Römergrab in Semriach

Lost-Amy

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#1
eigentlich war dieser Ausflug schon für Ostersamstag geplant, aber da bin ich verletzungsbedingt ausgefallen und konnte nur am Sofa liegend im Forum lesen

Infos zum Hügelgrab in Semriach

Stein-Einbauten, aus dem 2. Jh. n. Chr., nach damaliger Sitte vom Familienoberhaupt zu Lebzeiten für die spätere Beisetzung von Urnen der ganzen Familie errichtet.
Darauf sollte die zum kleinen Teil erhaltene Inschrift über dem Portal hinweisen. Diese war durch die ca. 80 kg schwere Steinplatte zu verschließen. Um sie durch einige Männer heben und gleichzeitig in die Öffnung einfügen zu können (ohne die Finger einzuklemmen), bediente man sich eines in ihrer Vertiefung passenden Balkens. Die vor dem schmalen Zugang ("Dromos") beidseits im Boden versenkten Steinplatten sind seitengleich abgeschrägt und haben längliche Vertiefungen für das Einsetzen eines Sockels von Inschriftenplatten oder von Löwen als Grabwächter. Davor ragen zwei gleich hohe Steinplatten schräg aus dem Boden (die linke ist leider zertrümmert worden). Ihre Funktion ist nicht geklärt.
Die Achse des Grabes zeigt von West nach Ost, ebenso wie die der Semriacher Pfarrkirche. An deren Südwand eingemauert befinden sich drei weitere Römersteine, ebenfalls von Gräbern stammend. Auf Grund der dortigen Namen und der abgebildeten Tracht ist anzunehmen, dass es sich bei den Personen um romanisierte Einheimische gehandelt hat. Im neuen Lapidarium, im Kirchturm von außen zugänglich, steht neben weiteren Inschriften eine vollständige "Giebelstele". Als die Römer im Jahre 15 v. Chr. das damalige Königreich Noricum bis zur Donau "friedlich" besetzten war hier die Feuerbestattung üblich.
Sie wurde nach dem Jahre 313 durch die christliche Erdbestattung abgelöst. Das "heidnische" Grab ist vermutlich zur Zeit des röm. Kaiser Theodosius um 395 zerstört und später auch beraubt worden.
Der Hügel wurde im Jahre 1962 durch den hiesigen Arzt Dr. Hesse ausgegraben und vom Bundes-Denkmalamt als "Freilichtmuseum" restauriert. Es steht unter Denkmalschutz.

Fundstücke:
zierliche Terracotta-Urne mit Ritzornamenten, 10 cm hoch, Wandstärke 1 mm, aus Bruchstücken zusammengefügt, in deren Sockel befanden sich Reste von Leichenbrand
großes dickwandiges graues Vorratsgefäß, 40 cm hoch
zwei verwitterte Bronzemünzen
eine 2 kg schwere Eisenhaue mit Ringbefestigung
und Brüchstücke von mehr als zwei Dutzend Tongefäßen

Durch den in den Hügel eingeschnittenen Zugang ("Dromos") waren spätere Beisetzungen möglich. Zum Bewegen der Fugen - dicht in die Öffnung von 70 x 42 cm passenden Verschlussplatten - steckte man in deren 5,5 m tiefe und 9 x 16 cm große Ausnehmung in einen passenden Dalken. Zwei, zu beiden Seiten im Dromos, stehende Männer konnten sich auf diese Art leicht bewegen.

Am Beginn des Dromos, welcher so wie die Semriacher Kirche in West-Ost- Richtung angelegt ist sind rechts und links massive Bodenplatten aus blaugrauem Schiefer eingelassen, welche aus Semriach stammen. Sie sind in charakteristischer Weise symmetrisch bearbeitet. Beide haben auf ihrer Oberfläche scharfkantige Vertiefungen von 8 cm Tiefe, 8 cm Breite und bis zu 60 cm Länge. Diese dürften, der Zeit entsprechend, für Grabwächterfiguren vorgesehen gewesen sein. Die beschriebenen Platten sind an ihren schmalen Seiten in symmetrischer Weise abgeschrägt.
Eine Erklärung dafür wäre das Bedürfnis, für die Figuren eine bessere Basis zu schaffen. Im Zusammenhang mit einem weiteren Paar von massiven 9 cm dicken und 50 cm breiten Schieferplatten, welche im offenen Winkel von 100° mit ihrem kürzeren Ende von 35 cm vor dem Dromos aus der Erde ragen (die linke beschädigt), wäre an ihre Funktion als "Widerlager" zu denken. Die in der Zwischenzeit (etwa auch im Winter) über den Rand der Mauer des Dromos gelegten Balken hätte dort eine Stütze vor dem Abrutschen gehabt.

Nicht bei einem Begräbnis, sondern möglicherweise anlässlich der Zerstörung des Grabes als "heidnisches" Gebilde durch fanatische Christen, ist eine 1600 Jahre alte Bergmannshaue aus echtem steirischem Stahl mit charakteristischer Befestigungsart zusätzlich entdeckt worden. Sie lag im Erdreich an der Süd-West-Ecke des Dromos.

Besuchen Sie das Lapidarium an und in der Pfarrkirche.

Quelle: Infotafel am Römergrab, an einer weiteren Infotafel steht die "Sage vom Römermandl zu Semriach" geschrieben und der Grundriss des Grabes

Das Römergrab Semriach ist ein 1962 entdecktes römisches Hügelgrab (Höhe 1,5 m). Es ist das einzige in situ restaurierte Hügelgrab Österreichs und liegt am Krienzer-Kogl. Ein allseits mit Steinplatten verkleideter Zugang (Dromos) führt in ein Gewölbe, in welchem die Aschen-Urnen von Verstorbenen einer Familie beigesetzt wurden.

Quelle: Römergrab in Semriach


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