ORF-Berichte über außergewöhnliche, mystische und historische Orte sowie Bauwerke in Kärnten - Teil 2

josef

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#21
„KENNST DU KÄRNTEN“
Die Teuchen – das stille Tal
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Die Teuchen in den Nockbergen ist auf den ersten Blick ein eher unscheinbares Gebiet, das aber vor vielen Jahren unter Kirchenvertretern und Regierenden sehr begehrt und umkämpft war. Das „stille Tal“ wurde ein Gebiet, in dem Katholizismus und Protestantismus um die Gläubigen kämpften.
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Die Teuchen ist ein langes Tal in den Nockbergen zwischen Arriach und Himmelberg. Es verbindet das Tiebeltal bei Himmelberg mit der Inneren Einöde im Gegendtal und ist eine der stillsten Gegenden Kärntens, sagte Historiker Wilhelm Wadl vom Geschichtsverein für Kärnten: „Der Name kommt ja aus dem Slawischen und heißt nichts anderes als stilles Tal.“

Ab der hochmittelalterlichen Kolonisationsphase beginnt die Besiedelung im Tal der Stille, so Wadl: „Da sind dann durchaus unterschiedliche Siedlerschichten hingekommen, die zu einer ganz markanten Zweiteilung der Teuchen geführt haben. Außerteuchen galt jahrhundertelang als die Windische Teuchen, Innerteuchen als die Deutsche. Das spiegelt sich heute noch in Hofnamen wider, die in Außerteuchen alle slawische Wurzeln haben, in Innerteuchen deutsch sind.“


RollroboterCC BY-SA 4.0
Pfarrkirche Außerteuchen

Konfessionelle Auseinandersetzung
In der Neuzeit geriet dann die Teuchen voll in die konfessionellen Auseinandersetzungen. Die damaligen Herrscher von Himmelberg, die Khevenhüller, waren strenge Protestanten: „Sie haben als Kirchenpatrone in ihrem Herrschaftsgebiet überall evangelische Pfarrer eingesetzt.“ Die Teuchener machten diesen Glaubenswechsel fast vollständig mit und waren fortan überzeugte Protestanten: „Als dann die Katholische Gegenreformation mit dem Bischof Brenner durch die Lande gezogen ist, hat der Brenner trotz Soldaten, die ihm assistiert haben, die Gegend um die Teuchen gemieden“, sagte Wadl.

Erst Mitte des 17. Jahrhunderts änderte sich mit den neuen Herrschern, der streng katholischen Familie Lodron, alles für die Teuchener: „Es kommt zu einer massiven Auswanderung.“ Solange man noch konnte, so Wadl, denn „schlimmer wurde es dann im 18. Jahrhundert, da wurde das Auswanderungsrecht verweigert und die glaubensmäßig Irrenden, aus der Sicht der Habsburgischen Herrscher, wurden nach Siebenbürgen zwangsmigriert.“

Maria Theresia wollte alle bekehren
Auch, wenn sich einige bis zum Schluss wehrten, spätestens ab der Zeit Maria Theresias wurde die komplette Teuchen katholisch: „Maria Theresia hatte ja auch das Bekehrungsinstrument durch Gründung von Missionsstationen. In Innerteuchen wurde sogar ein Missionskloster mit Kirche gebaut und mit Ordensgeistlichen besetzt, die in dieser glaubensmäßig verdächtigen Gegend missionieren sollten.“ Mit Josef II. zog die Toleranz ein, die Teuchen wurde geteilt: „Der Ostteil wurde der evangelischen Gemeinde Gnesau zugeschlagen, der Westteil ging nach Arriach.“

Johann JaritzCC BY-ND 4.0
Pfarrkirche Innerteuchen

Konfessionelle Volksschulen entstanden
Dann startete ein regelrechter Bildungswettlauf zwischen Evangelischen und Katholischen. „So gab es in der Teuchen im frühen 19. Jahrhundert gleich drei Volksschulen, eine katholische in Außerteuchen und in Innerteuchen und eine evangelische in Innerteuchen.“ Die Teuchen zählte einst als riesige Katastralgemeinde zu Himmelberg, das war für die Innerteuchener, die näher an Arriach wohnten, zu weit weg: „Sie beantragten in Klagenfurt die Umgemeindung nach Arriach. Die Himmelberger sagten, nein, da sind wir strikt dagegen. Erst 1921 wurde endlich eine Trennung der Teuchen vollzogen und zwar entlang der Schulsprengel – und die Teuchen in Außen- und Innerteuchen geteilt.“

Johann JaritzCC BY-SA 3.0
Alte Volksschule

Das sei ein administratives Großunternehmen gewesen, so Wadl. Es seien die Bezirksgrenze, die Gemeindegrenze und die Bezirksgerichtsgrenze verschoben worden, das Grundbuch musste umgeschrieben werden. „Aber seit gut 100 Jahren sind die Innerteuchner nun Gemeindebürger von Ariach.“ So kehrte die – dem Namen entsprechende – Stille wieder ins Tal zurück.
07.07.2024, red, kaernten.ORF.at
Hier gibt es einige Fotos von der Bergkirche in Außerteuchen (Beitraäge #47 und #48)...

Die Teuchen – das stille Tal
 

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#22
„KENNST DU KÄRNTEN“
Türe der Kirche St. Leonhard geöffnet
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Am Sonntag wird in St. Leonhard an der Saualpe wieder der Jakobikirchtag gefeiert. Dann ist es ausnahmsweise erlaubt, die Filialkirche über die Hintere Türe zu betreten. Ansonsten soll die Kirche nämlich nur über die Seiteneingänge betreten werden. Dieser Brauch hängt mit einer Sage zusammen, die auf die Türkeneinfälle im 15. Jahrhundert zurückgeht.
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Die Kirche St. Leonhard an der Saualpe befindet sich auf circa 1.220 Meter Seehöhe, auf der Südseite der Saualpe in der Marktgemeinde Griffen. „Erstmals urkundlich erwähnt wurde der spätgotische Bau im Jahre 1351, dürfte aber bereits in der zweiten Hälfte des 13. oder im frühen 14. Jahrhundert errichtet worden sein. Sie gehörte als Filialkirche abwechselnd zu den Pfarrkirchen St. Martin in Greutschach und St. Michael in Wölfnitz und damit zum Stift Griffen. Das war auch der bedeutendste Grundherr in dieser Gegend“, so Historiker Mathias Kuchernig vom Geschichtsverein für Kärnten.

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Die Kirche St. Leonhard an der Saualpe

Wehrhafte Kirche
1451 erteilte dann der Salzburger Erzbischof den Griffnern die Erlaubnis, eine Kirche neu zu bauen. „Wenig später begannen die Türken in Kirchen einzufallen. Zwischen 1473 und 1483 zogen die Türken insgesamt fünfmal durch das Land und dabei auch jedes Mal durch das Jauntal. Sie bedrohten dabei insbesondere die wehrlose bäuerliche Bevölkerung der Umgebung“, so Kuchernig.

Daher wurden alle Kirchen auf der südlichen Saualpe zu Wehrkirchen umgebaut, auch die Kirche St. Leonhard. „In St. Leonhard ist von der Wehrmauer heute nichts mehr erhalten. Nur mehr geringe Reste der Wehranlage – wie die eisenbeschlagenen Türen zur Kirche mit zwei Schießlöchern – sind erkennbar“, erzählt Kuchernig.

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
In der Kirchentür sind noch zwei Schießlöcher erkennbar

Sage: Pfarrer von Pfeil getroffen
Was sich auch bis in die heutige Zeit erhalten hat, ist eine Sage aus der Zeit der Türkeneinfälle, so Kuchernig. „Demnach las der Pfarrer an einem Sonntag die Messe. Die Kirchentür stand weit offen. Als der Ministrant zur Wandlung klingelte und der Pfarrer die Hostie empor hob, schoss plötzlich ein Pfeil durch die offene Eingangstür und traf den Pfarrer, der auf der Stufe zum Chor tot zusammenbrach.“

Es sollen türkische Krieger gewesen sein, die nach der Tat auch das versammelte Kirchenvolk gefangen nahmen. „Lediglich einem Halterbub gelang es in die benachbarte Ortschaft Wölfnitz zu fliehen und die dortige Bevölkerung zu warnen.“

Kirche übers Jahr nur durch seitliche Türen betreten
Über den Priestermord in der Kirche St. Leonhard gab es auch ein Wandbild, das bis Mitte des 20. Jahrhunderts hinter dem Hochaltar in der Kirche hing. „Die lokale Bevölkerung dürfte die alte Türkensage mit dem Bild in Verbindung gebracht haben. Bei dem sterbenden Geistlichen am Bild dürfte es sich jedoch um den heiligen Andreas Avillianus handeln, der bei der Heiligen Messe einen Schlaganfall erlitt. Das Wandbild ist heute allerdings verschollen, so dass keine genaueren Untersuchungen desselben möglich sind.“

