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#61
Herbstspaziergang an der „Kleinen Drau“
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Die Kleine Drau ist im Zuge des Baus des Kraftwerkes Ferlach-Maria Rain angelegt worden. Sie soll Gewässer und aufsteigendes Grundwasser sammeln und abführen. Doch der Bereich der Kleinen Drau ist noch mehr – Lebensraum für Tiere wie Biber und ein idyllischer Ort, um einen Herbstspaziergang zu machen.
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ORF-Redakteurin Irmgard Ceesay traf sich mit dem ehemaligen HTL-Professor Rainer Adamik in Kirschentheuer, um genau so einen Spaziergang zu machen und mehr über die Kleine Drau, ihre Tier- und Pflanzenwelt zu erfahren. Los ging es in der Nähe des Carnica Bienen-Museums. Adamik über den Weg: „Wir gehen erst durch Ackerland und durch ein Gebiet, das erst durch den Bau des Kraftwerks der ÖDK richtig genutzt werden kann. Früher war es mehr eine Aulandschaft und Auwald. Jetzt ist es Ackerland und kann genutzt werden. Der Weg, der zur Kleinen Drau führt, ist im Herbst bei Nebel richtig schön.“
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Von Tau benetzte Spinnwebe

Immer mehr Sojaanbau
Der dortige Sojaacker wird immer typischer, so Adamik. Früher habe es Soja hier nicht gegeben. Auf einer Seite steht ein Kukuruzacker, wie er früher überall angebaut wurde, links das Sojafeld. Viele Bauern steigen auf Soja um, so Adamik, Grund sei die Trockenheit, die dem Mais zusetze.
Zwischen dem Schotterweg und dem Soja-Acker wachsen Kirsch- und Apfelbäume: „Es gibt eine aktive Dorfgemeinschaft in Kirschentheuer, die nicht nur das Carnica-Museum initiiert, sondern auch hier Alleen von Obstbäumen gepflanzt hat, wie es früher üblich war. Viele Bauern machen noch Most, in der Nähe gibt es auch eine Obstpresse.“

ORF/Irmgard Ceesay
Spazierweg zur Kleinen Drau

Eberesche für Schnapsbrennerei
Am Ende des Weges stehen auch mehrere Ebereschen, deren Beeren gerne gepflückt werden, so Adamik: „Es ist eine mühsame Sache, aber ein Ebereschenschnaps ist etwas ganz Besonderes. Von einem ganzen Baum bekommt man vielleicht einen Liter Schnaps.“

Im Auwald gibt es eine Brücke, die über die Kleine Drau führt: „Das ist ein künstliches Gewässer, entstanden durch das Kraftwerk Ferlach-Maria Rain, es gibt da einen über 20 Meter hohen Damm. Die ganzen Bäche von den Karawanken sind ja immer in die Drau geflossen, das war dann nicht mehr möglich. Daher hat man die Kleine Drau gebaut, wo alle Bäche zusammengefasst werden. Erst nach dem Kraftwerk gelangen sie in die Drau.“ Gebaut habe das Kraftwerk damals noch die ÖDK, gehören tue es dem Bund, das Fischrecht habe die Hollenburg und gepachtet habe das Wasser ein Fischerverein, so Adamik über die etwas verworrenen Verhältnisse.

ORF/Irmgard Ceesay
Kleine Drau

Recht große Biberpopulation
Zum Verdruss der Fischer leben hier einige Biber. Sie errichteten bachabwärts ihre Burg: „Die Biber sind vor acht oder zehn Jahren langsam heraufgekommen und haben ein ideales Feld gefunden. Das Wasser fließt sehr langsam und sie haben so ihre Burg in Ruhe bauen können.“ Der Eingang in die Burg ist unter Wasser, die Tiere jedoch leben oberhalb. Der Biber ist untertags nur selten zu sehen, weil er nachtaktiv ist.

ORF/Irmgard Ceesay
Auwald der Kleinen Drau

Die Burg ragt eineinhalb Meter aus dem Wasser und bietet dem Biber Schutz: „Er sucht sich Futter, indem er Bäume, die am Ufer stehen, fällt. Das kennt jeder, dass er so lange nagt, bis der Baum umfällt. Aber sie fällen die Bäume so, dass sie auf jeden Fall ins Wasser fallen.“ Das Holz weiche im Wasser auf und sei die Winternahrung des Bibers.

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Biberburg

Oft mehrere Tage mit einem Baum beschäftigt
Der Biber fällt die Bäume in der Nacht. „Ich habe schon erlebt, dass er Bäume, die 40, 50 Zentimeter Durchmesser hatten, zwei, drei Tage bearbeitet hat. Wenn er merkt, es kommt jemand, ist er weg. Man kann ihn nie beobachten.“ Förster schätzen, dass es hier an der Kleinen Drau rund 20 Tiere gebe. In einer Burg lebe immer eine Familie. Auch auf dem danebenliegenden Damm werden immer wieder von Wanderern und Radfahrern abgenagte Bäume entdeckt: „Er legt große Strecken zurück, leider haben wir einen toten Biber auch auf der Draubrücke entdeckt. Was er dort oben gemacht hat, ist ein Rätsel.“
17.10.2022, red, kaernten.ORF.at
Herbstspaziergang an der „Kleinen Drau“
 

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#62
Der Urwald am Fuße des Dobratsch
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Am Fuße des Dobratsch, oberhalb der Weinitzen auf ca. 800 Metern, liegt ein naturbelassener, schwer zugänglicher Wald, in dem es auch den wärmeempfindlichen Fichten noch gut geht. Sie wachsen dort auf sehr felsigem Gelände und passten sich über die Jahrhunderte an die kargen Böden der Schütt an.
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Der Wald befindet sich im steilen Gelände, große Felsbrocken aus Kalk ragen heraus. Auffällig sind die Fichten, die aus diesen riesigen Felsköpfen herauswachsen. Der pensionierte Bezirksforstinspektor und Naturliebhaber Peter Honsig-Erlenburg sagte, die Weinitzen liege im Bereich der Schütt und sei ein besonderer Bereich. Sie hießt Weinitzen, weil dort einmal Wein angebaut wurde, es gibt dort südliches Flair, mediterranen Einfluss über Tarvis her." Der Naturwald dort sei fast urwaldähnlich, ein Buchen-Fichtenwald, der die letzten 100 Jahre nicht bewirtschaftet worden sei, so Honsig-Erlenburg.

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Gesunder Mischwald

„Hier hat die Fichte keinen Hitzestress“
Der Wald befindet sich im steilen Gelände, große Felsbrocken aus Kalk ragen heraus: „Die Fichte leidet unter Hitzestress aber hier hat sie offenbar keine Probleme. Sie bildet hier Stelzwurzeln und ist auf einem natürlichen Standort.“ Die Fichten passten sich über die Jahrhunderte an die kargen Verhältnisse an: „Möglicherweise schon vor dem letzten Dobratschabsturz 1348 war hier ein Fichtenwald bzw. ein buchenreicher Wald. Der Boden hat guten Humus, es gibt Braunerdeböden, der schon sehr alt ist.“

Auch die eine oder andere Kiefer gedeiht hier. Honsig-Erlenburg nennt den Wald einen „mystischen Zauberwald“. Hier könnte man ein Märchen drehen, sagte er. Es sei auch im Sommer recht dunkel, es gebe kaum Bodenvegetation, nur die Kalkfelsen ragen weiß heraus. Die bizarre Ausgestaltung der Buchen sei auch für einen Forstmann interessant.

