Militärische Großraumradaranlage und ehemaliger Bunker der Luftraumüberwachung am Kolomansberg

#1
Hallo,

der ehemalige Bunker der Luftraumüberwachung am Salzburger Kolomansberg hat augenscheinlich wieder den Besitzer gewechselt. Der ehem. Besitzer, der das Areal vom BH gekauft hat und dort eine Serverfarm installieren wollte, hat an der Liegenschaft nie etwas geändert (dürfte an den mangelnden Ageboten gelegen haben). Da der Bunkervorplatz nun sauber und ordentlich aussieht (anders als auf dem angehängten Bild) und innerhalb der Umzäunung ein PKW mit der Werbeaufschrift einer Pyrotechnikfirma (konnte es leider nicht entziffern) gesichtet wurde, dürfte nun also diesem Relikt des kalten Krieges wohl auch die letzte Stunde schlagen. Weiß da jemand etwas Genaueres?

LG

Bol
 

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ak71

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#2
Warum letzte stunde? Pyrotechnik hört sich für mich nicht nach Sprengung, sondern eher als Verwendung als Lagerstätte an, oder? Weiss aber leider selber nix genaues...
 
#3
Frage eines unwissenden:

handelt es sich hier um den Bunker unterhalb der Radarstationen?? ich dacht immer, dass dieser noch z.T für die LRÜ und als "Notfallsersatz" für die Einsatzentrale Berg dient und noch in Betrieb ist? oder gibt es am Kolomansberg mehrere Bunker?
 
#4
Kaiserjäger hat geschrieben:
handelt es sich hier um den Bunker unterhalb der Radarstationen?? ich dacht immer, dass dieser noch z.T für die LRÜ und als "Notfallsersatz" für die Einsatzentrale Berg dient und noch in Betrieb ist? oder gibt es am Kolomansberg mehrere Bunker?
Das war der Bunkereingang zum Kollomansberg- Objekt A+K (Auswertung und Kraft) welches 1987 aufgegeben wurde.

Der Bunker war übrigens so ausgelegt, daß eine unmittelbar einschlagende Atombombe ("S6 Fall") den Betrieb nicht beinträchtigt hätte.
 

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josef

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#5
Frage von @Kaiserjäger:
...gibt es am Kolomansberg mehrere Bunker?
Nein! Die Flugmeldezentrale Kolomannsberg gibt es seit 1987 nicht mehr. (Siehe auch Bericht von @Charioteer!

Das ehemalige System am Kolomannsberg bestand aus folgenden Anlagen:

Am Höhenrücken des Berges befanden sich die Radaranlagen R + H (Rundsicht und Höhe). Diese beiden Radaranlagen sind heut noch, natürlich nicht mehr in der Ursprungsausführung, in Betrieb.

Die weiteren Objekte werden im Folgebericht beschrieben.
 

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josef

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#6
Die weiteren Anlagen befanden/befinden sich am/im Berghang unterhalb der beiden Radartürme. Verbunkert waren/sind die Anlagen A + K.

A stand für "Auswertung" => ist die eigentliche Flugmeldezentrale/ EZ-Kolomannsberg. Eingangsbereich, Foto siehe im Bericht von @Charioteer.

K war die Abkürzung für "Kraft" => Kraft- bzw. Energiezentrale.

Dann gibt es noch das Obertageobjekt U => Unterkunftsbereich.

Heute ist nur mehr der Bereich R + H, also die Radaranlagen, in Betrieb. Die Daten werden zur EZ/B bei St.Johann im Pongau übermittelt.

Nachstehend noch einige weitere Fotos vom Komplex Kolomannsberg:

Lubi Bunkerbaustelle A + K
Bauarbeiten Bunker A + K
Gang im Bunker von A + K
Auswertung/Beobachtung in A
Dieselaggregat von den Jenbacher Werken in K zum Antrieb des Stromgenerators


Alle Bilder stammen aus: "Österreichische Luftstreitkräfte 1955-2005, Publikation zum Thema "50 Jahre Österreichisches Bundesheer"

lg
josef
 

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jagernaut

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#8
hallo

ich bin hier relativ neu und ich frage mich seit jahren wie die WP-staaten geplant haben österreich zu besetzten bzw einen zugang durch Ö nach Deutschland und Italien zu schaffen.
gibts irgendwo eine genauere quelle bzw kann man irgendwo die pläne begutachten.

mfg chris
 
#9
Der Bunker war übrigens so ausgelegt, daß eine unmittelbar einschlagende Atombombe ("S6 Fall") den Betrieb nicht beinträchtigt hätte.
Wenn man die Fotos vom Bau so sieht, hat der Bunker aber keine so starke Decke/Erdüberdeckung? Oder täuscht das nur, bzw., befindet sich der eigentliche "Bunkerreaum" tiefer im Berg???

