Saudi-Arabien: Gigantomanische Bauprojekte

josef

Administrator
Mitarbeiter
#21
AM VERSANDEN
Mega-Wüstenstadt The Line gerät offenbar zunehmend in Turbulenzen
Der saudische Kronprinz hat Probleme mit der Finanzierung seines Siedlungsprojekts. Unterdessen reißt die Kritik von außen nicht ab

Bisher wurden vor allem Konzepte der Stadt gezeigt, die von Anfang an sehr ambitioniert ausgesehen haben.
Neom

Es klang von Anfang an wie ein verrücktes und unverantwortliches Vorhaben: Im Rahmen des Siedlungsprojekts Neom hat Saudi-Arabien den Bau einer linienförmigen Stadt beschlossen, die sich wie zwei langgezogene Wolkenkratzer durch die Wüste ziehen soll. Extrem lang. 170 Kilometer sollte sich der Bau ursprünglich in die Länge ziehen, 500 Meter hoch sein, aber nur 200 Meter breit. Bis vor kurzem sah es auch tatsächlich so aus, als würde das Projekt nach Plan laufen.

Einnahmen zu gering
Weit gefehlt. Bereits im April berichtete Bloomberg unter Berufung auf einen anonymen Insider, dass sich The Line nicht so einfach und daher auch nicht so schnell realisieren lasse, wie die Bauherren sich das vorgestellt haben. Ursprünglich war geplant, dass schon 2030 etwa 1,5 Millionen Menschen in der Stadt leben sollen. Diese Prognose wurde jedoch deutlich nach unten korrigiert: 2030 werden voraussichtlich weniger als 300.000 Einwohner in der Metropole wohnen und von den 170 Kilometern überhaupt nur 2,4 Kilometer fertiggestellt sein.

Das größte Problem, das angesichts der Ausmaße einleuchtend scheint, aber durch die Fassade reicher Ölgiganten in den Hintergrund gedrängt worden ist: Der Bau verschlingt Unmengen an Geld. Wie Business Insider nun berichtet, bleibt die Finanzierung sogar unsicher, obwohl ein zweiter Aktienverkauf von Saudi Aramco mehr als elf Milliarden Dollar einbrachte. Der größte Ölkonzern der Welt ist ein staatliches Unternehmen Saudi-Arabiens und spielt eine zentrale Rolle für Neom, wozu auch The Line gehört.

Die Finanzierung bleibt also eine gigantische Herausforderung. The Line soll eine völlig neue Stadtstruktur darstellen, die ohne Autos und Straßen auskommen will. Die Realisierung solcher völlig neuer Konzepte erfordert nicht nur immense finanzielle Ressourcen, sondern auch technologische und planerische Innovationen, die bisher in dieser Form ungetestet sind. Selbst wenn 1,5 Billionen US-Dollar für Neom veranschlagt sind: Saudi-Arabien benötigt vermutlich weit mehr Mittel, um solche futuristischen Städte und Infrastrukturen zu realisieren, die als Kernstück der "Vision 2030" des Kronprinzen gelten.

"Völlig lächerlich": Scharfe Kritik an The Line
Die im Bau befindliche Linienstadt wird zudem von verschiedenen Experten, darunter auch Andreas Krieg, Nahostexperte am King's College London, stark kritisiert. Krieg beschreibt The Line als "völlig lächerlich" und bemängelt die fehlende Zweckmäßigkeit des Projekts. Seiner Meinung nach stünden die enormen Kosten in keinem vernünftigen Verhältnis zum praktischen Nutzen.

Die Kritik fokussiert sich auf die ökologischen und sozialen Implikationen des Baus. Die riesigen Strukturen könnten das lokale Ökosystem erheblich stören und die Tierwelt gefährden. Zudem werden die Lebensqualität und die Alltagstauglichkeit des dortigen Lebensraums stark infrage gestellt. Krieg und andere Kritiker betrachten The Line daher als ein überambitioniertes Projekt, das mehr durch seine architektonische Einzigartigkeit als durch tatsächliche Funktionalität oder gesellschaftlichen Mehrwert überzeugt.

