ORF-Berichte über außergewöhnliche, mystische und historische Orte sowie Bauwerke in Kärnten - Teil 2

josef

Administrator
Mitarbeiter
#21
„KENNST DU KÄRNTEN“
Die Teuchen – das stille Tal
1720336609295.png

Die Teuchen in den Nockbergen ist auf den ersten Blick ein eher unscheinbares Gebiet, das aber vor vielen Jahren unter Kirchenvertretern und Regierenden sehr begehrt und umkämpft war. Das „stille Tal“ wurde ein Gebiet, in dem Katholizismus und Protestantismus um die Gläubigen kämpften.
Online seit heute, 8.28 Uhr
Teilen
1720336732855.png

Die Teuchen ist ein langes Tal in den Nockbergen zwischen Arriach und Himmelberg. Es verbindet das Tiebeltal bei Himmelberg mit der Inneren Einöde im Gegendtal und ist eine der stillsten Gegenden Kärntens, sagte Historiker Wilhelm Wadl vom Geschichtsverein für Kärnten: „Der Name kommt ja aus dem Slawischen und heißt nichts anderes als stilles Tal.“

Ab der hochmittelalterlichen Kolonisationsphase beginnt die Besiedelung im Tal der Stille, so Wadl: „Da sind dann durchaus unterschiedliche Siedlerschichten hingekommen, die zu einer ganz markanten Zweiteilung der Teuchen geführt haben. Außerteuchen galt jahrhundertelang als die Windische Teuchen, Innerteuchen als die Deutsche. Das spiegelt sich heute noch in Hofnamen wider, die in Außerteuchen alle slawische Wurzeln haben, in Innerteuchen deutsch sind.“


RollroboterCC BY-SA 4.0
Pfarrkirche Außerteuchen

Konfessionelle Auseinandersetzung
In der Neuzeit geriet dann die Teuchen voll in die konfessionellen Auseinandersetzungen. Die damaligen Herrscher von Himmelberg, die Khevenhüller, waren strenge Protestanten: „Sie haben als Kirchenpatrone in ihrem Herrschaftsgebiet überall evangelische Pfarrer eingesetzt.“ Die Teuchener machten diesen Glaubenswechsel fast vollständig mit und waren fortan überzeugte Protestanten: „Als dann die Katholische Gegenreformation mit dem Bischof Brenner durch die Lande gezogen ist, hat der Brenner trotz Soldaten, die ihm assistiert haben, die Gegend um die Teuchen gemieden“, sagte Wadl.

Erst Mitte des 17. Jahrhunderts änderte sich mit den neuen Herrschern, der streng katholischen Familie Lodron, alles für die Teuchener: „Es kommt zu einer massiven Auswanderung.“ Solange man noch konnte, so Wadl, denn „schlimmer wurde es dann im 18. Jahrhundert, da wurde das Auswanderungsrecht verweigert und die glaubensmäßig Irrenden, aus der Sicht der Habsburgischen Herrscher, wurden nach Siebenbürgen zwangsmigriert.“

Maria Theresia wollte alle bekehren
Auch, wenn sich einige bis zum Schluss wehrten, spätestens ab der Zeit Maria Theresias wurde die komplette Teuchen katholisch: „Maria Theresia hatte ja auch das Bekehrungsinstrument durch Gründung von Missionsstationen. In Innerteuchen wurde sogar ein Missionskloster mit Kirche gebaut und mit Ordensgeistlichen besetzt, die in dieser glaubensmäßig verdächtigen Gegend missionieren sollten.“ Mit Josef II. zog die Toleranz ein, die Teuchen wurde geteilt: „Der Ostteil wurde der evangelischen Gemeinde Gnesau zugeschlagen, der Westteil ging nach Arriach.“

Johann JaritzCC BY-ND 4.0
Pfarrkirche Innerteuchen

Konfessionelle Volksschulen entstanden
Dann startete ein regelrechter Bildungswettlauf zwischen Evangelischen und Katholischen. „So gab es in der Teuchen im frühen 19. Jahrhundert gleich drei Volksschulen, eine katholische in Außerteuchen und in Innerteuchen und eine evangelische in Innerteuchen.“ Die Teuchen zählte einst als riesige Katastralgemeinde zu Himmelberg, das war für die Innerteuchener, die näher an Arriach wohnten, zu weit weg: „Sie beantragten in Klagenfurt die Umgemeindung nach Arriach. Die Himmelberger sagten, nein, da sind wir strikt dagegen. Erst 1921 wurde endlich eine Trennung der Teuchen vollzogen und zwar entlang der Schulsprengel – und die Teuchen in Außen- und Innerteuchen geteilt.“