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Vielfalt durch Nicht-Bewirtschaftung
Der Urwald über der Weinitzen ist überhaupt sehr artenreich. Man findet hier auch Parasole, das Lungenkraut und Zyklamen. Diese Vielfalt sehe man in bewirtschafteten Wäldern selten, so Honsig-Erlenburg. Es gebe kaum Wanderer, denn der Wald ist sehr schwer zu erreichen. Zum Unterschied zu herkömmlichen Wäldern sieht man hier auch viel Totholz, das Insekten, Vögel und Wildtiere nutzen. „Den letzten Winter hat es viel Schnee gegeben, es gab viel Schneebruch. Das spielt aber keine Rolle, die Bäume, die ihre Lebensende erreicht haben, brechen zusammen. Dann gibt es wieder mehr Licht und Jungwuchs kommt nach. Es ist eine ganz dynamische Entwicklung, das sollte Vorbild für eine naturnahe Waldwirtschaft sein.“

Keine Käferschäden trotz Totholz
Die Fichten haben keinerlei Käferschäden, die Mischung sei gut. Solche Wälder seien stabil gegen Sturm, Schnee und Käfer, sagte Honsig-Erlenburg. Da viele umgestürzte Bäume und Äste herumliegen, ist der Wald ober der Weinitzen uninteressant für Mountainbiker. Auch für Touristen sei er im Vergleich zu anderen Gebieten nicht interessant. Herkömmliche Wälder wurden im letzten Jahrhundert vor allem mit Fichten bepflanzt.
Der Klimawandel zeige aber, dass man wieder mehr in Richtung naturnahe Bewirtschaftung gehen müsse, so der Forstexperte. In den letzten 20 bis 30 Jahren habe sich aber schon etwas verbessert. Ein Mischwald wäre wünschenswert. In den 1980er Jahren schnitt man jedoch die Laubhölzer heraus und erhielt dafür Förderungen. Sogar Moore seien umgepflügt worden, um Fichten zu pflanzen, „ein Wahnsinn“, so Honsig-Erlenburg. Derzeit gebe es schon Förderungen für Mischwälder, die Kahlschläge werden geringer, auch das Forstgesetz sei dafür verantwortlich. Für Honsig-Erlenburg ist das österreichische Forstgesetz das beste überhaupt, denn es sei eigentümerfreundlich, ziele aber auch auf die Ökologie ab.

„Waldbesitzer werden nicht reich“
Die Hälfte der Fläche Österreichs ist bewaldet, zwei Drittel der Tiere und Pflanzen haben hier ihren Lebensraum. Die Biodiversität sei besser geworden, auch die Forststraßen, die verteufelt werden, seien nötig, weil sie die Bewirtschaftung ermöglichen. Auch für die Waldbesitzer hat der Forstexperte Verständnis: „Sie haben es nicht leicht, die Holzpreise liegen bei denen von 1980 bei gestiegenen Kosten. Reich wird man als Waldbesitzer nicht.“

Die Wälder müssen weiterhin fit für die neuen Klimabedingungen gemacht werden, es sollen naturnahe Mischwälder entstehen. Es gebe immer Verbesserungsbedarf, aber die Wälder seien in einem guten Zustand, so Honsig-Erlenburg. Es gebe keinen Raubbau, es wachse mehr, als benötigt werde.
22.10.2022, red, kaernten.ORF.at
Der Urwald am Fuße des Dobratsch
 

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#63
Bildtafel an einer Wetterlärche am Weg zur Klagenfurter-Hütte - Geschichte einer ungewöhnlichen Geburt
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Manche Familiengeschichten geraten in Vergessenheit, manche werden überliefert. An einem Stück Geschichte aus dem Rosental gingen schon viele tausend Wanderer vorbei auf dem Weg zur Klagenfurter Hütte. Eine Holztafel an der Wetterlärche erinnert an den Sommer 1915, als die Magd Barbara Markl hier ein Kind gebar.
Online seit heute, 7.22 Uhr
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Eine Geburt im Jahr 1915 war sowieso schon riskant, auf dem Weg hinauf zur Alm beim Essentragen und ganz alleine erst recht. Karenz gab es damals nicht, die Frauen mussten bis zur Geburt hart arbeiten. Die Geschichte von Barbara Markl und ihrer Tochter Anna bleibt durch eine Erinnerungstafel in den Karawanken erhalten. Ein Stück Familiengeschichte, das immer wieder saniert werden muss.

ORF/Peter Matha
Christian Kogler ist der Enkel von Barbara Markl

Christian Kogler ist der Enkel von Barbara Markl, bald 72 Jahre alt und wohnt in Feistritz im Rosental. Er erinnert sich an eine schmächtige kleine Frau, die noch im hohen Alter viel zu Fuß unterwegs war. Am 1. August 2015 stapfte seine Großmutter mit Körben voller Essen für die Halter beladen hinauf auf die Alm. Neben der schweren Last war sie auch noch hochschwanger. Bei der Wetterlärche, auf halbem Weg, platzte ihre Fruchtblase, erzählte Kogler. Sie habe unterwegs allein entbunden, das Kind eingewickelt, dann sei sie weiter auf die Alm marschiert. Zäh war sie, sagt der Enkel.

Fotostrecke
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Maler der Tafel unbekannt
Während in vielen Teilen Europas der erste Weltkrieg Fahrt aufnimmt, hat die Magd hier ihr eigenes Leben zu bewältigen mit ihrem kleinen Kind. Auf der überdachten Holztafel steht „Da hat a Kindl´s erschte mal, das Licht da Wolt dasegn.“ Gemalte Engel beschützen Barbara und ihre neugeborene Anna auf der Gedenktafel in naiver Malerei samt Rosen. Christian Kogler ist der Sohn des damaligen Säuglings Anna: „Sie hat immer gesagt, geboren auf der Matschacher Alpe.“ Seine Mutter hätte mehr zu erzählen gehabt, sagt Christian Kogler, er habe aber selbst kaum Erinnerungen.

Auch die Erinnerung an die Geburt auf dem Almweg verblasst. Auf dem Schild bröckelt die Farbe, die zweisprachigen Aufschriften sind teilweise abgewittert. Unter dem kleinen Holzdach der Tafel sind die Farben noch weit frischer. Wer und wann die Tafel anbrachte, weiß Enkel Christian Kogler nur vage. Das sei schon viele Jahre her, einmal sei sie restauriert worden.

Harte Zeiten für Frauen
Kogler ist immer wieder am ungewöhnlichen Geburtsort seiner Mutter Anna, gerade vor Kurzem sei er ins Bärental gegangen. Da gehe er jedes Mal an der Lärche mit der Tafel vorbei. Die Zeiten waren damals hart für eine ledige Mutter. Manchmal denke er, wie anstrengend es für die Großmutter und Mutter gewesen sein muss, sagt der Enkel. Die Menschen hätten viel aushalten müssen, die Großmutter sei immer fröhlich gewesen und habe Lieder gesungen, trotz des harten Lebens.
08.11.2022, red, kaernten.ORF.at
Geschichte einer ungewöhnlichen Geburt
 

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#64
„Kärntner Universum“ in Rosegg
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In der Gemeinde Rosegg im Rosental gibt es das „Kärntner Universum“. Es ist auf den ersten Blick unscheinbar, neben der Straße, die Richtung Faaker See führt. Es handelt sich um eine von dem Künstler Ulrich Mertel erschaffene Skulptur.
Online seit heute, 7.20 Uhr
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Kärnten Guide Rotraud Jungbauer erklärt die Idee hinter dem Kunstwerk: „Die Figuren stellen fliegende Kärntnerinnen und Kärntner dar. Die Idee zu dieser Skulpturengruppe hatte Ulrich Mertel schon im Jahr 2019. Er wollte für das Jubiläumsjahr 2020 ein Werk schaffen, das den Feiern zur Volksabstimmung am 10. Oktober ein neues, in die Zukunft gerichtetes Denkmal entgegensetzt.“

Symbolisches Kärntner Doppelherz
Dabei sollte der Mensch, der Kärntner, die Kärntnerin, im Vordergrund stehen. So machte sich Ulrich Merkel an die Arbeit und schuf eine Figur nach der anderen, wobei die Mitte dieser karussellähnlichen Skulptur aus einem bzw. zwei Herzen besteht, so Jungbauer: „Beide sind blau-weiß gestreift, aber ihre Formen sind unterschiedlich. Während das eine, der hintere, eine flache Scheibe in der klassischen Herzform ist, wie wir sie zeichnen würden, hat das Zweite eine Form als Organ.“

Es handelt sich dabei symbolisch um das Kärntner Doppelherz, das im Zentrum des Universums steht. „Die fliegenden Figuren, die menschgewordenen Trabanten, wie Ulrich Mertel sie auch nennt, mit Energie versorgt. Einerseits scheinen die Figuren ganz frei und unabhängig durch die Luft zu wirbeln. Andererseits ist jede von ihnen wie mit einer Nabelschnur mit dem organischen Herzen verbunden.“


Friedvolles Miteinander
Auf der linken Seite befinden sich Adam und Eva im Paradies. „Sie symbolisieren die positive Entwicklung im Zusammenleben der einst rivalisierenden Volksgruppen von Kärntnern und Kärntner Slowenen“, so die Expertin.