Lange vor den Bedenken von Krieg äußerte sich sogar Peter Cook, einer der Architekten, der an The Line mitgewirkt hat, skeptisch über die Durchführbarkeit des Projekts. Laut dem Architects' Journal beschrieb Cook die lineare Wüstenstadt als eine "groteske Absurdität" und kommentierte, dass das vorgeschlagene Projekt mit einer Höhe von 500 Metern "dumm und unvernünftig" sei. Er gab zu bedenken, dass es zwar möglich sei, einen Teil des Projekts zu realisieren, es aber unwahrscheinlich sei, dass die gesamte Struktur wie geplant fertiggestellt werden könne. Wie sich herausstellt, dürfte Cook wohl recht behalten.
(bbr, 19.6.2024)
Mega-Wüstenstadt The Line gerät offenbar zunehmend in Turbulenzen
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#22
BLUTSPUREN IM SAND
The Line: Wo Enteignung, Haft und Tod zum Fundament gehören
Ein aktueller Bericht erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen Saudi-Arabiens Hightech-Projekt in der Wüste. Europäische Baupartner scheint das nicht zu stören

So (oder so ähnlich) soll die futuristische Wüstenstadt "The Line" einmal aussehen. Der Preis für diese Megastruktur scheint in jedem Fall zu hoch.
APA/AFP/NEOM/-

The Line ist im Rahmen des saudi-arabischen Siedlungsprojekts Neom ein Paradebeispiel für architektonischen Ehrgeiz, der die Grenze zum Wahnsinn wohl längst überschritten hat: In einer unwirtlichen Region an der Küste des Roten Meeres sollen sich zwei Hightech-Wolkenkratzer 170 Kilometer in die Länge ziehen, und mit neuem Verkehrskonzept ohne Straßen und Autos auskommen. Was von Saudi-Arabien gerne als vorbildlich nachhaltiges Leben in einer Stadt der Zukunft verkauft wird, klammert allerdings hochproblematische Aspekte aus - vor allem die Entstehung einer Megastruktur, die sehr blutig sein dürfte.

Bauland nicht unbesiedelt
Dass Saudi-Arabien für seine "Vision 2030" nicht zimperlich vorgeht, ist schon länger bekannt. Ein aktueller Bericht erhebt nun aber erneut schwere Vorwürfe gegen das Prestigeprojekt des Kronprinzen Mohammed bin Salman. Die von Arte durchgeführten Recherchen decken auf, dass lokale Widerstände gegen The Line brutal niedergeschlagen werden und weitreichende Folgen für protestierende Einheimische haben.

Trotz offizieller Behauptungen des Kronprinzen gegenüber Bloomberg, das Gebiet sei unbesiedelt, leben dort tatsächlich seit Jahrhunderten Beduinenstämme der Howeitat. Dass dieser Stammesverband durch die Bauarbeiten stark bedroht ist, konnte Arte über einen Vergleich von Satellitenbildern nachweisen. Anhand dieser Bilder lässt sich erkennen, dass drei Dörfer mit dem Namen Gayal, Sharma und Al-Khuraybah bereits abgerissen worden sind, um Platz für das futuristische Siedlungsprojekt zu schaffen.


Das Bauland, in dem "The Line" gerade entsteht und sich wie ein Strich durch die Landschaft ziehen soll, ist nicht unbesiedelt.
APA/AFP/NEOM/-

Symbolisch für das harte Vorgehen ist insbesondere der Fall des Abdul Rahim Al-Huwaiti, der 2020 getötet wurde, als er sich gegen die Enteignung seines Grundstücks wehrte. Offizielle Berichte behaupten zwar, Al-Huwaiti hätte zuerst geschossen, doch diese Darstellung wird weitgehend angezweifelt.

Bekannt und auch durch den Bericht "The Dark Side of Neom" dokumentiert ist viel eher, dass jegliche Gegenwehr von den saudischen Behörden als "Terrorismus" gebrandmarkt wird, der gravierende Menschenrechtsverletzungen zur Folge hat. Betroffene werden nicht nur enteignet, sondern können auch inhaftiert, gefoltert und vermutlich getötet werden.

Europäische Firmen beteiligt
Internationale Reaktionen auf die Situation zu den Protesten gegen Neom wurden durch das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte verstärkt, das seine Besorgnis über die bevorstehenden Exekutionen und die Art der Gerichtsverfahren zum Ausdruck brachte. Die UN forderte von Saudi-Arabien Aufklärung über die Anklagen und die Bedingungen der Inhaftierung, erhielt jedoch nur ausweichende und fadenscheinige Antworten, die an der Situation nichts geändert haben dürften. Über die zum Tode verurteilten Personen, darunter auch der Bruder des getöteten Abdul Rahim Al-Huwaiti, gibt es keine aktuellen Informationen.

