Schirach-Bunker Gallitzinberg Wien XVI.

T

TENO1

Nicht mehr aktiv
Da die Debatte munter weitergeht, möchte ich im Anhang die von mir verfasste Studie zur Diskussion stellen um den Dialog auf eine sachliche Ebene zu bringen.
Widerspruch ist immer erwünscht, aber bitte mit entsprechenden Beweisen untermauern!
LG Renato
:danke Herzlichen Dank, Renato, für die von Dir verfasste Studie, die Du hier mit uns teilst und die mir gestern einen kurzweiligen und lehrreichen Nachmittag am PC bescherte....:)
Respekt vor diesem profunden Wissen und der Gabe, es so zu Papier zu bringen.....

Lg Peter
 
Hallo Peter,

vielen Dank für Deine freundlichen Worte zu meiner Studie!

Auch ich möchte Dir Danke sagen für die stimmungsvollen und beeindruckenden Fotos vom Lagerfriedhof des STALAG XVII A in Kaisersteinbruch.

LG Renato
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
Der „Heldenbunker“ am Gallitzinberg

Fand gerade einen Artikel bei "Wien-stadtUNbekannt" aus dem Vorjahr vom Historiker Marcello La Speranza:
Der „Heldenbunker“ am Gallitzinberg
stadtUNbekannt: In den Tiefen des Gallitzinberg liegen heute noch Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg verborgen. Das damalige zentrale Luftwarnsystem für ganz Wien war im Schirachbunker untergebracht.

Der Frühling blüht in Ottakring und am Wilhelminenberg spazieren Wienerinnen und Wiener mit ihren Hunden über saftiges Gras. Die meisten von ihnen wissen nicht, was hundert Meter unter ihnen vergraben liegt.

Vor etwa 75 Jahren war das Gebiet um den Gallitzinberg nahe der Jubiläumswarte noch militärisches Sperrgebiet und für die Zivilbevölkerung nicht zugänglich. In den Tiefen des Berges liegen heute noch Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg verborgen: Das damalige zentrale Luftwarnsystem für ganz Wien war im Schirachbunker untergebracht.

Der Historiker Marcello La Speranza beschäftigt sich mit der Erforschung und Dokumentation der baulichen Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg. "Der Bunker ist für mich interessant, weil er zeigt, wie die Organisation, die Koordination der Einsatzkräfte in Kriegssituationen funktionierte", erklärt er auf dem Weg zum verschütteten Eingang des Schirachbunkers.

Stumme Zeitzeugen
Im Wald bei der Jubiläumswarte stehen drei Betonzylinder, sogenannte "Ein-Mann-Splitterschutzzellen". Die drei stummen Zeugen stehen etwas abseits und lassen nur erahnen, was sich hier Mitte des vorigen Jahrhunderts ereignet hat. La Speranza erläutert, dass diese Bauwerke bei Luftangriffen als Schutz für die Beobachtungsposten genutzt wurden. Diese Zellen sind sichtbare Überreste der unterirdischen Bunkeranlage.

Luftwarnzentrale für ganz Wien
Am Gallitzinberg wurde der Luftraum überwacht und Maschinen der alliierten Luftflotte gemeldet. Dafür wurden hauptsächlich Gymnasiastinnen als "Nachrichtenhelfer" eingesetzt. Um die Bevölkerung vor Angriffen zu warnen, wurde der gefürchtete "Kuckuck" als Warnsignal über die Radiosender ausgegeben. Wenn die Wienerinnen und Wiener den "Kuckuck" hörten, wussten sie, dass in weiterer Folge die Sirenen der "öffentlichen Luftwarnung" ertönen würden. Die Bevölkerung hatte dann noch eine halbe Stunde Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Dafür waren Bunker-Anlagen notwendig, welche auf Anordnung Hitlers in Städten errichtet wurden.

Der damalige Reichsstatthalter von Wien, Baldur von Schirach (1907 bis 1974), wollte nicht mit dem "gewöhnlichen Volk" in einem öffentlichen Bunker abwarten. Für ihn und die Parteispitze wurde ein eigener Kommando-Bunker am Gallitzinberg, der "Gaugefechtsstand", errichtet. Erst Anfang 1945, kurz vor Ende des Krieges, wurde der kostspielige Bau fertiggestellt. Den Namen "Heldenbunker" gab ihm der Volksmund aus Galgenhumor, da Schirach und sein Einsatzstab sich angeblich immer als Erste in Sicherheit brachten.

Das unterirdische Herz der Anlage
Die Bunkereingänge wurden Ende der 1990er-Jahre gesprengt. Heute gibt es keine Möglichkeit mehr, das Innere des Stollens zu erkunden. La Speranza beschreibt den Aufbau des Bunkers: "Der Stollen ragt über 150 Meter in das Erdreich hinein. Zwei Umgehungsstollen sollten verhindern, dass die Druckwellen von Bomben in das Innere gelangten. Der Hauptraum, sozusagen das Herz der Anlage, ist ein fünf Meter hohes Gewölbe, wo ursprünglich zwei Geschosse integriert waren. Dort befanden sich der Gauorganisationsraum, Zeichnungs- und Auswerteraum, wo die Flugbewegungen der US-Bomber registriert wurden." Die technische Ausstattung war leistungsstark, ganz besonders die Funkausrüstung. Die übrige Anlage war spartanisch gestaltet.