Trotzdem haben diese Ereignisse ihre Spuren hinterlassen und so gilt heute noch folgendes in St. Leonhard auf der Saualpe. „In der lokalen Bevölkerung wird von den Älteren immer noch erzählt, dass die Kirche nur durch die seitlichen Türen betreten werden darf. Die hintere Türe muss geschlossen bleiben, weil sonst wieder ein Unheil geschehe. Lediglich zum Jakobikirchtag darf die Kirche durch die hintere Türe betreten werden.“
28.07.2024, red, kaernten.ORF.at
Türe der Kirche St. Leonhard geöffnet
 

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#23
„Kennst du Kärnten“
Wie die Schneerosenkirche zum Namen kam
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Die Schneerosenkirche in der Wulfeniastadt Hermagor ist ein Gotteshaus, das Anfang der 1920er Jahre erbaut wurde. Ein Kreuz aus Schneerosen als letzter Gruß für einen Toten und eine Spendenaktion haben damit zu tun.
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Im Jahr 1781 erließ Kaiser Josef II. das Toleranzpatent. Dadurch wurde es möglich, in Watschig, westlich von Hermagor, eine evangelische Gemeinde und ein Toleranzbethaus zu errichten. Historikerin Heidi Rogy vom Geschichtsverein für Kärnten sagte: „Erst nach mehrmaligem Anlauf hatte man die Genehmigung für einen Bauplatz erhalten. 1783 erfolgte die feierliche Einweihung des Watschiger Toleranzbethauses. Gemäß den damaligen restriktiven Bauvorschriften durfte das Bethaus nicht im Ortsgebiet errichtet werden und es durfte obendrein auch nicht von außen als Kirchenbau erkennbar sein“.

Rattendorfer Bürger lehnten Kirchenbau ab
Man zählte damals rund 1.240 Mitglieder. Ab 1850 wollte man dann die evangelische Gemeinde Watschig nach Hermagor verlegen. Dort sollte auch eine evangelische Kirche errichtet werden, so Rogy: „Gegen dieses Vorhaben sprachen sich jedoch die Gemeindemitglieder von Rattendorf aus“.

Erst 1902 errichtete man dann in Hermagor eine Predigtstation. Die Gottesdienste mussten jedoch mangels Kirche zunächst im Turnsaal der Volksschule und später im Kino gefeiert werden. Man war mit der Gesamtsituation unzufrieden und so gründete man einen Kirchenbauverein und kaufte nahe dem Hermagorer Rathaus ein Grundstück an.

Ein Kreuz aus Schneerosen als letzter Gruß
Historikerin Rogy: „Zum Bau einer Kirche sollte es vor dem Ersten Weltkrieg aber nicht mehr kommen. Erst 1921 wurde der Kirchenbauverein wieder aktiv. Man beschloss eine Kirche mit ca. 300 Sitzplätzen zu errichten, nunmehr allerdings an einem neuen Standort.“


CC BY-SA 3.0 at
1921 begann man dann mit den ersten Arbeiten zum Bau dieser Kirche. „Als 1923 der Kurator von Watschig verstarb, gab es für ihn von Seiten der Predigtstation Hermagor als letzten Gruß und Dank einen Kranz mit einem Kreuz aus Schneerosen“.

Schneerosen-Sträuße samt Spendenaufruf hatte Erfolg
Die Schneerosen fanden so großen Anklang, dass daraus eine Idee entstand, den Kirchenbau zu finanzieren. „In den folgenden acht Wochen wurden unzählige Schneerosen gepflückt, zu Sträußen gebunden und mit einem Spendenaufruf versehen an alle evangelischen Pfarrgemeinden in Österreich und weit darüber hinaus verschickt“.

Die Kosten für den Kirchenbau beliefen sich damals auf rund 680 Millionen Kronen, was heute etwa 400.000 Euro entspricht. „Da der Bau zu einem erheblichen Teil mit Spenden aus der Schneerosenaktion finanziert wurde, erhielt die Kirche den Namen Schneerosenkirche“.
18.08.2024, red, kaernten.ORF.at

Link:
Geschichtsverein Kärnten

Wie die Schneerosenkirche zum Namen kam
 

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#24
Erklärung zum Begriff "Wulfeniastadt Hermagor":

Wulfenia carinthiaca

Kärntner Wulfenia
Bekannt ist Hermagor und insbesondere das Nassfeld für die von Franz Xaver Freiherr von Wulfen im Jahr 1779 entdeckte und nach ihm benannte Wulfenia (auch Kuhtritt), die am Fuße des Gartnerkofels in den Karnischen Alpen zu finden ist. Die Blume ist für diese Region einzigartig und ansonsten nur noch im Himalayagebiet und Albanien in einer ähnlichen Unterart zu finden.

Ihre öffentliche Zuschreibung als „blaue Blume“ erlangte die Wulfenia carinthiaca erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Wegen ihres außerordentlichen seltenen Vorkommens wird sie von den Botanikern – damals wie heute – besonders beachtet. Die blaublühende Wunderblume Kärntens ist strengstens geschützt und gehört zur Familie der Wegerichgewächse. Sie erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis 30 cm, Blütezeit ist von Juni bis Juli.


Wulfenia carinthiaca

Kärntner Wulfenie – Wikipedia
 

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#25
Zehn Jahre „Völkermarkt in alten Ansichten“
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Mittlerweile gehört es für größere Orte schon zum guten Ton, dass alte Ansichten präsentiert und ausgetauscht werden, oft über soziale Medien. Recht früh dran war man in Völkermarkt, man begann damit vor zehn Jahren. 5.000 Mitglieder hat die Facebook-Gruppe „Völkermarkt in alten Ansichten“ schon. Nun möchte man mit der Zeit gehen und einen Blog einrichten.
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2014 begann alles ganz klein mit Gerhard Hassler: „Zufällig, muss ich sagen, habe ich in einer Schaustafel ein paar alte Ansichten von Schärding gesehen. Ich habe mir dann einfach gedacht, ich habe ein paar Bilder zu Hause. Völkermarkt hat so viel Historie, dass man doch einfach einmal präsentieren muss.“

Auf einer Facebook-Gruppe habe er zwei Bilder eingestellt, eines von der Kirche St. Ruprecht und eines vom Weinberger Schloss. Die Gemeinschaft mit Bildern und Kommentaren wuchs schnell. „Innerhalb von drei oder vier Tagen waren 50 Fotos drinnen. Und wenn jemand in die Gruppe dazu wollte, habe ich das bestätigen und anklicken müssen und ich muss ehrlich sagen, ich bin nicht mehr dazu gekommen. Ich habe das in der Arbeit nebenher gemacht und mir gesagt, hoffentlich schaut mir der Chef nicht zu, weil ich mit dem Bestätigen der Mitglieder nicht nachgekommen bin. Innerhalb von sechs Tagen waren 800 Mitglieder in der Gruppe.“

Wichtige Informationen für Zugereiste
Die Wienerin Ingrid Erlmoser klinkte sich bald ein. Als Zugewanderte lernte sie Völkermarkt aus dieser Sicht kennen: „Und das hat mich in meinem Sein und in meinem Dasein im Bezirk Völkermarkt schon sehr bereichert. Dadurch bin ich hier angekommen. Ich kenne einige Dinge in Völkermarkt, aber sicher noch nicht alle. Und zum Lernen gibt es immer etwas.“


Dieter Fleiss
Die Kirchengasse in Völkermarkt

„Das weiß nicht jeder “
Besonders überraschend war für sie die Geschichte der heutigen Bezirkshauptmannschaft: „Die einen Teil französische Soldaten beherbergt hat, Reiter und Pferde und das weiß auch nicht jeder.“ Eine bekannte Persönlichkeit der Region, mittlerweile verstorben, brachte das Ganze weiter, so Hassler: „Eine Frau hat gesagt, sie hat einen Bekannten, den Herrn Dieter Fleiß, der sehr viele Fotos hat. Da waren Fotos dabei vom Stausee, von der Stauseebrücke, von Völkermarkt selbst, also wirklich kreuz und quer, von Kärnten waren auch ein paar Fotos dabei.“

Ein kleines Universum aus Geschichte und Geschichten entstand. Die Grenze von Völkermarkt in alten Ansichten ist weit gezogen: „Der Bezirk Völkermarkt, darüber hinaus nicht. Und speziell natürlich versuchen wir immer wieder, aus der Gemeinde, aus dem Draubereich, dem Stausee-Bereich, die Erinnerungen zu forcieren. Das ist der favorisierte Bereich. Aber wir freuen uns auch, wenn ein Foto vom Klopeiner See kommt oder wenn was von den Petzen kommt.“


Gerhard Hassler

Erinnerungen an frühere Zeiten
Ob der Hauptplatz in den 1960er Jahren oder das Freibad in den 1970ern oder die Fronleichnamsprozession im Jahr 1935: An die 5.000 Bilder sind bereits online. Gerhard Hassler sagte, alle hätten noch andere Zeiten in Völkermarkt erlebt: „Wo viele Originale unterwegs waren, wo Völkermarkt eine pulsierende Einkaufsstadt war. Da haben natürlich auch viele gesagt, schau dir die 10.-Oktober-Straße an, was da für Bewegung ist. Wie viel da Geschäfte sind.“