Die beiden formen mit ihren Fingern ein Herz, als Zeichen des Friedens, des Miteinanders und des gegenseitigen Wohlwollens: „Den beiden gegenüber schwebt auf der rechten Seite der Teufel mit seinem blitzblauen, entbloßten Oberkörper. Mit heraushängender Zunge beschwört er die Menschlichkeit des Bösen. Direkt neben dem Teufel steht der Bischof mit hoch rotem Kopf. Er streckt diesem teuflischen Gedankengut den Bischofsstab entgegen und verkörpert damit als Gegenstück zum Bösen den Kampf für das Gute.“

Kärntner Lebensfreude
Zwischen Adam und Eva, sowie dem Teufel und dem Bischof feiern unbekümmert und ausgelassen eine Frauenfigur, die über ihrem Kopf eine goldene, übergroße Käsnudel hält und ein Mann in blauer, kurzer Hose mit einer Zieharmonika das Leben. Laut Ulrich Mertel sei dieses unbekümmerte, ausgelassene Feiern den Kärntnern eigen, lieb und teuer.

Das „Kärnten Universum“ kann besucht werden, wenn man von Rosegg in Richtung des Faaker Sees fährt. Eine Tafel enthält weitere Informationen über das Kunstwerk. Auf der Homepage des Künstlers gibt es auch ein kurzes Entstehungsvideo dieser Skulptur.
08.12.2022, red, kaernten.ORF.at

Links:
„Kärntner Universum“ in Rosegg
 

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#65
Die Spuren der Habsburger in Klagenfurt
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In Klagenfurt findet man immer noch zahlreiche Erinnerungen an die Zeit der Habsburger. Viele von ihnen waren zu Gast in der Landeshauptstadt, ihnen zu Ehren wurden Denkmäler errichtet. Auch einige Gebäude erinnern an die einstige Herrscherfamilie.
Online seit heute, 9.31 Uhr
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Kärnten Guide Elke Bitzan sagte, das Haus der Goldenen Gans auf dem Alten Platz sei Ende des 15. Jahrhunderts von Friedrich III. der Stadt Klagenfurt geschenkt worden. Die Auflage lautete, dass er in diesem Haus immer Herberge finden sollte, wenn er in der Stadt sei.

ORF.at/Carina Kainz
Haus mit der Goldenen Gans

Fresken im Wappensaal
Maximilian I. sei sehr wichtig für Klagenfurt gewesen, so Bitzan, auch wenn er selbst nie da war. „Als Kind war er mit seiner Mutter Eleonore und seiner Schwester Kunigunde zu Besuch auf Burg Finkenstein.“ An ihn erinnere im Wappensaal das Fresko von Josef Ferdinand Fromiller, auf dem die Übergabe des Wappenbriefes an die Kärntner Landstände dargestellt sei.

Auch die Spuren von Kaiser Karl VI., dem Vater von Maria Theresia sind in Klagenfurt zu finden: „Das Deckenfresko im Wappensaal erinnert an ihn. Man sieht Kaiser Karl VI. mit den Landständen bei der Erbhuldigung. Es schaut genau so aus, als ob es im Wappensaal stattgefunden hätte. Das war aber nicht so, weil ein Brand einige Jahr vorher das Landhaus ziemlich zerstört hat.“

ORF
Wappensaal im Landhaus Klagenfurt, dem Sitz des Landtags

Zweite Statue von Maria Theresia
Karls Tochter Maria Theresia war auch in Klagenfurt: „1765 ist sie mit der Familie auf Durchreise nach Innsbruck nach Klagenfurt gekommen. Dort hat ihr Sohn Leopold geheiratet.“ Die Statue auf dem Neuen Platz erinnert an die Regentin, so Bitzan: „Das ist aber schon die zweite Statue, man hat 1765 anlässlich ihres Besuchs eine Statue aus Blei gestaltet. Sie war im ungarischen Krönungsornat dargestellt, war nach 100 Jahren aber in so schlechtem Zustand, dass man ein neues Denkmal errichtet hat.“

ORF
Maria Theresia

Maria Anna lebte in Klagenfurt
Maria Anna, die Tochter von Maria Theresia, war lange in Klagenfurt, so Bitzan: „Sie war 1765 zu Besuch. Durch eine Krankheit in ihrer Jugend hatte sie einen Buckel und konnte nicht mehr verheiratet werden. Sie sollte Äbtissin in Prag werden. In Klagenfurt war sie zu Besuch bei den Elisabethinen, die sehr freundlich waren, sie dachte sich daher, sie wollte hier bleiben.“

Es sei dann eine Residenz für sie erbaut worden, das heutige bischöfliche Palais. 1781, nach dem Tod ihrer Mutter sei sie nach Klagenfurt gezogen und sei sehr wohltätig gewesen: „Sie hat die Elisabethinen unterstützt und die Loge zur wohltätigen Maria Anna gegründet.“

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Heutige bischöfliche Residenz, einst Wohnsitz von Maria Anna

Kaiser Franz Josef sei mehr mehrmals in Klagenfurt gewesen, sagte Bitzan. „Das erste Mal im Mai 1850 zur Einweihung eines Ehrendenkmals anlässlich des Sieges über Italien. Eine Gedenktafel in der Stadtpfarrkirche St. Egid.“

Proteste gegen Bau von Festplatz
Es gab aber keinen Festplatz, um mit dem Kaiser zu feiern. So wurde kurzerhand auf dem Kreuzbergl einer angelegt. Dagegen habe es Proteste gegeben, nicht wegen des Umweltschutzes sondern aus sittlichen und kirchlichen Gründen: „Es war ein Kalvarienberg, der nicht zu einem Tummelplatz des Vergnügens werden sollte.“ Das wurde aber trotzdem durchgesetzt und sogar eine Gaststätte errichtet: "Das heutige Schweizerhaus. 1856 ist Kaiser Franz Josef noch einmal hier gewesen, mit Elisabeth. Sie haben den Elisabethsteg über den Lendhafen eingeweiht. Elisabeth wurde dabei ein Huldigungsgedicht überreicht, „Zum ersten Mal hat sie Dich getragen“.

ORF/Johannes Puch
Elisabethsteg über den Lendhafen

Rudolfinum eingeweiht
Kronprinz Rudolf, der Sohn des Kaiserpaares, enthüllte unter anderem das neue Maria-Theresien-Denkmal: „Das zweite Mal, als er hier war, hat er den Schlussstein für das Landesmuseum Rudolfinum gesetzt, das nach ihm benannt wurde. Beim Schlusssteinsetzen hat er den Satz gesagt ‚Möge diese schöne und große, den Wissenschaften und Künsten geweihte Anstalt bestehen zu Nutz‘ und Segen des treuen Kärntner Landes.’“
25.12.2022, red, kaernten.ORF.at
Die Spuren der Habsburger in Kärnten
 

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#66
Tadschikisches Teehaus in Klagenfurt
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Seit rund 50 Jahren gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Klagenfurt und Duschanbe, der Hauptstadt der zentralasiatischen Republik Tadschikistan. Ein Teehaus, das als Gastgeschenk nach Klagenfurt geliefert wurde, verkommt seit Jahren und wurde auch durch Vandalismus schwer beschädigt, nun sucht man einen besseren Platz.
Online seit heute, 6.37 Uhr
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Der damalige Bürgermeister von Klagenfurt, Leopold Guggenberger, fädelte vor 50 Jahren in der damaligen Sowjetrepublik Tadschikistan die Partnerschaft mit Duschanbe ein. 15 Jahre später kam ein traditionelles Teehaus aus Zentralasien als Geschenk in den Park der Freiwilligen Schützen. Ein Teehaus ist ein traditioneller Ess- und Wohnbereich in Zentralasien, gefertigt aus Holz, seitlich offen und überdacht.
Monatelang wurde des Geschenk an Klagenfurt von einem tadschikischen Künstler bemalt. Es sollte ein Verbindungsglied zwischen den Kulturen werden.