Beim Einmarsch der Sowjetarmee im April 1945 wurde der Bunker geräumt. Der Reichsstatthalter Schirach tauchte unter und wurde in Tirol gefangen genommen. Beim Nürnberger Prozess wurde er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. 1966 wurde er aus dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau entlassen.

Ein Mythos erlischt – Kriegsbau statt Luxusbunker
Nach Ende des Krieges wurde die ehemalige Luftwarnzentrale von "Schatzsuchern" heimgesucht und geplündert. Die Anlage war nie, wie lange Zeit angenommen, ein Luxusbunker von Baldur von Schirach, sondern eine einfache, zweckmäßige Einrichtung für die Luftwarnzentrale.

Zum Mythos ist der Schirachbunker deshalb geworden, weil er verschlossen und nicht frei zugänglich ist. "Nicht die vermeintlichen Schätze, sondern die Geschichte der baulichen Hinterlassenschaften sollen von öffentlichem Interesse sein. Bunker faszinieren mich deshalb, weil sie zur Geschichte Wiens gehören, zu den Hotspots der NS-Geschichte zählen und für nachfolgende Generationen noch immer nicht ausreichend dokumentiert sind", betont La Speranza. Der Schirachbunker ist nur eines von vielen unentdeckten, historischen Denkmälern mitten in Wien.
http://inwien.at/Heldenbunker-am-Gallitzinberg-stadtUNbekannt.19581.0.html
 
Eine Richtigstellung:

Der Luftraum wurde niemals vom Gallitzinberg aus überwacht.
Für die Luftwarnung war die Luftschutz-Warnabteilung XVII, bzw. das nachgeordnete Warnkommando Wien zuständig.
Die Verbindungsstelle des LS-Warnkommandos zur Luftraumüberwachung war von Kriegsbeginn bis 1944 das Flugwachkommando Wien (Fluko Wien).
Nach der Umstellung auf das elektronische Flugmeldesystem (Funkmessgeräte/Radar) übernahm diese Aufgabe der "Vermittlungs- und Verteilungszug", welcher das bisherige Fluko Wien ersetzte. Dieser war in der Radarstellung "Molch", welche in Mörbisch am Neusiedlersee lag (1. schwere Flugmelde-Leitkompanie Ln-Rgt 228) lag, untergebracht und für die Durchgabe der Luftlage für Wien zuständig.
Die Entscheidung zur Alarmierung lag in allen durch Flakartillerie geschützten Gebieten nicht beim LS-Warnführer sondern beim örtlichen Flakführer, im Falle Wiens beim Kommandeur der 24. Flakdivision Generalmajor Grieshammer.

Nun zurück zum Gallitzinberg:

Im Sommer 1944 gelang es dem Propagandaminister Goebbels die Verlautbarung der Luftlagemeldungen für die Bevölkerung den Gauleitungen der NSDAP zuzuschanzen, welche sich dadurch zusätzliche Propagandamöglichkeiten versprachen. Allerdings musste die Gauleitung die Luftlagemeldungen wörtlich übernehmen. Diese wurden dann vom Gaubefehlstand über Drahtfunk an die Bevölkerung weitergegeben.
Der erhoffte propagandistische Erfolg blieb jedoch, bedingt durch den sich zum Inferno steigernden Luftkrieges aus.

Der Gaubefehlsstand, vor allem der Luftschutzsender Wien, standen auch innerhalb der NSDAP ständig unter heftiger Kritik. Einerseits hatten nur wenige Personen geeignete Rundfunkgeräte und den erforderlichen Telefonanschluss, andererseits wurde der Luftschutzsender wegen zahlreicher ungeschickter Aktionen heftig kritisiert.
So wurde einmal am Vormittag eine wichtige Meldung für die Abendstunden angekündigt. Die Gerüchteküche brodelte, man sprach von unmittelbar bevorstehenden Absprung feindlicher Fallschirmtruppen, einem russischen Durchbruch in Ungarn, von Tag-und Nachtangriffen und einem zu erwarteten Einsatz von Gas-Bomben durch die Alliierten.
Am Abend erfolgte die Auflösung: Eine Sonderzuteilung auf den Lebensmittelkarten wurde für den nächsten Tag aufgerufen! Sogar der Bürgermeister Dipl.Ing. Blaschke musste sich in der Ratsherrenversammlung dafür schelten lassen und gab zu, dass sich die Klagen häuften und der Sender die erwartete Hoffnung nicht erfüllte.

Umso interessanter ist die Tatsache, dass es den alten Ober-Nazis vom Gaubefehlsstand in der Nachkriegszeit gelang, solche Märchen über den sagenhaften Befehlsstand von Schirach, der sich übrigens dort kaum blicken lies, in die Welt zu setzen, welche bis zum heutigen Tag kolportiert werden.

