Reichsautobahnprojekt Wien - Breslau

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich begannen bereits 1938 Planungen einer Autobahnverbindung zwischen Wien und Breslau, der Hauptstadt Schlesiens. Die 320 km lange Trasse sollte über Brünn als exterritoriale Strecke durch die damals noch als eigenständiger Staat existierende Tschechoslowakei führen und auch am Gebiet Tschechiens durch die "Deutsche Reichsautobahngesellschaft" finanziert werden. Zwischen April 1939 und der kriegsbedingten Baueinstellung im April 1942 fanden auf über 80 km umfangreiche Bauarbeiten in Tschechien statt. Heute sind noch Fundamente und Trassenverläufe der als "Strecke 88" bezeichneten RAB sichtbar.

Mehr dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsautobahn_Wien–Breslau
 

Anhänge

josef

Administrator
Mitarbeiter
#3
Noch erkennbare Bautrasse in Tschechien - Teil 1

Von den in den Jahren 1939 bis April 1942 durchgeführten Bauarbeiten sind heute noch die, mit Ausnahme von 2 kurzen Teilstücken, nie in Betrieb gegangenen bzw. endgültig fertiggestellten Trassenbänder vorhanden. Habe vom südlichen Bauende bei Medlov (südlich Brünn) beginnend bis zum nördlichen Baustellenende bei Mestecko Trnavko eine Bildserie von Google maps Bildern zusammengestellt. Habe das Trassenband nicht durchgehend markiert, sondern mit Pfeilen gekennzeichnet.

Es dürfte sich um die längste Autobahnruine in Europa handeln :)

Teil 1:

1. RAB-Planungskarte: Blaue Linie die bis April 1942 Trassenbaustelle, heute noch vorhanden bzw. sichtbar.
2. Südliches Bauende bei Medlov (-> Mödlau) an der heutigen tschechischen S52 (Österr. Grenze Drasenhofen – Pohorelice-Brünn).
3. Die S52 nützt auf einigen Kilometern die alte Trasse. Abzweigung mit Pfeil gekennzeichnet.
4. – 5. Streckenweise verlaufen auf der Trasse unbefestigte Feldwege.
6. In den westlichen Vororten von Brünn quert die Trasse die Tschechische Autobahn Prag-Brünn. Dort war ein Autobahnkreuz geplant.
 

Anhänge

josef

Administrator
Mitarbeiter
#4
Noch erkennbare Bautrasse in Tschechien - Teil 2

Teil 2:

7. Von hier nach Norden befindet sich auf einige wenige Kilometer der 2. Abschnitt, welcher weiter als 4-spurige Straße genützt wird. Rote Markierung -> Beginn der Nachnutzung.
8. Rote Markierung -> Ende der Nachnutzung bei Brno-Bystrc -> Bereich „Brünner Talsperre“ . Das Tal der Svratka (Schwarza) sollte kurz nach der Staumauer mittels einer Brücke überspannt werden. Der gelbe Kreis markiert die Ruine eines noch vorhandenen Brückenpfeilers (-> siehe auch Foto Beitrag #6).
9. Die Pfeilerruine in Vergrößerung.
10. – 12. Der weitere Verlauf Richtung Norden.
 

Anhänge

#8
Hallo Josef,

Danke für den Link. Der Film ist sehr gut gemacht. Auch die Originalkarten sieht man teilweise.
Baubüro Breslau, Hochzollernstrasse.....

Interessant wäre auch, was auf österreichischer Seite fertiggestellt wurde - vielleicht gar nichts?

Peter
 
G

gerald_KO

Nicht mehr aktiv
#10
Hallo Josef,

Danke für den Link. Der Film ist sehr gut gemacht. Auch die Originalkarten sieht man teilweise.
Baubüro Breslau, Hochzollernstrasse.....

Interessant wäre auch, was auf österreichischer Seite fertiggestellt wurde - vielleicht gar nichts?

