sonntag muss Ferrière mit anderen Begleitern unverrichteter Dinge wieder abziehen: Andernorts waren die Schneedecken noch dicker. Der Kurator hofft nun auf die Mithilfe der Bevölkerung: Schon am Wochenende zeigte er Einheimischen einen vergleichbaren Meteoriten, damit sie wissen, wonach sie Ausschau halten sollen. Falls jemand einen ungewöhnlichen Stein mit schwarzer Kruste und hellem Inneren gefunden hat, bittet Ferrière um Information über die Webseite des NHM.
(Michael Vosatka, 24.11.2020)


Eine bestimmte Art von Steinschlag ist manchmal wünschenswert.
Foto: Jean-Guillaume Feignon

Links
Nachlese
Die Suche nach dem Stein aus dem All - derStandard.at
 

josef

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#15
Österreichische Meteoriten: 45 Kilo aus dem All
Meteoriten sind wertvoll und selten. Aus Österreich kennt man bisher nur sieben
Meteoriten kann man teuer bei Auktionen kaufen, mühsam suchen oder durch Zufall finden. Sie sind von hohem wissenschaftlichem Wert. "Meteoriten sind Zeitzeugen aus der Entstehungszeit des Sonnensystems. Sie haben ein Alter von über 4,5 Milliarden Jahren, das ist älter als die heute erhaltenen Gesteine der Erde", so der Meteoriten- und Impaktforscher Christian Köberl an der Universität Wien. Er ist Doktorvater des Meteoritenforschers Ludovic Ferrière und langjähriger Generaldirektor des Naturhistorischen Museums, das eine der größten Meteoritensammlungen der Welt besitzt.

Er selbst hat als junger Forscher in der Wüste und in der Antarktis Meteoriten gesucht, wobei er im Polbereich – dank der weißen Schnee- und Eisdecke – viel leichter hatte, dunkle Gesteins- oder Eisenmeteoriten zu finden. Auf herbstlichen Wald- und Wiesenflächen einen Meteoriten zu finden, der vielleicht ein paar Dezimeter im Durchmesser hat, gleicht der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dennoch gibt es auch von Privaten Funde, die oft versuchen, diese zu Geld zu machen. "Öffentliche Sammlungen können sich die horrenden Summen profitgieriger Finder meist kaum leisten, so bleiben diese Stücke der Forschung vorenthalten", bedauert Köberl.


Wie der Ybbsitzer Meteorit gefunden wurde …
Unter den einheimischen Meteoriten hat jener mit der Inventarnummer L 7496 in den Sammlungen des Museums, der Ybbsitzer Meteorit, eine der spannendsten Geschichten – er war ein Zufallsfund. Doch ganz zufällig war er auch nicht. Der Finder, der Geologe Wolfgang Schnabel von der Geologischen Bundesanstalt (GBA) in Wien, war ab den späten 1970er-Jahren mit der Kartierung des geologischen Kartenblattes Ybbsitz befasst. Das heißt: dichtes, systematische Begehen des Gebietes, Erfassen aller dort vorkommenden Gesteine und Eintragen auf einer Karte. Keine leichte Arbeit, im engen Raster über Wiesen, Felder, durch dichte Wälder zu gehen. Mit dabei ist stets der Geologenhammer. Mit einem gezielten Schlag werden Steine angeschlagen, zeigt doch erst die frische Bruchfläche die wahre Natur des Gesteins.

Detail der geologischen Karte 1:50.000 (Ybbsitz) mit der Meteoritenfundstelle.
Foto: GBA

Schnabel heute im Rückblick: "Da machst du deine Routinearbeit, findest etwas, was gar nicht in deinen engeren Bereich gehört – und plötzlich bist du in allen Zeitungen." Wie kam es dazu? Am 17. September 1977 war Schnabel auf dem Heimweg vom Prochenberg, der sich südöstlich von Ybbsitz (Niederösterreich) befindet. Er nahm eine Abkürzung durch den steilen Waldhang. An einer Stelle, wo er einen Gesteinswechsel von einer Kalk- zu einer Mergelformation vermutete, sah er sich die herumliegenden Gesteine im Detail an. Weiter im O-Ton von Schnabel: "Dabei fiel mir ein Stück mit etwa 20 Zentimetern Durchmesser durch seine braune Farbe und eigenartige Oberflächenbeschaffenheit auf, das sich von den umherliegenden Kalkstücken unterschied. Es ragte aus dem Waldboden heraus. Nachdem ich es ausgegraben hatte, überraschten mich sein hohes Gewicht und seine Härte. Nur mit Mühe schlug ich ein etwa ein Kilo schweres Stück mit dem Hammer ab."

