Auszug aus einem Residenturreport via Agentenbericht.
1. Fahrt Verona - Brenner - Innsbruck - Wien 13./14.12.44.
Die Strecke Verona - Brenner war zu diesem Zeitpunkt zwischen Trient und Bozen unterbrochen und nicht benützbar. Der Wehrmachtreiseverkehr wurde durch Lkw bis Bozen durchgeführt. Von Bozen zum Brenner verkehrt täglich 2 Militär und 2 Zivilzüge. Der Güterverkehr hatte am 13.12.44 einen Auslauf von Bozen in Richtung Brenner 17 G-Züge 3 Trp. Trsp. Nach Aussage dt. Bhf. Of. Bozen ist der normale
Tagesdurchschnitt von und zum Brenner mit 16 - 20 G-Zügen anzugeben. Zwischen Bozen und Innsbruck wird zur Zeit an einzelnen Ausweichbrücken gebaut. So bei Sterzing. Der Bhf. Innsbruck wurde am 15. und 16.12.44 schwer bombardiert und nach Aussage Bhf.Streife für mindestens 20 Tage ausser Betrieb gesetzt. (Bei meiner Rückfäht am 22.12.44 war noch nicht einmal ein Geleise betriebsfertig, da die seit einem Jahr für Bahnrep. bei Innsbruck angesetzten 400 ausl. OT Arbeiter seit 2 Monaten in Südtirol zum Stellungsbau eingesetzt sind, und die Ausbesserungsarbeiten in Innsbruck jetzt nur durch Teile der Innsbrucker Garnison durchgeführt werden können). Die direkte Verbindung Brenner-München ist allerdings durch dieses Bombardement nicht gestört worden, da das seit langem in Bau befindliche Ausweichgeleise Wilten-Hall in Tirol, das Anfang Dez. fertiggestellt worden war, nicht getroffen wurde. Jedoch ist der Durchgangsverkehr zum Arlberg und nach Garmisch-Partenkirchen völlig unterbochen. Die Strecke Innsbruck-Wörgel-Bischofshofen-Selztal-Amstetten-Wien ist zur Zeit intakt und wird für den Durchgangsverkehr an Stelle der normalen Hauptstrecken übel Salzburge-Attnang-Puchheim-Linz die durch die neuerlichen Angriffe auf den Salzburger Hbf. sowie auf die Verschiebebahnhöfe Wels und Linz-Neumünchen, sowie St. Valentin nunmehr schon seit über drei Wochen unterbrochen ist, benützt.
2. Belegung einiger wichtiger Bahnhöfe der Strecke Innsbruck-Selztal-Linz, soweit übersehbar.
Hall i. Tirol: 7 G-Züge, 3 Trp-Trsp. (alle Richtung Italien), vermutlich Geb. Jäger der WSS.
Wörgl: 9 G- Züge, teilweise mit ital. Beutegut beladen, 1 Trp¬Trsp. Richtung Innsbruck, schwere Flak (4 Geschütze 15,5) etwa 16 besch. dt. E-Loks.
Saalfelden: 8 G-Züge ungarischer Herkunft, durchwegs beladen mit ungar. Kfz. scheinbar auf Dauer abgestellt. Lok-Halle leer, 4 G-Züge. Schwarzach-St. Veit: 5 G-Züge, 3 Trp-Trsp., Vermutl. Richtung Kärnten, einer davon sicher Leibetandart AH.
Bischofshofen: Bhf. wegen Ausfall Strecke Salzburg-Linz überbelegt, grosse Anzahl von G-Zügen (über 15 gezählt) auf Abstellgeleisen. Nach Aussage dt. Bhf. Beamten grosser Dampflok-Mangel unser Zug musste mehrere Studen auf Lok. warten.
Selztal: 7 G-Züge, davon 4 spezial Erz.Trsp. Züge.
Amstetten: grössere Anzahl ungar. besch. Loks. 4 ungar. G-Züge mit Räumungsgut.
Auf der Strecke Amstetten-Wien konnte fast alle Stationen grössere Mengen teilweise beladener, teilweise leerer abgestellter ungar. Waggons festgestellt werden, ferner insgesamt 7 Pers-Züge mit ungar. Flüchtlingen, ferner auf Bhf. Neulengbach 1 ungar. Pz-Zug leicht besch. sichtlich durch Art. Beschuss.
Bahnhofsgelände Wien-Westbhf. und Vorortebhf. der Westbahnstrecke: Grössere Mengen von abgestellten ungar. Loks. Güter- und Pers. Wagen (so über 80 ungar. Schlafwagen), ferner mindesten 6 Trp. Trsp. davon 2 sicher als Ersatz für 44.I.D. festgestellt. Unser Zug kam in Wien mit 980 Min. Verspätung an.
Dieter