ORF
Alter Zeitungsausschnitt

Geschenk der Partnerstadt
Die heutige Protokollchefin der Stadt, Eva Janica, war vor 35 Jahren dabei: „Das Teehaus war das offizielle Geschenk der Partnerstadt Duschanbe. Es ist immer ein Ort der Begegnung.“ Damals war es das einzige Gebäude dieser Art in Europa.

Eine Zeit lang wurde das Teehaus auch als Teil der Gaststätte Onkel Toms Hütte bewirtschaftet. Ein Rechtsstreit zwischen der letzten Pächterin des Gasthauses und der Stadt sei gerade abgeschlossen worden, sagte Stadtrat Max Habenicht, zuständig für die Liegenschaften der Stadt.

ORF

Dolinar: „Nix ist fix“
Nach mehreren Vandalenakten und wenig Pflege sieht das Teehaus heute traurig aus. Vor Kurzem war der tadschikische Botschafter zu Besuch beim zuständigen Referenten für die Auslandsbeziehungen, Alois Dolinar, und besuchte auch das verfallende Teehaus. Er sei bei dem Anblick „nicht vor Freude in die Luft“ gesprungen. Dolinar bestätigte gegenüber dem ORF, er habe dem Botschafter versprochen, dass das Teehaus einen würdigen Platz bekommen werde. Es gebe Pläne, doch „nix ist fix“.

ORF
Tadschikische Teezeremonie in Klagenfurt

Minimundus als neue Heimat im Gespräch
Gut 4.000 Kilometer hat das tadschikische Teehaus bereits hinter sich. Zur möglicherweise endgültigen Heimat wären es nur ein paar Kilometer extra: Minimundus, die kleine Welt am Wörthersee, könnte der neue, sichere Platz für das architektonische Kunstwerk aus Zentralasien werden.
Minimundus-Geschäftsführer Hannes Guggenberger sagte, in seinem Team gebe es auch Kunsthistorikexperten, die für Renovierungsarbeiten zur Verfügung stehen würden: „Wir helfen der Stadt ja gerne.“ Er gehe davon aus, dass die Restaurierung aufgrund der Schäden aufwendig sein werde. Das Objekt weise zum Beispiel Brandspuren auf.
23.01.2023, red, kaernten.ORF.at
Posse um tadschikisches Teehaus
 

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#67
Die populärste Glocke Kärntens
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Der Maria Saaler Dom besitzt das größte und populärste Geläute Kärntens, das sogar in einem Volkslied besungen wird: Die „Maria Saalerin“. Sie ist die großte und schwerste Glocke Südösterreichs, gegossen aus alten türkischen Kanonen.
Online seit heute, 5.48 Uhr
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Die Glocke im Nordturm der so genannten Marienkirche ist ein mächtiges Konstrukt, das man hier kein zweites Mal findet, so Fremdenführer Horst Ragusch: „Die Maria Saalerin ist mit ihren 6.608 Kilogramm die schwerste, größte und klangvollste Glocke in der Region Kärnten, Osttirol und Südsteiermark. Zu 40 Zentnern aus türkischen Kanonen gegossen, die nach der erfolgreichen Abwehr der osmanischen Truppen vor Wien 1683 reichlich von den Flüchtenden hinterlassen wurden.“

ORF
Maria Saaler Dom

Allerdings besteht das berühmte Läuten nicht nur aus der einen Glocke sondern: „Im Südturm sind nochmals fünf Glocken angebracht, dazu die kleine Sterbeglocke im Dachreiter. Das Maria Saaler Geläut ist das größte und beliebteste von Kärnten mit über zwölf Tonnen Gesamtgewicht“, so Ragusch.


P. StankaCC BY-SA 4.0
Die Maria Saalerin

Turm entscheidend für Klang
Horst Ragusch fand die Erklärung dafür, warum die Glocke so besonders klingt, in der Wissenschaft: „Eine große Glocke wie diese hat ca. 50 Teiltöne. Mit dieser Klangfülle ist die Maria Saalerin schon für sich ein ganzes Konzert. Gemauerte Kirchtürme wie die in Maria Saal sind ideal für eine harmonische Klangentfaltung. Auch die Hölzer des Glockenstuhls sind noch original erhalten und dämpfen die hohen Tonanteile. Dadurch klingt die Glocke weicher.“

In einem modernen Stahlbetonkirchturm mit metallenen Schalllamellen würde die Maria Saalerin deutlich härter und schriller klingen. Sanft schwingen die Töne durchs Land, mit einem fast endlos scheinenden Nachhall, so Ragusch. „Allein das Abklingen der großen Glocke dauert schon drei Minuten.“

Für das mächtige Geläute war laut Ragusch der Stück- und Glockengießer Mathias Landsmann: „Im Oktober 1687 hat er mit der Maria Saalerin sein Meisterwerk geschaffen. Damit schuf er die Kärntner Barockrippe, eine technische Neuerung. Der Guss ist technisch sehr sauber. Kein Glockengießer vor oder nach ihm erreichte dieses Niveau.“

Die fünf Glocken
  • Glocke 1: Gegossen 1687 von Mathias Landsmann in Klagenfurt.
  • Glocke 2: Gegossen 1925 von Grassmayr in Innsbruck.
  • Glocke 3, 5, 6: Gegossen 1972 von Grassmayr in Innsbruck.
  • Glocke 4: Gegossen 1670 von Lorenz Pez in Klagenfurt.
  • Glocke 7: Gegossen 1910. Info: Katholische Kirche Kärnten
Transport von Klagenfurt nach Maria Saal
Gegossen wurde die Maria Saalerin in der Gießerei in der Klagenfurter Paulitschgasse. Die tonnenschwere Glocke musste irgendwie nach Maria Saal gebracht werden: „Am 5. Februar 1688 wurde die Glocke von Neuen Platz in Klagenfurt mit 20 Pferden und etlichen hundert Männern, die an Seilen zogen, in Gottes Namen auf einer so genannten ‚Schleipfen‘ nach Maria Saal gebracht. Das ist ein Wagen, der vorne zwei Räder und hinten Kufen hat.“

Dieser Transport hinterließ bis heute sichtbare Spuren: „Wenn die Zugtiere stehenblieben, wurde das als göttliches Zeichen gedeutet. An diesen Stellen wurden sieben Bildstöcke errichtet, die heute noch zu sehen sind. Der erste an der Kreuzung der St. Veiter Straße mit der Krassnigstraße, noch weitere in der St. Veiter Straße, die letzten zwei am Fuße des Hügels, auf dem sich die Marial Saaler Kirche erhebt.“

Auch von Ingeborg Bachmann erwähnt
Noch etwas ist einzigartig: Die Maria Saalerin ist die einzige Glocke Österreichs, die auch in einem Volkslied besungen wird: „Sogar Ingeborg Bachmann schreibt in ihren Erzählungen ‚Über die Jugend in einer österreichischen Stadt‘, ‚die Kinder lösen von der Schokoladetafel das Silberpapier und flöten darauf das Maria Saaler Geläut.‘“

Wer diese außergewöhnliche Glocke von der Nähe betrachten will, hat dazu die Möglichkeit. Horst Ragusch und weitere Mitglieder des Domvereins begleiten Interessierte auch in den Glockenturm hinauf.
06.02.2023, red, kaernten.ORF.at