Immer wieder kommen neue Schätze dazu, viele erzählen Geschichten von früher: „Ein Herr vom Mühlgraben hat gesagt, da hinten hat der Großvater eine Färberei gehabt, und dort hinten, wo das Abwasser war, haben sie gebadet. Er hat gesagt, das war zwar nicht sauber aber es war dafür schön warm. Weil der Bach, der vorbei geflossen ist, der war ja eisig kalt.“

Fotostrecke mit 5 Bildern
Dieter Fleiss
Völkermarkt mit der noch ungestauten Drau aus Richtung Heiliger Nepomuk
Dieter Fleiss
Hauptplatz Völkermarkt aus Richtung ehemaliger Volksschule

Dieter Fleiss
Bezirksgericht mit Stadtpfarrkirche aus Richtung Bürgerlust

Dieter Fleiss
Gasthaus zum Lamm

Dieter Fleiss
Stadtturm von Völkermarkt

Fotoblog ist angedacht
Nach zehn Jahren „Völkermarkt in alten Ansichten“ sollte etwas Neues kommen, sagen Ingrid Erlmoser und Gerhard Hassler: „Eine Idee von mir ist, dass ich von Facebook wegkomme, dass wir das, was wir mit der Ingrid damals und mit ihrer Tochter Anna, die Fotografin ist, geplant haben, wir möchten gern so einen Fotoblog machen, wo jeder zuschauen kann, der nicht auf Facebook ist. Das möchte ich jetzt wirklich intensivieren.“
Erlmoser sagte dazu: „Ich habe ein bisschen das Problem gehabt, wie das rechtlich ausschaut mit den Fotos, fremde Fotos zu veröffentlichen, auf das Urheberrecht zu achten. Auch, wenn dort Personen drauf sind ist das für mich dann ein Problem.“ Noch wird also überlegt, wie der Fotoblog umgesetzt werden könnte, aber die Bilder laufen ja nicht weg.
11.09.2024, red, kaernten.ORF.at

Link:
Facebook-Gruppe

Zehn Jahre „Völkermarkt in alten Ansichten“
 

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#26
„Kennst du Kärnten“
Stiegerhof: Wo einst Napoleon nächtigte
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Der Stiegerhof in Gödersdorf (Gemeinde Finkenstein) ist eine landwirtschaftliche Fachschule. In den altehrwürdigen Mauern des damaligen Nagerschnigghofs nächtigte einst der französische Feldherr Napoleon Bonaparte. Das Zimmer, in dem Napoleon schlief, kann man heute in den USA besichtigen, es wurde 1927 dorthin verkauft.
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Die Geschichte des heutigen Stiegerhofs reicht weit zurück. In den 1580er Jahren brachte die Familie Paul das Gebäude in die charakteristische Form. „Sie waren Eisengewerke, die wohl aus Malborgeth im Kanaltal stammten“, so Markus Böhm vom Geschichtsverein für Kärnten. Im Jahre 1809 nächtigte am Stiegerhof Napoleon Bonaparte: „Der Kaiser der Franzosen befand sich damals im Zuge des österreichisch-französischen Krieges hier“, so Böhm. Im Philadelphia Museum of Art ist das Originalzimmer ausgestellt samt Bett, Wand- und Deckenschmuck bis hin zu einem mehr als drei Meter hohen Porzellanofen.

ORF
Das Schulgelände heute

Wie der Kunstschatz nach Philadelphia kam
Böhm erklärte, wie das Zimmer von Gödersdorf nach Philadelphia kam: „Als das Zimmer 1927 in die USA verkauft wurde, löste das einen Wirbel aus, der im Kärntner Landtag und in den Zeitungen mit recht heftigen Worten ausgetragen wurde. Zentrale Figuren dieser Auseinandersetzungen waren der Abgeordnete und Bürgermeister von Philadelphia, Gustav Pomeroli, sowie der in Wien tätige Antiquar Valentin Theuermann“, sagte Böhm: „Pomeroli kritisierte in einer Landtagssitzung die seiner Meinung nach schlechte Organisation des Denkmalschutzes in Kärnten. Er gab an, dass Theuermann die Kunstschätze vom Stiegerhof um 12.000 Schilling erworben habe, wovon das Denkmalamt erst nachträglich erfahren haben soll.“

Bis heute nicht zurückgekauft
Nach einer längeren Korrespondenz zwischen den verschiedenen Ämtern soll man der Stadt Villach nahegelegt haben, die Schätze für das Land Kärnten zurückzukaufen. Das geschah aber bis heute nicht. Vielmehr wehrte sich Antiquar Theuermann damals in einer Zeitung und behauptete, das Zimmer durch den Verkauf nach Philadelphia vor dem Verfall und für die Nachwelt gerettet zu haben, sagte Böhm. Zudem sei der Stiegerhof zum exekutiven Verkauf ausgeschrieben gewesen. Nur durch den Ankauf der Kunstgegenstände sei es dem Besitzer möglich gewesen, seine Schulden zu bezahlen und den sicheren Ruin abzuwenden.

Der ideologische und parteipolitische Streit zwischen den damaligen Tageszeitungen war damit aber noch lange nicht beigelegt. „War der Abtransport der Kunstgüter für das eine Blatt eine Rettungsaktion, schrieb das andere von einer ‚Verschleppung und Plünderfuhre‘. Die eine Zeitung kritisierte Pomeroli, die andere Theuermann und das sehr untergriffig.“

Philadelphia begeistert von „Prachtstück“
Aber während zwei sich streiten, freue sich bekanntlich der dritte, so Böhm, denn in Philadelphia wurde der Stiegerhof-Raum unterdessen stolz präsentiert. Besonders Studenten der ornamentalen Kunst und Bewunderer des großen Napoleon seien davon fasziniert gewesen.

Der Raum wurde komplett entfernt, samt einer reich kassettierten Decke und sogar mit den steinernen Fensterverschalungen. Alles sei perfekt erhalten. Gefunden habe man auch den eingravierten Namen von Wolfgang Boll dem Älteren und die Jahreszahl 1589. Auch der Ofen sei ein wahres Prachtstück in der Ausstellung, schrieb man damals in der Zeitung.
23.10.2024, red, kaernten.ORF.at

Link:
Philadelphia Museum of Art: Zimmer mit Elementen vom Stiegerhof
Stiegerhof: Wo einst Napoleon nächtigte
 

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#27
„Kennst du Kärnten“
Das verschwundene Glashüttendorf
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Tscherniheim war ein Waldglashüttendorf, das sich ab dem 17. Jahrhundert in den Gailtaler Alpen befand. Heute findet man kaum noch Spuren, denn das Dorf ist verschwunden. Nur eine Kapelle zeugt von der blühenden industriellen Siedlung, die man entlang eines Themenwanderwegs entdecken kann.
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Tscherniheim liegt zwischen Weißensee-Gitschtal und dem Gailtal. Ein kleiner Ort, in dem von 1621 bis 1879 Glas erzeugt wurde. Der älteste künstlich erzeugte Werkstoff der damals einen regelrechten Boom erlebte. Tscherniheim war eine von vielen Betriebsgründungen in der damaligen Zeit, so Werner Drobesch vom Geschichtsverein für Kärnten: „Hier siedelten sich die ersten Handwerker an, die mit der Glasproduktion in Verbindung standen. Das Dorf wuchs in den folgenden Jahrhunderten stetig. Von etwa 1780 bis 1830 erreichte die Glasfabrikation und die Einwohnerzahl in diesem Dorf Tscherniheim den Zenit.“

JoadlCC BY-SA 3.0
Überreste des Verweserhaues aus dem Jahr 1756

Glas wurde zunehmend zu einem Trendprodukt und Tscherniheim im Gailtal lieferte beste Qualität: „Besonders begehrt waren handgefertigte Karaffen, Trinkgläser, aber auch dekorative Schaustücke.“ In der Umgebung, in den Gailtaler Alpen, fand man für die beste Qualität auch die nötigen Rohstoffe, so Drobesch: „Dazu zählten unter anderem Holz, Quarzsand, Wasser und Wind. Glasproduktion war äußerst holzintensiv.“

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Ausgrabung eines Brennofens

Rohstoffe und Höhenlage machten Probleme
Mit den Jahren stiegen aber auch die Probleme, die Rohstoffe wurden knapper, auch die Höhenlage des Ortes bereitete zunehmend Probleme: „Aufgrund der Lage in 1.002 Meter Seehöhe und der harten Winter war das Brennen des Glases auf die Monate von Ostern bis Anfang November beschränkt.“ Dennoch zog es viele Handwerker mit ihren Familien in den Glasort, trotz großen gesundheitlichen Risikos sagte Drobesch: „Lungenschwindsucht, wie Tuberkulose damals genannt wurde, war die Krankheit der Glasbläser. Der Rauch und die Staubpartikel belasteten nicht nur die Umwelt, sondern auch die Lungen.“

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Im Spittaler Heimatmuseum sind Glaswaren aus Tscherniheim zu sehen
Ab den 1850er Jahren kamen weitere Probleme auf den Gailtaler Standort zu. Glas wurde immer öfter industriell gefertigt, die Konkurrenz größer: „Das in Tscherniheim erzeugte Glas war preislich der Konkurrenz nicht mehr gewachsen. Zunehmend stand das Unternehmen auf tönernen Füßen. Die Abwärtsbewegung war nicht mehr zu stoppen.“


