Burgruine Hinterhaus in Spitz

josef

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#1
Vor einigen Tagen besuchten wir die am donauseitigen Ausläufer des Jauerlings westlich von Spitz liegende, 1243 erstmals erwähnte, Ruine Hinterhaus.
Teil 1:

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Dazu ein kurzer Abriss zur Geschichte:
Geschichte und Besitzverhältnisse
Die Formbacher dürften als Erbauer von Hinterhaus gelten, das 1243 in einem Lehenbericht des Abtes Hermann von Niederaltaich erstmals als castrum urkundlich genannt wird. Es war die obere Burg der Herrschaft Spitz, die zum Unterschied vom im Ort befindlichen Unterhaus auch Oberhaus genannt wurde. 1242 wurde das Lehen durch die Abtei Niederaltaich an die bayerischen Herzöge weitergegeben, die es wenig später als Afterlehen den Kuenringern übergaben. Diese wohnten ebenfalls nicht hier, sondern ließen die Herrschaft von Burggrafen verwalten.
Hinterhaus diente in erster Linie als Verwaltungsmittelpunkt und zur Kontrolle des Donautales. Als die Kuenringer 1335 ausstarben, erhielten zuerst die Wallseer und dann 1385 die Maissauer Spitz als Pfandbesitz. Während des habsburgischen Bruderzwistes um die Vormundschaft des minderjährigen Albrechts V wurde Hinterhaus 1409 eingenommen und zerstört. 1438 nahm Herzog Ernst von Bayern die Burg von Otto IV von Maissau wieder zurück. Danach wurde sie wieder aufgebaut. Zwei Jahre später wurde sie an die Herren von Neidegg vergeben. Die Feste konnte 1463 eine Belagerung durch den Söldnerführer Pankraz von Planckenstein erfolgreich überstehen, wurde aber 1493 von ungarischen Truppen eingenommen.
Da 1504 die bayerischen Besitzungen in Österreich nach dem Ende des bayrischen Erbstreites an Kaiser Maximilian I fielen, wurde die Herrschaft landesfürstlich, womit die Exterritorialität dieses Landstriches beendet wurde. Hinterhaus war jedoch schon seit 1500 nicht mehr bewohnt worden, so dass bald der Verfall einsetzte. Die Herrschaftsinhaber hatten sich in das bequemere Unterhaus zurückgezogen. 1507 gelangte Hinterhaus als freies Eigen an Eitelfritz von Zollern. Auf Grund der latenten Türkengefahr befestigte man es in der ersten Hälfte des 16. Jh. nochmals, doch wurde es 1620 durch die Truppen des kaiserlichen Generals Bouquoy zerstört und danach nicht mehr instand gesetzt. Zu den Besitzern des späten 16. und des 17. Jahrhunderts zählten der Freiherr Matthias Teufel (1590), Hans Georg von Kuefstein (1590) sowie die Familien Geyer von Osterburg (1646), Abensberg-Traun (1667) und Dietrichstein (1674).
In den Franzosenkriegen von 1805 und 1809 wurde der schon ruinöse Bau nochmals stark in Mitleidenschaft gezogen. 1871 kam die Anlage an den Wiener Bürgerspitalfonds und 1918 an den Kriegsgeschädigtenfonds sowie anschließend an die Österreichischen Bundesforste. Heute gehört sie der Marktgemeinde Spitz. Die erforderlichen Erhaltungsmaßnahmen wurden seit 1977 vom Tourismusverein Spitz durchgeführt.