An dem Vorhaben sind mehrere europäische Bau- und Technologiefirmen wie ThyssenKrupp, Bauer, FCC, Veolia und Trevi beteiligt. Öffentlich treten diese Firmen als Verfechter von Menschenrechten auf. Zu den Vorwürfen in Zusammenhang mit "The Line" haben sie bisher geschwiegen.

Bau gerät ins Stottern
Beteiligte Unternehmen dürften möglicherweise eher aus anderen Gründen stutzig werden: Die Finanzierung von The Line zeigt nämlich erste Risse. Obwohl Saudi-Arabien bedeutende Einnahmen aus einem zweiten Aktienverkauf des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco generieren konnte, reicht dies scheinbar nicht aus, um die enormen Kosten des Baus zu decken. Trotz eines Budgets von 1,5 Billionen US-Dollar für Neom könnte Saudi-Arabien weit mehr Ressourcen benötigen, um dieses umstrittene Vorhaben zu verwirklichen.

Das dürfte auch der Grund sein, weshalb die Saudis zuvor schon angekündigt hatten, die ursprünglichen Pläne massiv zurückzufahren. Bis 2030 sollen "nur" noch weniger als 300.000 Menschen auf einer fertig gebauten Strecke von 2,4 Kilometern leben. Das macht begangene Verbrechen aber nicht rückgängig und The Line auch nur zu einem von vielen fragwürdigen Projekten im Rahmen von Neom.
(Benjamin Brandtner, 30.6.2024)
The Line: Wo Enteignung, Haft und Tod zum Fundament gehören
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#23
Hightech-Wüstenstadt
The Line: Die Saudis wollen in ihrem Luftschloss die Fußball-WM austragen
Bewerbungsunterlagen für die Weltmeisterschaft kündigen ein Neom Stadium für die Wüstenstadt an, das Platz für 46.000 Zuschauer in 350 Meter Höhe bieten soll

Ein erster Entwurf soll veranschaulichen, wie das Stadion in der neuen Wüstenstadt aussehen könnte.
Neom

The Line sorgte in der jüngeren Vergangenheit schon öfters für Kopfschütteln: Im Rahmen des saudi-arabischen Siedlungsprojekts Neom will man an der Küste des Roten Meeres eine gigantische Stadt aus dem Boden stampfen. Bis zum Jahr 2030 sollen im Niemandsland zwei gigantische Hightech-Wolkenkratzer für 300.000 Einwohner entstehen, die 2,4 Kilometer lang und 500 Meter hoch sein sollen. Erst im April musste man aus Kostengründen von den ursprünglichen Dimensionen Abstand nehmen – und doch hören die Verantwortlichen für dieses fragwürdige "Utopia" nicht auf, mit Superlativen beeindrucken zu wollen.

Wie sich herausstellt, möchte Saudi-Arabien im Jahr 2034 die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land austragen und schwärmt in den offiziellen Bewerbungsunterlagen jetzt auch von einem Neom Stadium. Mitten in The Line soll das in 350 Meter Höhe gelegene Stadion Platz für 46.000 Zuschauer bieten. Dementsprechend wird ein unvergleichliches Fanerlebnis mit ungewöhnlicher Aussicht versprochen – für die, die es sich leisten können, versteht sich.

Bauarbeiten sollen 2027 beginnen
Genauere Designspezifikationen und der Architekt des Neom-Stadions sind noch nicht bekanntgegeben worden, aber die Integration in das erste Segment von The Line – die Hidden Marina – ist bestätigt. Dieser Bereich wird einen künstlichen Hafen und einen großen Bogen umfassen, der Booten die Durchfahrt ermöglicht und das maritime Ambiente der Umgebung verstärken soll. Neben dem Stadion verspricht das Areal auch einen Fan-Festival-Bereich, Trainingsanlagen und fünf Hotels, um sozusagen als Oase für Besucher und Sportbegeisterte zu dienen.

Beginnen soll der Bau jedenfalls im Jahr 2027 und 2032 abgeschlossen sein, also rechtzeitig vor der Weltmeisterschaft. Damit der Bau nach dem Turnier nicht umsonst gewesen ist, plant man das Stadion als Heimat für ein neues saudi-arabisches Profifußballteam. Insgesamt ist das Neom Stadium nur einer von 15 Austragungsorten, die für die Fußball-Weltmeisterschaft hochgezogen werden. Als weitere Highlights werden in den Unterlagen ein Stadion mit 92.000 Sitzplätzen in der Hauptstadt Riad und ein Stadion auf den Klippen von Qiddiya beschrieben.