… und wie der Meteorit ins Museum kam
Im Herbst 1979 schickte Schnabel dann einen Dünnschliff (zwei mal drei Zentimeter) von einem Stück dieses Gesteins für mikroskopische Detailuntersuchungen nach Salzburg zu Elisabeth Kirchner, sie ist Mineralogin an der dortigen Universität. Sie konnte eindeutig die extraterrestrische Natur des Stücks identifizieren. Die Sensation war perfekt! Im April 1980 begann die Suche nach dem verbleibenden Rest. An der Fundstelle war eine Forststraße gebaut worden, doch der Meteoritenrest steckte nach wie vor im Boden und konnte geborgen werden. In einer zweiten Suche mit Gero Kurat, dem damaligen Kurator der Meteoritensammlung des Museums, wurde eine Reihe von Bruchstücken geborgen.
Für Schnabel war stets klar, der Meteorit gehört ins Museum. Im Jänner 1981 erfolgte im Palais Rasumofsky, dem damaligen Sitz der GBA, die feierliche Übergabe. Direktor Felix Ronner übergab dem damaligen Ersten Direktor des Naturhistorischen Museums, Oliver Paget, den Meteoriten. Als Dank und Anerkennung erhielt Schnabel am 5. Dezember 2012 die Goldene Ehrennadel der Freunde des Naturhistorischen Museums. Anlass war die Wiedereröffnung des Meteoritensaals (Saal 5), wo es eine Vitrine mit österreichischen Meteoriten, darunter dem Ybbsitzer Originalfund von Schnabel, gibt. Die Fundstelle des Meteoriten ist auf der geologischen Karte 1:50.000 mit einem Stern gekennzeichnet.

Die sieben heimischen Meteoriten
Meteoriten werden nach ihrem Fundort bezeichnet. Die bislang gefundenen heimischen Meteoriten gehören zur Gruppe der Chondriten (Steinmeteoriten). Ihre Gesamtmasse beträgt rund 45 Kilo; rund 20 Kilo davon befinden sich in der Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien, zu besichtigen im Meteoritensaal.
  • Ischgl, Tirol. Gefunden 1976 (Gesamtmasse: circa 1 Kilo)
  • Mühlau, Tirol. Gefunden 1877 (Gesamtmasse: circa 5 Gramm)
  • Mauerkirchen, Oberösterreich. Gefallen 1768 (Gesamtmasse: circa 19 Kilo)
  • Prambachkirchen, Oberösterreich. Gefallen 1932 (Gesamtmasse: 2,13 Kilo)
  • Ybbsitz, Niederösterreich. Gefunden 1977 (Gesamtmasse: circa 15 Kilo)
  • Lanzenkirchen, Niederösterreich. Gefallen 1925 (Gesamtmasse: circa 7 Kilo)
  • Minnichhof, Burgenland. Gefallen 1905 (Gesamtmasse: circa 550 Gramm)

Die Wiener Meteoritensammlung im 18. und 19. Jahrhundert
Die Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums beginnt mit einem Fund aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Als am 26. Mai 1751 bei Hraschina in der Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb, dem damaligen Agram, ein rund 40 Kilo schwerer Eisenmeteorit fiel, forderte Kaiser Franz I. Stephan, der Mann Maria Theresias, einen Bericht über den Meteorfall und ließ den Meteoriten nach Wien bringen. Der Meteorit von Hraschina wurde zum "Gründungsmeteoriten" der kaiserlichen Sammlung, die heute den Grundstock des Naturhistorischen Museums bildet. Naturgemäß wuchs in Wien auch das wissenschaftliche Interesse an Meteoriten. Paul M. Partsch (1791–1856), Sammlungskustos, veröffentliche 1843 einen ersten gedruckten Meteoritenkatalog. "Die Meteoriten: oder vom Himmel gefallenen [sic!] Steine und Eisenmassen im k. k. Hof-Mineralien-Kabinette zu Wien" im Untertitel: "Beschrieben und durch wissenschaftliche und geschichtliche Zusätze erläutert". Der erwähnte Hraschina-Meteorit ist unter Nummer 77, "Agram", beschrieben.


Haidingers Darstellung des Meteoritenfalls von Hraschina im Jahre 1751.
Foto: GBA

Einige Jahre später widmete Wilhelm Haidinger (1795–1871), Gründungsdirektor der k.k. Geologischen Reichsanstalt (1849), dem Hraschina-Meteorit eine große Arbeit. Haidinger hatte als Mineraloge eine Reihe von Meteoriten wissenschaftlich untersucht und gehört zu den frühen Forschern extraterrestrischer Gesteine. Merkwürdig fand er, dass der Stein bereits um 18 Uhr fiel, das Leuchten der Feuerkugel aber "erst gegen 22 Uhr, als es dunkel wurde", verschwand. Dargestellt hat er dieses Phänomen, das er Archivunterlagen entnahm, mehr als hundert Jahre später auf einer Tafel in seiner wissenschaftlichen Arbeit von 1859.
(Thomas Hofmann, 2.12.2020)

Thomas Hofmann ist Leiter der Bibliothek, des Verlags und des Archivs der Geologischen Bundesanstalt und freier Autor. Zuletzt erschien: "Abenteuer Wissenschaft" (Böhlau, 2020).

Zum Thema
Literaturhinweise
Brandstätter, F., Ferrière, L. & Köberl, C. (2012): Meteoriten – Zeitzeugen der Entstehung des Sonnensystems. – 263 S., Edition Lammerhuber & Naturhistorisches Museums Wien.

Haidinger, W. (1859): Der Meteoreisenfall von Hraschina bei Agram am 26. Mai 1751. – Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe, 35, 361-388, Wien.

Partsch, P. (1843): Die Meteoriten: oder vom Himmel gefallenen Steine und Eisenmassen im k. k. Hof-Mineralien-Kabinette zu Wien: Beschrieben und durch wissenschaftliche und geschichtliche Zusätze erläutert. – XII + 162 S., Prandel & Comp., Wien.