Lage und Beschreibung der Ruine Hinterhaus
Die Ruine liegt auf einer felsigen Vorstufe des Hausberges, der zu den Ausläufern des Jauerlings gehört. Ihr Grundriss passt sich dem Gelände an und bildet daher ein Rechteck von 75 m Länge, aber nur maximal 20 m Breite. Der nach Südosten und Nordwesten steil abfallende Felsriegel bot an diesen Seiten einen guten natürlichen Schutz. Gefährdet waren aber die beiden Schmalseiten so dass sie durch vier runde Ecktürme aus grobem Bruchsteinmauerwerk zusätzlich gesichert werden mussten. Die beiden östlichen Türme waren noch zur Verteidigung mit der Armbrust bestimmt, während die westseitigen Bollwerke vom bayerischen Pfleger Erasmus Ottenberger schon für den Kampf mit Hakenbüchsen eingerichtet wurden, wie man an den unterschiedlichen Schießscharten erkennen kann. Der Zugang zur Burg erfolgt über einen steilen Weg von Norden her. Durch ein rundbogiges Tor an der nordöstlichen Ringmauer gelangt man in die langgestreckte östliche Vorburg.
Sie wurde im 13. und 14. Jh. errichtet. Von den einst dort befindlichen Nebengebäuden sind nur noch Mauerreste vorhanden. Unter den teilweise gut erhaltenen Zinnen der Außenmauern sind die Balkenlöcher des ehemaligen Wehrganges zu erkennen. Der ansteigende, zwingerartige Weg führt durch das zweite Tor in den Hof der Hochburg. Ihre Erbauung dürfte bereits im 12. Jh. erfolgt sein. Eine 1,25 m dicke Quermauer trennt sie von der Vorburg. Auf den alten Palas weisen lediglich einige 8 bis 10 m hohe Mauern hin, die vermuten lassen, dass er einst zwei bis drei Geschosse hatte. Am höchsten Punkt der Anlage – 14 Höhenmeter über dem ersten Tor – steht in der Nordwestecke der Hochburg der 20 m hohe, quadratische Bergfried. Seine Seitenlänge beträgt ca. 7,2 m. Er stammt noch aus romanischer Zeit. Sein Hocheinstieg liegt etwa sechs Meter über dem Boden. Im 2,3 m dicken Mauerwerk der Nordostmauer führt vom ersten Obergeschoß eine Stiege in den nächsten Stock, von dem man über eine eiserne Treppe zur Wehrplattform gelangt. In einem nordöstlich an den Turm anschließenden Raum befindet sich ein tiefer Zisternenschacht.
Hinter dem heute zur Aussichtswarte ausgebauten Bergfried trennt eine hohe und starke Mauer die Hauptburg von der westlichen Vorburg. Diese ist der jüngste Teil der Anlage und geht auf das 15. Jh., aber vor allem auf die erste Hälfte des16. Jahrhunderts zurück, als die vermehrten Türkeneinfälle einen Ausbau der Wehreinrichtungen ratsam erscheinen ließen. Der Südostturm weist mehrere Pechnasen auf, während der Südwestturm mit einem Kuppelgewölbe versehen ist.

Quelle: Ruine Hinterhaus

Einige historische Ansichtskarten:
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Ruine Hinterhaus 1907 - im Vordergrund der "Spitzer Bach" kurz vor der Mündung in die Donau
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Ruine Hinterhaus 1912 - hinter der Ruine steigt der dem "Jauerling-Massiv" vorgelagerte Bergrücken an. Rechts der "Spitzer Graben".
https://akon.onb.ac.at/#center=u2dgn4vh46mx&zoom=13&id=AKON_AK001_533

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Ruine Hinterhaus 1931 - vom Südufer der Donau aus, in Bildmitte der Eingang in den "Spitzer Graben" Richtung Mühldorf

https://akon.onb.ac.at/#center=u2dgn4vh46mx&zoom=13&id=AKON_AK063_457

Grundriss der ehemaligen Burganlage:
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Oben (Süden): Steilabfall ins Donautal. Links: 1 - Eingangstor zwischen den östlichen Türmen 2 u. 3 in Hof II. Der Bergfried mit besonders starken Mauerwerk als letzte Zufluchtsstätte ist unter VI zu erkennen.


Hier ein Querverweis zu einem Beitrag von @wolfsgeist mit Drohnenaufnahmen und einem Video, wo die Ruine ab Min. 4.15 zu sehen ist...
 