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Die populärste Glocke Kärntens
 

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#68
Eislaufliebe in Kärnten
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Auch wenn der heurige Winter kaum Gelegenheit geboten hat, eiszulaufen, hat Kärnten eine lange Eislauftradition. Ddas liegt wohl an den vielen stehenden Gewässern, die regelmäßig zugefroren waren. Auch die Bauern nutzten einst das Eis zum Transport von Baumstämmen.
Online seit heute, 5.58 Uhr
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Kärnten hat 1.270 stehende Gewässer, optimale Voraussetzungen, so Fremdenführer Horst Ragusch: „Kein anderes Bundesland hat so viele Natureisflächen, die geräumt werden. Bei uns vor allem durch den Eislaufverein Wörthersee, der 1890 gegründet wurde. Über 100 Jahre hatte er sein Vereinshaus am Lendkanal. Damals ist der Wörthersee noch jedes Jahr zugefroren.“


ORF
Der Wörthersee war 2006 zugefroren

Jeder zweite Vereinsspieler aus Kärnten
Die Kärntner sind auch ein eislaufbegeistertes Volk: „Wir haben unter zehn Prozent der Bevölkerung Österreichs, aber jeder zweite Vereinseishockeyspieler kommt aus Kärnten.“ Dabei begann alles eher tragisch, wie Zeitungsberichten aus dem Jahr 1815 zu entnehmen ist, sagte Ragusch: „Der Wörthersee ist zugefroren, ein junger Bub bricht beim Schlitteln ein, die Retter brechen ebenfalls ein, mit Leitern, Stangen und Brettern konnte man sich dem Buben nähern, aber er hatte zuviel Wasser geschluckt und war unterkühlt. Er starb am Eis. Das war am 2. Februar. Am 28. Februar hat zum ersten Mal der Klagenfurter Kreis eine warnende Verordnung herausgegeben bezüglich der Gefahr des Eises aus.“

Norbert Jank
Auf dem Weissensee findet jeden Jänner die holländische alternative Elf-Städte-Tour mit Eisschnelllaufbewerben statt.

Kreuzbergl nach Gesellschaftsschicht getrennt
Kurze Zeit später wurde das Eislaufen aber zum Volkssport in Kärnten: „Auf dem Kreuzbergl ist man auf allen drei Teichen gelaufen. Auf einem Teich waren die Herrschaften und die, die sich dafür behalten haben, am oberen Teich die Bürgerlichen und am unteren Teich war gemischtes Publikum.“ Am mittleren Teich konzertierte die Husaren-Musikkapelle, die damals in Klagenfurt stationiert war: „Man putzte sich heraus, das war ein gesellschaftliches Event, auf dem Eis zu erscheinen.“

Alte Ansichten von Klagenfurt/TAÖ
Eislaufen auf dem Lendkanal in Klagenfurt

Bauern transportieren Holz über Eis
Aber das Eis stand nicht nur für gesellschaftliche Ereignisse zur Verfügung. Auch die Bauern konnten die damals zugefrorenen Gewässer für Holztransporte gut nutzen. Um die Eisdicke zu schätzen wurde das Eis beobachtet, so Ragusch: „Je dicker das Eis wird, desto mehr kracht es abends und wächst. Der Winter 1878/79 war der kältest, an den sich die Leute erinnerten. Da hörte man das Krachen des Eises bis nach Klagenfurt. Laut Zeitungsberichten hörte man es bis ins Rosental wie Kanonenschläge.“
Alte Ansichten von Klagenfurt/TAÖ
Postkarte vom Lendkanal

Der „Zappl“ testete das Eis
Die Tragfähigkeit des Eises wurde mit einem sogenannten Zapin „Zappl“, einer Art Hacke, überprüft: „Sie haben mit der Rückseite auf das Eis geschlagen. Wenn es hielt, konnte ein Mensch drübergehen.“ Pferde und Holzstämme hatten aber deutlich mehr Gewicht: „Man hat mit der spitzen Seite des Zapins auf das Eis geschlagen. Wenn man steckenblieb ging man ein bis drei Monate aufs Eis.“ So nutzten die Bauern die zugefrorenen See als Abkürzung für ihre Transportwege. „Am Ossiacher See sind die Postler sogar quer über den See gefahren, weil es die Zustellwege verkürzt hat. Am Weißensee sind die jungen Männer von einem Lokal zum nächsten über den See gefahren, weil es am Eis keine Polizeikontrollen gegeben hat.“

Auf dem Rauschelesee habe es einige Bauern gegeben, die aus ihrem Wald auf der Schattseite die frisch geschlagenen Stämme über das Eis gezogen haben." Heute ist das alles kaum bis gar nicht mehr möglich und üblich. Was blieb sind aber die Begeisterung fürs Eislaufen, Eishockeyspielen und das Eisstockschießen.
01.03.2023, red, kaernten.ORF.at

Links:
Eislaufliebe in Kärnten
 

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#69
„KENNST DU KÄRNTEN“
Ein Bildstock erzählt viele Geschichten
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In Maria Elend im Rosental steht ein auf den ersten Blick recht unscheinbarer Bildstock, der aber viele Geschichten erzählt. Ein Motiv ist die Gründung der Wallfahrtskirche Maria Elend, auch die heilige Hemma ist dargestellt.
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Maria Elend ist ein beschaulicher, kleiner Ort in der Marktgemeinde St. Jakob im Rosental. Wobei der Zusatz „Elend“ nichts mit der eher negativ behafteten Bedeutung zu tun hat, so
Jungbauer: „Das Wort Elend kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Ausland oder Verbannung. Aus Sicht der Religion erscheint unser Leben hier als Verbannung aus dem Paradies, als Exil. Auf Latein heißt Maria Elend Maria in exilio. In slowenischer Sprache Podgorje oder Podgorjane. Die Ortschaft am Fuße des Berges.“

Fotostrecke
Rotraud Jungbaue
rDer große Bildstock in Maria Elend
Rotraud Jungbauer
Darstellung von Hemma und den Engeln, die die Kirche tragen
Rotraud Jungbauer
Der Engel mit der Posaune
Rotraud Jungbauer
Detail Engel
Rotraud JungbauerDas Auge Gottes im Giebel des Bildstocks
Rotraud Jungbauer
Der heilige Valentin, Schutzpatron der Liebenden
Rotraud Jungbauer
Hermagoras und Fortunatos
Rotraud Jungbauer
Die Engel tragen die Kirche Maria Elend
Rotraud Jungbauer

Hier steht auch ein besonderer Bildstock. Unscheinbar, aber nur auf den ersten Blick: „Am Ortsrand, direkt an der Hauptstraße bei der Hausnummer 30 steht der große Bildstock auf einem kleinen Felsen. An der linken Außenwand steht der heilige Florian. Er war römischer Heeresbeamter, daher ist er oft mit Brustpanzer, Helm oder in Rüstung dargestellt.“ Er wird als Schutzpatron gegen die Brandgefahr verehrt. Daher ist er auch auf diesem Bildstock eine brennende Kirche löschend dargestellt.