Hochumstrittenes Projekt
Grundsätzlich wird The Line von den saudischen Verantwortlichen als visionäres Vorhaben für futuristisches Wohnen in einer Hightech-Umgebung vermarktet. Die Realität scheint jedoch von erheblichen Menschenrechtsverletzungen überschattet zu sein. Entgegen den Behauptungen der saudischen Regierung ist die Region keineswegs unbesiedelt, sondern wird von Beduinenstämmen bewohnt, deren Dörfer für das Projekt zerstört wurden. Recherchen von ALQST und Arte zeigen, dass Proteste der Einheimischen von den Behörden als Terrorismus abgestempelt und entsprechend streng bestraft werden.

Internationale Reaktionen auf die brutale Vorgehensweise für Neom sind bislang zurückhaltend geblieben. Die beteiligten europäischen Unternehmen, darunter große Namen aus der Bau- und Technologiebranche, haben sich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Dieses Schweigen steht in starkem Kontrast zu ihrem öffentlich proklamierten Engagement für Menschenrechte und wirft ein Schlaglicht auf die Problematik von Unternehmensethik in internationalen Großprojekten.

Zudem stehen finanzielle Probleme im Raum. Trotz großer Einnahmen aus dem Verkauf von Anteilen am staatlichen Ölkonzern Saudi Aramco könnten die enormen Kosten von 1,5 Billionen US-Dollar die finanzielle Tragfähigkeit des Neom-Projekts übersteigen. Die Ankündigung, die Baupläne zu reduzieren, deutet auf anhaltende Unsicherheiten und mögliche Einschränkungen hin, die das ambitionierte Projekt noch erfahren könnte.
(bbr, 5.8.2024)
The Line: Die Saudis wollen in ihrem Luftschloss die Fußball-WM austragen
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#24
Beförderungsmittel
Transport in "The Line": Saudi-Arabien plant fliegende Boote
Katamarane der schwedischen Firma Candela sollen Bewohner herumkutschieren. Die Boote "schweben" über dem Wasser, was zahlreiche Vorteile bringt

In Stockholm sind die Tragflächenkatamarane bereits im Einsatz.
AFP/TT News Agency/HENRIK MONTGO

In der Megacity "The Line", "die Saudi-Arabien bis 2030 im Niemandsland bauen will", sollen fliegende Boote für den Transport sorgen. Fliegende Boote hören sich ähnlich realitätsentrückt an wie fliegende Teppiche, sind aber längst Realität: Saudi-Arabien hat bereits acht Boote des schwedischen Herstellers Candela gekauft, berichtet Electrek. Bei den P-12 genannten Katamaranen befindet sich nur der elektrische Antrieb unter Wasser, der Rest darüber.

"Die P-12 wurde entwickelt, um emissionsfreie Wassertransportsysteme zu schaffen, die erhebliche Verbesserungen gegenüber dem herkömmlichen Verkehr auf dem Wasser aufweisen", erklärte Candela-CEO Gustav Hasselskog Electrek. Computergesteuerte Hydrofoils heben die Boote von Candela aus dem Wasser.
Hydrofoils sind mit Tragflächen von Flugzeugen vergleichbar, die jedoch unter Wasser zum Einsatz kommen. Da Wasser um einiges dichter ist als Luft, reichen schon kleine Hydrofoils, um viel Auftrieb zu erzeugen. Dadurch sei die P-12 schneller und effizienter als konventionelle Fähren unterwegs, sagt Hasselskog. "Alle täglichen Erledigungen sind nur eine kurze Bootsfahrt entfernt."

Komfortabler und schneller
Der Tragflächenkatamaran wurde bereits 2023 vorgestellt und soll Teil des öffentlichen Verkehrs in Stockholm werden. Die verwendete Technologie soll Candela zufolge höhere Reichweiten ermöglichen, da sich im Gegensatz zu herkömmlichen Elektrobooten nie der gesamte Rumpf im Wasser befindet und daher keinen Widerstand erzeugt. Das soll die P-12 um ganze 80 Prozent effizienter machen. Die Reichweite gibt Candela mit 100 Kilometern an. Der Katamaran soll außerdem mit bis zu 30 Knoten (ungefähr 55 Kilometern pro Stunde) unterwegs sein und besonders wendig sein. Das soll der Fähre ermöglichen, für Stopps nur jeweils zwei Minuten zu brauchen. Das Boot soll laut Candela auch für Passagiere angenehmer sein: Da es stabil über dem Wasser "schwebt", bekommen diese kaum etwas vom Wellengang mit. Dadurch werde man nicht so schnell seekrank.