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josef

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#2
Ruine Hinterhaus - Teil 2:

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Aufstieg zur Ruine vom westlichen Spitzer Ortsende...

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...mit Ausblick nach Osten über einen Teil des Ortes und den "Arnsdörfern" am Donau-Südufer...

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...sowie donauaufwärts nach Westen. Rechts an der Bahnstrecke erkennt man leicht verdeckt den mit 12 m Länge kürzesten Tunnel im österr. Bahnnetz durch die "Teufelsmauer". Knapp dahinter, durch den Felsvorsprung verdeckt, befindet sich der aufgelassene "Spitzer Steinbruch", Standort der Kleinraffinerie "Ofen XV - XVI".

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Am steinigen Pfad nähert man sich den ersten Hof...

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...um durch das Tor in den 2. Hof zu gelangen

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Durch das nächste Tor gelangt man in den 3. Hof, der bereits im Kernbereich der Ruine liegt...
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...begleitet von der durch Zinnen gekrönten Mauer, an der man die Auslässe für die Befestigung des einstigen hölzernen Wehrganges erkennen kann.

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Im "Kernbereich" der Burgruine...

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...sind teilweise gut erhaltene Steingewölbe zu sehen.

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Blick auf tieferliegende Mauerreste mit dem Donautal im Hintergrund. Rechts entlang des Stromes die Donaubundesstraße B3 mit dem Kreisverkehr der Abzweigung der Straße in den Spitzer Graben und weiter auf das Hochplateau des Waldviertels...
 
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josef

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#3
Ruine Hinterhaus - Teil 3:


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Einer der Beiden westlichen Rundtürme der Burgruine vom Aufstieg zum Bergfried aus gesehen...

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Aufgang zur Eingangstür des Bergfriedes

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Die vorerst noch breiten Stufen innerhalb des Aufstieges zum Bergfried...

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...werden mit zunehmender Höhe immer enger.

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An der Schießscharte erkennt man die Mächtigkeit der Bergfried-Mauer

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Ausblick vom Bergfried:
Zuerst nach Osten, Eingang des "Spitzer Grabens" im Vordergrund und mit dem "Tausend Eimer Berg" dahinter. Spitzer Winzer sollen früher 1.000 Eimer Wein (1 Eimer = 56 Liter) an den Hängen des Berges geerntet haben, daher der Name. Unterhalb von Spitz erkennt man am linken Ufer bei genauem Hinsehen die Wehrkirche St.Michael. Im Bereich der Schotterbänke am Südufer sieht man Bacharnsdorf, Mitterarnsdorf und Hofarnsdorf.
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... nach Westen mit Willendorf rechts im Hintergrund...

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... und nach Nordosten in den "Spitzer Graben" mit den charakteristischen Weinterrassen an den Hängen.

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Und auch der "Kyselak" war da ...;)

(Alle Fotos der Beiträge #1 -3 ohne besonderen Quellenhinweis stammen vom 11.08.2022)
 
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josef

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#4
Noch einige Fotos der Ruine Hinterhaus

Die Aufnahmen machte ich teilweise schon vor einigen Jahren zu verschiedenen Jahreszeiten:

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Totale...

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Von der Wehrkirche St. Michael aus mit Jauerlingmassiv im Hintergrund...

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Zoombild vom "Roten Tor" aus aufgenommen...

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Vom Südufer der Donau nach Norden...

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Herbststimmung vom "Friedrichsfelsen" im Dunkelsteinerwald aus...

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...und noch ein Foto aufgenommen bei einer Wachauschifffahrt 2014.
 

josef

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#9
Tausendeimerberg im Herzen der Wachau

Der Tausendeimerberg – das Wahrzeichen von Spitz (Bezirk Krems) in der Wachau.
Der Tausendeimerberg mit steilen Steinterrassen liegt inmitten der Wachau und gilt als Wahrzeichen der Gemeinde Spitz. Der etwas mehr als 300 Meter hohe Felskegel thront gleich neben der Donau und ist Nährboden für außergewöhnliche Weine. Von ganz oben bietet der Tausendeimerberg zu jeder Jahreszeit einen herrlichen Panoramablick auf die Landschaft, die je nach Jahreszeit in einem anderen Farbenkleid erstrahlt.

