Grabungsleiterin Ursula Zimmermann vor einem Abschnitt des freigelegten Abwasserkanals aus dem 2. Jahrhundert.
Funde lassen Rückschlüsse auf das Leben der Römer in ihrer Zeit in Mautern (damals: Favianis) zu: Die Feinspitze unter ihnen ließen sich sogar Austern schmecken, wie die ausgegrabenen Schalen zeigen.
Grabungen am Römerweg in Mautern: Andrzej Karbinski von ASINOE (vorne) und seine Kollegen förderten teils sensationelle Funde zutage.
Fotos NÖN - Martin Kalchhauser
Sensationelle Funde machten Mitarbeiter der ASINOE (Archäologisch Soziale Initiative NÖ) bei Grabungen am Römerweg in Mautern, dem früheren Favianis. Sie stießen unter anderem auf einen gut erhaltenen Abwasserkanal und legten Austernschalen frei, die einen Rückschluss auf die Speisekarte der Bewohner erlauben.
Weil der Winzer Nikolaus Saahs auf dem rund 900 m² großen Grundstück einen Weinkeller errichten möchte, wurden die Untersuchungen nötig. Die Fläche liegt am nördlichen Rand eines Gräberfeldes des Kastells Favianis und nordöstlich einer ehemaligen römischen Villa. Bis zum Sommer wird gegraben, wobei Grundherr Saahs ausdrücklich für seine gute Kooperation mit den sein Bauvorhaben durch ihre Arbeit verzögernden Archäologen gelobt wird.
Entwässerte Kanal eine römische Therme?
Ein aus Steinen errichteter Kanal mit einem Boden aus Dachziegeln, der Richtung Donau entwässerte, bot eine besondere Überraschung: Dort wurde neben Keramikfunden aus dem 1.Jahrhundert nach Christus eine größere Menge Austernschalen gefunden. „Solche konnten in den römischen Kastellen entlang des Donaulimes immer wieder gefunden werden“, erklärt ASINOE-Geschäftsführerin Ute Scholz. „Sie wurden lebend transportiert und selbst im meeresfernen Binnenland gegessen.“ Sie seien ein Beleg für die Anpassung der einheimischen Lebensweise an die römische.
Der Kanal ist für die Leiterin der Mauterner Grabungen, Ursula Zimmermann, ein weiteres Zeichen dafür, dass sich südlich des Bereiches eine römische Therme befunden haben könnte. „Befunde aus Grabungen 2004 und 2011 fließen in unsere Überlegungen ein.“
Bei den jüngeren archäologischen Befunden handelt es sich um mehrere Gräber, die aus dem 5. Jahrhundert stammen. Die Anlagen sind aus Bruchsteinen errichtet, Wände und Boden mit Mörtel verputzt. Leider wurden die Gräber alle beraubt, sodass es nur Skelettfunde gibt. Zimmermann könnte aus damaligen Grabbeigaben weitere Rückschlüsse ziehen: „Wir hoffen noch immer, auf ein ,unberaubtes‘ Grab zu stoßen.“