Johann JaritzCC BY-SA 3.0
Alte Volksschule

Das sei ein administratives Großunternehmen gewesen, so Wadl. Es seien die Bezirksgrenze, die Gemeindegrenze und die Bezirksgerichtsgrenze verschoben worden, das Grundbuch musste umgeschrieben werden. „Aber seit gut 100 Jahren sind die Innerteuchner nun Gemeindebürger von Ariach.“ So kehrte die – dem Namen entsprechende – Stille wieder ins Tal zurück.
07.07.2024, red, kaernten.ORF.at
Hier gibt es einige Fotos von der Bergkirche in Außerteuchen (Beitraäge #47 und #48)...

Die Teuchen – das stille Tal
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#22
„KENNST DU KÄRNTEN“
Türe der Kirche St. Leonhard geöffnet
1722178570594.png

Am Sonntag wird in St. Leonhard an der Saualpe wieder der Jakobikirchtag gefeiert. Dann ist es ausnahmsweise erlaubt, die Filialkirche über die Hintere Türe zu betreten. Ansonsten soll die Kirche nämlich nur über die Seiteneingänge betreten werden. Dieser Brauch hängt mit einer Sage zusammen, die auf die Türkeneinfälle im 15. Jahrhundert zurückgeht.
Online seit heute, 9.17 Uhr
Teilen
Die Kirche St. Leonhard an der Saualpe befindet sich auf circa 1.220 Meter Seehöhe, auf der Südseite der Saualpe in der Marktgemeinde Griffen. „Erstmals urkundlich erwähnt wurde der spätgotische Bau im Jahre 1351, dürfte aber bereits in der zweiten Hälfte des 13. oder im frühen 14. Jahrhundert errichtet worden sein. Sie gehörte als Filialkirche abwechselnd zu den Pfarrkirchen St. Martin in Greutschach und St. Michael in Wölfnitz und damit zum Stift Griffen. Das war auch der bedeutendste Grundherr in dieser Gegend“, so Historiker Mathias Kuchernig vom Geschichtsverein für Kärnten.

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Die Kirche St. Leonhard an der Saualpe

Wehrhafte Kirche
1451 erteilte dann der Salzburger Erzbischof den Griffnern die Erlaubnis, eine Kirche neu zu bauen. „Wenig später begannen die Türken in Kirchen einzufallen. Zwischen 1473 und 1483 zogen die Türken insgesamt fünfmal durch das Land und dabei auch jedes Mal durch das Jauntal. Sie bedrohten dabei insbesondere die wehrlose bäuerliche Bevölkerung der Umgebung“, so Kuchernig.

Daher wurden alle Kirchen auf der südlichen Saualpe zu Wehrkirchen umgebaut, auch die Kirche St. Leonhard. „In St. Leonhard ist von der Wehrmauer heute nichts mehr erhalten. Nur mehr geringe Reste der Wehranlage – wie die eisenbeschlagenen Türen zur Kirche mit zwei Schießlöchern – sind erkennbar“, erzählt Kuchernig.

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
In der Kirchentür sind noch zwei Schießlöcher erkennbar

Sage: Pfarrer von Pfeil getroffen
Was sich auch bis in die heutige Zeit erhalten hat, ist eine Sage aus der Zeit der Türkeneinfälle, so Kuchernig. „Demnach las der Pfarrer an einem Sonntag die Messe. Die Kirchentür stand weit offen. Als der Ministrant zur Wandlung klingelte und der Pfarrer die Hostie empor hob, schoss plötzlich ein Pfeil durch die offene Eingangstür und traf den Pfarrer, der auf der Stufe zum Chor tot zusammenbrach.“

Es sollen türkische Krieger gewesen sein, die nach der Tat auch das versammelte Kirchenvolk gefangen nahmen. „Lediglich einem Halterbub gelang es in die benachbarte Ortschaft Wölfnitz zu fliehen und die dortige Bevölkerung zu warnen.“

