Museum "MAMUZ" in Asparn an der Zaya

josef

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#1
MAMUZ macht Mittelalter-Bauten erlebbar

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Am 1. Juni öffnet auch das MAMUZ in Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach) wieder. Im Schloss geht es um das Bauen und Wohnen in Niederösterreich im Mittelalter. Am Freigelände machen imposanten Wohnbauten 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte im Maßstab 1:1 erfahrbar.
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Während im Juni am Freigelände gleich mehrere Themenwochenenden mit Aktivitäten wie Bogenschießen oder „Kochen wie die Kelten“ angeboten werden, widmet sich die aktuelle Sonderausstellung in diesem Jahr einer weniger lang vergangenen Epoche der Geschichte: Die Besiedelung des heutigen Niederösterreichs und des Südens Tschechiens im Mittelalter wird anhand der Baugeschichte anschaulich gemacht.

Es überrascht dabei, dass die so genannten „Grubenhäuser“ aus dem 9. und 10. Jahrhundert n. Chr. sehr vielen vorchristlichen Bauten im Freigelände ähneln. „Die Grubenhäuser“, führt Franz Pieler, der wissenschaftliche Leiter des MAMUZ aus, „hatten ungefähr eine Grundfläche von vier mal fünf Metern. Der Boden war etwa einen Meter abgesenkt. Er sorgte für ein gleichmäßigeres Klima im Haus durch alle Jahreszeiten. Die Wände bestanden aus Holz, Flechtwerk und Lehm.“

MAMUZ
Nachbildung eines frühmittelalterlichen Grubenhauses (Freilichtmuseum Unterrabnitz im Burgenland)

Stein löste Holz als begehrtes Baumaterial ab
Denkt man an die vielen Ruinen und stolzen Burgen in Niederösterreich, so glaubt man nicht, dass vor mehr als 1.000 Jahren – abgesehen von den Behausungen einfacher Bauern – selbst die Burgen noch aus Holz und Lehm gebaut waren. Ab dem 11. Jahrhundert folgte der Wandel. Die Ausstellung „Achtung Baustelle – Bauen und Wohnen im Mittelalter“ zeigt, wie sich hin zum 13. Jahrhundert, mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Niederösterreich, das Bauen mit Stein durchsetzte.

Franz Pieler macht dafür mehrere Ursachen aus: Einerseits ließen sich die Massivität, die Höhe und die Größe der Bauten mit Holz nicht mehr umsetzen. Andererseits verlangte die gesellschaftliche Entwicklung, die eine starke Hierarchie hervorbrachte, nach repräsentativeren Bauten bei der Elite. Steinbauten wirkten imposanter als ihr Pendant aus Holz. Und dann war noch die leichtere und risikolosere Beheizung der Gebäude ein Grund.

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Visualisierung des mittelalterlichen Dorfes von Hard mit Herrenhof, im nordöstlichen Waldviertel gelegen (13./14. Jahrhundert)

Das Arbeiten im Hamsterrad
Klöster wurden nun aus Stein gemauert, erste Städte entstanden im Wald- und Weinviertel mit festen Bürgerhäusern. Bei den Wohngebäuden der Bürger bestand das Untergeschoß aus Stein, während das Obergeschoß aus Fachwerk gezimmert war, deren Lücken mit Lehmziegel und Flechtwerk ausgekleidet wurde. In den Räumen sorgte ein Kachelofen für Behaglichkeit. In der Schau in Asparn an der Zaya sind verschiedene Ofenkacheln ausgestellt.

Man fragt sich, wie die zentnerschweren Steinquader auf die hohen Burgmauern oder Kirchtürme gehieft wurden. Kuratorin Elisabeth Nowotny erklärt die Arbeitsweise: „Ein technisches Hilfsmittel war der Tretkran. Man kann ihn sich wie ein überdimensionales Hamsterrad vorstellen, das von darin laufenden Arbeitern angetrieben wurde. Das war ein unabdingbares Hilfsmittel auf einer mittelalterlichen Großbaustelle.“

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Darstellung einer Baustelle mit Tretkran

Wer also im Sommer eine Burg besteigt oder eine Basilika bestaunt, denke auch an die hunderten Arbeiter in den mannshohen Hamsterrädern. Neben dem Leben im Kloster, in den Burgen und bei den Bürgern, ist auch dem bäuerliche Leben in der Ausstellung großer Raum gegeben. Die Beschriftung ist durchgehend zweisprachig. Viele Objekte stammen aus dem angrenzenden südmährischen Raum. Die Ausstellung ist ein Interregio-Projekt zwischen Niederösterreich und Tschechien und soll die gemeinsame Geschichte und Tradition hervorstreichen.