Hermagoras und Fortunatos
Direkt unter dem Dach ist das Auge Gottes eingearbeitet samt Jahreszahl der Errichtung des Bildstocks 1950. Aber auch bedeutende Heiligenfiguren finden sich im Bildstock: „Wir sehen die heiligen Hermagoras und Fortunatos. Hermagoras ist hier mit seinem slowenischen Namen Mohor angegeben.“ Beide verbindet der Legende nach ein gemeinsamer Lebensabschnitt um 300 nach Christus. „Der Legende nach war Hermagor zunächst in der römischen Stadt Singidunum an der Save, heute befindet sich dort Belgrad. Er war vermutlich Lektor in derselben Kirche, in der Fortunatos Diakon war.“


Rotraud Jungbauer
Heiliger Florian mit Rüstung

Auf Bildstock ist auch noch der Hl. Valentin dargestellt: „Er wird als Patron der Liebenden verehrt, auf ihn geht auch der Brauch des Valentinstags zurück.“

Erinnerung an Kirchengründung
Das Hauptmotiv im Bildstock stellt die Gründung der Kirche in Maria Elend dar: „Hat auch mit der heiligen Hemma zu tun, die unten am Bild zu sehen ist. Müde, knieend, die Hände zum Gebet gefaltet. Über diesem Kirchenmodell, das die Engel schwebend über Hemma tragen, sitzt die Mutter Gottes mit dem Jesuskind.“ An der rechten Außenseite ist ein Engel mit Posaune zu sehen, so Jungbauer: „Engel mit Posaunen haben die Aufgabe, die gute Geschichte, Ruhm und Ehre Gottes zu verbreiten. Hier soll das die Gründung der Wallfahrtskirche Maria Elend sein.“
03.03.2023, red, kaernten.ORF.at
Ein Bildstock erzählt viele Geschichten
 

josef

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#70
„KENNST DU KÄRNTEN“
Die Schalensteine vom Danielsberg
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Der Danielsberg im Mölltal birgt viele Geheimnisse und gilt auch seit Urzeiten als heiliger Berg. Der Berg muss wohl einmal dicht besiedelt gewesen sein muss, gibt es nicht nur eine sprudelnde Quelle, sondern auch 6.000 Jahre alte Schalensteine. Dieser Ort, so vermuten Archäologen, war einst eine Kultstätte.
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Der Danielsberg ist 966 Meter hoch und befindet sich westlich von Kolbnitz in der Reißeckgruppe. Oben steht eine Kirche aus dem Jahr 1127. Schon aufgrund ihres Alters gilt diese Kirche als eines der bedeutendsten Bauwerke des Landes. Und in diesem Bauwerk, so Rotraud Jungbauer, befinden sich jede Menge Geheimnisse: „Bei Bauarbeiten im Fußbodenbereich rund um den Altar hat man vor 30 Jahren eine eineinhalb Meter tiefe Felskluft gefunden, die mit Erdmaterial zugeschüttet gewesen ist. Archäologen haben dort gegraben und 6.000 Jahre alte Steinwerkzeuge gefunden.“
Manuel EggerCC BY-SA 3.0
Der Danielsberg mit der Kirche auf der Bergspitze

Berg war einst besiedelt
Daher geht man davon aus, dass der Danielsberg einst dicht besiedelt gewesen sein muss. Dafür gibt es gute Gründe, so Jungbauer: „Man war gut geschützt gegen Feindangriffe und der Danielsberg hatte schon zu Urzeiten in seinem Inneren eine Wasserquelle, die unter Druck im Inneren des Berges aufsteigt und oben aus dem Berg heraus sprudelt.“ Man hatte also von der Natur angelegt eine Wasserpumpe, eine Bergkuppe mit Fließwasser. Diese Quelle sprudelt auch heute noch.

Aber nicht nur fließendes Wasser bot der Danielsberg schon vor 6.000 Jahren den dort lebenden Menschen, sondern auch reichlich Kupfer. Obervellach war damals das Zentrum des Bergbaus in Oberkärnten. Bis ins 19. Jahrhundert gab es Bergbau im Mölltal: „Hunderte von Knappen arbeiteten in der Region. Die Kirche auf dem Danielsberg diente als Knappenkirche und wurde entsprechend reich ausgestattet.“

Sechs kleine Schalen im Felsen
Geheimnisvoll ist ein flacher Felsen auf der Wiese vor der Kirche. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Felsen. denn auf der Oberfläche des Felsens sind sechs kleine Schalen eingemeißelt: „Diese Vertiefungen hat nicht die Natur geformt, sondern der Mensch. Sie haben einen Durchmesser von ungefähr fünf bis sieben Zentimeter und sie sind bis zu drei Zentimeter tief.“

WikipediaCC BY-SA 3.0

Archäologen gehen davon aus, dass diese Steinschalten ebenfalls – wie das gefundene Werkzeug unterhalb der Kirche- rund 6.000 Jahre alt sind. Solche Schalensteine findet man in ganz Europa, sie dienten kultischen Handlungen. Was am Danielsberg genau damit passiert ist, das wisse man nicht, so Jungbauer. Es gibt aber eine Vermutung: „Es könnte sich bei diesem Felsen um einen Versammlungs- oder Anbetungsplatz für Götter gehandelt haben. Die Schalensteine könnten der Opferplatz gewesen sein.“

Älteste Kultstätte von Oberkärnten
Angeblich soll Blut, als kostbarstes Opfergut in einer Vollmondnacht, in diese Vertiefungen gegossen worden sein. Menschenblut übrigens, um so Heil von den Gottheiten zu erbitten. Dieser Felsen mit den Schalensteinen ist die bisher älteste entdeckte Kultstätte von Oberkärnten: „Somit gilt der Danielsberg auch als der älteste heilige Berg von Oberkärnten.“
14.04.2023, red, kaernten.ORF.at

Link:
Die Schalensteine vom Danielsberg
 

josef

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#71
Sonnenobservatorium auf der Gerlitzen - Sonnenbeobachtung seit 80 Jahren
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Derzeit ist die Sonne sehr aktiv, sogar Polarlichter waren in Österreich zu sehen. Sie entstehen, wenn von der Sonne weggeschleuderte Teilchen auf die Erdatmosphäre treffen. Auf der Kanzelhöhe der Gerlitzen wird die Sonnenaktivität genau beobachtet. Seit 80 Jahren befindet sich hier eines der weltweit wichtigsten Sonnenobservatorien.
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Unter einer Kuppel steckt das Herzstück des Sonnenobservatoriums auf der Kanzelhöhe in knapp 1.530 Meter Seehöhe. Seit 1943 beobachtet und erforscht man mit dem Teleskop und verschiedenen Messinstrumenten das Zentralgestirn. Kaum sonst wo auf der Welt hat man über so viele Jahre durchgehende Daten über die gesamte Sonnenoberfläche, so Werner Pötzi vom Observatorium Kanzelhöhe: „Das Besondere an diesen Observatorium ist, dass wir die Sonne immer beobachten, wenn sie scheint. Wir sind eines der wenigen Observatorien, die das so machen. Deswegen sind unsere Daten sehr gefragt. Rund 15.000 Bilder machen wir pro Tag in verschiedenen Wellenlängen.“

ORF
Werner Pötzi

365 Tage im Jahr besetzt
365 Tage im Jahr ist das Observatorium besetzt, beobachten Werner Pötzi oder einer seiner Kollegen was sich auf der Sonnenoberfläche bei einer Temperatur von 5.500 Grad tut. Derzeit ist in 150 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde besonders viel los: „Die Sonne ist nicht nur wichtig vom Wetter her, sondern sie beeinflusst auch technische Geräte wie Satelliten, Stromnetze etc. Das müssen wir erforschen, weil wir davon abhängig sind. Was wir gesehen haben ist, dass vermehrt größere Sonnenflecken aufgetreten sind, Protuberanzen, das sind Anzeichen dafür, dass größere Aktivität stattfindet.“

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Die Kuppel mit dem Teleskop
Die europäische Weltraumorganisation ESA warnt dann aufgrund dieser Daten Satellitenbetreiber oder Energieunternehmen. Die starke Sonnenaktivität hängt mit dem Magnetfeld der Sonne zusammen, es ändert sich alle elf Jahre, so Pötzi: „Das Observatorium hat schon sieben solcher Zyklen durchgemacht.“

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Bild von Sonnenstürmen 1947

Schätze lagern im Archiv
Im Keller des Observatoriums lagern Zeichnungen und genaue Eintragungen im Archiv aus über 80 Jahren Sonnenbeobachtung. Die größten Sonnenflecken und meisten Sonnenstürme bisher sind auf einer Glasplatte aus dem Jahr 1947 festgehalten.

