NASA plant Asteroiden-Abwehr

josef

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Nasa plant Asteroiden-Abwehr – für möglichen Ernstfall in 117 Jahren

Das Risiko, dass uns Asteroid Bennu im Jahr 2135 treffen wird, ist zwar nur 1 zu 2.700. Doch Forscher entwickeln bereits Konzepte, um das zu verhindern:


illustration: nasa
Künstlerische Darstellung des 500 Meter großen Asteroiden, der in 117 Jahren der Erde recht nahe kommen wird. Wenn er 2135 noch einmal an uns vorbeizischen sollte, könnte er dadurch so abgelenkt werden, dass er danach auf Kollisionskurs gerät.


Eigentlich könnte es uns ja auch ziemlich egal sein. Denn es ist ziemlich ausgeschlossen, dass jemand von uns den 25. September 2135 erleben wird. An diesem Tag könnte nämlich ein Asteroid mit einem Durchmesser von knapp 500 Metern auf der Erde einschlagen und ziemlichen Schaden anrichten. Sollten tatsächlich die geschätzten 79 Millionen Tonnen auf der Erde ankommen, käme das 80.000 Hiroshima-Bomben gleich.

Die Wahrscheinlichkeit, dass uns der 1999 entdeckte Brocken namens Bennu – genauer
(101955) Bennu – treffen wird, beträgt nach heutigen Schätzungen zwar nur 1 zu 2.700, also sehr viel weniger als ein Promille. Dennoch spielt eine eigene Forschungsabteilung der Nasa gemeinsam mit weiteren US-Forschungsinstitutionen seit einiger Zeit den Ernstfall durch und plant am Beispiel dieser Bedrohung, wie man Asteroiden aus dem Weg räumt, ehe diese den Weg der Erde kreuzen.

Ein Konzept namens HAMMER
Das Konzept hat natürlich auch einen Namen, lautend auf "Hypervelocity Asteroid Mitigation Mission for Emergency Response". Die Bezeichnung lässt darauf schließen, dass bei der Nasa Leute tätig sind, die Akronyme lieben und Subtilität eher verachten. Denn die Kurzversion lautet schlicht und einfach: HAMMER. (Experten vermuten in diesem Zusammenhang ein sogenanntes Backronym.)

Im Wesentlichen besteht dieses Konzept aus einem Raumschiff, das in Richtung Asteroid abgefeuert wird, sowie zwei Einsatzszenarien. Entweder wird Bennu (oder ein ähnlicher Brocken) durch den fast neun Tonnen schweren "Massenimpaktor" – dem Hypervelocity Asteroid Mitigation Mission for Emergency Response-Vehikel, kurz: das HAMMER-Raumschiff – vom Kollisionskurs abgebracht. Das gelingt umso besser, je früher die Ablenkung erfolgt.



illustration: nasa
Einfach HAMMER: Bennu und die Abwehrmaßnahmen im Größenvergleich.


Oder, und diese zweite Version ist im Notfall wahrscheinlicher, es würde ein von der HAMMER-Rakete mitgeführter nuklearer Sprengsatz den Asteroiden signifikant verkleinern, wie eine kürzlich veröffentlichte Pilotstudie im Fachblatt "Acta Astronautica" skizziert. Zur Umsetzung dieser kühnen Pläne wären freilich ein paar Milliarden Euro flüssig zu machen, wie auch die Forscher wissen.


foto: nasa
Als Trägerrakete kommt für die Forscher eine Delta IV Heavy infrage, die mit Nuklearsprengköpfen ausgestattet wird. Die Delta IV Heavy ist nach der Falcon Heavy, die kürzlich mit einem Tesla ins All startete, die zweitstärkste in Betrieb befindliche Trägerrakete.

Nasa-Raumfahrtingenieur Brent W. Barbee, der Erstautor der Studie, beharrte gegenüber der "Washington Post" freilich darauf, dass alle Überlegungen bisher noch rein theoretisch seien: "Wir machen solche Studien, um uns auf solche Fälle vorzubereiten. Wenn wir denn ein bedrohliches Objekt finden, sind wir besser gerüstet, mit der Bedrohung umzugehen."

Ständige Bedrohung und einiges Glück
Dinge aus dem Weltraum schlagen immer wieder auf der Erde ein. Die meisten von ihnen werden gar nicht bemerkt, aber einige sind groß genug, um ordentliche Schäden anzurichten. Menschen hatten in den letzten gut 100 Jahren fast immer Glück: Wäre jener Himmelskörper, der 1908 in der Region Tunguska in Sibirien niederging, auf besiedeltes Gebiet gekracht, hätte das böse Folgen gehabt: Der Impakt dürfte etwa 185-mal so stark gewesen sein wie jener der Atombombe von Hiroshima.

Der sehr viel kleinere Einschlag, der sich 2013 im russischen Ural zutrug, ging auf einen ursprünglich rund 15 Meter großen Brocken zurück, der immerhin rund 1.000 Menschen vor allem durch zerborstene Glasscheiben verletzte. Die materiellen Überreste dieses Himmelskörpers landeten als Meteoriten glücklicherweise in einem See.

Laut Barbee gibt es mehr von diesen Dingen, als viele Leute denken. Forscher entdecken jedes Jahr etwa 1.000 neue Objekte, die der Erde mehr oder weniger Nahe kommen. Die Dunkelziffer ist vermutlich sehr viel höher.



grafik: nasa/jpl
Diese Grafik aus dem Jahr 2013 zeigt die Umlaufbahnen von potenziell gefährlichen Himmelskörpern, die mehr als 140 Meter Durchmesser haben und die Umlaufbahn der Erde (schwarzer Ring) in weniger als acht Millionen Kilometern Entfernung passieren.


Warum ausgerechnet Bennu?
Was Bennu für die Nasa-Abwehrkoordinationsstelle so interessant macht, ist die Tatsache, dass es sich dabei um einen gut erforschten Himmelskörper handelt, der den Experten viele Anhaltspunkte für ihre Berechnungen liefert. Und demnächst werden wir über den Himmelskörper noch mehr wissen: Die Nasa-Raumsonde Osiris-Rex ist seit zwei Jahren auf dem Weg zu Bennu und hat Instrumente an Bord, um den Asteroiden zu kartieren und dessen Zusammensetzung zu ermitteln. Schließlich soll die Sonde im Juni 2020 rund 60 Gramm aus dem Gestein herauslösen und zur Erde bringen.

Sollte sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte tatsächlich herausstellen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Crashs mit Bennu sehr viel höher ist als 0,037 Prozent, dann könnte auf Osiris-Rex das HAMMER-Raumschiff folgen. Dessen Mission wäre es dann, deutlich mehr als nur 60 Gramm aus Bennu herauszusprengen. (Klaus Taschwer, 20.3.2018)

Links

https://derstandard.at/200007650796...n-Asteroiden-fuer-moeglichen-Ernstfall-in-117
 
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