JoadlCC BY-SA 3.0
Gedenktafel für das verschwundene Dorf

1879 war die Glasproduktion am Ende
Auch die vorhandenen natürlichen Ressourcen, die für die Produktion benötigt wurden, waren nahezu vollständig aufgebraucht: „Die Produktionszahlen gingen rasant zurück. Die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich. Es waren nur mehr 20 bis 24 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt.“ 1879 wurde die Produktion dann eingestellt, sagte Drobesch: „Binnen eines Jahres löste sich das Dorf auf. 1880 wurden nur mehr zwölf Einwohner gezählt. Wenige Jahre später war das Dorf völlig verwaist und verschwunden.“

Heute kann man auf einem Themenwanderweg auf den Spuren des Waldglases nach Tscherniheim wandern. Dort sieht man noch eine kleine Kapelle, die als einzige Zeitzeugin von den 140 Gebäuden in Tscherniheim übrig blieb.
26.10.2024, red, kaernten.ORF.at
Das verschwundene Glashüttendorf
 

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#28
„Kennst du Kärnten“
Die Kirche von Pörtschach
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Die Pfarrkirche von Pörtschach am Wörthersee, die Johannes dem Täufer geweiht ist, wurde einst umgebaut, weil dem touristisch aufstrebenden Ort die alte Kirche zu schäbig vorkam. Die neu gestaltete Kirche sollte den Wörtherseevillen besser entsprechen. Doch es kam immer wieder zu Verzögerungen, nicht zuletzt wegen eines Unfalls während einer Messe.
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1328 wurde bereits eine Kirche in Pörtschach erwähnt. Ende des 18. Jahrhunderts beschloss man die Errichtung der neuen Kirche in Pörtschach und dies hatte für die Kirche einen eher ungewöhnlichen Grund, so Heidi Rogy vom Geschichtsverein für Kärnten: „Im Zuge des aufblühenden Fremdenverkehrs war Pörtschach seit den 1870er Jahren stark gewachsen. Die bestehende Pfarrkirche von Pörtschach erschien um 1890 angesichts der rasanten Entwicklung, die der Ort im Zeichen des Fremdenverkehrs genommen hatte, zunehmend als unzureichend. Man hielt es für angebracht, die Kirche grundlegend zu erneuern, damit Pörtschach, wie es in einer zeitgenössischen Pressemeldung hieß, ‚ein würdiges Gotteshaus aufzuweisen hätte, das den übrigen Schlössern und Villen halb und halb ebenbürtig wäre‘.“

Junger Mann wurde bei Turmeinsturz verschüttet
1891 kam kam es zu einem dramatischen Unfall, so Historikerin Rogy: „Während einer Messe war der Kirchturm eingestürzt. Den meisten Messebesuchern war es gelungen, sich durch die Sakristei ins Freie zu retten. Ein junger Tischler wurde jedoch verschüttet.“ Laut Medienberichten konnte der junge Mann nach 72 Stunden lebend geborgen werden: „Als Einsturzursache vermutete man die heftigen Gewitter und Regenfälle der Tage davor, aber auch ein Beben der Erde in der vorangegangenen Nacht.“


Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Kirche zum heiligen Johannes dem Täufer in Pörtschach

Zehn Jahre Pause beim Umbau
Danach verharrte man fast in einer Schockstarre. Fast ein ganzes Jahrzehnt dauerte es nach dem Einsturz, bis man sich wieder an den Umbau des Gotteshauses in Pörtschach machte, so Rogy: „Zunächst war der bekannte Linzer Architekt Raimund Jeblinger, der bereits die Restaurierung der Pfarrkirche Friesland übernommen hatte, mit dieser Aufgabe betraut worden. 1897 lagen seine Pläne für den Umbau der Kirche im neo-romanischen Stil vor.“

Ausgeführt wurde dieser Plan allerdings nicht und so zogen wieder einige Jahre durchs Land: „Erst in den Jahren 1904 bis 1906 erfolgte die nun schon seit Längerem angedachte Neugestaltung und Erweiterung der Kirche nach den Plänen des tschechischen Architekten Josef Viktor Fuchs.“ Dessen Handschrift findet man auch in den zahlreichen Wörtherseevillen. „Von ihm stammt in Pörtschach unter anderem auch die Villa Wörth und die Villa Venezia.“

Einzigartiger Neo-Renaissance-Bau
Endlich begann man mit dem Umbau der Kirche in Pörtschach. Der mittelgroße Bau mit Fünfachtelchorschluss präsentiert sich in Neo-Renaissance-Formen. Dadurch sei die Kirche in Kärnten einzigartig, so die Expertin: „Im Juni 1905 wurden zunächst die neuen Glocken eingeweiht, im Herbst folgte dann die Einweihung der im neuen Glanz erstrahlenden Kirche.“ Die Kosten für den Neubau wurden größtenteils durch Spenden getragen, es gab damals zahlreiche Gönner, sagte Rogy: „Die 1906 eingeweihte Orgel war ein Geschenk des mit Pörtschach eng verbundenen Wiener Rechtsanwaltes Karl Kuppelwieser und seiner Frau Bertha.“
15.11.2024, red, kaernten.ORF.at
Die Kirche von Pörtschach
 

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#29
Kunstwände bringen Farbe in Orte
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Auf dem Mölltaler Gletscher, beim Eingang zur Stollenbahn, ist vor kurzem das Fresko der deutschen Künstlerin Daniela Löh und des Polen Gregor Wosik fertiggestellt worden. Es ist Teil des Projekts „Europäische Kunstwände“ in Obervellach, das auf sieben Nachbargemeinden ausgeweitet werden soll.
Online seit heute, 6.13 Uhr
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Die Marktgemeinde Obervellach im Mölltal ist Zentrum des Projekts „Europäische Kunstwände“, das vom Tourismusverband Obervellach und dem Verein KunstRaum organisiert wird. Europäische Künstlerinnen und Künstler malen dabei Kunstwerke auf Hauswände, die die tausendjährige Geschichte des Mölltals aufzeigen sollen. Im Mittelalter erreichte Obervellach mit dem Bergbauwesen seinen Höhepunkt, erlangte großen Wohlstand und hatte auch eine eigene Gerichtsbarkeit.

QR-Code liefert Infos zum Kunstwerk
Mittels eines QR-Codes erhält der Besucher auch Informationen zum Kunstwerk. Edith-Maria Lesnik ist Künstlerin und leitet das Projekt „Europäische Kunstwände“: „Die Entscheidung treffen die Hausbesitzer oder die Wandbesitzer und ich. Also wir reden uns aus, was passt da drauf, mit welchen Kunstwerken kann sich der Hausbesitzer anfreunden. Dann sucht man den Künstler aus, der macht eine Skizze. Dann wird es besprochen, ob der Versuch umsetzbar ist, und dann wird es umgesetzt.“

Künstler, die sich am Projekt „Europäische Kunstwände“ beteiligen wollen, können sich einfach melden, sagte Lesnik: „Die brauchen mich einfach nur anzuschreiben und dann schauen wir, an welcher Hauswand sich das umsetzen lässt.“

Fotostrecke
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Bemalter Schornstein in Obervellach
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Bemalte Fassade in Obervellach

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Obervellach bemalte Fassade

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Bemalte Fassade

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Wohnhaus mit Malerei

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Bemalte Fassade

Finanziert von Land und Tourismusverein
Die Ursprungsidee zu diesem Kunstprojekt stammt von Rainer Schroth, dem Leiter der Schrothkur: „Ich würde wünschen, dass man diese Idee der Geschichte von Obervellach öfter sieht und nicht nur einfach Häuser behübscht, wenn die Fassaden nicht so schön sind. Dieser Gedanke fehlt mir bei einigen.“ Auf einer Wand sei eine Nixe zu sehen. Das Bild habe unterschiedliche Reaktionen ausgelöst, sagte Schroth: „Die einen sagen, ‚um Gottes willen, wir sind auf 2.000 Meter Höhe am Berg und da ist eine Nixe‘. Und andere sagen, ‚das ist super, eine einmalige 3D-Malerei‘. Und so ist das, damit muss man zurechtkommen.“

Finanziert wird das Projekt durch eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro durch die Orts- und Regionalentwicklung (ORE) des Landes Kärnten und durch einen Eigenanteil, den der Tourismusverband übernimmt, sagte Gerhild Hartweger, die Obfrau des Tourismusverbands Mölltal.

