Begehung durch das BDA, Inschriften
Bezüglich Denkmalamt und Schwechat:
Von sich aus hat das BDA zunächst gar nichts gemacht, als die alte Brauerei samt Keller abgerissen wurden. Es gab offenbar die Absprache, dass drei Bauten, die unter Schutz stehen, stehen bleiben müssen ("Altes Brauhaus", der Pavillion, und jenseits der Straße die Dieselkraftzentrale).
Ende Nov. oder Anfang Dezember 2011 rief ich die Präsidentin des BDA, Dr. Barbara Neubauer, an und berichtete ihr von meinen Bedenken, dass ober- und unterirdische historisch bedeutsame Spuren, insbesondere die Inschriften, zerstört würden. Sie wies daraufhin das Landeskonservatorat NÖ an, die Sache mit den Inschriften zu überprüfen. Zuständig war dafür Frau Mag. Margit Kohlert vom BDA NÖ.
Aus einem Grund, der mir nicht ganz klar ist, fand die Begehung erst etliche Wochen später statt, ich glaube, im Februar. Anwesend war auch ein Mitarbeiter des Mauthausenarchivs im Innenministerium. Außerdem war der derzeitige Schwechater Braumeister Urban anwesend, der mir in einem Telefonat sagte, er wisse gar nicht, dass in Schwechat einst U-verlagerte Rüstungsbetriebe waren. ("Verwechseln Sie das nicht mit Redl-Zipf?") Leider ist durch die Fusion mit Brau-Union und Heineken das Bewusstsein für die Schwechater Firmengeschichte praktisch verloren gegangen.
Ob es zu einem anderen Termin eine eigene Begehung der Bereiche mit den Inschriften gab, an der Dr. Perz (Inst. f. Zeitgeschichte) teilnahm, weiß ich nicht sicher - ich vermute aber schon; er war jedenfalls in den Vorgang der Beurteilung der Inschriften eingebunden.
Später wurden, im Auftrag des BDA, noch Fotos der Inschriften angefertigt (durchgeführt von Leuten vom Mauthausen-Archiv des BMI). Wesentlich ausführlichere Fotodokumentationen wurden jedoch schon vorher "inoffiziell", also von Privatleuten durchgeführt. ("Inoffiziell" deshalb, weil die Brauerei zunächst keine Notwendigkeit für eine Dokumentation sah. Erst als über das BDA und durch einen Kurier-Artikel Anfang 2012 Druck gemacht wurde, gab es eine gewisse Kooperation.)
Da es schwer zu beurteilen ist, welcher Rüstungskonzern in welchem Bereich untergebracht war (es gab ja mehrere Kellersysteme und mindestens drei Konzerne im Schwechater Untergrund, von denen manche KZ-Häftlinge einsetzten, andere "nur" Zwangsarbeiter) - der großartige Lokalhistoriker A. Ezsöl hat hier Pionierarbeit geleistet - wurde vom BDA entschieden, dass die Inschriften zwar dokumentiert werden sollen, aber nicht "erhaltungswürdig" seien.
Eine Einschätzung, die ich übrigens in keiner Weise teile.
Der Mann von der Brauerei, der die Leute beim BDA-Lokalaugenschein führte, zeigte ihnen übrigens nur einen Teil der Keller. Sehr interessante und alte Bereiche, die brauereigeschichtlich interessant sein könnten, wurden nicht aufgesucht - vielleicht, weil er diese Bereiche selber nicht kannte, oder aber, weil man sich nur auf die Inschriften konzentrierte.
Insgesamt befürchte ich, dass das Bewusstsein für den Wert historischer Spuren sowohl der NS-Zeit, als auch der Industriegeschichte, bei vielen Menschen nicht gerade stark ausgeprägt ist.