Kennt man die Abmasse des Bunkers? So groß wird der nicht sein, wenn sich "nur" die "auswertung" und "Kraft" dort befunden haben, denk ich mal?
Aber vielleicht weis jemand genaueres.
 
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#10
MG0815 hat geschrieben:
PHP:
Wenn man die Fotos vom Bau so sieht, hat der Bunker aber keine so starke Decke/Erdüberdeckung? Oder täuscht das nur, bzw., befindet sich der eigentliche "Bunkerreaum" tiefer im Berg???[/QUOTE]

Die Erdüberdeckung erfolgte nachträglich und m.E. ziemlich reichlich! Durch den natürlichen Bewuchs war bald fast nichts mehr von den bautechnischen Einrichtungen des Bunkers sichtbar!.

Ich find die Fotos übrigens toll!!! Gibt's noch mehr davon? Da ich in der Nähe des Kolomansbergers wohne, hat mich die Geschichte des Bunkers und der Radarstation immer schon interessiert, leider bin ich nie an Bildmaterial gekommen.

Würd mich total freuen!

LG
Bo
 
#11
Ich hab's eher so gemeint, dass der bis heute originale "Erhaltungszustand" wohl bald der Vergangenheit angehören dürfte....andererseits ist die neue Nutzung natürlich begrüßenswerter als ein Schleifen der Anlage (dürfte auch Kostengründen aber wahrscheinlich eh nicht in Frage kommen...).

LG
Bo
 
#12
Hallo bolschewiki!
Wenn Du eh in der nähe wohnst, und es jetzt einen Privaten Eigentümer gibt, und wenn man höflich frägt, dann kann man die Anlage vielleicht mal begutachten bzw. fotografieren! Würde sicher alle hier brennend interessieren.
(und man sollte es vielleicht bald machen, wenn wirklich ein Sprengbetrieb dann dort sein Lager einrichtet/hat, wird es sicher schwieriger dann dort zutritt zu erhalten - alleine wegen der Gefahr hin sieht die firma dann sicher nicht so gerne)
Und wenn man sich als "Bunkerverrückten" ausgibt und ihm klarmacht das man nichts böses will, vielleicht lässt "man" sich ja erwärmen für einen Rundgang in der anlage!!! :hopp
 

josef

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#14
Objekt "A" - ehemalige EZ-Kolomannsberg

@MG0815 schreibt:
Kennt man die Abmasse des Bunkers? So groß wird der nicht sein, wenn sich "nur" die "auswertung" und "Kraft" dort befunden haben, denk ich mal?
Hier 2 Bilder vom Auswertesaal im Bunker: Zuerst ein Ausschnitt von den Beobachtungs- und Auswerteplätzen, in der hinteren Reihe die Befehls-/Kommandoplätze... bitte Raumhöhe beachten.

Dann noch ein Bild von der Tribüne der "Luftlagezeichner". Dies war eine erhöht angebrachte Plexiglastafel mit einer Darstellung der österreichischen Grenze und sonst. geografischen Daten/Anhaltspunkten... und des Luftmeldegitters. Die sich auf der Bühne hinter der Glaswand befindlichen Soldaten zeichneten die ihnen von der "Umsetzergruppe" übermittelten Flugbewegungen spiegelverkehrt mittels Leuchtstift auf die Glaswand. Von den Arbeitsplätzen vor der Wand hatte man dann ein genaues Bild der Luftlage - wie auf einer Kinoleinwand. Wegen ihres Werkens hinter der Glaswand wurden die Fluglagezeichner auch als "Hinterglasmaler" bezeichnet... Die "Umsetzer" übertrugen die ihnen von den Radarbeobachtern übermittelten Grad- und Entfernungswerte auf die Koordinaten des Flugmeldegitters.

Diese Verfahrensweise ist natürlich längst überholt, heute holen sich die Überwachungsoffiziere per Mausklick sämtliche Daten auf ihre Bildschirme...

Fotoquelle: W. Hainzl, "Die Luftstreitkräfte Österreichs 1955 bis heute" , 3.Auflage 2000, Seite 223, Weishaupt Verlag ISBN 3-7059-0031-5

lg
josef
 

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#15
MG0815 hat geschrieben:
Kennt man die Abmasse des Bunkers? So groß wird der nicht sein, wenn sich "nur" die "auswertung" und "Kraft" dort befunden haben, denk ich mal?
Der Bunker ging (geht) einerseits natürlich auch in den Berg hinein, andererseits befand sich im selben Objekt auch ein ausgedehnter Unterkunftstrakt. Dieser Unterkunftstrakt im Untertageobjekt hatte eine Verbindung zu einem recht zivil aussehenden Haus oberhalb des Bunkers. Dieses Haus wies ebenfalls Unterküfte für (schätz ich mal) ca. 15 bis 20 Personen (selbe Kapazität wie im Untertageobjekt), einen Lehrsaal sowie weitere Räumlichkeiten auf, die wohl ebenfalls der Auswertung bzw. der Kommunikation mit den übergeordneten Leitstellen dienten.