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MAMUZ macht Mittelalter-Bauten erlebbar
 
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#2
MAMUZ zeigt Experimente der Archäologie

Die Sonderausstellung des MAMUZ Schloss Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach) widmet sich der „Experimentellen Archäologie“. Seit Samstag können Interessierte Experimente renommierter Archäologinnen und Archäologen aus der ganzen Welt besichtigen.
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Da herkömmliche Methoden der Archäologie oft nicht ausreichen, um die Herstellungsweise und Verwendung von archäologischen Funden, wie etwa Werkzeugen und Bauten, zu ergründen, können spezielle Fragen nach technischen Möglichkeiten, Arbeitsvorgängen und Handwerkspraktiken der Vorfahren nur im wissenschaftlichen Versuch beantwortet werden. „Experimentalarchäologie ist seit jeher ein zentraler Forschungsschwerpunkt des MAMUZ Schloss Asparn an der Zaya“, erklärt dazu Franz Pieler, wissenschaftlicher Leiter des MAMUZ und Kurator der Ausstellung.

Die neue Ausstellung stellt daher nicht nur die experimentelle Archäologie als Forschungsmethode vor, sondern dokumentiert auch das breite Spektrum an Versuchsfeldern und zeigt Experimente etwa zur Keramikfertigung, Bronzeguss, Glasperlenherstellung, textile Handarbeitstechniken, Knochenbearbeitung und Metallliturgie. Auch die Zubereitung eines Schweinsbratens vor 8.000 Jahren oder Wohnstudien in einem rekonstruierten Wikingerhaus werden mit Hilfe wissenschaftlicher Versuche dargestellt.

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Atelier Olschinsky
In der Sonderausstellung „Experimentelle Archäologie“ widmet sich das MAMUZ Schloss Asparn/Zaya unter anderem der Metallliturgie

Atelier Olschinsky
Auch die Holztechnologie ist Teil der Sonderausstellung

Atelier Olschinsky
Die Gussform ist ein weiteres Experiment, das in der Ausstellung gezeigt wird

Selbst Speerwerfen oder Steinschleudern
An den Wochenenden ist darüber hinaus geplant im archäologischen Freigelände abwechslungsreiche Erlebnisprogramme anzubieten, die 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte aktiv erfahren lassen. Auf dem Programm stehen dabei vergangene Lebensweisen und historische Handwerkstechniken wie Speerwerfen, Steinschleudern, Ritschert kochen und Bogenschießen. Die Erlebniswochenenden starten, sobald es die Covid-19-Maßnahmen der Bundesregierung ermöglichen.

In den Sommermonaten Juli und August lässt sich zudem historisches Handwerk wie Bogenbau, Glasperlenherstellung, Schmieden, Lehmofenbau, Bronzegießen, Knochenschnitzen und vieles mehr direkt von den Profis erlernen, wobei erstmals auch historische Handwerkskurse speziell für Kinder auf dem Programm stehen. Die Workshops und Lehrveranstaltungen finden in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Experimentelle Archäologie der Österreichischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (ÖGUF) statt.

29.03.2021, red, noe.ORF.at
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MAMUZ zeigt Experimente der Archäologie
 

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#3
Asparn: Frühmittelalterliche Kirche gebaut
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Im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya (Bezirk Mistelbach) wurde der Nachbau einer frühmittelalterlichen Kirche mit experimentalarchäologischen Techniken abgeschlossen. Der Neubau ist das erste Objekt eines mittelalterlichen Siedlungskomplexes.
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Die Gebäuderekonstruktionen im Freigelände des MAMUZ Schloss Asparn/Zaya basieren auf der Grundlage archäologischer Grabungsfunde. Auch der Kirchenbau hat ein originales Vorbild: Zwischen 2008 und 2012 wurden bei einer archäologischen Ausgrabung in Pohansko bei Breclav in der Slowakei die Reste einer Rundkirche aus dem neunten Jahrhundert gefunden.