Umstrittenes Bauprojekt
Dass der Tragflächenkatamaran kaum Wellen erzeugt, erleichtert den Einsatz in Gebieten wie Venedig, wo starker Wellengang Kanäle und Gebäude beschädigen kann. Ob die Saudis sich deswegen für die "fliegenden" Boote entschieden haben, ist nicht klar.

Im Rahmen des Projekts "Neom" will Saudi-Arabien mit The Line eine gigantische Stadt aus dem Boden stampfen – mitten im Niemandsland. Diese soll sich – wie der Name schon sagt – in einer geraden Linie in Form zweier langgestreckter Wolkenkratzer 170 Kilometer durch die Landschaft ziehen. Davon wurde aus Kostengründen bereits Abstand genommen – bis 2030 sollen nur 2,4 Kilometer von 170 fertig werden.

Dennoch hören die Verantwortlichen nicht auf, dieses fragwürdige Bauprojekt mit Superlativen ausschmücken zu wollen. Zuletzt wurden Pläne für ein Stadion mitten in The Line publik, wo die Saudis die Fußball-WM austragen wollen. In dem Stadion sollen 46.000 Zuschauer in 350 Meter Höhe Platz haben. Genaueres ist nicht bekannt. Allerdings soll dieses in den ersten Bereich von The Line integriert werden, die Hidden Marina. Dieser Bereich wird einen künstlichen Hafen samt großem Bogen umfassen, um Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen – unter anderem wohl auch den P-12-Katamaranen.

Menschenrechtsverletzungen
The Line wird von den saudischen Verantwortlichen als visionäres Vorhaben für futuristisches Wohnen vermarktet, die Realität sieht allerdings anders aus. Menschenrechtsverletzungen dürften auf der Tagesordnung stehen. Die Region ist entgegen den Behauptungen der saudischen Regierung nicht unbesiedelt, sondern wird von Beduinenstämmen bewohnt. Deren Dörfer wurden für das Projekt zerstört, Proteste dagegen als Terrorismus eingestuft und entsprechend bestraft. Internationale Reaktionen blieben verhalten. Die beteiligten europäischen Bauunternehmen haben sich nicht zu den Vorwürfen geäußert.
(jsa, 19.8.2024)
Transport in "The Line": Saudi-Arabien plant fliegende Boote
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#25
Die Borg
Riad: Mega-Bauprojekt "The Mukaab" macht Fortschritte
Neues Stadtprojekt soll bis 2030 fertiggestellt sein und auf 300.000 Quadratmetern Touristenattraktionen, Gastgewerbe und Universitäten umfassen
25. Oktober 2024, 15:18

Bisher gibt es nur ein Video, das einen Eindruck vom fertigen Projekt liefern kann.
Public Investment Fund/Youtube

Während schon länger eine Stadt als Linie gebaut wird, bastelt man in Saudi-Arabien gleichzeitig an einem Würfel mit einem ähnlichen Ziel. Der Mukaab, arabisch für Würfel, soll so mächtig werden, dass man das Empire State Building darin zwanzigmal verstecken könnte. Für das neue Wunderprojekt macht es allerdings mehr Sinn, dass in dem gigantischen Objekt bis zum Jahr 2030 vor allem Touristenattraktionen, Gastgewerbe und sogar Universitäten eine Heimat finden werden.

Der Mukaab ist allerdings nur ein Teil, wenn auch der beeindruckendste, des Stadtentwicklungsprojekts "New Murabba". Das neue Stadtzentrum Riads soll 19 Quadratkilometer groß werden und hunderttausenden Bewohnerinnen und Bewohnern Platz bieten. Wie das staatliche Investmentunternehmen PIF am Mittwoch in einer Pressemitteilung mitteilte, sind die Aushubarbeiten für das Herzstück dieses neuen Stadtzentrums bereits zu 86 Prozent abgeschlossen. Mehr als zehn Millionen Kubikmeter Erde wurden dabei bereits bewegt.