Das Konzept von Untertagebunker und damit verbundenem Obertageobjekt wurde ja auch im ZAS (Zentralen Ausweich System) in St. Johann offenbar beibehalten. Auch dort gibt es ein, schon fast zu zivil aussehendes, oberirdisches Gebäude im typischen pongauer "Lederhosenstil". Allein die massive Ansammlung von Antennen verschiedensten Typs am Dach des Hauses lassen selbst den Unkundigen vermuten, dass dort kein normaler Schweinsstelzenesser sein Eigenheim errichtet hat. Die Umfriedung mit einem martialischen Zaun sowie das anwesende Wachpersonal nebst niedlichen Rottweilern tun ihr Übriges dazu.

LG
bo
 

josef

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#16
...einem recht zivil aussehenden Haus oberhalb des Bunkers. Dieses Haus wies ebenfalls Unterküfte
=> Objekt "U"
@bolschewiki, hätte dazu eine Frage:

Was ist eigentlich mit diesem Objekt "U" geschehen? Gleicher Eigentümer wie Bunker ? Welche Nutzung ? usw.

lg
josef
 

josef

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#17
Kolomannsberg, Objekt U

Fand noch ein Bild vom Bau des Objektes U (1964), das Bild stammt ebenfalls aus dem Buch "Österreichische Luftstreitkräfte 1955-2005, Publikation zum Thema "50 Jahre Österreichisches Bundesheer"

lg
josef
 

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#18
Hallo Josef,

bist Du sicher, dass es sich bei diesem Gebäude um das Objekt U auf dem Kolomansberg handelt? Ich habe es mehr bungalowartig in Erinnerung und vor allem ist es in L-Form gebaut und niedriger. Vielleicht kann ich mal aktuelle Bilder anfertigen (durch Forstarbeiten kann man's jetzt von einer bestimmten Stelle aus sehen...).

Das Objekt auf dem Bild hat m.E. mehr Ähnlichkeit mit dem Obertageobjekt von St.Johann.

Das Objekt U stand seit der Veräußerung im Jahre 1988 (denk ich mal) leer, befindet sich aber noch in relativ gutem Zustand. Der Vorbesitzer hat überhaupt nichts an diesem Gebäude verändert. Es war bis vor kurzem sogar noch teilweise möbliert (Stockbetten etc.). Durch die enge bautechnische Verbindung des Objektes U mit dem Objekt A + K (der "Keller" des Hauses ist der Bunker) wird es, denk ich mal - wie bereits beim Vorbesitzer - in einem verkauft worden sein. Eine völlige Trennung dieser Baukörper stell ich mir relativ schwierig vor. Auch die oberirdischen Lüftungs- und Filteranlagen des Bunkers liegen auf dem "Grundstück" des Objektes U (sofern diese nach der neuen Nutzung noch Verwendung finden...).

Wie gesagt, Besitzer des gesamten Areals scheint eine Pyrotechnikfirma aus Mondsee zu sein. Im Bunker finden dzt. nicht näher zu beschreibende Bauarbeiten statt. Ob das Haus oberhalb des Bunkers in irgendeiner Form weiter genutzt werden soll, ist mir nicht bekannt.

Ich bin aber gerade dabei, das heraus zu finden und werde es dann umgehend posten...

LG
bo
 
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josef

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#19
@bolschewiki schrieb:
bist Du sicher, dass es sich bei diesem Gebäude um das Objekt U auf dem Kolomansberg handelt? Ich habe es mehr bungalowartig in Erinnerung und vor allem ist es in L-Form gebaut und niedriger.
Da haben sie dann im "Jubiläumsbuch" die Fotos vertauscht bzw. den Bildtext => Originaltext zu diesem Foto (S. 217): Aufbau des Objektes "U" (Unterkunft) im Jahre 1964. Im Gegensatz zu den Objekten H, R und A+K war hier die Bauabwicklung weit weniger kompliziert. Leider kenne ich die direkten Gegebenheiten am Koloberg nicht persönlich. Ich war ja beim RadB(mot), Ausbildung in der Schwarzenbergkaserne, ehem. RBS-Siezenheim und dann bei der ehemaligen 2.RadB(mot) in St.Pölten mit Einsatz am Stiftsbunker bzw. div. Stellungen im "Gelände" (=> mot!). Die Infos über die damalige EZ/Kolomannsberg (intern damals auch "Thalgauberg") waren nur theoretischer Natur im Rahmen der Ausbildung im Radar-Betriebsdienst.
Vielleicht kann ich mal aktuelle Bilder anfertigen (durch Forstarbeiten kann man's jetzt von einer bestimmten Stelle aus sehen...).
Das wäre super!

lg
josef
 
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