„Pohansko war eine der großen Zentralsiedlungen des sogenannten Großmährischen Reichs an der Thaya, das seine Einflusszone bis weit ins heutige Weinviertel ausgedehnt hatte. Es war daher naheliegend, den architektonisch interessanten und gut dokumentierten Befund aus Pohansko als Vorbild für unser Modell heranzuziehen,“ erklärte Franz Pieler, der Wissenschaftliche Leiter des MAMUZ.

Neue Erkenntnisse über die Bauweise gewonnen
Die Bauarbeiten erfolgten unter weitgehendem Einsatz von Methoden der Experimentellen Archäologie und schafften dadurch die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zur frühmittelalterlichen Bauweise sowie zu den verschiedenen Arbeitstraditionen und Handwerkstechniken zu gewinnen.

Fotostrecke
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Im Mai wurde im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya mit dem Bau der frühmittelalterlichen Kirche begonnen
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Mit dem Projekt hatten Wissenschafter die Möglichkeit, archäologische Experimente und wissenschaftliche Studien zur Handwerkskultur durchzuführen

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Als Plangrundlage für die Kirche in Asparn/Zaya diente ein etwa 1.100 Jahre alter Fund einer Kirche in Tschechien

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Experimentalarchäologische Werkzeuge, die für den Kirchenbau verwendet wurden

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Ein Teil der experimentalarchäologischen Werkzeugen, mit denen die Kirche errichtet wurde

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Die Archäologen Wolfgang Lobisser (r.) und Moritz Hartmann (l.)

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Mit der Kirche wird ein neuer Bereich im Freigelände des MAMUZ Schloss Asparn/Zaya entstehen

Wolfgang Lobisser, der den Kirchenbau mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologe umsetzte, über die bautechnische Vorgehensweise bei der Kirchenrekonstruktion: „Die wichtigsten Werkzeugtypen im Frühmittelalter waren Äxte in unterschiedlichen Formen, Dechsel, Stemmbeitel, Hohlbeitel, Ziehmesser, Sägen, Löffelbohrer, Ahlen, Messer und Hobel. Diese haben wir nach archäologischen Vorbildern unter Verwendung der damaligen Techniken für den Kirchenbau nachgeformt.“

Petr Dresler vom Institut für Archäologie und Museologie der Masaryk-Universität in Brünn (Tschechien) berichtete über den Ausgrabungsbefund in Pohansko. Die Kirche sollte offenbar den Schein eines reinen Steinbaus erwecken, wurde aber tatsächlich mithilfe einer stützenden Holzkonstruktion errichtet. „Der Grund dafür war wohl das fehlende Wissen der Bauherren über Steintechnologie oder man wollte oder konnte sich einen reinen Steinbau nicht leisten.“ Die Kombination von Holz- und Steinbautechnik wurde auch bei der Kirchenerrichtung im MAMUZ angewandt. „Ein Traum wird wahr,“ freute sich Dresler beim Anblick der Kirche. „Ich konnte mir nicht vorstellen, wie diese Kirche ausgesehen haben könnte. Nun bin ich überwältigt.“

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Das MAMUZ Schloss Asparn/Zaya hat die Baufortschritte dokumentiert, dieses Foto wurde am 27. Juli 2021 aufgenommen
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13. August 2021: Das Fundament aus Steinmauerwerk wird angelegt.

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Die Arbeiten an den Fundamenten des Steinmauerwerks wurden in der ersten Augusthälfte abgeschlossen. Die Steinmauern ragen etwa 65 cm aus dem Boden.

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20. August 2021: Die Wandfüllung in Form von Flechtwerkwänden wurde vollständig eingearbeitet.

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2. September 2021: Die Apsis wird errichtet.

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2. September 2021: Wolfgang Lobisser beim Einarbeiten der Wandfüllung in Form von Flechtwerkwänden im Bereich der Apsis.

Wolfgang Lobisser
September 2021: An den Innenwänden der Kirche wurde der Kalkverputz aufgetragen.

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Der Kirchenbau am 1. Oktober 2021

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Die Kirche entstand im Zuge des Interreg-Projektes ATCZ59 I-CULT „Internationale Kulturplattform“. Bild aus dem Oktober 2021.