Peter
Habe bisher noch keine Anhaltspunkte für Bauaktivitäten auf österr. Gebiet gefunden. Der Planungskorridor dürfte jedenfalls im Bereich der heutigen A5 gewesen sein...

lg
josef
Da ich vor einigen Tagen erfahren habe, dass durch die Ortschaft Kleinrötz (Gemeinde Harmannsdorf-Rückersdorf / Bez. Korneuburg) eine Autobahn geplant war und diese ungefähr zwischen Wien und Breslau (Luftlinie) liegt, kann es sich nur um diese Autobahn handeln ! Meines Wissens nach findet man heute noch vereinzelt Markierungssteine dieser Autobahn auf Feldern unter der Erde. In wie fern bzw. ob das Gerücht stimmt dass es damals bereits Pläne gab die Bevölkerung um zu siedeln kann ich nicht beurteilen.

mfg
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#11
Kleinrötz, Gem. Harmannsdorf-Rückersdorf...

Da ich vor einigen Tagen erfahren habe, dass durch die Ortschaft Kleinrötz (Gemeinde Harmannsdorf-Rückersdorf / Bez. Korneuburg) eine Autobahn geplant war und diese ungefähr zwischen Wien und Breslau (Luftlinie) liegt, kann es sich nur um diese Autobahn handeln ! Meines Wissens nach findet man heute noch vereinzelt Markierungssteine dieser Autobahn auf Feldern unter der Erde...
Interessante Hinweise - Gerüchte?

Leider endet auf allen mir bisher zur Verfügung stehenden Übersichtsplänen die projektierte Autobahntrasse im Norden von Wien im Raum Kapellerfeld - Seyring östlich der Bahnstrecke nach Wolkersdorf (-Mistelbach-Laa... Hrusovany-CZ).

Jedenfalls fehlen zwischen den aus den Projektplanungen bekannten Fixpunkten (jeweilige Endpunkte auf diversen Darstellungen) Kapellerfeld-Seyring in NÖ. und Pohorelice in Mähren (-> Richtung Brünn) die Trassenfestlegungen! Von der Topografie her wäre der Verlauf ähnlich der heutigen Nordautobahn A5 mit Grenzüberschreitung im Raum Drasenhofen - westlich Nikolsburg (Mikulov) die baulich einfachste Variante! Bei einer Trassenführung über Gemeindegebiet von Harmannsdorf-Rückersdorf bzw. Ortsteil Kleinrötz hätte zuerst die Hügelkette in nördlicher Fortsetzung des Bisamberges und dann als sicher größeres Erschwernis die fast 500 m hohen "Leiser Berge" überwunden werden müssen, um ins Laaer Becken zu kommen! Die weitere Strecke von der Grenze an der Thaya bei Laa - Hevlin zum nächsten Fixpunkt bei Pohorelice wäre, ähnlich einem Grenzübergang bei Drasenhofen, unproblematisch gewesen.

Nachfolgend Kartenausschnitte mit der projektierten RAB im Norden Wiens bis Kapellerfeld-Seyring: Projektkarte "Wiener Planungen - Neugestaltung der Industrie- u. Verkehrswege" v.1941-42 aus der "Ausstellung »Wien. Die Perle des Reiches« - Planen für Hitler ".

Auf einem GE-Bild habe ich die auf der Projektkarte eingezeichnete Trasse als rote Linie, die Weiterführung zur Grenze bei Drasenhofen (ca. heutige A5) als rot - strichlierte Linie und eine Variante über Harmannsdorf-R. - Leiser Berge - Grenze Laa als gelb - strichlierte Linie dargestellt. Eine Weiterführung der Varianten nach dem nördlich des Bildrandes liegenden Pohorelice habe ich mir erspart... Die dargestellten Varianten sind natürlich nur spekulative Korridore!
 

