Römische Stadt entdeckt

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Römische Stadt entdeckt, ohne zu graben

„Virtuelle Archäologie" ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden: Archäologen und Archäologinnen graben dabei nicht mit Schaufeln nach antiken Stätten, sondern suchen mit Radargeräten. Forscher haben mit der Methode nun eine komplette römische Stadt aufgespürt.

Sie zogen Radargeräte mit Quads über große Flächen, um die antike Siedlung Falerii Novi in der italienischen Region Latium in bis zu drei Meter Tiefe zu erkunden. Satellitentechnik half, die erzeugten Echodaten exakt zu lokalisieren, wie der Archäologe Martin Millett von der Universität Cambridge erläuterte.

„Die Leute haben das schon früher in kleinem Maßstab gemacht. Aber dieses Projekt ist das erste Mal, dass die Technik angewandt wird, um eine ganze römische Stadt zu kartieren“, sagte der Archäologe. Die Ergebnisse der Studie wurden im britischen Fachblatt „Antiquity“ veröffentlicht.

APA/AFP/University of Cambridge/Handout, L. Verdonck
Die Grundrisse der Stadt Falerii Novi

Die Stadt Falerii Novi liegt rund 50 Kilometer nördlich von Rom. Ihre Gründung wird auf das Jahr 241 vor Christus datiert. Die Stadt habe etwa die Hälfte der Größe Pompejis gehabt, der Siedlung am Vesuv, schreiben die Forscher. Ohne Ausgrabung habe man mit der Radartechnik im Boden „erstaunliche Details“ der Stadtanlage entdeckt.

Mit Radar unter den Boden schauen
Mit Radar durchleuchtet wurden rund 30 Hektar innerhalb der historischen Stadtmauern. Dabei sei alle 12,5 Zentimeter ein „Bild“ gemacht worden. So seien ein Badekomplex, ein Markt und ein Tempel untersucht worden. „Man kann dreidimensional sehen, was es unterirdisch gibt“, sagte Millett.

Die Technik funktioniert ähnlich wie normales Radar. Objekte, die unter Gras und anderem versteckt sind, reflektieren dabei die Radiowellen. Die Wissenschaftler entwerfen dann mithilfe des Echos ein Bild der Stadtanlage. Die Methode habe viele Vorteile: Man benötige nur wenige Menschen, um in kurzer Zeit eine große Fläche zu erforschen, erläuterte der britische Professor.

So werde es möglich, auch wichtige Städte wie Milet in der Türkei oder Nikopolis in Griechenland neu zu erforschen. Was bisher zu groß erschien für eine Ausgrabung oder was überbaut ist, könne so zumindest optisch zugänglich gemacht werden, hieß es.

Virtuelle Archäologie aus Österreich
Der Österreicher Wolfgang Neubauer, Direktor des Ludwig Boltzmann-Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie, gilt weltweit als einer der führenden Vertreter der virtuellen Archäologie: Mit seinem Team hat er in den vergangenen Jahren u. a. eine Art Ur-Stonehenge entdeckt und das Wissen über das römische Militärlager in Carnuntum erweitert. 2015 wurde Neubauer dafür mit dem Titel „Wissenschaftler des Jahres“ ausgezeichnet.

red, science.ORF.at/Agenturen
Quelle: Römische Stadt entdeckt, ohne zu graben
 
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