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Auch eine Nixe ziert eine Fassade in Obervellach

Richie Klammer mit Bedenken
Für die Bemalung des 70er-Jahre-Sparkassengebäudes mitten am Hauptplatz in Obervellach wünscht sich Rainer Schroth den Künstler Richie Klammer. Der zeigte sich zwar prinzipiell nicht abgeneigt, schließlich stamme er ja auch aus Obervellach, aber, so Klammer: „Es ist natürlich schwer, weil teilweise ist das so im Reich der Fabelwesen, was da alles so aufgemalt wird. Das ist irgendwie nicht so meins.“
07.01.2025, red, kaernten.ORF.at

Link:
EU.Kunstwände

Kunstwände bringen Farbe in Orte
 

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#30
„Kennst du Kärnten“
Der Beginn des Skisports in Kärnten
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Kärnten gehört im Wintersport zu den erfolgreichsten Bundesländern in Österreich. Das zeigt auch die lange Liste der Olympiasieger im Skisport, wie etwa Franz Klammer, Fritz Strobl oder Matthias Mayer. Und das, obwohl der Skisport in Kärnten im Vergleich zum Rest Österreichs sehr spät begann.
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In den 1890er Jahren startete man in Kärnten mit den ersten Versuchen auf den „norwegischen Schneeschuhen“, wie die Skier damals genannt wurden. Während man in Wien bereits 1891 den ersten Skiclub gründete, war man in Kärnten noch weit davon entfernt, so Heidi Rogy vom Geschichtsverein für Kärnten: „In Kärnten waren es zu Beginn des 20. Jahrhunderts anfänglich Sportvereine wie der Ruderclub Nautilus oder der Männertourenverein Villach, die sich des neuen Sports annahmen. Schließlich kam es aber auch in Kärnten zur Bildung von eigenen Ski- bzw. Wintersportvereinen, zunächst in Klagenfurt, Villach und Velden.“

Erster Verband im Jahr 1908
Im Jahr 1908 schlossen sich dann die drei erwähnten Vereine zum ersten Verband der Skiläufer Kärntens zusammen: „Noch vor dem Ersten Weltkrieg kam es zu weiteren Sektionsgründungen. Die von diesen Sektionen organisierten Kurse, Vorträge und gemeinsamen Ausflüge trugen wesentlich zur Popularisierung des Skifahrens in Kärnten bei."

Um möglichst vielen Menschen das Skifahren beizubringen, holte man sich sogar Georg Bilgeri, den damaligen Vorarlberger Pionier im Skisport, ins Land. „Dem unter anderem die Durchsetzung der Zweistocktechnik zu verdanken ist.“

Frauen mussten auch beim Skifahren lange Röcke tragen
Männer wie Frauen waren begeistert vom neuen Trendsport, wenn auch mit Einschränkungen für die Frauen. Denn sie mussten auch beim Skifahren lange Röcke tragen, was beim Sport hinderlich war, so Rogy: „Die sie gemäß den damaligen Anforderungen der Ästhetik und Sittlichkeit tragen mussten.“ So hatten sie deutliche Nachteile, dennoch wurde geübt auf allen möglichen Hängen, die sich für den Skilauf anboten.

„Eines der wichtigsten Übungsgelände für das Skifahren befand sich in der Umgebung des Hotels Karawankenhof in Unterbergen. Man konnte dorthin von Klagenfurt aus bequem mit der Bahn für einen Skitag anreisen. Als Skiberg geschätzt wurden auch der Hochobir und die Nockberge.“ In der näheren Umgebung von Klagenfurt lockte die Skifahrer vor allem das Gelände bei der Schleppe-Brauerei.

Fotostrecke mit 5 Bildern
Skrein Photo Collection / brandstaetter images / picturedesk.com
Skifahrer auf der Gerlitzen, fotografiert in den 1950er Jahren
Austrian Archives / brandstaetter images / picturedesk.com
Blick über die Seilschwebebahn Kanzelbahn auf den Dobratsch, fotografiert im Jahr 1929.
ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com
Skifahrer auf dem Nassfeld, Aufnahme um 1930
ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com
Gruppe jugendlicher Skifahrer vor der Klagenfurter Hütte, Aufnahme um 1930
Öst. Volkshochschularchiv / brandstaetter images / picturedesk.com
Auf dem Gipfel des Dobratsch. Handkoloriertes Glasdiapositiv um 1910.

Erstes Rennen auf Dobratsch
Der Skisport entwickelte sich rasant weiter und wurde zum Publikumsmagnet. Im März 1908 fand am Dobratsch das erste Ski-Abfahrtsrennen statt. Daneben gab es zum ersten Mal auch Bewerbe im Stil-, Mannschafts-, Damen- und Jugendlauf sowie im Weitspringen, so Rogy: „Zahlreiche Schaulustige pilgerten damals zur Genottenhöhe, um diesen in Kärnten noch neuen Sportkonkurrenzen beizuwohnen.“

Stadt Villach Museum und Archiv
Skifahrer auf dem Dobratsch, keine Datierung

Ein Jahr später, im Jahr 1909, wurden auf dem Dobratsch sogar schon die Landesski-Meisterschaften ausgetragen. Zudem wurde am Fuß des Dobratsch in Villach-Möltschach eine Skisprungschanze errichtet. Es gab einen regelrechten Boom, der dafür sorgte, dass der Alpenverein seine Hütten am Dobratsch ganzjährig bewirtschaftete und auch die Touristiker jubelten: „Vom Landesverband für Fremdenverkehr wurde die Entwicklung des Wintersportes in Kärnten wärmstens begrüßt, sah er darin doch ein großes Entwicklungspotenzial für den heimischen Tourismus.“ Und so warb man ab 1910 erstmals mit einer Werbebroschüre für Skiurlaub in Kärnten.
15.01.2025, red, kaernten.ORF.at
Der Beginn des Skisports in Kärnten
 

josef

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#31
„Kennst du Kärnten“
Der vergessene Badeort im Gurktal
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Kurorte wie Bad Eisenkappel, Althofen, Bad Bleiberg oder Warmbad Villach sind weit über die Kärntner Landesgrenzen hinaus bekannt. Einst gab es auch einen bekannten Kurort zwischen Sirnitz und Gnesau im Gurktal: St. Leonhard im Bade in Benesirnitz.
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Im 18. und 19. Jahrhundert gab es quer durchs Land unzählige sogenannte Bauernbäder, die längst der Vergangenheit angehören. Eines der damals begehrtesten war St. Leonhard in Bade, so Wilhelm Wadl vom Geschichtsverein für Kärnten: „Dieses Bad wurde schon im 14. Jahrhundert genannt. Es war viele Jahrhunderte lang ein viel frequentierter Kurort mit einem ganz interessanten Publikum. Da waren Gurker Domherren, Pfarrer, Adelige, die auch auf Sommerfrische gingen, aber auch Bürger aus den Städten, wenn sie es sich leisten konnten, oder Großbauern.“

Spazieren und Jagdausflüge
Die Anreise war speziell: „Seit den 1860er Jahren ließen sich die Kurgäste zunächst mit Pferdefuhrwerken am Bahnhof abholen, entweder in Villach oder in Feldkirchen. Da brauchte es wirklich ein großes Fuhrwerk, denn üblicherweise waren diese Sommerfrischler nicht nur ein paar Tage, sondern mehrere Wochen oben, um sich wirklich zu erholen.“ Man ging viel spazieren und machte Jagdausflüge.

„Man hat ziemlich viel getrunken, nicht nur Wasser, und man führte ein fröhliches Sommerfrischlerleben.“ Heilendes Wasser gab es zwar nicht, trotzdem war das Wasser besonders, denn: „In einem Übergabsinventar aus dem Jahr 1848 ist schon die Rede von Kupferkesseln, in denen das Wasser erwärmt wurde. Das heißt, dieses Bad funktionierte schon damals anders als das Karlbad im Nockgebiet, wo man ja bis heute glühende Steine in das kalte Badewasser hineinlegt, um es zu erwärmen“, sagte Wadl.


Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Filialkirche St. Leonhard im Bade

Kein Heil- sondern Quellwasser
Es gab also Warmwasser aus dem Kupferkessel. Heilende Wirkung hatte das Wasser trotzdem nicht, aber, so Wadl: „Die moderne Untersuchung dieses Wassers hat eine erstaunliche Tatsache zutage gebracht, nämlich, dass es in keiner Weise ein Heil- oder Mineralwasser ist, sondern ein ganz einfaches, extrem weiches Quellwasser. Das hat man bei vielen dieser wundertätigen Orte festgestellt. Es gibt ja unzählige Kirchen, unter deren Altarraum eine Quelle entspringt.“

Bis in die 1960er Jahre hielt sich der Kurort ohne Heilwasser. Heute erinnert nicht mehr viel daran. „Sämtliche Gebäude, und das war ein riesiger Gebäudekomplex, wie man auf den Stichen und Fotos des 19. und 20. Jahrhunderts sehen kann, wurden im Laufe der 2000er-Jahre sukzessive demoliert und geschliffen. Heute steht ein modernes, kleines Jagdhaus auf den Fundamenten des einstigen Badehauses.“

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Das Badehaus in St. Leonhard im Bade gibt es heute nicht mehr

Einst stark frequentierte Wallfahrtskirchen
Zwei Kirchen im Wald seien noch erhalten, so Wadl. Sie waren einst stark frequentierte Wallfahrtskirchen. Heute beschränkt sich das Pilgern maximal auf den Kirchtag, der am 15. August dort gefeiert wird. Die damalige Verbindungsstraße zwischen dem oberen und unteren Gurktal ist heute nur mehr ein wenig befahrener Gemeindeweg. Auch die hauseigene Bierbrauerei gibt es nicht mehr. Was bleibt, sind die Erzählungen über einen einst begehrten Kurort im Gurktal.
20.01.2025, red, kaernten.ORF.at