Ruttner, A. & Schnabel, W. (1988): Geologische Karte der Republik Österreich 1:50.000, Ybbsitz 71, Geologische Bundesanstalt, Wien.

Schnabel, W. (1985): Fund- und Entdeckungsgeschichte des Meteorits von Ybbsitz. – Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie A, 87, 1-9, Wien.

Österreichische Meteoriten: 45 Kilo aus dem All - derStandard.at
 

josef

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#16
Als Steine über Europa regneten
Vor rund 15 Mio. Jahren ist ein Asteroid in Süddeutschland eingeschlagen. Dort verursachte er nicht nur einen Krater, sondern ließ auch Steine über Mitteleuropa regnen. 180 Kilometer vom Krater entfernte Überbleibsel davon haben Forscherinnen und Forscher nun untersucht.

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Das Ergebnis des Impakts eines geschätzt mindestens einen Kilometer großen Asteroiden ist das im Durchmesser rund 24 Kilometer große Nördlinger Ries. Bei der Struktur handelt es sich um einen der meisterforschten unter den heute rund 200 bekannten Einschlagskratern auf der Erde.

Chemischer Fingerabdruck
Bereits im Jahr 2012 hoben Forscherinnen und Forscher in der Nähe von Bernhardzell im Osten der Schweiz Gesteinsproben, die mit dem für die Region zur damaligen Zeit äußerst prägenden Einschlag in Verbindung stehen. Danach analysierten sie die Ursache für die Entstehung des rund zehn Zentimeter dicken „Blockhorizonts“ in den dortigen Gesteinsschichten, wie der Meteoritenexperte Ludovic Ferrière vom Naturhistorischen Museums Wien (NHM) Wien erklärte. Diese dort zugängliche Ablagerung hebt sich nämlich deutlich von dem sonstigen Gestein ab. Sie enthält auch die für Asteroideneinschläge typischen sogenannten Strahlenkegel.

Unter anderem mittels chemischen- und Isotopenanalysen wurde nun das Alter der Struktur und deren Zusammensetzung im Sinne eines „Fingerabdruckes“ ermittelt. Obwohl der Ries-Einschlag und seine Auswirkungen immer wieder im wissenschaftlichen Fokus stehen, „gibt es noch viel darüber zu lernen“, ist Ferrière überzeugt. So ließ sich erst in den vergangenen Jahren der große Knall nun sehr präzise vor 14,8 Millionen Jahre datieren. Dabei helfen moderne Analysen von Auswurfmaterial in mehreren Gegenden Mitteleuropas. So wurden etwa auch in Niederösterreich sogenannte Tektite (Moldavite) gefunden. Das sind seltene, wenige Zentimeter kleine grüne Glasstrukturen, die im Zuge des Ries-Einschlages vor allem im heutigen Tschechien herabregneten.

APA/NHM WIEN/A. SCHUMACHER
Polierter Anschnitt eines Moldavit (gefunden 2003; Bezirk Hollabrunn, Niederösterreich, in Kunstharz eingegossen).

Geschockter Quarz in weiten Teilen Europas
Neben den Strahlenkegeln fand das Team in der Ostschweiz einen weiteren „rauchenden Colt“. In der nun im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlichten Arbeit zeigte man, dass es sich hier um Auswurfmaterial in Form von „geschocktem Quarz handelt, den wird mit dem Ries in Verbindung bringen konnten“, erklärte Ferrière.

Die Entfernung der Rückstände dieses Materialniederschlages derart weit weg vom eigentlich „relativ kleinen Krater“ zeige, wie groß die Auswirkungen des Asteroiden zumindest auf weite Teile Europas waren. „Die Konsequenzen waren durchaus nicht vernachlässigbar“, so der Wissenschaftler, der in der Folge auch nach noch weiter entfernten Relikten etwa Frankreich oder in Italien suchen möchte. Die neuen Erkenntnisse werden auch dabei helfen, die Modelle über den Ablauf des Ereignisses zu verbessern.

Auch in Österreich müssten sich noch deutlich mehr als die wenigen bisher gefundenen und teils im NHM ausgestellten Moldavite finden lassen, ist Ferrière überzeugt. Hier handelt es sich um unter großem Druck und Hitze umgeformtes Material aus den oberen Schichten der Einschlagstelle, das über Hunderte Kilometer geschleudert wurde.

Sponsoring-Initiative für Ausstellung
Insgesamt sind solche Tektite sehr rar: Sie wurden bisher gar nur im Umkreis von vier Einschlagevents weltweit gefunden. Die seltensten darunter tauchten bisher in der Elfenbeinküste auf. Sie entstanden bei der Bildung des Bosumtwi-Krater im heutigen Ghana vor rund einer Million Jahre.
Der Kurator möchte diese raren Überbleibsel nun durch eine Sponsoring-Initiative für die Sammlung und Ausstellung im NHM erwerben. Darunter findet sich auch der mit einem Gewicht von über 76 Gramm bisher größte gefundene Vertreter seiner Art, der für rund 9.500 Euro zu haben ist. „Diese drei angebotenen Exemplare wären wirklich zum Herzeigen gedacht. Ich würde es nicht wagen, sie für die Forschung aufzuschneiden und zu zerstören. Das ist wirklich wie ein Picasso oder Klimt für ein Museum“, sagte Ferrière.
08.04.2021, red, science.ORF.at/Agenturen