Geplant ist in Asparn ein Frühmittelalterensemble
„Mit dem Bauprojekt gelingt es uns, den historischen Bogen im archäologischen Freigelände von der Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas bis ins Frühmittelalter zu spannen. Das ermöglicht auch eine inhaltliche Erweiterung der Vermittlungsprogramme und historischen Feste“, sagte MAMUZ-Geschäftsführer Christoph Mayer. Die Rekonstruktion des Bauwerkes habe für das Land Niederösterreich eine enorme Bedeutung, erklärte Landtagspräsident Karl Wilfing (ÖVP), „denn mit diesem Projekt der neuen, alten frühmittelalterlichen Kirche hier in Asparn, wird die Überlieferung historisch bedeutsamer Baukunst gewährleistet.“

Die neue Kirche im archäologischen Freigelände des MAMUZ Schloss Asparn/Zaya bildet das erste Gebäude eines Frühmittelalterensembles. Geplant ist eine an die Eisenzeit anschließende Siedlung mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, die das Frühmittelalter in Mitteleuropa widerspiegeln. „Damit werden parallel zur Dauerausstellung im Schloss auch im Freigelände 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte von der Altsteinzeit bis ins Mittelalter erlebbar“, hieß es seitens des Museums.
31.10.2021, red, noe.ORF.at/Agenturen

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Asparn: Frühmittelalterliche Kirche gebaut
 

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#4
Steinzeitliche Werkzeuge im Praxistest
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Forscher und Studierende werden Ende Juni im MAMUZ-Museum in Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach) Experimente mit nachgebauten Beilen durchführen. Diese halfen dem Menschen, sesshaft zu werden – wie genau, steht im Zentrum der Forschungsarbeiten.
Online seit heute, 17.33 Uhr
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Beile aus Grünstein sind schon lange ein Werkzeug des Menschen. Bereits vor etwa 12.000 Jahren wurden diese im Vorderen Orient eingesetzt. Unklarheiten gibt es aber immer noch. „Wir wissen, dass die Grünsteinbeile benutzt wurden, aber nicht wofür oder wie lange“, meint Laura Dietrich, die das Projekt im Rahmen ihrer Forschungen am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gemeinsam mit Studierenden und anderen Forschenden durchführt.

Dietrich zufolge revolutionierten geschliffene Steinbeile das Leben der Menschen in der Jungsteinzeit: „Sie ermöglichen eine der größten Veränderungen in der Geschichte der Menschheit. Den Übergang vom Jagen und Sammeln zu Ackerbau und Viehzucht.“ Erst Beile hätten großflächigen Ackerbau und dauerhafte Siedlungen mit massiver Holzarchitektur ermöglicht, so die Archäologin. Bisher wisse man aber nicht, ob die Werkzeuge alltäglich eingesetzt wurden oder eine spezielle Funktion hatten, etwa im rituellen Sinne.


© ÖAI/ÖAW
Laura Dietrich mit einem nachgebauten Grünsteinbeil

Weit gereistes Gestein
Drei Experimente mit nachgestellten Beilen sollen nun darüber Aufschluss geben. Das Forschungsteam wird mit den Werkzeugen Fleisch zerteilen, einen Kalksteinblock bearbeiten und einen Baum fällen. Im Anschluss will man die Nutzungsspuren an der Oberfläche der Steine mit jenen der Originalexemplare vergleichen. Einerseits per Hand durch präzise Analysemethoden, andererseits mit modernster Technik.

Sowohl von den Originalen als auch von den Repliken werden 3D-Modelle erstellt. Anhand von Programmen, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten, werden diese dann auch am Computer verglichen. Die KI soll im Zuge dessen auch lernen, einzuschätzen, wie lange und wofür die Beile verwendet wurden.

Als Vorbild für die nachgebauten Grünsteinbeile dienen Fundstücke aus UNESCO-Weltkulturerbe-Ausgrabungsstätten in der Türkei. Was die Beile neben ihrer revolutionären Wirkung besonders macht: Der dafür verwendete Grünstein stammte nicht aus der Region, sondern wurde teils mehrere hundert Kilometer weit transportiert. Grünstein galt offenbar als äußerst wertvoll. So wurden daraus gefertigte Werkzeuge auch immer wiederverwendet, wenn sie zu Bruch gingen.
16.06.2023, red, noe.ORF.at/Agenturen

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