Link:
Alpenbad St. Leonhard

Der vergessene Badeort im Gurktal
 

josef

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#32
„Kennst du Kärnten“
Die Johanneskapelle am Fuße des Dobratsch
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Im Gemeindegebiet von Nötsch steht die kleine Johanneskapelle, die 2012 auf private Initiative hin errichtet worden sie. Sie steht an der Stelle der Pfarre St. Johann, die durch den Bergsturz 1348 zerstört wurde. Am 25. Jänner jährt sich der durch ein Erdbeben ausgelöste Bergsturz zum 677. Mal.
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Die Johanneskapelle steht nahe jenes Ortes, wo sich hunderte Jahre zuvor eine der vier Urpfarren (St. Daniel, Hermagor, St. Johann und Maria Gail) des Gailtals befand, die Kirche St. Johann. Sie wurde aber vom Dobratsch-Bergsturz 1348 völlig zerstört, sagte Peter Wiesflecker vom Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten: „Der Bergsturz am 25. Jänner 1348 zählt zu den großen Erzählungen des unteren Gailtals. Die historische und naturwissenschaftliche Forschung rückte dieses Ereignis am Nachmittag des Paulustages 1348 in seinen wahren Dimensionen zurecht.“

Man wisse daher, dass sich aus 1.400 bis 1.500 Meter Höhe Gesteinsmassen in einer Gesamtlänge von einem Kilometer lösten. Der Bergsturz wurde ausgelöst durch ein Erdbeben, verstärkt durch die Witterung eines milden Winters mit einer frühen Schneeschmelze. Heute ist das Bergsturzgebiet als Schütt bekannt und ein Landschaftsschutzgebiet mit einer reichen Flora und Fauna.

ORF/Irmgard Ceesay
Wald im Bergsturzgebiet Schütt

Dörfer wurden aufgegeben
Durch dieses Erdbeben sollen damals rund 30 Millionen Kubikmeter Gestein und Geröll ins Tal gedonnert sein: „Im Talboden bildeten diese Steinmassen eine flache Halde von rund zwei Kilometer Länge. Das Bruchmaterial führte zu einer Sperre des Hauptflusses Gail.“ Wiesen und Äcker wurden in Folge großflächig überflutet, mehrere Dörfer wurden unbewohnbar: „St. Johann an der Gail, also der Sitz der Urpfarre, und Bruck nahe Hohenthurn, wurden in Folge aufgegeben.“

ORF
Blick ins Gailtal Richtung Westen, Blick über die Schütt

Auch der damalige Standort der Burg Wasserleonburg musste aufgegeben werden: „Mit Sicherheit können wir zum Teil erhebliche Schäden auch an anderen Gebäuden in diesem Gebiet annehmen. Die Aufgabe der alten Wasserleonburg war zweifelsohne durch die Erdbebenschäden am Gebäude bedingt. Keinesfalls aber durch eine Zerstörung durch den Bergsturz selbst, denn dieser war weitestgehend in unbewohntes Gebiet erfolgt.“

Übertriebene Schilderungen
Was nachweislich nicht stimmt sind die Aufzeichnungen des damaligen Arnoldsteiner Hofrichters um 1700, Johann Heinrich Ainetter. Er berichtet darin, der Dobratsch sei durch ein Erdbeben zerspaltet, heruntergefallen und habe siebzehn Dörfer, drei Schlösser und neun Kirchen völlig verschüttet: „Was den Bericht Ainetters von allen anderen abhebt, war der Versuch, die zerstörten Orte auch zu benennen. Nur zwei haben der historischen Prüfung standgehalten. Die anderen, von ihm erfolgten Zuschreibungen waren willkürlich.“

ORF
Fresko von Helga Druml

Der Mythos von der großflächigen Zerstörung aber blieb und ein bisschen erinnert die Johanneskapelle an den Dobratsch-Absturz vor genau 677 Jahren, am 25. Jänner 1348. Die Johanneskapelle, auch St. Johann in der Schütt genannt, entstand in den Jahren 2011 und 2012 auf Initiative von Hugo Maier und dem Verein des internationalen Bildhauersymposions Nötsch. Das Bildprogramm stammt von der Nötscher Künstlerin Helga Druml.
25.01.2025, red, kaernten.ORF.at
Die Johanneskapelle am Fuße des Dobratsch
 

josef

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#33
„Kennst du Kärnten“
500 Jahre alter Eisenofen im Babucnikgraben
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Der Babucnikgraben liegt zwischen Ferlach und Zell Pfarre in den Karawanken und ist ein beliebtes Wanderziel, aber auch für Archäologen interessant. Mit den Spuren eines rund 500 Jahre alten Ofens für die Eisenverarbeitung wurde dort ein bedeutender Fund gemacht.
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Wanderbegeisterte sagen, der Weg in den Babucnikgraben sei ein wildromantischer Pfad. Man wandert über Stock und Stein entlang des dortigen Baches und entdeckt eine nahezu unberührte Natur. „Was man nach rund einem Kilometer Weg noch entdecken kann, sind Überreste eines Industriedenkmals, nämlich von frühneuzeitlicher Eisenverarbeitung. Dort steht ein Schachtofen, der vor rund 500 Jahren in Betrieb war. Dieser Ofen war aus Bruchsteinen gemauert und hatte rund vier mal vier Meter Grundfläche. Erhalten ist noch ein ca. ein Meter hoher runder Schacht, in dem ehemals das Eisen verhüttet wurde“, so Historikerin Renate Jernej.

Renate Jernej
Der Schachtofen

Keine dauerhafte Siedlung im Graben
Die Ausgrabung 2012 war ein Schulprojekt der HTL Ferlach in Kooperation mit dem Kulturring Ferlach. Man war damit erfolgreich, auch wenn man nicht unbedingt viele Fundstücke sichern konnte. Denn, so Jernej: „Weil ja dort keine dauerhafte Siedlung war, sondern weil man diesen Ofen nur ein oder zwei Tage betrieben hat. Das heißt, alles was man gefunden hat, waren ganz wenige Keramikfragmente, die sich nicht näher datieren lassen, ein paar Nägel und eine eiserne Klampfe.“

Renate Jernej
Zum Schutz wurde der Ofen eingehaust

Was man auch herausfand ist, dass der Standort des Ofens im Babucnikgraben durchaus weise gewählt wurde: „Das Eisen selbst hat man aus der Umgebung gewonnen, es gibt dort Nachweise von Eisenbergbau. Aber das Wichtigste war natürlich der Bach, der in der Nähe war. Dieser Bach hat den Blasebalg angetrieben, den man für die Sauerstoffzufuhr in diesem Ofen gebraucht hat.“

„Vor Ort wurde auch Holzkohle hergestellt“
Aber auch das Holz war ein wichtiger Rohstoff vor Ort, man brauchte es für die Eisenherstellung. „Das heißt, es gab dort sicher Holzkohle-Meiler, man hat die Holzkohle vor Ort hergestellt und dann den Ofen direkt vor Ort betrieben, um das Eisen gewinnen zu können.“

Renate Jernej
Querschnitt durch das Gelände

Mit dieser selbst hergestellten Holzkohle wurde dann das Eisen im Ofen mindestens zwei Tage lang befeuert. „Nachher war das Eisen ausgeschmolzen, man konnte den Ofen anstechen und hat so das Roheisen gewonnen, das dann weiter verarbeitet wurde“, so Jernej.

Schutzbau: Ofen blieb erhalten
„Man hat den Ofen weitgehend erhalten, es ist ein kleiner Schutzbau rundherum aufgerichtet worden. Man kann hineinschauen und sieht eben dieses Industriedenkmal, das natürlich einen Hinweis darauf gibt, wie wichtig die Eisenverarbeitung gerade im Raum Ferlach war, weil Ferlach ist ja nicht umsonst die Büchsenmacherstadt. Dort sind ab dem 16. Jahrhundert sehr viele Büchsenmacher ansässig.“
18.02.2025, red, kaernten.ORF.at
500 Jahre alter Eisenofen im Babucnikgraben
 

josef

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#34
„Kennst du Kärnten“
Der Schrotturm von Gailitz
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Der Schrotturm von Gailitz bei Arnoldstein gilt für viele als ein Wahrzeichen des Ortes. Er war bis 1880 in Familienhand und wurde dann an die Bleiberger Bergwerks Union (BBU) verkauft. Bis 1974 wurden hier noch Bleikugeln produziert, heute steht der Turm unter Denkmalschutz.
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Schon von Weitem kann man den Turm sehen, der einst komplett aus Holz war. Schrotfabrikant Simon Wallner errichtete ihn 1814 auf dem einstigen Gelände der Familie Fugger, die in der frühen Neuzeit auf diesem Areal Erz verarbeitete. Von nun an wurde Schrot produziert, so Historiker Peter Wiesflecker: „Seine Anfänge als Schrotfabrikant waren bescheiden. Der Turm war nur 25 Meter hoch.“

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Historische Aufnahme des Schrotturmes

Hölzerner Turm durch gemauerten ersetzt
Dennoch stellte sich langsam der Erfolg ein. Im Jahr 1817 produzierte Wallner rund 199 Tonnen Schrot. „Im Jahr darauf waren es bereits 225 Tonnen. Sein Geschäft nahm an Umfang zu und 1830 konnte er den bis dahin hölzernen Turm durch einen 57 Meter hohen, gemauerten Turm ersetzen“, so der Historiker.