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josef

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#17
Erster Eisenmeteorit in Österreich gefunden
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Ein in der Nähe von Innsbruck gefundener Eisenmeteorit ist von der Universität Innsbruck untersucht worden. Dieser 4,5 Milliarden Jahre alte und vier Kilogramm schwere Stein ist der erste jemals in Österreich gefundene Eisenmeteorit. Insgesamt gab es in den letzten 250 Jahren erst neun Meteoritenfunde in Österreich.
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Die Universität Innsbruck bestätigte den Fund dieses außergewöhnlichen Meteoriten, der in der Nähe von Innsbruck gefunden wurde. Der etwa vier Kilogramm schwere Findling aus dem All sei der erste wissenschaftlich gesicherte Eisenmeteorit-Fund in Österreich, so Jürgen Konzett vom Institut für Mineralogie und Petrographie. Er erhoffte sich Hinweise auf dessen Herkunft sowie Einblicke in Entstehungsprozesse unseres Sonnensystems.

Universität Innsbruck
Eisenmeteorit in der Nahaufnahme

Österreichweit erst neun Meteoritenfunde bestätigt
Dass sich ein vermeintlicher Meteoriten-Fund tatsächlich verifizieren lässt, komme laut Konzett nicht oft vor. In Tirol wären bisher überhaupt erst drei Funde wissenschaftlich bestätigt worden, in ganz Österreich seien es in den letzten 250 Jahren neun gewesen.

Das rundliche, metallisch glänzende Objekt, das der Finder – der nicht genannt werden möchte – Ende April an das Institut für Mineralogie und Petrographie der Universität Innsbruck brachte, habe man aber aufgrund seiner Oberflächenstruktur auf den ersten Blick als Meteoriten erkennen können, berichtete der Mineraloge in einer Aussendung der Universität.

Universität Innsbruck
Der Eisen-Meteorit, der in der Umgebung von Innsbruck entdeckt wurde, ist der erste wissenschaftlich bestätigte Fund in Österreich.

Meteoriten so alt wie Sonnensystem
Um den wissenschaftlichen Beweis anzutreten und um weitere, unter anderem mikrochemische und spektroskopische Analysen durchführen zu können, hätten die Wissenschafter eine Probe des Meteoriten genommen. Meteoriten seien mit wenigen Ausnahmen so alt wie unser Sonnensystem selbst, also etwa 4,55 Milliarden Jahre, sagte Konzett. Wie lange der nun gefundene bereits auf der Erde liegt, sei unklar.
Für Wissenschafter unterschiedlicher Disziplinen seien Meteoriten wie eine Zeitkapsel, die Informationen über die Prozesse der Geburt unseres Sonnensystems beinhaltet. „Das sind Informationen, die man aus keinem irdischen Gestein beziehen kann“, erklärte der Mineraloge. „Das Gefühl, etwas in den Händen zu halten, das Milliarden Jahre im Weltall unterwegs war, ist schon etwas Besonderes“, betonte der Wissenschafter.
04.05.2021, red, tirol.ORF.at

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Erster Eisenmeteorit in Österreich gefunden
 
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#19
Der am 26. Mai 1751 beim kroatischen Dorf Hrašćina, rund 45 Kilometer nordöstlich von Zagreb, eingeschlagene Eisenmeteorit bildete den Grundstein zur Sammlung und wissenschaftlichen Meteoritenforschung im NHM-Wien:

HISTORISCHER STEIN
Hraschina: Der Grundstein der wissenschaftlichen Meteoritenforschung
Das Naturhistorische Museum würdigt den bedeutenden Meteoritenfall mit einer Installation von Originalskizzen aus dem Jahr 1751 und einer künstlerischen Darstellung des Meteoriten
Nicht oft sind Gründungsstücke einer altehrwürdigen wissenschaftlichen Sammlung umfangreich in Bezug auf ihre Geschichte dokumentiert – in den frühen Wunderkammern der europäischen Herrscherhöfe waren andere Kriterien relevant als die wissenschaftliche Akkuratesse. Ebenso selten sind frühe Meteoritenfälle in allen Details beschrieben, schließlich galt es als Mumpitz, dass Steine vom Himmel auf die Erde fallen würden. Erst im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, dass die merkwürdigen Gesteins- und Eisenmassen außerirdischen Ursprungs sind.

Umso bedeutender ist ein besonderes Objekt, das am Mittwoch, dem 26. Mai, ein Jubiläum feiert: Der Eisenmeteorit Hraschina ist das Gründungsstück der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums in Wien, und zum Zeitpunkt seines Falls vor 270 Jahren – sozusagen die Grundsteinlegung der Kollektion – wurde die Theorie der nichtterrestrischen Herkunft der Himmelssteine noch als Aberglaube abgetan. Zum Jahrestag zeigt das NHM nun eine temporäre Installation mit Originaldokumenten.


Hraschina ist der Grundstein der Wiener Meteoritensammlung und der Meteoritenforschung.
Foto: NHM Wien / Alice Schumacher

Kanonendonner
Am 26. Mai 1751 um etwa 18 Uhr erschreckte ein außergewöhnliches Ereignis die Bewohner des nördlichen Kroatien. Unter lautem Krachen wie von Kanonen raste eine Feuerkugel aus östlicher Richtung beim Dorf Hrašćina rund 45 Kilometer nordöstlich von Zagreb zu Boden. Der Meteor war weit über hundert Kilometer zu sehen – so berichteten auch Augenzeugen aus der 110 Kilometer weiter östlich liegenden ungarischen Stadt Szigetvár von der Himmelserscheinung. Die Explosionen waren in einem Gebiet von mehr als 2.000 Quadratkilometern zu hören.