Anhänge

Gefällt mir: peer

josef

Administrator
Mitarbeiter
#13
Ich habe hier eine Karte mit der Planung vom August 1941, auf der der Verlauf der Autobahn westlich von Wolkersdorf zu sehen ist. Auch Kleinrötz ist auf der Karte, allerdings fernab der geplanten RAB.
:danke Thomas für die Einstellung der Karte!
Das ist bis auf geringe Abweichungen (-> Anschluss S1 Raum Knoten Ebesbrunn) der Verlauf der heutigen A5 Richtung Norden (CZ).

Zitat von Peter
...sowie die Anschlusstelle Aspern, die wohl auf dem Gebiet des damaligen Flughafens gelegen haette. Fuer den Flughafen gab es in der NS Zeit allerdings auch Ausbauplaene.
Die Flugplatzverlegung sollte in das durch den roten Kreis gekennzeichneten Bereich erfolgen:
 

Anhänge

Gefällt mir: peer
#15
Hallo,

habe jetzt mal zeitlich die Möglichkeit habt mal etwas mehr über den Wiener Autobahnring in Erfahrung zu bringen.
Die Streckenführung soll schon im Januar 1939 festgestanden haben, der Baubeginn für beide Donaubrücken wurde in der gleichen Zeit bekannt gegeben. Einmal sollte die Donau (wie bekannt) am Freihenauer Hafen gequert werden, die Andere sollte bei Klosterneuburg gebaut werden.
Leider findet man auf Karten keine Darstellungen.
Was man findet ist lediglich der südliche abschnitt mit den Abzweigen nach Wiener - Neustadt und Richtung Raab.
Wenn das aber kein richtiger Ring werden sollte wie wollte man dann das östliche Wien an die RAB anschließen?
Etwa über die geplante Höhenstraße? Die sollte ja auch in der Zeit gebaut werden.
 
Gefällt mir: peer
#16
Ich kann mich noch Erinnern, dass auf Seite des 22. Bezirks (damals gab es im Überschwemmungsgebiet noch einen Übungsplatz des BH) am Donauufer das Fundament eines Brückenpfeilers vorhanden war/ist? Ich war schon Ewig nicht mehr in der Gegend, vielleicht gibt es ihn gar noch? Sah eher unscheinbar aus, mehr wie eine Kaimauer.
 
Gefällt mir: peer

josef

Administrator
Mitarbeiter
#17
Wenn das aber kein richtiger Ring werden sollte wie wollte man dann das östliche Wien an die RAB anschließen?
Etwa über die geplante Höhenstraße? Die sollte ja auch in der Zeit gebaut werden.
Die Wiener Höhenstraße wurde bereits 1935 eröffnet, nur der Ast nach Klosterneuburg wurde erst 1940 fertiggestellt. Die Straße wurde als "Aussichtsstraße" konzipiert und hat überhaupt nichts mit den RAB-Planungen zu tun!
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#18
Im September letzten Jahres, in der Nähe von Brünn westlich von Rajhrad, kam ich bei dieser Brücke vorbei. Anscheinend noch ein Relikt der Reichsautobahn Wien-Breslau. Ein netter Spaziergänger konnte mir in gebrochen Deutsch ein wenig über die Brücke erzählen.

"Die Brücke stammt aus den 1940er Jahren wo einst eine Autobahn geplant war, die Brücke war bereits bis auf weiteres Fertiggestellt.
Über die Feldstraße, die von Rajhrad nach Westen führt, wurde eine Autobahnbrücke gebaut. Die Brücke weist im Vergleich zu anderen eine ungewöhnlich hohe Durchfahrtshöhe auf. Die Umgebung ist heute, ebenso wie die gesamte Brücke, überwuchert. Die Brücke blieb jahrzehntelang und später zur Wende der 70er 80er-Jahre bis heute ungenutzt."

Liege ich mit meiner Vermutung richtig, das hier die Trasse der Reichsautobahn verlief?

ein paar Bildchen und Kartenausschnitt der Lage von Google Maps:
210845_Maps.jpg

802.jpg

806.jpg

819.jpg

821.jpg

823.jpg
 
Oben