Kirche übers Jahr nur durch seitliche Türen betreten
Über den Priestermord in der Kirche St. Leonhard gab es auch ein Wandbild, das bis Mitte des 20. Jahrhunderts hinter dem Hochaltar in der Kirche hing. „Die lokale Bevölkerung dürfte die alte Türkensage mit dem Bild in Verbindung gebracht haben. Bei dem sterbenden Geistlichen am Bild dürfte es sich jedoch um den heiligen Andreas Avillianus handeln, der bei der Heiligen Messe einen Schlaganfall erlitt. Das Wandbild ist heute allerdings verschollen, so dass keine genaueren Untersuchungen desselben möglich sind.“

Trotzdem haben diese Ereignisse ihre Spuren hinterlassen und so gilt heute noch folgendes in St. Leonhard auf der Saualpe. „In der lokalen Bevölkerung wird von den Älteren immer noch erzählt, dass die Kirche nur durch die seitlichen Türen betreten werden darf. Die hintere Türe muss geschlossen bleiben, weil sonst wieder ein Unheil geschehe. Lediglich zum Jakobikirchtag darf die Kirche durch die hintere Türe betreten werden.“
28.07.2024, red, kaernten.ORF.at
Türe der Kirche St. Leonhard geöffnet
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#23
„Kennst du Kärnten“
Wie die Schneerosenkirche zum Namen kam
1723963693686.png

Die Schneerosenkirche in der Wulfeniastadt Hermagor ist ein Gotteshaus, das Anfang der 1920er Jahre erbaut wurde. Ein Kreuz aus Schneerosen als letzter Gruß für einen Toten und eine Spendenaktion haben damit zu tun.
Online seit heute, 7.15 Uhr
Teilen
1723963885229.png

Im Jahr 1781 erließ Kaiser Josef II. das Toleranzpatent. Dadurch wurde es möglich, in Watschig, westlich von Hermagor, eine evangelische Gemeinde und ein Toleranzbethaus zu errichten. Historikerin Heidi Rogy vom Geschichtsverein für Kärnten sagte: „Erst nach mehrmaligem Anlauf hatte man die Genehmigung für einen Bauplatz erhalten. 1783 erfolgte die feierliche Einweihung des Watschiger Toleranzbethauses. Gemäß den damaligen restriktiven Bauvorschriften durfte das Bethaus nicht im Ortsgebiet errichtet werden und es durfte obendrein auch nicht von außen als Kirchenbau erkennbar sein“.

Rattendorfer Bürger lehnten Kirchenbau ab
Man zählte damals rund 1.240 Mitglieder. Ab 1850 wollte man dann die evangelische Gemeinde Watschig nach Hermagor verlegen. Dort sollte auch eine evangelische Kirche errichtet werden, so Rogy: „Gegen dieses Vorhaben sprachen sich jedoch die Gemeindemitglieder von Rattendorf aus“.

Erst 1902 errichtete man dann in Hermagor eine Predigtstation. Die Gottesdienste mussten jedoch mangels Kirche zunächst im Turnsaal der Volksschule und später im Kino gefeiert werden. Man war mit der Gesamtsituation unzufrieden und so gründete man einen Kirchenbauverein und kaufte nahe dem Hermagorer Rathaus ein Grundstück an.

Ein Kreuz aus Schneerosen als letzter Gruß
Historikerin Rogy: „Zum Bau einer Kirche sollte es vor dem Ersten Weltkrieg aber nicht mehr kommen. Erst 1921 wurde der Kirchenbauverein wieder aktiv. Man beschloss eine Kirche mit ca. 300 Sitzplätzen zu errichten, nunmehr allerdings an einem neuen Standort.“


CC BY-SA 3.0 at
1921 begann man dann mit den ersten Arbeiten zum Bau dieser Kirche. „Als 1923 der Kurator von Watschig verstarb, gab es für ihn von Seiten der Predigtstation Hermagor als letzten Gruß und Dank einen Kranz mit einem Kreuz aus Schneerosen“.