Der Vorfall sorgte für so großes Aufsehen, dass der Kaiser in Wien einen detaillierten Bericht anforderte. Franz I. Stephan von Lothringen hatte ein Faible für die Naturwissenschaften und war ein leidenschaftlicher Sammler von Naturalien, und er bediente sich der führenden Forscher seiner Zeit. In seinem Auftrag führte daher die katholische Kirche Agrams, des heutigen Zagrebs, eine Untersuchung des Ereignisses durch und nahm Aussagen von mehreren Augenzeugen auf.


Die temporäre Installation im Meteoritensaal. Im Vordergrund stehen die größten Objekte der Sammlung.
Foto: NHM Wien / Alice Schumacher

Der Generalvikar Wolfgang Kukulyevich berichtete in seinem mit 6. Juli datierten Protokoll an den Agramer Bischof Franz Xaver Klobusiczky von dem Ereignis. Georgius Marsich, der Pfarrer von Hraschina, bezeugt in der Dokumentation, "dass Er den 26ten May, jezt Lauffend 1751ten Jahrs ohngefehr umb 6 uhr nachmittag gegen aufgang der Sonnen, am Himmel eine gewisse foürige Kugel ersehen, welche Kugel, nachdeme sie sich in Zwey Theyll mit sehr grossen Knallen und Krachen, so das schüessen eines Feld-Stuckhs weit übertroffen, Zertheillet, auch in Zwei Theillen in etwas Voneinanderfallen Vermercket habe, mit solchen getümell, und Braussen, in form einer feürig-Zusamben gewickelten Ketten vom Himmel fallend; alss wann die gröste Mänge deren Wägen durch die Lufft gewälzet wurde".

Einschlag im Acker
Die Trümmer schlugen im frisch gepflügten Acker eines gewissen Michl Koturnass ein und wurden von Bediensteten des Pfarrer geborgen. Der Knecht des Pfarrers, Michl Kollar, berichtet, das Stück sei "drey ellenbogen Tielf in die Erden hinein getrungen" und habe den Boden "einen ellenbogen weith Zerspaltet". Franz Stephan ließ sich die größere Masse mit rund 39,8 Kilogramm nach Wien liefern und in seiner kaiserlichen Schatzkammer unterbringen. Das kleinere Bruchstück von etwa neun Kilogramm wurde nach dem Fall noch vor Ort zerteilt und teilweise zu Nägeln verarbeitet, heißt es. Seine Spur verliert sich in Pressburg, sein Schicksal lässt Rückschlüsse zu, was in früheren Zeiten wohl immer wieder mit Eisenmeteoriten passiert ist, die nicht das Interesse von Sammlern und Forschern erregt haben.


Die Dokumentation des Falls im Jahr 1751 enthielt auch eine Zeichnung des Ereignisses ...
NHM Wien

... nebst einer Darstellung der Rauchspuren am Himmel.
NHM Wien

Der Hraschina-Meteorit wechselte 1778 ins kaiserliche Naturalienkabinett. In der Folge wurde die Sammlung mit weiteren Meteoriten ergänzt, und mit der Eröffnung des Naturhistorischen Museums am noch heute bestehenden Standort im Jahr 1889 war die Kollektion außerirdischen Gesteins die größte der Welt. Noch heute handelt es sich um die umfangreichste Schausammlung: Im Meteoritensaal sind weit über tausend Meteorite zu sehen, die von rund 650 unterschiedlichen Fällen und Funden stammen.

Wissenschaftshistorische Bedeutung
Unter den Millionen Sammlungsstücken aus den verschiedenen Abteilungen des NHM gehört Hraschina zu den Top Ten. Das ist nicht verwunderlich, schließlich wurden bisher nur gut vier Dutzend Eisenmeteorite bei ihrem Fall beobachtet – Hraschina war der erste, der ausführlich dokumentiert wurde. Dies macht ihn für die Wissenschaft besonders wertvoll. Nicht zuletzt der ausführliche Bericht zum Fall des Hraschina-Meteoriten diente dem Naturforscher Ernst Florens Friedrich Chladni 1794 als Basis für seine Theorie, dass Meteorite aus dem Weltraum stammen. Chladni gilt damit als Begründer der modernen Meteoritenforschung.

Kristalle
Alois Beckh von Widmanstätten wiederum schnitt 1808 für Experimente Proben von der Masse Hraschinas. Dünne Plättchen polierte er und erhitzte sie über einer Flamme. Das Meteoriteneisen verfärbte sich bunt, und zur Überraschung des Forschers wurden die Strukturen der Nickel-Eisen-Kristalle sichtbar. Auch beim Ätzen der Flächen mit Säure zeigten sich diese charakteristischen Formen, die nur bei bestimmten Meteoritenklassen zu beobachten und heute unter der Bezeichnung "Widmannstätten-Figuren" bekannt sind. Die Originalobjekte der Versuche Widmanstättens sind ebenfalls im NHM ausgestellt.