Grüße Zwölfaxinger
 
Ich mache am 07.07. mit ein paar Interessierten eine Runde über das Gelände des Schirachbunkers.
Hat von Euch jemand Lust dabeizusein?

Auf der Liste:
- die drei Splitterschutzzellen
- Haupteingang
- unterer Eingang
- Sendeanlage + Nebengebäude
- Treibstoff-/Wachbunker
- Aussichsbaum
- Entwässerungsbauten
- Kreuzeichenwiese
- etc...

Im Abschluß zwei Bierchen (das Erste und das Letzte) in geselliger Runde....
 
Zuletzt bearbeitet:

josef

Administrator
Mitarbeiter
Bei der täglichen "Presseberichts-Sichtung" am Handy gerade in einer von mir normalerweise nicht gelesenen
"Qualitätszeitung" :p entdeckt:

Mysteriöser Nazi-Bunker im Wienerwald geöffnet
von Walter Pohl - Ein Wanderer entdeckte eine Öffnung zum legendären "Schirachbunker" aus dem Zweiten Weltkrieg bei der Wiener Jubiläumswarte.

Große Verwunderung für einen „Heute“-Leser aus Wien-Ottakring beim Spaziergang mit seinem Golden Retriever. 200 Meter östlich der Jubiläumswarte machte der 50Jährige eine ungewöhnliche Sichtung.

Rund um einen Baum war ein Quadrat von rund vier Meter Seitenlänge mit Brettern wie bei einer Baustelle abgesichert. Bei genauerer Nachschau entdeckte der verdutzte Wanderer einen tiefen, mit Beton ausgekleideten Schacht, der teilweise von den Wurzeln des Baumes überwuchert war.

Bunker wurde 1942 gebaut
Des Rätsels Lösung war bei der Recherche im Internet schnell gefunden: Die betonierte Öffnung im Erdreich diente entweder als Zugangs- oder Lüftungsschacht einer weitreichenden Bunkeranlage aus der Nazizeit, die ab 1942 für Wiens Verteidigung Richtung Westen gebaut worden war.

Hunderte Meter lange Gänge und ein zweigeschoßiger Bunkerraum diente als bombensichere Unterkunft der Wiener NSDAP-Führung unter Gauleiter Baldur von Schirach und wurde im Herbst 1945 von US-Soldaten gesprengt.

Baumfällung und Verschüttung
Laut der für Wiens Forste zuständigen MA 49 soll der Baum umgehend gefällt werden und das Loch mit Erdreich aus der Umgebung aufgefüllt werden .
Mysteriöser Nazi-Bunker im Wienerwald geöffnet
 
Gerade in den Medien gesichtet:
Nazi-Bunker ist nun entgültig Geschichte!
Nach der Aufregung rund um einen betonierten Schacht im Boden nahe der Jubiläumswarte (Ottakring) ist seit Mittwoch in der Früh die Stelle im wahrsten Sinne des Wortes wieder planiert. Der Baum neben dem Zugang wurde gefällt, das Wurzelwerk und der Betonschacht mit Erde zugeschüttet.
Plünderungen und wiederholte Besuche von neugierigen Bunker-Touristen führten dazu, dass die Zugänge zum Tunnelsystem gesprengt werden mussten. Seit dem konnten hauptsächlich mit Beton ausgekleidete Schachtzugänge wie dieses gesichtet werden: Insofern handelte es sich beim Loch nur um einen kleinen "Vorraum" und letzten Hinweis auf die NS-Geschichte am Wilhelminenberg.
Quelle: Nazi-Bunker ist nun entgültig "Geschichte"
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
Und die unspektakuläre Lösung:

Rätsel um Loch bei Nazi-Bunker gelöst
Ein Historiker untersuchte die Einsturzstelle im Wald neben der Jubiläumswarte und stieg in die freigelegte Kammer. Jetzt ist geklärt, was hier zu Tage trat.

Welches Geheimnis gab der Waldboden nahe der Jubiläumswarte in Ottakring preis? Der Historiker Marcello La Speranza, ein profunder Kenner des "Schirach-Bunkers" im Wilhelminenberg, ist in das Loch gestiegen und hat den frei gelegten Betonbau inspiziert.

"Ein Wassertank"
Sein Fazit: Es handelt sich um einen Wassertank, der während des Krieges bei den Bunkeranlagen errichtet wurde. Eine Verbindung zum "Schirach-Bunker" (der nicht mehr zugänglich ist, weil seine Eingänge gesprengt oder zubetoniert wurden) gab es von dort nicht.

Der von La Speranza untersuchte Wassertank ist etwa 2,5 Quadratmeter groß und quadratisch. Mehrere Abdeckplatten sind vor drei Tagen eingestürzt, sodass die Kammer freigelegt wurde.

Mittlerweile hat ihn das Forstamt wieder zugeschüttet, nur ein brauner Erdfleck zeugt noch von dem kurzen Einblick in die Wiener Geschichte.
1535787438207.png

Rätsel um Loch bei Nazi-Bunker gelöst
 
Oben