Damals konnte man so wie derzeit besonders viele Polarlichter beobachten, sagte Pötzi: „Vor allem Nordlichter, die weiter in südlichere Breiten gehen und auch in Österreich sichtbar sind. Damit müssen wir in den nächsten ein oder zwei Jahren öfter rechnen.“ Die Sonne zerfällt und alles Leben auf der Erde wird irgendwann enden: „Wir haben noch fünf Milliarden Jahre, das sollte reichen.“

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Das Observatorium, im Hintergrund Villach

Observatorium diente zunächst im Krieg
Kurt Anetzhuber von der Sternwarte Klagenfurt sagte zur Geschichte des Observatoriums, es seien rund um den Zweiten Weltkrieg drei Stationen geplant gewesen, eine davon in Kärnten. 1942 wurde somit das Observatorium auf der Gerlitzen gebaut. „Man ist damals draufgekommen, dass die Sonne Auswirkungen auf den Funkverkehr, vor allem die Kurzwellen hat, und wenn man London bombardieren wollte, brauchte man Funkkontakt zwischen der Einsatzzentrale und den Bombern. Wenn die Sonne aktiv war, war auch der Funkkontakt nicht möglich und man konnte keine Langstrecken-Angriffe fliegen. Dazu brauchte man die Sonnenforschung.“
12.05.2023 red, kaernten.ORF.at

Link:
Sonnenbeobachtung seit 80 Jahren
 

josef

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#72
„KENNST DU KÄRNTEN“
Hochosterwitz seit 1540 in Familienhand
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Die Burg Hochosterwitz in der Gemeinde St. Georgen am Längsee ist eine der schönsten Burgen Österreichs, seit 1540 in Besitz der Familie Khevenhüller. Sie wurde über die Jahrhunderte kein einziges Mal eingenommen. Die Burg gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Kärntens.
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Auf über 700 Meter Höhe thront die Burg, ein mächtiges Bauwerk. Ohne Unterbrechung gehört sie seit 483 Jahren den Khevenhüllers, so Fremdenführer Horst Ragusch: „Mittlerweile ist es die 17. Generation. Und die Burg wurde nie erobert.“ Das hat erklärbare Gründe, eine wesentliche Rolle spielen die 14 Tore vom Fuße der Burg bis ganz hinauf.

ORF/Petra Haas
Das Fähnrichtor

Die Burg schaue mittelalterlich aus, das täusche aber: „Es könnte sein, dass Domenico Dallaglio, der Star-Festungsarchitekt der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, für die Pläne verantwortlich war. Fast jedes dieser 14 Tore hat versteckte Verteidigungsfunktionen, auf die Angreifer natürlich hineingefallen wären. Es wurde nichts schriftlich festgelegt, damit nichts verraten werden konnte.“

„Khevenhüller waren Kriegsunternehmer“
„Das erste Tor ist das Fähnrichtor, da sieht man zwei Fähnriche mit Flaggen.“ Die eine stellt das Land dar, die andere das Khevenhüller-Regiment: „Die Khevenhüller waren Kriegsunternehmer, also ein sehr modernes Gewerbe.“ Kurz gesagt, waren sie Söldner. Ab dem 12. Jahrhundert wurde das Osmanische Reich immer stärker, Truppen rückten näher, so Ragusch: „Nie hatte sich in 300 Jahren eine Kärntenarmee den heranrückenden Invasoren entgegengestellt, so übermächtig, so modern waren deren Armeen und so zahlreich.“

ORF/Petra Haas
Kapelle und Garten der Burgherrinnen

Raffiniert gestaltete Burgtore
„Man hat hastig Ende 16. Jahrhunderts die Hochosterwitz zur stärksten Festung in Kärnten ausgebaut.“ Mit den raffinierten 14 Toren, wobei das Tor vier mit zwei Zugbrücken ausgestattet wurde: „Nach vorne und nach hinten zum Berg. Wenn man die Tore genau anschaut, die 400 Jahre alten, schweren Eichenflügel, die noch original sind, da sieht man noch viele der original aufgemalten, 400 Jahre alten Engelsgesichter. Ein imaginärer Schutz, wenn man so will.“

Zwei Löwenköpfe seien es am Tor Nummer 5. „Sie seien mittlerweile verblichen, weil es in der Sonne liegt“, sagte Ragusch. „Das sechste Tor ist das Manntor. Mann hieß im Mittelhochdeutschen, der der fähig ist, die Familie zu verteidigen. Das prächtigste ist das achte Tor. Es ist Georg Khevenhüller gewidmet, der in einer Steinbüste auf die Besucher würdig herunterschaut.“

ORF/Petra Haas
Graf Georg Khevenhüller auf dem Tor

Lange Strecke bis zur Burg
„650 Meter lang ist die Strecke durch alle Tore. Vom achten zum neunten Tor, das ist eine lange Wegstrecke und auch genau so gedacht. Damit Angreifer in schweren Rüstungen, Schilden und Helmen ermüden. Und wenn sie dann im neunten Tor angelangt wären, hätte man sie umgebracht. Da gab es eine Kippbrücke und drunter waren sieben Meter lange Spieße.“

Raffiniert sei auch das sogenannte Mauertor. „Erst vor wenigen Jahren entdeckte man, dass es in Richtung Fels nur eine kleine dünne Wand, mit zehn, 15 Zentimeter Dicke gab. Wenn die Angreifer dieses Tor überwunden hätten, wäre vom nächsten Brückentor auf die Felswand geschossen worden. Und 15 Kubikmeter Felsen hätten hier die Angreifer zu Tode gebracht. Dann hätten die Verteidiger allerdings auch nicht mehr flüchten können.“

Die Angreifer hätten aber über den dortigen Geröllhaufen, den man vor Jahren entdeckt hatte, keine Kanonen oder schweres Gerät transportieren können, sagte Ragusch. Deswegen und wegen noch viel mehr galt die Burg Hochosterwitz als uneinnehmbar, was sie bis zum heutigen Tag auch blieb."

ORF/Petra Haas
Von der Burg aus konnte man fremde Armeen auf Kilometer schon sehen. Rechts im Hintergrund St. Veit

Uniformen bestens erhalten
Wer es als Besucher in friedlicher Absicht ganz nach oben schafft, wird reichlich belohnt mit dem traumhaften Blick auf den Burghof. Im Museum gibt es die größte Rüstkammer, die in Kärnten erhalten blieb: „Man sieht eine Steinbombarde, eine der ältesten Kanonen, die wir in Österreich noch haben, aus dem 14. Jahrhundert. Die war eigentlich nichts Besseres als eine Steinschleuder. Im nächsten Raum sieht die Rüstungen von Kommandanten. Die schauen so aus, als ob sie morgen in die Schlacht ziehen können, so gut sind die erhalten“, so Fremdenführer Ragusch.
17.06.2023, red, kaernten.ORF.at

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Hochosterwitz seit 1540 in Familienhand
 

josef

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#73
„KENNST DU KÄRNTEN“
Einstiger Prunkbau der Viktringer Äbte
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In der Klagenfurter Innenstadt steht ein Haus, das voller Geschichte und Geschichten ist. Der Viktringer Hof an der Süd-Ost-Ecke des Neuen Platzes in Klagenfurt. Er gehörte einst dem Stift Viktring, das sich allerdings beim Ausbau in finanzielle Nöte brachte. Seit 2012 ist das Palais in privater Hand.
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Das Palais, wie man es heute kennt, war nicht immer so ein prachtvoller Bau. Ganz am Anfang standen hier nämlich zwei einzelne Häuser, so Kärnten Guide Rotraud Jungbauer: „Aus einer Urkunde weiß man, dass eines der beiden Häuser dem Klagenfurter Bürger Georg Inzko gehört hat. Dieses Haus kaufte der Abt Georg von Viktring vor ziemlich genau 400 Jahren für sein Kloster.“ Damit befand er sich in guter Nachbarschaft: „Die Nachbarn waren nämlich der Amtmann Hansen und der Bürgermeister Tobias Steidler. Aber das neu erworbene Eigentum hatte einen gewaltigen Nachteil. Es war niedrig und eng.“