Alois Beckh von Widmannstätten experimentiere mit Stücken des Hraschina-Meteoriten und stieß auf merkwürdige Kristallstrukturen. Dieses Exemplar erhitzte er ...
Foto: NHM Wien / Ludovic Ferrière

... während diese Scheibe mit Säure geätzt wurde.
Foto: NHM Wien / Ludovic Ferrière

Die Figuren entstehen durch die unterschiedlichen Eigenschaften der Nickel-Eisen-Minerale Taenit und Kamacit bei der langsamen Abkühlung im Inneren eines planetaren Körpers. Wegen der oktaederförmigen Struktur werden diese Meteoriten Oktaedriten genannt. Hraschina enthält 89 Prozent Eisen und 10,5 Prozent Nickel, der verbleibende Rest besteht hauptsächlich aus Gallium, Germanium und Iridium.

Verletzte Schönheit
Hraschina zeigt an mehreren Stellen die Spuren roher Gewalt – ihm wurden mit Hammer und Meißel Stücke abgeschlagen, schließlich war die Diamantsäge noch nicht erfunden. Auch wenn ihm in der Vergangenheit übel mitgespielt wurde, zählt er zu den besonders schönen Exemplaren. Seine Oberfläche ist überzogen von Vertiefungen, den sogenannten Regmaglypten. Diese entstehen durch das Aufschmelzen beim Eindringen in die Erdatmosphäre.

Hraschina weist zwei unterschiedliche Seiten auf: Die eine ist gewölbt und zeigt tiefe Schmelzspuren, während die andere mehr oder weniger flach ist. Dies zeigt, dass der Brocken auf seinem Weg durch die Atmosphäre nicht rotiert ist, sondern in einer stabilen Position zu Boden raste. In diesen seltenen Fällen spricht man von orientierten Meteoriten.


Auf dem kleinen Sammlungsetikett in der Bildmitte steht "Agram". Unter diesem Namen war der Meteorit bis vor rund hundert Jahren in der Wissenschaft geläufig.
Foto: NHM Wien / Alice Schumacher

Rarität
Nur wenige andere Sammlungen verfügen über Material des Hraschina-Meteoriten. Vor einiger Zeit tauchte in einer alten privaten Sammlung ein Exemplar mit 44 Gramm auf – es handelt sich um das größte Stück Hraschinas, das nicht dem NHM gehört. Das nächstgrößte Stück ist nicht einmal halb so schwer und liegt in der Berliner Sammlung. Die meisten internationalen Sammlungen verfügen – wenn überhaupt – nur über Stücke im Zehntelgrammbereich.

Schwierige Neuerwerbungen
Heutzutage ist der Erwerb neuer Meteorite für die Sammlung des NHM nicht mehr so einfach wie früher: Auf Geheiß des Kaisers kommen schon lange keine neuen Sammlungsobjekte in das Haus am Ring, und für den Kauf am überhitzten Sammlermarkt fehlt dem Bundesmuseum das Budget. Neuerwerbungen waren in den vergangenen Jahren nur aufgrund von für derartige Anschaffungen zweckgebundene Erbschaften möglich, oder aber durch Spenden von privaten Sammlern oder ausländischen Botschaften und Institutionen. Ludovic Ferriére, der Kurator der Meteoritensammlung des NHM, schafft es allen Widrigkeiten zum Trotz dennoch laufend, die Kollektion mit Exemplaren von aktuellen Fällen oder wissenschaftlich bedeutenden Funden zu komplettieren und folgt damit dem gesetzlich festgeschriebenen Auftrag, die Sammlungen zu wahren und zu mehren. Es sei wichtig, solch wertvolle Objekte für die Wissenschaft und für zukünftige Generationen zu bewahren, erklärt der Impaktforscher.

Florian Raditsch vor der neuen Installation mit seinem Werk im Meteoritensaal.
Foto: NHM Wien / Alice Schumacher

Installation zum Jahrestag
Den Jahrestag Hraschinas würdigt Ferrière mit einer Installation im Meteoritensaal: Zwei Originalzeichnungen des Falls werden bis 5. Juli ebenso präsentiert wie ein überdimensionales Kohleporträt des Meteoriten des Künstlers Florian Raditsch. Die Illustrationen wurden 1751 aufgrund der Schilderungen von Augenzeugen aus Szigetvár angefertigt und zeigen den Meteor am Himmel und die Rauchspuren nach dem Fall. Raditsch beschreibt Hraschina als ein "Objekt von außergewöhnlicher Schönheit" mit einer "äußerst poetischen Form". Darüber hinaus ist Hraschina auf der Webseite Sketchfab seit kurzem auch als 3D-Modell zu bestaunen.


Das fertige Werk ist nun im Meteoritensaal zu sehen.
Foto: Florian Raditsch

Gesamtkunstwerk
Im NHM lohnt sich jedoch nicht nur ein Blick auf die Ausstellungsstücke in den Vitrinen: Das Gebäude ist ein Gesamtkunstwerk. Insbesondere im an den Meteoritensaal angrenzenden Mineralogiesaal sollten die Augen auch nach oben gerichtet werden. Hier stützen zwischen großflächigen Gemälden mehrere Karyatiden und Atlanten die Decke.