Schneerosen-Sträuße samt Spendenaufruf hatte Erfolg
Die Schneerosen fanden so großen Anklang, dass daraus eine Idee entstand, den Kirchenbau zu finanzieren. „In den folgenden acht Wochen wurden unzählige Schneerosen gepflückt, zu Sträußen gebunden und mit einem Spendenaufruf versehen an alle evangelischen Pfarrgemeinden in Österreich und weit darüber hinaus verschickt“.

Die Kosten für den Kirchenbau beliefen sich damals auf rund 680 Millionen Kronen, was heute etwa 400.000 Euro entspricht. „Da der Bau zu einem erheblichen Teil mit Spenden aus der Schneerosenaktion finanziert wurde, erhielt die Kirche den Namen Schneerosenkirche“.
18.08.2024, red, kaernten.ORF.at

Link:
Geschichtsverein Kärnten

Wie die Schneerosenkirche zum Namen kam
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#24
Erklärung zum Begriff "Wulfeniastadt Hermagor":

Wulfenia carinthiaca

Kärntner Wulfenia
Bekannt ist Hermagor und insbesondere das Nassfeld für die von Franz Xaver Freiherr von Wulfen im Jahr 1779 entdeckte und nach ihm benannte Wulfenia (auch Kuhtritt), die am Fuße des Gartnerkofels in den Karnischen Alpen zu finden ist. Die Blume ist für diese Region einzigartig und ansonsten nur noch im Himalayagebiet und Albanien in einer ähnlichen Unterart zu finden.

Ihre öffentliche Zuschreibung als „blaue Blume“ erlangte die Wulfenia carinthiaca erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Wegen ihres außerordentlichen seltenen Vorkommens wird sie von den Botanikern – damals wie heute – besonders beachtet. Die blaublühende Wunderblume Kärntens ist strengstens geschützt und gehört zur Familie der Wegerichgewächse. Sie erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis 30 cm, Blütezeit ist von Juni bis Juli.


Wulfenia carinthiaca

Kärntner Wulfenie – Wikipedia
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#25
Zehn Jahre „Völkermarkt in alten Ansichten“
1726049920914.png

Mittlerweile gehört es für größere Orte schon zum guten Ton, dass alte Ansichten präsentiert und ausgetauscht werden, oft über soziale Medien. Recht früh dran war man in Völkermarkt, man begann damit vor zehn Jahren. 5.000 Mitglieder hat die Facebook-Gruppe „Völkermarkt in alten Ansichten“ schon. Nun möchte man mit der Zeit gehen und einen Blog einrichten.
Online seit heute, 5.49 Uhr
Teilen
2014 begann alles ganz klein mit Gerhard Hassler: „Zufällig, muss ich sagen, habe ich in einer Schaustafel ein paar alte Ansichten von Schärding gesehen. Ich habe mir dann einfach gedacht, ich habe ein paar Bilder zu Hause. Völkermarkt hat so viel Historie, dass man doch einfach einmal präsentieren muss.“

Auf einer Facebook-Gruppe habe er zwei Bilder eingestellt, eines von der Kirche St. Ruprecht und eines vom Weinberger Schloss. Die Gemeinschaft mit Bildern und Kommentaren wuchs schnell. „Innerhalb von drei oder vier Tagen waren 50 Fotos drinnen. Und wenn jemand in die Gruppe dazu wollte, habe ich das bestätigen und anklicken müssen und ich muss ehrlich sagen, ich bin nicht mehr dazu gekommen. Ich habe das in der Arbeit nebenher gemacht und mir gesagt, hoffentlich schaut mir der Chef nicht zu, weil ich mit dem Bestätigen der Mitglieder nicht nachgekommen bin. Innerhalb von sechs Tagen waren 800 Mitglieder in der Gruppe.“

Wichtige Informationen für Zugereiste
Die Wienerin Ingrid Erlmoser klinkte sich bald ein. Als Zugewanderte lernte sie Völkermarkt aus dieser Sicht kennen: „Und das hat mich in meinem Sein und in meinem Dasein im Bezirk Völkermarkt schon sehr bereichert. Dadurch bin ich hier angekommen. Ich kenne einige Dinge in Völkermarkt, aber sicher noch nicht alle. Und zum Lernen gibt es immer etwas.“


