„KENNST DU KÄRNTEN“
Die Teuchen – das stille Tal
Die Teuchen in den Nockbergen ist auf den ersten Blick ein eher unscheinbares Gebiet, das aber vor vielen Jahren unter Kirchenvertretern und Regierenden sehr begehrt und umkämpft war. Das „stille Tal“ wurde ein Gebiet, in dem Katholizismus und Protestantismus um die Gläubigen kämpften.
Online seit heute, 8.28 Uhr
Teilen
Die Teuchen ist ein langes Tal in den Nockbergen zwischen Arriach und Himmelberg. Es verbindet das Tiebeltal bei Himmelberg mit der Inneren Einöde im Gegendtal und ist eine der stillsten Gegenden Kärntens, sagte Historiker Wilhelm Wadl vom Geschichtsverein für Kärnten: „Der Name kommt ja aus dem Slawischen und heißt nichts anderes als stilles Tal.“
Ab der hochmittelalterlichen Kolonisationsphase beginnt die Besiedelung im Tal der Stille, so Wadl: „Da sind dann durchaus unterschiedliche Siedlerschichten hingekommen, die zu einer ganz markanten Zweiteilung der Teuchen geführt haben. Außerteuchen galt jahrhundertelang als die Windische Teuchen, Innerteuchen als die Deutsche. Das spiegelt sich heute noch in Hofnamen wider, die in Außerteuchen alle slawische Wurzeln haben, in Innerteuchen deutsch sind.“
RollroboterCC BY-SA 4.0
Pfarrkirche Außerteuchen
Konfessionelle Auseinandersetzung
In der Neuzeit geriet dann die Teuchen voll in die konfessionellen Auseinandersetzungen. Die damaligen Herrscher von Himmelberg, die Khevenhüller, waren strenge Protestanten: „Sie haben als Kirchenpatrone in ihrem Herrschaftsgebiet überall evangelische Pfarrer eingesetzt.“ Die Teuchener machten diesen Glaubenswechsel fast vollständig mit und waren fortan überzeugte Protestanten: „Als dann die Katholische Gegenreformation mit dem Bischof Brenner durch die Lande gezogen ist, hat der Brenner trotz Soldaten, die ihm assistiert haben, die Gegend um die Teuchen gemieden“, sagte Wadl.
Erst Mitte des 17. Jahrhunderts änderte sich mit den neuen Herrschern, der streng katholischen Familie Lodron, alles für die Teuchener: „Es kommt zu einer massiven Auswanderung.“ Solange man noch konnte, so Wadl, denn „schlimmer wurde es dann im 18. Jahrhundert, da wurde das Auswanderungsrecht verweigert und die glaubensmäßig Irrenden, aus der Sicht der Habsburgischen Herrscher, wurden nach Siebenbürgen zwangsmigriert.“
Maria Theresia wollte alle bekehren
Auch, wenn sich einige bis zum Schluss wehrten, spätestens ab der Zeit Maria Theresias wurde die komplette Teuchen katholisch: „Maria Theresia hatte ja auch das Bekehrungsinstrument durch Gründung von Missionsstationen. In Innerteuchen wurde sogar ein Missionskloster mit Kirche gebaut und mit Ordensgeistlichen besetzt, die in dieser glaubensmäßig verdächtigen Gegend missionieren sollten.“ Mit Josef II. zog die Toleranz ein, die Teuchen wurde geteilt: „Der Ostteil wurde der evangelischen Gemeinde Gnesau zugeschlagen, der Westteil ging nach Arriach.“
Johann JaritzCC BY-ND 4.0
Pfarrkirche Innerteuchen
Konfessionelle Volksschulen entstanden
Dann startete ein regelrechter Bildungswettlauf zwischen Evangelischen und Katholischen. „So gab es in der Teuchen im frühen 19. Jahrhundert gleich drei Volksschulen, eine katholische in Außerteuchen und in Innerteuchen und eine evangelische in Innerteuchen.“ Die Teuchen zählte einst als riesige Katastralgemeinde zu Himmelberg, das war für die Innerteuchener, die näher an Arriach wohnten, zu weit weg: „Sie beantragten in Klagenfurt die Umgemeindung nach Arriach. Die Himmelberger sagten, nein, da sind wir strikt dagegen. Erst 1921 wurde endlich eine Trennung der Teuchen vollzogen und zwar entlang der Schulsprengel – und die Teuchen in Außen- und Innerteuchen geteilt.“
Johann JaritzCC BY-SA 3.0
Alte Volksschule
Das sei ein administratives Großunternehmen gewesen, so Wadl. Es seien die Bezirksgrenze, die Gemeindegrenze und die Bezirksgerichtsgrenze verschoben worden, das Grundbuch musste umgeschrieben werden. „Aber seit gut 100 Jahren sind die Innerteuchner nun Gemeindebürger von Ariach.“ So kehrte die – dem Namen entsprechende – Stille wieder ins Tal zurück.