Bereits vor langer Zeit erhielt der Tausendeimerberg seinen Namen. Die Trauben sollen hier in einem Rekordjahr eintausend Eimer Wein eingebracht haben. Heute wird nicht mehr in Eimern gerechnet – umgewandelt entsprachen diese eintausend Eimer etwa 56.000 Liter Wein. Der Tausendeimerberg, auch bekannt als Burgberg, ist von Weitem sichtbar und liegt inmitten des Winzerortes Spitz. Die ältesten Häuser des traditionellen Weinorts umrunden den Berg vollständig. Der Aufstieg von Spitz auf den Tausendeimerberg ist Teil des berühmten Welterbesteiges, der wiederum als eine der schönsten Wanderrouten Österreichs gilt.

Weinbau im Einklang mit der Natur
Die Rebflächen auf dem Tausendeimerberg weisen bis zu 84 Prozent Hangneigung auf und zählen somit zu den steilsten in der gesamten Wachau. Die Arbeit der Winzerinnen und Winzer wird hier – so wie seit hunderten Jahren – ausschließlich von Hand und ohne den Einsatz von Maschinen durchgeführt. Vor allem die Weißweinsorten Neuburger, Riesling und Grüner Veltliner werden hier angebaut.

An seiner Vorderseite ist der Tausendeimerberg aus Paragneis und Marmor aufgebaut. Für diese sehr trockene Lage bildet der humusreichste aller Wachauer Weinböden einen wichtigen Wasser- und Nährstoffspeicher. Diese Grundlage und die südliche Ausrichtung des Felskegels sorgen dafür, dass sich die Weine besonders ausdrucksstark entwickeln. Und sie verleihen den Tropfen eine unverwechselbare Note, die von Weinkennern weit über die Grenzen des Landes hinaus besonders geschätzt wird.

Fotostrecke
ORF/Thomas Birgfellner
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Der Tausendeimerberg ist nicht nur das Wahrzeichen der Gemeinde Spitz an der Donau, sondern liegt auch unmittelbar im Zentrum. Der kleine Winzerort war durch Wein-, Holz- und Salzhandel im ausklingenden Mittelalter und der Neuzeit ein bedeutender Handelsort. Dies zeigen die prachtvollen Bürgerhäuser und Lesehöfe. Die Gemeinde lädt mit ihren verträumten Gassen und Plätzen, ihren Renaissance- und Barockhäusern und dem Platz vor der spätgotischen Kirche aus dem 15. Jahrhundert zum Verweilen und Genießen ein.

Wunderbarer Panoramablick über die Wachau
Neben dem Wein lockt eine weitere Attraktion jedes Jahr Besucher nach Spitz und zum Tausendeimerberg: Die Marillenblüte. Im Frühling lässt sie die Wachau in zarten Pastelltönen erstrahlen. Vom Tausendeimerberg ist die Aussicht besonders zu dieser Jahreszeit reizvoll. Vier Wanderwege führen rundum auf den Berg hinauf. Am Gipfel wartet ein 360-Grad-Panoramablick über das Donautal und den Spitzer Graben. Ein schöner Platz, um ein Picknick zu genießen oder einfach mit der Seele zu baumeln.

Nach der Marillenblüte im Frühling wird die Frucht jedes Jahr im Juli groß gefeiert. Denn die Wachauer Marille ist europaweit bekannt und zählt zu den wenigen österreichischen Produkten, das innerhalb der EU als eigene Marke geschützt ist. Aber auch im Herbst zeigt sich der Tausendeimerberg von seiner schönsten Seite, wenn sich das Laub in den Weinterrassen goldgelb färbt.
28.09.2022, Thomas Birgfellner, noe.ORF.at
Tausendeimerberg: Wahrzeichen im Herzen der Wachau
 
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