Dieter Fleiss
Die Kirchengasse in Völkermarkt

„Das weiß nicht jeder “
Besonders überraschend war für sie die Geschichte der heutigen Bezirkshauptmannschaft: „Die einen Teil französische Soldaten beherbergt hat, Reiter und Pferde und das weiß auch nicht jeder.“ Eine bekannte Persönlichkeit der Region, mittlerweile verstorben, brachte das Ganze weiter, so Hassler: „Eine Frau hat gesagt, sie hat einen Bekannten, den Herrn Dieter Fleiß, der sehr viele Fotos hat. Da waren Fotos dabei vom Stausee, von der Stauseebrücke, von Völkermarkt selbst, also wirklich kreuz und quer, von Kärnten waren auch ein paar Fotos dabei.“

Ein kleines Universum aus Geschichte und Geschichten entstand. Die Grenze von Völkermarkt in alten Ansichten ist weit gezogen: „Der Bezirk Völkermarkt, darüber hinaus nicht. Und speziell natürlich versuchen wir immer wieder, aus der Gemeinde, aus dem Draubereich, dem Stausee-Bereich, die Erinnerungen zu forcieren. Das ist der favorisierte Bereich. Aber wir freuen uns auch, wenn ein Foto vom Klopeiner See kommt oder wenn was von den Petzen kommt.“


Gerhard Hassler

Erinnerungen an frühere Zeiten
Ob der Hauptplatz in den 1960er Jahren oder das Freibad in den 1970ern oder die Fronleichnamsprozession im Jahr 1935: An die 5.000 Bilder sind bereits online. Gerhard Hassler sagte, alle hätten noch andere Zeiten in Völkermarkt erlebt: „Wo viele Originale unterwegs waren, wo Völkermarkt eine pulsierende Einkaufsstadt war. Da haben natürlich auch viele gesagt, schau dir die 10.-Oktober-Straße an, was da für Bewegung ist. Wie viel da Geschäfte sind.“

Immer wieder kommen neue Schätze dazu, viele erzählen Geschichten von früher: „Ein Herr vom Mühlgraben hat gesagt, da hinten hat der Großvater eine Färberei gehabt, und dort hinten, wo das Abwasser war, haben sie gebadet. Er hat gesagt, das war zwar nicht sauber aber es war dafür schön warm. Weil der Bach, der vorbei geflossen ist, der war ja eisig kalt.“

Fotostrecke mit 5 Bildern
Dieter Fleiss
Völkermarkt mit der noch ungestauten Drau aus Richtung Heiliger Nepomuk
Dieter Fleiss
Hauptplatz Völkermarkt aus Richtung ehemaliger Volksschule

Dieter Fleiss
Bezirksgericht mit Stadtpfarrkirche aus Richtung Bürgerlust

Dieter Fleiss
Gasthaus zum Lamm

Dieter Fleiss
Stadtturm von Völkermarkt

Fotoblog ist angedacht
Nach zehn Jahren „Völkermarkt in alten Ansichten“ sollte etwas Neues kommen, sagen Ingrid Erlmoser und Gerhard Hassler: „Eine Idee von mir ist, dass ich von Facebook wegkomme, dass wir das, was wir mit der Ingrid damals und mit ihrer Tochter Anna, die Fotografin ist, geplant haben, wir möchten gern so einen Fotoblog machen, wo jeder zuschauen kann, der nicht auf Facebook ist. Das möchte ich jetzt wirklich intensivieren.“
Erlmoser sagte dazu: „Ich habe ein bisschen das Problem gehabt, wie das rechtlich ausschaut mit den Fotos, fremde Fotos zu veröffentlichen, auf das Urheberrecht zu achten. Auch, wenn dort Personen drauf sind ist das für mich dann ein Problem.“ Noch wird also überlegt, wie der Fotoblog umgesetzt werden könnte, aber die Bilder laufen ja nicht weg.
11.09.2024, red, kaernten.ORF.at

Link:
Facebook-Gruppe

Zehn Jahre „Völkermarkt in alten Ansichten“
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#26
„Kennst du Kärnten“
Stiegerhof: Wo einst Napoleon nächtigte
1729666773912.png