Gebäude brannte ab
So wurde dem Gebäude kurzerhand ein weiteres Stockwerk aufgesetzt, so Jungbauer: „Aber schon zwei Jahre später gab es einen großen Stadtbrand und das Haus wurde schwer beschädigt. Das war ein harter finanzieller Schlag für das Kloster Viktring. Lange Zeit lag die Brandruine brach, bis wieder die Mittel vorhanden waren, ein repräsentatives Stadthaus der Äbte von Viktring zu errichten.“
Das war auch notwendig, denn die Viktringer Äbte hatten inzwischen eine wichtige Rolle in der Landespolitik inne: „Also ging der amtierende Abt Benedikt Mulz an die Planung. Ein großes Palais sollte es werden. Da war das Grundstück mit der Brandruine zu klein. Also kaufte Abt Benedikt vom benachbarten Bäckermeister Johannes Pöcher einen Teil seines Anwesens und das angrenzende Kropitschhaus, das ebenfalls bei einem Stadtbrand schwer beschädigt worden war.“

Reichlich Fenster eingebaut
Jetzt hatte man also Platz genug: „Die beiden Arkadenhöfe der ursprünglichen Häuser wurden erhalten, die Außenmauern zusammengefügt und eine barocke Fassade errichtet und reich verziert.“ Man sparte auch nicht mit genügend Tageslicht. So baute man elf Fenster allein auf der Westseite des Palais ein: „Über den elf Fenstern stehen Rundgiebel oder Dreiecksgiebel. Zwischen den Fenstern erheben sich Pilaster mit Kapitellen mit Akanthusblättern.“ An der Ostseite waren es immerhin noch acht Fenster, die ebenfalls ganz in barocker Manier umrahmt und dekoriert seien. „Auch die Innenräume sind mit Stuckdecken ausgestattet, mit Laubwerk, Rosetten und Blattranken.“

Kloster übernahm sich finanziell
Mehr Prunk für das Repräsentantenhaus des Stift Viktring konnte man für die damalige Zeit wohl nicht haben: „Allerdings hat dieser großzügige Bau die finanziellen Möglichkeiten des Stiftes weit überstiegen und das Kloster kam in der Regierungszeit von Maria Theresia für einige Jahrzehnte in Zwangsverwaltung.“

Josef II., der Sohn von Maria Theresia, hob das Kloster dann aber endgültig auf und so gingen Kloster und eben der Viktringer Hof in Klagenfurt ins Eigentum des Staates über: „Dieser Josef ordnete auch an, dass der Gurker Bischof seinen Amtssitz nach Klagenfurt verlegen sollte. So kam es, dass nun Franz, Altgraf zu Salm Reiferscheid, der Bischof von Gurk, seine Residenz im Viktringer Hof aufschlug.“

Dort bliebe aber nicht lange: „Nach dem Tod von Erzherzogin Maria Anna, der Schwester von Josef II., wurde das Schlösschen bei den Elisabethinen, das sie bewohnt hatte, zum neuen Amtssitz des Gurker Bischofs und Salm übersiedelte.“

Einst Sitz des Appellationsgerichts
Nun zog in den leerstehenden Viktringer Hof das Appellationsgericht ein: „Sein Präsident, Graf Enzenberg, bekam dort eine Wohnung. Er war es, der die Stadt Klagenfurt zur Zeit der Besetzung durch die Franzosen verteidigte, indem er eine provisorische Landesregierung aufstellte, die im Viktringerhof amtierte“, so Jungbauer. In den Jahren danach residierte einmal die Finanzdirektion im Palais, noch später die Bezirkshauptmannschaft. Doch auch sie habe neuen, zweckmäßigeren Sitz in Klagenfurt bekommen, sagte Jungbauer.
25.05.2023, red, kaernten.ORF.at
Einstiger Prunkbau der Viktringer Äbte
 

josef

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#74
„KENNST DU KÄRNTEN“
Bedeutende Mittelalterstadt Friesach
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Die Mittelalter-Stadt Friesach ist für Interessierte und Historiker ein Juwel. Sie ist die älteste Stadt Kärntens und war vor allem im Mittelalter Zentrum der Wirtschaft und Geistlichkeit. Die Region wurde bereits im späten 6. Jahrhundert besiedelt und wurde 860 erstmals urkundlich erwähnt. Im 11. Jahrhundert stieg Friesach zu einem wichtigen Handelszentrum auf.
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Seine Blütezeit erlebte Friesach unter Erzbischof Eberhard II. (1200–1246), entwickelte sich zur zweitgrößten Stadt des Erzstiftes Salzburg und zur wichtigsten Stadt des heutigen Kärnten. So war Friesach im 13. Jahrhundert eine der bedeutendsten Städte des Alpenraumes, bedeutender als Graz, Wien oder teilweise auch Salzburg, so Fremdenführer Horst Ragusch: „Es war die zweite Residenz der Salzburger Erzbischöfe. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden mehr Dokumente vom Erzbischof in Friesach unterzeichnet als in Salzburg.“

ORF/Petra Haas
Hauptplatz von Friesach

Viele Orden hatten Niederlassungen in Friesach
Die Silberminen rund um die Stadt machten Friesach zudem auch noch zu einem wirtschaftlichen Zentrum, neben dem Zentrum der Geistlichkeit. Viele Orden hatten in Friesach ihre Niederlassung, weil sie in der Nähe des Erzbischofs sein wollten: „Das Dominikanerkloster steht im Kontrast zur Pfarrkirche. Die Pfarrkirche, die Ende des 12. Jahrhunderts entstand, ist typisch romanisch, wuchtig, mit zwei mächtigen Türmen. Dagegen ist die Kirche der Dominikaner sehr schmal, die aber mit 71 Meter Länge die längste Kirche Kärntens ist.“

Akustische Besonderheit in der Dominikanerkirche
Die Länge dieser Kirche soll den langen und steinigen Weg ins Paradies symbolisieren. Diese Größe der Kirche hat auch eine akustische Besonderheit, die es so anderswo nicht mehr gibt: „Wenn man sich auf den Platz stellt, wo der Priester im Mittelalter die Messe gelesen hat und dort einen Ton singt, hallt dieser zwölf Sekunden durch die Kirche. Das ist mit Abstand der längste Hall, den es im Alpenraum gibt. Normal beträgt der Hall, zum Beispiel in der Stadtpfarrkirche in Klagenfurt, fünf bis sechs Sekunden.“

Johann Jaritz CC BY-SA 3.0
Dominikanerkloster mit Kirche

Nur im Kölner Dom hallt es mit 20 Sekunden noch länger nach. Dieser lange Hall hatte auch seine Vorteile für die Besucher der Messe. „Wenn der Priester von der Kanzel gesprochen hat, dann hat man in dieser großen Kirche auch hinter den Säulen und in jedem Winkel der Kirche glasklar die Worte des Priesters verstanden.“

Eine der fünf Mautstationen
Friesach war nicht zuletzt wegen dieses gewaltigen Baus das Zentrum der Dominikaner im Mittelalter. Außerdem war Friesach eine der fünf Mautstationen des sehr wichtigen Handelsweges zwischen Venedig und Wien: „Das heißt, die Händler mussten hier ihre waren zu einem niedrigeren Preis an die örtlichen Händler verkaufen. wenn ein Händler in Venedig aufgebrochen ist, dann kam er in Wien mit der Hälfte der Waren an.“ Durch die Silbermienen wurde in Friesach auch Geld geprägt, so Ragusch: „Der Friesacher Pfennig, eine Silbermünze, wurde so etwas wie der Euro des Südeuropäischen Raumes im Mittelalter.“

ORF
Der Friesacher Burggraben

Ende des 13. Jahrhunderts wurde Friesach dreimal erobert und eingeäschert. Die Stadt verlor immer mehr an Bedeutung. Die Stadt blieb bis 1803 ein Teil des Fürsterzbistums Salzburg. 1803 gingen die Verwaltungsbeamten zurück nach Salzburg: „Viele mit dem Namen Friesacher sind diese ehemaligen Salzburger Verwaltungsbeamten.“
26.05.2023, red, kaernten.ORF.at

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Bedeutende Mittelalterstadt Friesach
 
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