Geld spielt keine Rolle
Für die umfangreichen Erdarbeiten sind täglich rund 250 Bagger und über 400 weitere Baumaschinen im Einsatz. Etwa 900 Arbeiter sind derzeit auf der Baustelle beschäftigt. Nach Unternehmensangaben wurden bisher drei Millionen Arbeitsstunden "ohne schwere Unfälle" geleistet, ist in der Pressemitteilung zu lesen.

Um den Verkehr in der saudi-arabischen Hauptstadt zu entlasten, soll eine temporäre Brücke über die King-Khalid-Straße errichtet werden. Diese soll etwa 800.000 Lkw-Fahrten auf öffentlichen Straßen einsparen. In den kommenden Monaten sollen die Fundamentarbeiten für den Mukaab beginnen.

"Diese Meilensteine zeugen von unserem Bestreben, einen Weltklasse-Standort zu schaffen, der sowohl Innovation als auch das Wohlergehen unserer Mitarbeiter in den Vordergrund stellt", erklärt Michael Dyke, CEO der New Murabba Development Company (NMDC), die hinter dem Projekt steht. Dyke betont, bei der Entwicklung auf Nachhaltigkeit und effiziente Ressourcennutzung zu achten.

The Mukaab: A Gateway to Another World
Public Investment Fund

Vision 2030
New Murabba ist Teil der "Vision 2030", mit der Saudi-Arabien seine Wirtschaft modernisieren und diversifizieren will. Das Projekt soll nach Fertigstellung das größte innerstädtische Entwicklungsgebiet der Welt werden.

Neben New Murabba sorgte in den vergangenen Jahren vor allem das Entwicklungsprojekt Neom für Aufsehen. Neben der viel kritisierten und 170 Kilometer langen Linienstadt The Line soll das Projekt bis Bauschluss beispielsweise auch eine Luxusoase für Superreiche bieten. Unter dem Titel Jaumur versteckt sich ein Bauvorhaben mit 500 Apartments und 700 Luxusvillen, die an einer modernen Marina liegen sollen, inklusive direkten Zugang zum Wasser und privaten Liegeplätzen. Außerdem sind zwei Hotels geplant, die jeweils 350 Zimmer und Suiten bereithalten sollen.


NEOM

Ausdrücklich betont wird in der offiziellen Beschreibung zu Jaumur der Yachthafen, der extra für die "weltweit größten" Superyachten konzipiert sein soll. Über den größten Liegeplätzen soll sich auch ein 1,5 Kilometer langer Flügel erstrecken, der den Luxusobjekten Schutz bietet. Neben architektonischen und kulturellen Highlights werden für Jaumur zudem besondere Bildungseinrichtungen versprochen. So soll ein Tiefseeforschungszentrum Expertinnen und Experten für Meeresbiologie und ökologische Studien anziehen – mit dem Ziel, Neom auch in ein weltweit führendes Zentrum für ozeanografische Forschung zu verwandeln.
(aam, 25.10.2025)
Riad: Mega-Bauprojekt "The Mukaab" macht Fortschritte
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#26
Neom
"The Line": Für das Luftschloss der Saudis sollen schon tausende Arbeiter gestorben sein
Ein aktueller Bericht verdeutlicht unmenschliche Arbeitsbedingungen und erhebt schwere Vorwürfe gegen das Hightech-Projekt in der Wüste
28. Oktober 2024, 15:18

Hinter einer Fassade glitzernder Versprechen für die futuristische Wüstenmetropole sieht es düster aus.
The Line, Neom

In Saudi-Arabien wird derzeit eines der ambitioniertesten Bauprojekte der Welt realisiert: die futuristische Megastadt "The Line". Zwei Wolkenkratzer sollen sich dabei 170 Kilometer lang wie eine Linie durch die Wüste ziehen. Als Teil der "Vision 2030" von Kronprinz Mohammed bin Salman soll die Hightech-Metropole komplett ohne Autos auskommen und das Land in eine nachhaltigere Zukunft führen. Während das Projekt gerne als Stadt der Zukunft und des Fortschritts gepriesen wird, zeigt sich hinter den glitzernden Versprechen des saudischen Luftschlosses ein düsteres Bild.

Ein aktueller Exklusivbericht der britischen Daily Mail zeigt die erschreckenden Arbeitsbedingungen, unter denen tausende Arbeiter leiden, die das Projekt vorantreiben. Besonders betroffen sind Migranten aus Ländern wie Indien, Bangladesch und Nepal, die nach Saudi-Arabien kommen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Statt eines besseren Lebens erwartet sie dort eine Realität, die von Ausbeutung und menschenunwürdigen Bedingungen geprägt ist. Arbeiter berichten von extrem langen Schichten, kaum Ruhezeiten und dem Entzug ihrer Pässe, der ihnen die Rückkehr in ihre Heimatländer unmöglich macht.