Der Stiegerhof in Gödersdorf (Gemeinde Finkenstein) ist eine landwirtschaftliche Fachschule. In den altehrwürdigen Mauern des damaligen Nagerschnigghofs nächtigte einst der französische Feldherr Napoleon Bonaparte. Das Zimmer, in dem Napoleon schlief, kann man heute in den USA besichtigen, es wurde 1927 dorthin verkauft.
Online seit heute, 6.03 Uhr
Teilen
Die Geschichte des heutigen Stiegerhofs reicht weit zurück. In den 1580er Jahren brachte die Familie Paul das Gebäude in die charakteristische Form. „Sie waren Eisengewerke, die wohl aus Malborgeth im Kanaltal stammten“, so Markus Böhm vom Geschichtsverein für Kärnten. Im Jahre 1809 nächtigte am Stiegerhof Napoleon Bonaparte: „Der Kaiser der Franzosen befand sich damals im Zuge des österreichisch-französischen Krieges hier“, so Böhm. Im Philadelphia Museum of Art ist das Originalzimmer ausgestellt samt Bett, Wand- und Deckenschmuck bis hin zu einem mehr als drei Meter hohen Porzellanofen.

ORF
Das Schulgelände heute

Wie der Kunstschatz nach Philadelphia kam
Böhm erklärte, wie das Zimmer von Gödersdorf nach Philadelphia kam: „Als das Zimmer 1927 in die USA verkauft wurde, löste das einen Wirbel aus, der im Kärntner Landtag und in den Zeitungen mit recht heftigen Worten ausgetragen wurde. Zentrale Figuren dieser Auseinandersetzungen waren der Abgeordnete und Bürgermeister von Philadelphia, Gustav Pomeroli, sowie der in Wien tätige Antiquar Valentin Theuermann“, sagte Böhm: „Pomeroli kritisierte in einer Landtagssitzung die seiner Meinung nach schlechte Organisation des Denkmalschutzes in Kärnten. Er gab an, dass Theuermann die Kunstschätze vom Stiegerhof um 12.000 Schilling erworben habe, wovon das Denkmalamt erst nachträglich erfahren haben soll.“

Bis heute nicht zurückgekauft
Nach einer längeren Korrespondenz zwischen den verschiedenen Ämtern soll man der Stadt Villach nahegelegt haben, die Schätze für das Land Kärnten zurückzukaufen. Das geschah aber bis heute nicht. Vielmehr wehrte sich Antiquar Theuermann damals in einer Zeitung und behauptete, das Zimmer durch den Verkauf nach Philadelphia vor dem Verfall und für die Nachwelt gerettet zu haben, sagte Böhm. Zudem sei der Stiegerhof zum exekutiven Verkauf ausgeschrieben gewesen. Nur durch den Ankauf der Kunstgegenstände sei es dem Besitzer möglich gewesen, seine Schulden zu bezahlen und den sicheren Ruin abzuwenden.

Der ideologische und parteipolitische Streit zwischen den damaligen Tageszeitungen war damit aber noch lange nicht beigelegt. „War der Abtransport der Kunstgüter für das eine Blatt eine Rettungsaktion, schrieb das andere von einer ‚Verschleppung und Plünderfuhre‘. Die eine Zeitung kritisierte Pomeroli, die andere Theuermann und das sehr untergriffig.“

Philadelphia begeistert von „Prachtstück“
Aber während zwei sich streiten, freue sich bekanntlich der dritte, so Böhm, denn in Philadelphia wurde der Stiegerhof-Raum unterdessen stolz präsentiert. Besonders Studenten der ornamentalen Kunst und Bewunderer des großen Napoleon seien davon fasziniert gewesen.

Der Raum wurde komplett entfernt, samt einer reich kassettierten Decke und sogar mit den steinernen Fensterverschalungen. Alles sei perfekt erhalten. Gefunden habe man auch den eingravierten Namen von Wolfgang Boll dem Älteren und die Jahreszahl 1589. Auch der Ofen sei ein wahres Prachtstück in der Ausstellung, schrieb man damals in der Zeitung.
23.10.2024, red, kaernten.ORF.at

Link:
Philadelphia Museum of Art: Zimmer mit Elementen vom Stiegerhof
Stiegerhof: Wo einst Napoleon nächtigte
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#27
„Kennst du Kärnten“
Das verschwundene Glashüttendorf
1729942484340.png