Die vom Bildhauer Rudolf Weyr geschaffenen Skulpturen sind mit alchemistischen Symbolen ausgestattet und repräsentieren verschiedene Metalle. Neben der Karyatide, die als Allegorie für Silber ein fein gearbeitetes Tafelgefäß trägt, erhebt sich eine männliche Figur mit Sternenkrone aus den Wolken: offenbar eine Helios-Darstellung. In den Händen hält er eine Kopie des Hraschina-Meteoriten – so, als würde er ihn jeden Moment auf die Besucher herabwerfen.
(Michael Vosatka, 26.5.2021)


Hraschina wurde auch in der Gestaltung des Museums verewigt.
Foto: NHM Wien / Alice Schumacher

Link
Hraschina in der Datenbank der Meteoritical Society

Hraschina: Der Grundstein der wissenschaftlichen Meteoritenforschung
 

josef

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#20
SENSATIONSFUND
Alien nach Landung in Kindberg aufgespürt
Fast acht Monate nach seinem Fall wurde in der Steiermark ein Meteorit gefunden – dank einer genauen Berechnung der Flugbahn, Citizen-Scientists und eines Meteoritenforschers mit hoher Frustrationstoleranz
Bei dem Fremdling, der im vergangenen November Kindberg in der Steiermark eine Visite abgestattet hat, handelt es sich um einen hohen Besuch. Um allerhöchsten, um genau zu sein: Der Eindringling stammt aus dem Asteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter. Hier entstand er vor etwa viereinhalb Milliarden Jahren, gleichzeitig mit dem Sonnensystem. Irgendwann, wohl nach einem Kollisionsereignis vor vielen Millionen Jahren, machte sich der Reisende auf den Weg ins innere Sonnensystem. Seine spektakuläre Ankunft als grün leuchtender Feuerball beobachteten trotz nachtschlafender Zeit hunderte Menschen in Deutschland, Italien, Tschechien und Österreich. Doch obwohl Berechnungen zeigten, dass Fragmente des Meteoroiden es bis auf die Erdoberfläche geschafft haben mussten, blieben sie verschollen. Bis Anfang Juli, als ein Bruchstück des Meteoriten wieder auftauchte – in Kindberg, genau dort, wo die größten Fragmente vermutet wurden.


Der gesuchte Meteorit tauchte in Kindberg im Mürztal auf – genau dort, wo er den Berechnungen zufolge vermutet wurde.
Foto: NHM/Ludovic Ferrière

Die Entdeckung des Kindberg-Meteoriten ist aufgrund der Umstände eine wissenschaftliche Sensation: Erstmals konnte in Österreich mithilfe einer detaillierten Bahnberechnung ein Stein aus dem All lokalisiert werden – auch dank der Beharrlichkeit des Impaktforschers und Kurators der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums in Wien, Ludovic Ferrière, und der Aufmerksamkeit der von ihm sensibilisierten lokalen Bevölkerung.

Exakte Bahnberechnung
Am 19. November 2020 erleuchtete um 4.46 Uhr ein Feuerball den Nachthimmel. 24 Sekunden lang war der Meteor zu sehen. Hochspezialisierte Kameras verschiedener Feuerball-Netzwerke zeichneten das Ereignis auf. Diese Daten ermöglichten eine genaue Bahnberechnung und Rückschlüsse auf die Größe des Meteoroiden vor dem Eintritt in die Atmosphäre. Experten der tschechischen Akademie der Wissenschaften veröffentlichten direkt nach dem Fall ein Dossier. Sie berechneten die Masse des Meteoroiden, der mit 14 km/s in südöstlicher Richtung die Atmosphäre eindrang, auf rund 270 Kilogramm. Von der ursprünglichen Masse ging der Großteil verloren: Die Materie verglühte und sorgte so für ein Spektakel am Himmel, von etwa hundert Kilometern über dem Erdboden bis zu einer Höhe von 25 Kilometern. Danach begann die Phase des Dunkelflugs. Die Berechnungen sagten voraus, dass in einem fünfzig Kilometer langen und bis zu drei Kilometer breiten Korridor zwischen Lunz am See und Kindberg zahlreiche Fragmente die Erdoberfläche erreicht haben, wobei die leichtesten Stücke zuerst zu Boden fielen, die größten aber am weitesten flogen.

Schlechte Voraussetzungen
Ferrière mobilisierte kurz nach dem Fall ein kleines Team mit einem meteoritophilen Außenpolitikjournalisten im Schlepptau für eine spontane Suche in der Region um Kindberg, wo größere Funde mit bis zu vier Kilogramm denkbar wären. Doch das fundträchtige Gebiet ist nicht nur riesig, sondern auch stark bewaldet und gebirgig und daher denkbar schlecht für die Meteoritensuche geeignet. Dass es in der Nacht nach dem Fall schneite, minderte die Chancen weiter. Der Forscher setzte daher von Beginn an auf die Mithilfe der ansässigen Bevölkerung und den Ansatz der "Citizen-Science". Anhand mitgebrachter Infoblätter erklärte Ferrières Team jedem, dem es begegnete, woran ein Meteorit zu erkennen ist und worauf bei einem Fund zu achten ist. Dies sollte schließlich Früchte tragen.

Anfang Juli läutet das Telefon des Redakteurs: "Wir haben einen Meteoriten!", sagt Ferrière, der als Kurator die größte ausgestellte Meteoritenschau der Welt betreut. "Ja, ich weiß. Ihr habt viele", lautet die lakonische Antwort – wohlwissend, dass es sich nur um den Meteoriten handeln kann.