Tausende Todesfälle
Besonders alarmierend sind vor allem aber Berichte über die Todesfälle unter den Arbeitern. Seit dem Start der "Vision 2030"-Initiative sollen laut Bericht bereits 21.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Viele der Todesfälle bleiben ungeklärt, oft werden nur vage Ursachen wie "Herzstillstand" oder "Atemversagen" angegeben. Die harten Arbeitsbedingungen, die Hitze und die mangelhafte Gesundheitsversorgung tragen jedoch erheblich zu diesen tragischen Schicksalen bei, wie Experten betonen.

Die saudische Regierung hat zwar wiederholt angekündigt, Arbeitsrechtsreformen umzusetzen, doch laut Menschenrechtsorganisationen gibt es kaum Verbesserungen. Die Geschichten der Arbeiter, die in Dokumentationen und Medienberichten bislang zu Wort gekommen sind, zeichnen ein Bild von systematischer Ausbeutung, die im Schatten eines der größten Bauprojekte der Welt stattfindet.

Hoher Preis für "Vision 2030"
Dass Saudi-Arabien in der Umsetzung seines "Vision 2030" nicht zimperlich vorgeht, ist schon lange bekannt. Die aktuellen Vorwürfe sind nicht die ersten schwerwiegenden gegen das Prestigeprojekt des Kronprinzen. Recherchen von Arte legten zuletzt offen, dass lokale Widerstände gegen den Bau des Megaprojekts brutal unterdrückt wurden, was schwerwiegende Konsequenzen für protestierende Einheimische hatte.

Trotz der früheren Behauptungen des Kronprinzen gegenüber Bloomberg, das Baugebiet sei unbesiedelt, war bereits damals nachweislich bekannt, dass dort seit Jahrhunderten Beduinenstämme der Howeitat lebten. Mithilfe von Satellitenbildern konnte Arte veranschaulichen, dass drei Dörfer abgerissen wurden, um Platz für das futuristische Projekt zu schaffen.


Die Baustelle sei die "größte" der Welt, betonen die aktuellen Bauherren stolz.
The Line, Neom

Ein aufsehenerregendes Beispiel für das harte Vorgehen der saudischen Behörden ist in diesem Zusammenhang der Fall von Abdul Rahim Al-Huwaiti, der 2020 getötet wurde, als er sich gegen die Enteignung seines Grundstücks wehrte. Offizielle Berichte behaupteten, er habe zuerst das Feuer eröffnet, doch diese Darstellung wurde weitgehend angezweifelt.

Der Bericht "The Dark Side of Neom" dokumentiert, dass jeglicher Widerstand von den saudischen Behörden als "Terrorismus" gebrandmarkt wurde, was zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen führte, einschließlich Enteignungen, Verhaftungen, Folter und möglicherweise Todesfällen.

Enormer Ressourcenverbrauch
In diesem Zusammenhang zu einer Randnotiz verkommen, aber auch problematisch sind Berichte, wonach "The Line" Unmengen an Ressourcen verbraucht. So soll das Megaprojekt in Saudi-Arabien derzeit ein Fünftel des weltweit verfügbaren Stahls beanspruchen. Jede Woche werden Millionen von Kubikmetern Erde und Wasser auf der Baustelle bewegt, um Platz für die gigantischen Fundamente der Stadt zu schaffen.

Darüber hinaus wurde eine neue Betonfabrik für umgerechnet fast 175 Millionen Euro errichtet, die täglich bis zu 20.000 Kubikmeter Beton produzieren soll. Ein Großteil dieser Produktion fließt in den Bau von "The Line", während der Rest für andere Projekte innerhalb des Neom-Vorhabens verwendet wird. Die industrielle Dimension dieser Maßnahmen, die tausende Arbeiter rund um die Uhr beschäftigen, verdeutlicht auch den gewaltigen ökologischen Fußabdruck, den dieses Projekt hinterlässt.
(bbr, 28.10.2024)
"The Line": Für das Luftschloss der Saudis sollen schon tausende Arbeiter gestorben sein
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#27
Hightech-Irrsinn
The Line ist nicht genug: Saudis bauen begrüntes Riesen-Stadion in der Wüste
Für die Fußball-WM 2034 sollen elf neue Stadien entstehen. Eines davon soll bis zu 92.000 Zuschauern Platz bieten - und begehbare Grünflächen am Stadion