Tscherniheim war ein Waldglashüttendorf, das sich ab dem 17. Jahrhundert in den Gailtaler Alpen befand. Heute findet man kaum noch Spuren, denn das Dorf ist verschwunden. Nur eine Kapelle zeugt von der blühenden industriellen Siedlung, die man entlang eines Themenwanderwegs entdecken kann.
Online seit heute, 7.23 Uhr
Teilen
Tscherniheim liegt zwischen Weißensee-Gitschtal und dem Gailtal. Ein kleiner Ort, in dem von 1621 bis 1879 Glas erzeugt wurde. Der älteste künstlich erzeugte Werkstoff der damals einen regelrechten Boom erlebte. Tscherniheim war eine von vielen Betriebsgründungen in der damaligen Zeit, so Werner Drobesch vom Geschichtsverein für Kärnten: „Hier siedelten sich die ersten Handwerker an, die mit der Glasproduktion in Verbindung standen. Das Dorf wuchs in den folgenden Jahrhunderten stetig. Von etwa 1780 bis 1830 erreichte die Glasfabrikation und die Einwohnerzahl in diesem Dorf Tscherniheim den Zenit.“

JoadlCC BY-SA 3.0
Überreste des Verweserhaues aus dem Jahr 1756

Glas wurde zunehmend zu einem Trendprodukt und Tscherniheim im Gailtal lieferte beste Qualität: „Besonders begehrt waren handgefertigte Karaffen, Trinkgläser, aber auch dekorative Schaustücke.“ In der Umgebung, in den Gailtaler Alpen, fand man für die beste Qualität auch die nötigen Rohstoffe, so Drobesch: „Dazu zählten unter anderem Holz, Quarzsand, Wasser und Wind. Glasproduktion war äußerst holzintensiv.“

JoadlCC BY-SA 3.0
Ausgrabung eines Brennofens

Rohstoffe und Höhenlage machten Probleme
Mit den Jahren stiegen aber auch die Probleme, die Rohstoffe wurden knapper, auch die Höhenlage des Ortes bereitete zunehmend Probleme: „Aufgrund der Lage in 1.002 Meter Seehöhe und der harten Winter war das Brennen des Glases auf die Monate von Ostern bis Anfang November beschränkt.“ Dennoch zog es viele Handwerker mit ihren Familien in den Glasort, trotz großen gesundheitlichen Risikos sagte Drobesch: „Lungenschwindsucht, wie Tuberkulose damals genannt wurde, war die Krankheit der Glasbläser. Der Rauch und die Staubpartikel belasteten nicht nur die Umwelt, sondern auch die Lungen.“

JoadlCC BY-SA 3.0
Im Spittaler Heimatmuseum sind Glaswaren aus Tscherniheim zu sehen
Ab den 1850er Jahren kamen weitere Probleme auf den Gailtaler Standort zu. Glas wurde immer öfter industriell gefertigt, die Konkurrenz größer: „Das in Tscherniheim erzeugte Glas war preislich der Konkurrenz nicht mehr gewachsen. Zunehmend stand das Unternehmen auf tönernen Füßen. Die Abwärtsbewegung war nicht mehr zu stoppen.“


JoadlCC BY-SA 3.0
Gedenktafel für das verschwundene Dorf

1879 war die Glasproduktion am Ende
Auch die vorhandenen natürlichen Ressourcen, die für die Produktion benötigt wurden, waren nahezu vollständig aufgebraucht: „Die Produktionszahlen gingen rasant zurück. Die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich. Es waren nur mehr 20 bis 24 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt.“ 1879 wurde die Produktion dann eingestellt, sagte Drobesch: „Binnen eines Jahres löste sich das Dorf auf. 1880 wurden nur mehr zwölf Einwohner gezählt. Wenige Jahre später war das Dorf völlig verwaist und verschwunden.“

Heute kann man auf einem Themenwanderweg auf den Spuren des Waldglases nach Tscherniheim wandern. Dort sieht man noch eine kleine Kapelle, die als einzige Zeitzeugin von den 140 Gebäuden in Tscherniheim übrig blieb.
26.10.2024, red, kaernten.ORF.at
Das verschwundene Glashüttendorf
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#28
„Kennst du Kärnten“
Die Kirche von Pörtschach
1731657027331.png