Wallner verzichtete dabei auch nicht auf einen gewissen Komfort. „Das Objekt bestand nun aus dem eigentlichen Schrotturm, einem daran anschließenden Wohn- und Verwaltergebäude, sowie einer darunterliegenden Werkshalle.“

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Schrotturm heute
„Englisches Prinzip“ führte zum Erfolg
Auch die Arbeitsweise wurde dadurch erleichtert, denn Wallner arbeitete nach dem sogenannten „Englischen Prinzip“: „Bei diesem wurde flüssiges Blei aus großer Höhe durch ein Sieb gegossen, sodass im Wasserbad am Fuß des Turmes diese Schrot- oder Bleistücke unverformt ankamen und dann erkalten konnten.“

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Schrotkugeln

Beruflich lief es also sehr gut für Wallner, privat leider nicht. „Sein einziger Sohn starb an den Folgen eines Unfalls, den er in der Schrotfabrik erlitten hatte. Im vorgerückten Alter musste Simon Wallner neuerlich die Führung der Geschäfte übernehmen“, sagte Wiesflecker.

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Altes Schild der Schrotfabrik

Geschäftsführung lange in weiblicher Hand
Bevor er 1844 verstarb, traf er eine eher ungewöhnliche Entscheidung: „Erbin der Schrotfabrik, einer Bleifarbenfabrik in der Gailitzer Au sowie eines speziellen kaiserlichen Patents, wurde keiner seiner männlichen Verwandten, sondern seine jüngste Schwester, Margarite Krieschmann. Sie führte die Geschäfte weiter und auch nach ihrem Tod blieb die Geschäftsführung in weiblicher Hand, denn sie hatte ihre älteste Tochter, Luise, als Erbin eingesetzt.“

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So sah das Werk einst innen aus

Diese führte die Geschäfte bis in die 1870er Jahre und erkannte dann aber, dass sich kleine Unternehmen immer schwerer am Markt behaupten konnten. „Sie bot also ihr Unternehmen der Bleiberger Bergwerks-Union an. Für diese war Gailitz als künftiger Industriestandort interessant, da Arnoldstein und Gailitz seit dem Bahnbau auch verkehrstechnisch gut erschlossen waren.“

ORF
BBU-Logo

Luise Krieschmann: Letzte Bleigewerkin von Gailitz
Im Herbst 1880 übernahm dann die Bleiberger Bergwerks-Union den Schrottturm bzw. Wallners Fabrik zu Gailitz, wie das Unternehmen damals hieß. So war Luise Krieschmann die letzte Bleigewerkin von Gailitz, des einst ersten Schrottturms Österreichs. „Ihre Ruhestätte fand sie in der Gruft der Familie am Arnoldsteiner Friedhof. Diese Gruft, ausgestaltet als Kapelle, macht zugleich auch ihren sozialen Status und ihr Selbstverständnis deutlich.“

07.03.2025, red, kaernten.ORF.at

Link:
Geschichtsverein Kärnten(www.geschichtsverein.ktn.gv.at)
Der Schrotturm von Gailitz
 

josef

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#36
„Kennst du Kärnten“
Königliche Zeiten für Feistritzer Alm
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Nicht nur an Kärntens Seen, sondern auch auf den Almen hat sich vor 150 Jahren der Fremdenverkehr entwickelt. Sehr beliebt war etwa im Unteren Gailtal die Feistritzer Alm. Für die dort errichtete Kapelle wurde 1919 sogar die Staatsgrenze zu Italien verlegt. Später urlaubten dort auch Prominente wie der ehemalige König Edward VIII. von England.
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Es begann im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Mit der Eröffnung der Gailtalbahn im Jahr 1894 entdeckte man auch die unteren Gailtaler Almen als touristische Ausflugs- und Erholungsgebiete. Es entstanden immer mehr Unterkunftsmöglichkeiten, so Historiker Peter Wiesflecker: „Auf der Achomitzer Alm etwa errichtete der Achomitzer Landwirt und Holzhändler Johann Milonek im Jahr 1900 das Schönwipfel Schutzhaus, das zugleich das Schutzhaus der Gailtaler Sektion des Slowenischen Alpenvereins war.“


Picasa
Postkarte aus dem Jahr 1907

Almhotel „mit täglicher Postverbindung“ beworben
Ein paar Jahre davor hatte der Feistritzer Gastwirt Anton Achatz sein erstes Unterkunftshaus für den Sommerbetrieb eröffnet. In den folgenden Jahren baute er es zum Almhotel Oisternig, benannt nach dem Feistritzer Hausberg, aus. Es befand sich in einer Seehöhe von 1.720 Metern und war zu Fuß entweder vom Kanaltal auf italienischer Seite oder eben aus dem Gailtal in rund drei bis vier Stunden erreichbar.Außerdem warb man mit einer Besonderheit: „Der klimatische Kurort bot Gästen neben reicher Flora und prachtvoller Aussicht auch eine tägliche Postverbindung durch einen Botengang ins Tal.“
NaturpuurCC BY-SA 1.0
Almkapelle auf der Feistritzer Alm

Alm glich bald stattlichem Dorf
Die Hütten wurden vor dem Ersten Weltkrieg immer mehr, sodass die Alm mit der Zeit einem stattlichen Dorf glich. Zahlreiche Gäste aus nah und fern nutzten das Angebot inmitten der saftigen Almwiesen, auf denen für die Gläubigen auch eine Almkapelle, finanziert durch Spenden, errichtet wurde: „Im Jahr 1911 wurde diese Kapelle eingeweiht. Passend zu ihrer Lage, die auch einen Blick auf den Kanaltaler Wallfahrtsort Maria Lussari freigab, wurde als Patrozinium Maria Schnee 5. August gewählt.“

Grenze wurde für Kapelle „verschoben“
Der Erste Weltkrieg veränderte viel, auch die Grenzziehung auf den unteren Gailtaler Almen. In den Folgejahren wurden auf dem nunmehr italienischen Staatsgebiet Befestigungsanlagen errichtet. In den Südhang der Feistritzer Alm wurde sogar eine Kaserne eingebaut. Auch die Almkapelle auf der Feistritzer Alm fiel der Grenzziehung zum Opfer, sie stand nun eigentlich auf italienischem Staatsgebiet. „Davon sah man ab und änderte den Grenzverlauf einvernehmlich so, dass die Kapelle auf österreichischem Staatsgebiet verblieben ist.“

Der Krieg setzte der Almkapelle allerdings schwer zu. „Anton Achatz ließ die Kapelle renovieren und ausstatten und kaufte zudem eine kleine Glocke. Am 1. August 1926 wurde die Kapelle wieder eingeweiht.“

Hohe Prominenz blieb Feistritzer Alm erhalten
Zwischen den Weltkriegen wurden die Almen wieder zu beliebten Ausflugszielen, auch die hohe Prominenz suchte im unteren Gailtal Erholung. „Zu den besonderen Gästen in diesen Jahren zählte der einstige K&K-Finanzminister Alexander Freyherr von Spitzmüller sowie der Herzog von Windsor, vormals König Edward VIII. von England.“ Später entdeckte man die Freistritzer Alm auch für den Wintersport, inklusive 14 Kilometer langer Abfahrt.

Das einstige Hotel Oisternig wurde 1989 ein Raub der Flammen. Der Wiederaufbau gelang nicht mehr so, wie man es sich vorgestellt hatte. „Dessen ungeachtet erfreut sich die Feistritzer Alm bis heute eines regen Besuchs. Und der kleine steinerne Sakralbau mit Blick auf den Lussariberg ist nach wie vor ein Ort, an dem nahezu jeder, der an ihm vorbeikommt, für einen kurzen Besuch einkehrt.“
25.03.2025,
red, kaernten.ORF.at
Königliche Zeiten für Feistritzer Alm
 

Berni8

Well-Known Member
#37
Dort hinauf ist ein Ausflug nur zu empfehlen. Am besten mit dem Rad, im Winter bei genug Schnee auch mit den Tourenski.
Ist auch beides von der italienischen Seite aus möglich zB vom "Rifugio Nordio" aus.
Man kann aber auch mit dem Auto ganz hinauf fahren (von der österr. Seite aus)
Es geht auch zufuß weiter auf den Oisternig.
Zur gezeigten Kapelle "Maria Schnee" oder zur Achomitzer Alm.