Läuft alles nach Plan, soll dieser Gebäudekomplex schon in fünf Jahren fertig sein.
Populous

Futuristische Wüstenstädte, rekordverdächtige Wolkenkratzer oder milliardenschwere Investitionen in den internationalen Sport - Saudi-Arabien setzt alles daran, sich als globaler Vorreiter zu inszenieren. Doch so groß die Dimensionen mancher Hightech-Projekte auch sind, die Zweifel wachsen: Arbeitsbedingungen, Nachhaltigkeit und der tatsächliche Nutzen bleiben umstritten.

Mit dem King-Salman-Stadion ist diese Ansammlung von Größenwahn um ein Prestigeprojekt reicher geworden. Die geplante Arena in der Nähe von Riad soll nicht nur eine der größten der Welt werden, sondern auch ein grünes Symbol für innovative Baukunst – mitten in der Wüste.

Ein "ikonisches" Reiseziel
Das King-Salman-Stadion wird Teil eines weitläufigen Sport- und Unterhaltungsareals und soll nach seiner Fertigstellung bis zu 92.000 Zuschauern Platz bieten. Neben der Hauptarena sind ein olympisches Schwimmbecken, Basketball- und Volleyballfelder, Einkaufszentren sowie großzügige Fanzonen geplant. Besonders hervorstechend ist die begrünte Außenhülle des Stadions, die auch Spazierwege und Erholungsflächen bieten soll – ein Kontrast zur kargen Wüstenregion, in der das Stadion gebaut wird.


Das King-Salman-Stadion soll Schmuckstück und gleichzeitig größtes Stadion für die Fußball-WM 2034 werden.
Populous

Das Architekturbüro Populous, das auch an der Gestaltung anderer weltbekannter Stadien wie dem neuen Wembley-Stadion beteiligt war, beschreibt die geplante Anlage auf seiner Website als "ikonisches Reiseziel", das Sport, Natur und modernes Design vereinen wird. Die Eröffnung ist für 2029 vorgesehen, rechtzeitig vor der Fußball-WM 2034, deren Austragungsort faktisch schon als beschlossen gilt: Saudi-Arabien ist der einzige Bewerber.

Nur eines von elf neuen Stadien
Das Stadion ist dementsprechend auch kein isoliertes Projekt. Es steht im Mittelpunkt einer umfassenden Strategie, mit der Saudi-Arabien seine Position im internationalen Sport stärken will. Insgesamt sollen bis 2034 elf neue Stadien entstehen. Ein weiteres spektakuläres Bauvorhaben ist ein Stadion in der Megastadt The Line, das auf einer Höhe von 350 Metern errichtet werden soll.


So oder so ähnlich soll die WM 2034 ablaufen, wenn es nach dem Willen Saudi-Arabiens geht.
Populous

Die Investitionen in den Sport, darunter die milliardenschweren Spielergehälter in der saudischen Fußballliga, sind Teil einer langfristigen Vision: Saudi-Arabien will sich als globales Zentrum für Sport, Unterhaltung und Tourismus etablieren - und gleichzeitig seine Wirtschaft diversifizieren, um die Abhängigkeit vom Öl zu verringern. Und fasst dieses Vorhaben unter dem Begriff "Vision 2030" zusammen.

Scharfe Kritik
So beeindruckend die Projekte auf den ersten Blick vielleicht wirken mögen, geben sie Anlass für scharfe Kritik. Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf saudischen Baustellen stehen seit Jahren im Fokus internationaler Organisationen. Einem aktuellen Bericht zufolge sollen in den vergangenen Jahren angeblich tausende Wanderarbeiter auf saudischen Großbaustellen ums Leben gekommen sein.

Neben der mangelnden Nachhaltigkeit stellt sich nicht zuletzt die Frage, ob diese Projekte tatsächlich dem Gemeinwohl dienen oder lediglich von den Praktiken eines autoritären Regimes ablenken sollen. Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang von "sportswashing" - dem Versuch, mit Sportveranstaltungen und Investitionen negative Schlagzeilen wie Menschenrechtsverletzungen und politische Repression zu überdecken.
(bbr, 24.11.2024)
The Line ist nicht genug: Saudis bauen begrüntes Riesen-Stadion in der Wüste
 
Oben