Die Pfarrkirche von Pörtschach am Wörthersee, die Johannes dem Täufer geweiht ist, wurde einst umgebaut, weil dem touristisch aufstrebenden Ort die alte Kirche zu schäbig vorkam. Die neu gestaltete Kirche sollte den Wörtherseevillen besser entsprechen. Doch es kam immer wieder zu Verzögerungen, nicht zuletzt wegen eines Unfalls während einer Messe.
Online seit heute, 6.17 Uhr
Teilen
1328 wurde bereits eine Kirche in Pörtschach erwähnt. Ende des 18. Jahrhunderts beschloss man die Errichtung der neuen Kirche in Pörtschach und dies hatte für die Kirche einen eher ungewöhnlichen Grund, so Heidi Rogy vom Geschichtsverein für Kärnten: „Im Zuge des aufblühenden Fremdenverkehrs war Pörtschach seit den 1870er Jahren stark gewachsen. Die bestehende Pfarrkirche von Pörtschach erschien um 1890 angesichts der rasanten Entwicklung, die der Ort im Zeichen des Fremdenverkehrs genommen hatte, zunehmend als unzureichend. Man hielt es für angebracht, die Kirche grundlegend zu erneuern, damit Pörtschach, wie es in einer zeitgenössischen Pressemeldung hieß, ‚ein würdiges Gotteshaus aufzuweisen hätte, das den übrigen Schlössern und Villen halb und halb ebenbürtig wäre‘.“

Junger Mann wurde bei Turmeinsturz verschüttet
1891 kam kam es zu einem dramatischen Unfall, so Historikerin Rogy: „Während einer Messe war der Kirchturm eingestürzt. Den meisten Messebesuchern war es gelungen, sich durch die Sakristei ins Freie zu retten. Ein junger Tischler wurde jedoch verschüttet.“ Laut Medienberichten konnte der junge Mann nach 72 Stunden lebend geborgen werden: „Als Einsturzursache vermutete man die heftigen Gewitter und Regenfälle der Tage davor, aber auch ein Beben der Erde in der vorangegangenen Nacht.“


Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Kirche zum heiligen Johannes dem Täufer in Pörtschach

Zehn Jahre Pause beim Umbau
Danach verharrte man fast in einer Schockstarre. Fast ein ganzes Jahrzehnt dauerte es nach dem Einsturz, bis man sich wieder an den Umbau des Gotteshauses in Pörtschach machte, so Rogy: „Zunächst war der bekannte Linzer Architekt Raimund Jeblinger, der bereits die Restaurierung der Pfarrkirche Friesland übernommen hatte, mit dieser Aufgabe betraut worden. 1897 lagen seine Pläne für den Umbau der Kirche im neo-romanischen Stil vor.“

Ausgeführt wurde dieser Plan allerdings nicht und so zogen wieder einige Jahre durchs Land: „Erst in den Jahren 1904 bis 1906 erfolgte die nun schon seit Längerem angedachte Neugestaltung und Erweiterung der Kirche nach den Plänen des tschechischen Architekten Josef Viktor Fuchs.“ Dessen Handschrift findet man auch in den zahlreichen Wörtherseevillen. „Von ihm stammt in Pörtschach unter anderem auch die Villa Wörth und die Villa Venezia.“

Einzigartiger Neo-Renaissance-Bau
Endlich begann man mit dem Umbau der Kirche in Pörtschach. Der mittelgroße Bau mit Fünfachtelchorschluss präsentiert sich in Neo-Renaissance-Formen. Dadurch sei die Kirche in Kärnten einzigartig, so die Expertin: „Im Juni 1905 wurden zunächst die neuen Glocken eingeweiht, im Herbst folgte dann die Einweihung der im neuen Glanz erstrahlenden Kirche.“ Die Kosten für den Neubau wurden größtenteils durch Spenden getragen, es gab damals zahlreiche Gönner, sagte Rogy: „Die 1906 eingeweihte Orgel war ein Geschenk des mit Pörtschach eng verbundenen Wiener Rechtsanwaltes Karl Kuppelwieser und seiner Frau Bertha.“
15.11.2024, red, kaernten.ORF.at
Die Kirche von Pörtschach
 
Oben