Für uns/mich;) interessant: dort oben gibt es auch zahlreiche Bunker und Kasernen des Vallo Alpino zu besichtigen!
 

josef

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#38
„Kennst du Kärnten“
Die Ausgrabungen auf der Gracarca
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Die Gracarca ist ein kleiner, etwa 700 Meter hoher Gebirgsstock am Südufer des Klopeiner Sees. Diese „Erhebung“ hat es aber im wahrsten Sinn des Wortes in sich. Denn Ausgrabungen brachten etliche Bodenschätze zutage, die auf eine keltische Siedlung hinweisen. Es gibt auch Indizien für die sagenhafte Stadt Noreia.
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Die Gracarca ist für Archäologen ein wahres Schmuckstück, denn die Hügellandschaft zwischen dem Klopeiner See und Grabelsdorf im Kärntner Jauntal wird seit über 3.000 Jahren von Menschen bewohnt und gestaltet. Allerdings erkannten das auch Sondengänger und hoben in den 1980er Jahren mit ihren Metalldetektoren etliche Fundstücke, die sie in den Kunsthandel brachten. Das war Anlass genug, dass das Kärntner Landesmuseum schließlich im Jahr 1992 mit offiziellen Grabungen begann, so Historikerin Renate Jernej.

Johann JaritzCC BY-SA 3.0
Gracarca Kulturwanderweg

Der Name Gracarca stammt vermutlich vom slowenischen Wort grad/gradec für Burg/befestigter Ort: „Dementsprechend konnte man schon vom Namen davon ausgehen, dass hier einmal eine alte Siedlung war. Es gab auch in den vergangenen 50, 60 Jahren immer wieder Grabungen. Vor allem in den 1950er, 1960er Jahren hat Major Franz Xaver Kohler dort die ersten Schnitte gemacht, hat auch schon diverse Keramikfragmente herausgeholt und konnte feststellen, dass dort eine hallstattzeitliche, keltische Siedlung war.“

HaircutterCC BY 4.0
Infotafel Gracarca-Siedlung

Besiedelung in der keltischen Zeit
Auch sehr auffallende Auskerbungen im Felsen hatte er damals entdeckt. „Die er als Felssitzer, als Königssitzer interpretierte, wo man heute natürlich weiß, dass es eigentlich nur Überreste von Mühlsteinabbau sind. Also er ging davon aus, dass man dort eine Königsstadt hatte. Das ist mittlerweile als überholt zu betrachten. Vor allem, weil in den 1990er Jahren das Landesmuseum dort wieder Ausgrabungen gemacht hat und man die ganze Geschichte jetzt ein bisschen besser fassen kann.“ Und dadurch weiß man heute, dass es auf der Gracarca vor dem 8. Jahrhundert vor Christus eine Besiedlung gab.

Noreia (Noricum):
Noreia war ein antiker Ort im östlichen Alpenraum. Gaius Iulius Caesar vermittelt den Eindruck, dass Noreia die Hauptstadt des Königreichs Noricum war. Noreia wurde schon von Plinius dem Älteren (†79 n. Chr.) zu den untergegangenen Städten des Abendlandes gerechnet. Eine Reihe von Orten in Kärnten und in der Steiermark wurde in Betracht gezogen.

Das Gebiet war durchgehend bis in keltische Zeit besiedelt. Diese Besiedelung reißt dann aber relativ plötzlich in römischer Zeit ab. "Also wir haben 800 Jahre Besiedlung, dann haben wir eine Pause und dann gibt es wieder mittelalterliche Siedlungsstrukturen und Gräber im Umfeld.“

Befand sich hier die Stadt Noreia?
Aus dieser Zeit stammen auch sehr interessante Funde, die von großer Bedeutung sind, so Jernej: „Wie zum Beispiel eine kleine Bronzestatue eines Ebers. Der Eber war ein wichtiges Sinnbild für den keltischen Gott Teutates. Es gibt auch andere Bronze- und Silberfunde wie Jochaufsätze mit Emailleinlagen, Lanzenspitzen, also alles Dinge, die man sonst nicht so unbedingt findet, hier auf keltischen Siedlungsplätzen. Und wenn man all diese Informationen zusammennimmt und auch die antiken Schriftquellen dazu nimmt, dann könnte man schon mit aller gebotener Vorsicht sagen, dass es hier Indizien gibt, die auf die sagenhafte Stadt Noreia hinweisen, die wir ja nur aus der antiken Literatur kennen.“

Kulturwanderweg für Interessierte
Zumindest – und da sind sich die Forscher einig – gibt es bislang keinen anderen Fundort, der die Kriterien für einen Hinweis auf die Stadt Noreia mehr erfüllt als die Gracarca am Südufer des Klopeiner Sees. Was die Diskussionen über den tatsächlichen Standort dieser Stadt zwischen Kärnten und der Steiermark wohl weiter befeuern dürfte.

Interessierte können den historischen Spuren entlang des Kulturwanderweges Gracarca, der von Grabelsdorf den Höhenrücken der Gracarca erschließt, folgen. Infotafeln vermitteln interessante Informationen über das Kulturerbe aus vergangenen Zeiten.

30.03.2025, red, kaernten.ORF.at
Die Ausgrabungen auf der Gracarca
 

josef

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#39
„Kennst du Kärnten“
Rätselhafte Stuckdecke im Schloss Moosburg
Das Schloss Moosburg ist im 9. Jahrhundert in seinen Grundzügen in der Karolingerzeit erschaffen worden. Im Inneren gibt es eine bemerkenswerte Stuckdecke, die auch Forscher und Wissenschaftler beschäftigt. Es sind einige ungewöhnliche Figuren dargestellt und in 400 Jahren wurde die Decke noch nie gestrichen. Trotzdem blieb sie strahlend weiß.
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Rund 100 Stufen führen nach oben, bis sich einem der Blick auf die geheimnisvolle Stuckdecke in der großen Galerie im dritten Stockwerk des Schlosses eröffnet. Fremdenführer und Kastellan Ernst Bauer: „Dann ist man zunächst ein bisschen außer Atem und dann ist man sprachlos. Man betritt diese große Galerie und steht unter einer 15 Meter langen und etwa drei Meter breiten Decke, die über und über mit Gipsstuck verziert ist.“

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RollroboterCC BY-SA 4.0
Der Raum mit der Stuckdecke

Sultan und Mufti dargestellt
Als erstes stechen einem in dieser Decke vier Persönlichkeiten ins Auge. Allen voran und durchaus ungewöhnlich ein Sultan, nämlich der Sultan des Osmanischen Reiches Murad III.: „Und man darf sich natürlich fragen, warum ist hier in einem Schloss, das ja ursprünglich zur Verteidigung gegen die Türken gebaut wurde, ein türkischer Sultan abgebildet? Nicht als Schand- oder Schmachportrait, sondern in voller Amtswürde dargestellt. Mit einem riesigen Turban, mit einer Krone, in einem prächtigen Gewand. Und in der Hand hält er, wenn man genau hinschaut, so etwas wie eine Schriftrolle.“

Aber er ist nicht die einzige außergewöhnliche Abbildung. Gleich daneben, wie an einer Inschrift ersichtlich, ein Mufti: „Mufti Sumus Sakadotes Turki. Also so viel wie ‚wir sind die türkischen Priester‘, steht da. Der Mufti hat die Hand am Dolch.“

Kaiser Rudolf ebenfalls dargestellt
Genau entgegengesetzt sieht man auf der Decke die Darstellung von Kaiser Rudolf II.: „Jener Kaiser Rudolf, der die Residenz von Wien nach Prag verlegte, der die berühmte Kunst- und Wunderkammer angelegt hat. Der sich ja so für die Alchemie interessierte.“ Noch dazu war er König von Böhmen, Ungarn und Erzherzog von Österreich. Neben dem Kaiser ist dann auch noch ein Papst zu sehen, so Ernst Bauer: „Welcher Papst es ist, darüber sind sich die Historiker gar nicht so sehr einig. Es heißt, es ist Sixtus. Welcher Sixtus, das ist auch eines der Fragezeichen, sowie eben jenes, warum wir hier den türkischen Sultan vorfinden.“

Johann Jaritz/Wikipedia
Darstellung von Schloss Moosburg um 1680

Decke noch in ursprünglichem Zustand
Noch eine Besonderheit weist diese Decke auf, die nachweislich im Jahr 1616 errichtet wurde: „Die Stuckdecke ist strahlend weiß und wurde in der ganzen Zeit, in über 400 Jahren, noch nie gestrichen. Es ist die erste Farbschicht, die wir da oben sehen.“ Das bestätigte kürzlich auch ein Restaurator, der die Decke besichtigte, so Bauer.

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Schloss Moosburg mit Kapelle

Wer sich die besondere Stuckdecke aus der Nähe ansehen möchte, hat dazu Gelegenheit: „Man kann sich anmelden zu Führungen, die hier im Schloss regelmäßig stattfinden. Oder auch, wenn dann wieder ab Ostern die Gastronomie im Schloss öffnet. Wenn man zum Frühstück herkommt, dann besteht auch immer die Möglichkeit, die fast 100 Stufen heraufzusteigen und dann staunend unter diesem Meisterwerk der Stuckateure zu stehen.“
04.04.2025, red, kaernten.ORF.at

Link:
Schloss Moosburg

Rätselhafte Stuckdecke im Schloss Moosburg
 
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