07.07.2024, red, kaernten.ORF.at
Hier gibt es einige Fotos von der Bergkirche in Außerteuchen (Beitraäge #47 und #48)...
Die Teuchen – das stille Tal
Die Teuchen – das stille Tal
Die Teuchen in den Nockbergen ist auf den ersten Blick ein eher unscheinbares Gebiet, das aber vor vielen Jahren unter Kirchenvertretern und Regierenden sehr begehrt und umkämpft war. Das „stille Tal“ wurde ein Gebiet, in dem Katholizismus und Protestantismus um die Gläubigen kämpften.
Online seit heute, 8.28 Uhr
Teilen
Die Teuchen ist ein langes Tal in den Nockbergen zwischen Arriach und Himmelberg. Es verbindet das Tiebeltal bei Himmelberg mit der Inneren Einöde im Gegendtal und ist eine der stillsten Gegenden Kärntens, sagte Historiker Wilhelm Wadl vom Geschichtsverein für Kärnten: „Der Name kommt ja aus dem Slawischen und heißt nichts anderes als stilles Tal.“
Ab der hochmittelalterlichen Kolonisationsphase beginnt die Besiedelung im Tal der Stille, so Wadl: „Da sind dann durchaus unterschiedliche Siedlerschichten hingekommen, die zu einer ganz markanten Zweiteilung der Teuchen geführt haben. Außerteuchen galt jahrhundertelang als die Windische Teuchen, Innerteuchen als die Deutsche. Das spiegelt sich heute noch in Hofnamen wider, die in Außerteuchen alle slawische Wurzeln haben, in Innerteuchen deutsch sind.“
RollroboterCC BY-SA 4.0
Pfarrkirche Außerteuchen
Konfessionelle Auseinandersetzung
In der Neuzeit geriet dann die Teuchen voll in die konfessionellen Auseinandersetzungen. Die damaligen Herrscher von Himmelberg, die Khevenhüller, waren strenge Protestanten: „Sie haben als Kirchenpatrone in ihrem Herrschaftsgebiet überall evangelische Pfarrer eingesetzt.“ Die Teuchener machten diesen Glaubenswechsel fast vollständig mit und waren fortan überzeugte Protestanten: „Als dann die Katholische Gegenreformation mit dem Bischof Brenner durch die Lande gezogen ist, hat der Brenner trotz Soldaten, die ihm assistiert haben, die Gegend um die Teuchen gemieden“, sagte Wadl.
Erst Mitte des 17. Jahrhunderts änderte sich mit den neuen Herrschern, der streng katholischen Familie Lodron, alles für die Teuchener: „Es kommt zu einer massiven Auswanderung.“ Solange man noch konnte, so Wadl, denn „schlimmer wurde es dann im 18. Jahrhundert, da wurde das Auswanderungsrecht verweigert und die glaubensmäßig Irrenden, aus der Sicht der Habsburgischen Herrscher, wurden nach Siebenbürgen zwangsmigriert.“
Maria Theresia wollte alle bekehren
Auch, wenn sich einige bis zum Schluss wehrten, spätestens ab der Zeit Maria Theresias wurde die komplette Teuchen katholisch: „Maria Theresia hatte ja auch das Bekehrungsinstrument durch Gründung von Missionsstationen. In Innerteuchen wurde sogar ein Missionskloster mit Kirche gebaut und mit Ordensgeistlichen besetzt, die in dieser glaubensmäßig verdächtigen Gegend missionieren sollten.“ Mit Josef II. zog die Toleranz ein, die Teuchen wurde geteilt: „Der Ostteil wurde der evangelischen Gemeinde Gnesau zugeschlagen, der Westteil ging nach Arriach.“
Pfarrkirche Innerteuchen
Konfessionelle Volksschulen entstanden
Dann startete ein regelrechter Bildungswettlauf zwischen Evangelischen und Katholischen. „So gab es in der Teuchen im frühen 19. Jahrhundert gleich drei Volksschulen, eine katholische in Außerteuchen und in Innerteuchen und eine evangelische in Innerteuchen.“ Die Teuchen zählte einst als riesige Katastralgemeinde zu Himmelberg, das war für die Innerteuchener, die näher an Arriach wohnten, zu weit weg: „Sie beantragten in Klagenfurt die Umgemeindung nach Arriach. Die Himmelberger sagten, nein, da sind wir strikt dagegen. Erst 1921 wurde endlich eine Trennung der Teuchen vollzogen und zwar entlang der Schulsprengel – und die Teuchen in Außen- und Innerteuchen geteilt.“
Alte Volksschule
Das sei ein administratives Großunternehmen gewesen, so Wadl. Es seien die Bezirksgrenze, die Gemeindegrenze und die Bezirksgerichtsgrenze verschoben worden, das Grundbuch musste umgeschrieben werden. „Aber seit gut 100 Jahren sind die Innerteuchner nun Gemeindebürger von Ariach.“ So kehrte die – dem Namen entsprechende – Stille wieder ins Tal zurück.
07.07.2024, red, kaernten.ORF.at
Die Teuchen – das stille Tal