Volltreffer
Dutzende Menschen meldeten sich seit November bei Ferrière, weil sie glaubten, einen Meteoriten entdeckt zu haben, ebenso oft stellte sich der Fund als Fehlalarm heraus. Doch der Anrufer aus Kindberg, der sich Anfang Juli an das Museum wendet, legt Ferrière Fotos vor, die keinen Zweifel lassen: Eine dünne samtglänzende schwarze Schmelzkruste, ein von Schockvenen durchzogenes helles, braungraues Inneres mit leichten Oxidationsspuren – dies ist eindeutig ein Meteorit. Es stellt sich heraus, dass der Anrufer tatsächlich zu jenen Personen gehört, die der Impaktforscher im Rahmen seiner Exkursionen im November über den Meteoritenfall informierte. Ein Familienmitglied findet schließlich den ungewöhnlichen schwarzen Stein mit hellen Bruchflächen am Rand einer Waldstraße.


Das 233-Gramm-Fragment des Kindberg-Meteoriten an exakt der Stelle, an der er am 4. Juli 2021 gefunden wurde.
Foto: Michael Vosatka

Ferrière fährt am nächsten Tag gemeinsam mit der Co-Kuratorin Julia Walter-Roszjár und dem Redakteur nach Kindberg, um bei brütender Hitze den Fundort zu inspizieren und eine Suche nach weiteren Fragmenten durchzuführen. Doch diese bleibt ergebnislos: Rund um die Fundstelle ist der Waldboden von dichten Heidelbeersträuchern überwuchert.


Meteoritensuche ist eine meditative Tätigkeit: gesenkten Hauptes schreitet man in gleichmäßigen Abständen voneinander getrennt über die abzusuchenden Flächen.
Foto: Michael Vosatka

Wissenschaftliche Untersuchungen
Dankenswerterweise stellen die Finder dem NHM den Meteoriten für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung. Hierfür wurde eine kleine Probe von dem 233 Gramm schweren Stein abgetrennt. Bei den Untersuchungen zur Klassifizierung kamen eine Elektronenstrahlmikrosonde, ein Mikro-CT-Gerät und 3D-Scanner zum Einsatz.

Kindberg Meteorite by Natural History Museum Vienna on Sketchfab

Eine Messung kosmogener Radionuklide bestätigte, dass sich der Meteorit erst seit kurzer Zeit auf der Erde befindet. Die Ergebnisse wurden der Meteoritical Society zur Genehmigung vorgelegt. Sobald dies geschehen ist, wird der Stein künftig den Namen Kindberg tragen und der achte Österreicher und erste Steirer im internationalen Verzeichnis sein. Wie seine sieben Kollegen ist auch Kindberg ein gewöhnlicher Chondrit.

Kindberg ist der erste bestätigte Meteoritenfund in Österreich seit 44 Jahren. 1977 wurde in Ybbsitz in Niederösterreich das letzte Mal bestätigterweise ein Meteorit gefunden. Das letzte Mal, dass ein Meteorit nach der Beobachtung seines Falls geborgen werden konnte, ist mit Prambachkirchen fast 90 Jahre her.


Der Kindberg-Meteorit in der Hand der Finderin.
Foto: Michael Vosatka

Besonders spektakulär ist die Tatsache, dass Kindbergs Orbit aufgrund der Kameradokumentation berechnet werden und damit auf seine Ursprünge rückgeschlossen werden kann. Dies ist erst bei gut drei Dutzend von zehntausenden Meteoriten gelungen. Wünschenswert wäre deshalb, dass Kindberg als wissenschaftlich wichtiger Meteorit nicht in einer privaten Kollektion verschwindet, sondern als Teil des kulturellen Erbes seinen Weg in die Sammlung des NHM findet.
(Michael Vosatka, 14.9.2021)


Die wichtigsten Minerale des Kindberg-Meteoriten in einem Mikrosonden-Übersichtsbild (Rückstreuelektronen-Modus) (ol = Olivin; opx = Orthopyroxen; pl = Plagioklas; tae = Taenit; chr = Chromit; tro = Troilit; mer = Merrillit).
Foto: NHM/Walter-Roszjár

Mikrosonden-Rückstreuelektronenbild der Schmelzkruste des Kindberg-Meteoriten. Bei den hellen Flecken handelt es sich um Magnetit, der beim Eintritt des Steines in die Atmosphäre am 19. November 2020 skelettartig kristallisiert ist.
Foto: NHM/Ludovic Ferrière

Mikrosonden-Rückstreuelektronenbild eine der seltenen Chondren im Inneren des Kindberg-Meteoriten.
Foto: NHM/Walter-Roszjár

Das Innenleben des Meteoriten, mit der Mikro-Computertomographie sichtbar gemacht. Blau eingefärbt sind Metall- und Sulfidkörner; der Rest, in Grautönen gehalten, wird von Silikatmineralen dominiert.
Foto: NHM/Winkler

Die Schnittfläche zeigt eine braunschwarze Schmelzkruste und das grau-orangefarbene Innere des Meteoriten, erkennbar sind Schockmerkmale und die leichte Rostbildung durch Verwitterung auf der Erdoberfläche.
Foto: NHM/Ludovic Ferrière
Alien nach Landung in Kindberg aufgespürt
 
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