SCHWEINA – ...im Inneren der Altensteiner Höhle

kps

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#1
Quelle: Freies Wort am 09.12.06
-> http://www.freies-wort.de/nachrichten/resyart.phtm?id=1059318

GEHEIME ORTE: Erkundung in der Altensteiner Höhle
Eingeschlossen in den Bauch der Erde

JULIANE BECK
Im Eingangsbereich ist es kalt. Lichter erhellen die Gänge. Schautafeln und Wegweiser führen den Besucher. Doch nicht weit. Hinter einem metallenen Zaun wird es dunkel. Es riecht anders und die Luft ist so feucht, das sich die Haare krausen. Kein Schild zeigt mehr den Weg und alles was zu hören ist, ist der kleine Höhlenbach.

SCHWEINA – Hier, knapp 330 Meter im Inneren der Altensteiner Höhle, ist der Weg der Besucher zu Ende. Die Gänge werden unbequem, holprig und klitschig zugleich. „In naher Zukunft werden wir diesen Teil auch nicht für Gäste zugänglich machen können“, sagt Rainer Fohlert, Geschäftsführer des Thüringer Höhlenvereins e.V. Er ist diesen unbequemen Weg schon oft gegangen, bewegt sich leichtfüßig weiter. Er weiß, wann er den Kopf einziehen, die Hände an die Wandseiten drücken muss. Genau wie seine Tochter Kerstin und ihr Freund Stephan Brauner, die über die Altensteiner Höhle ihre Diplomarbeit geschrieben haben. Alle drei tragen Lampen am Kopf, um wenigstens einige Details zu erkennen. „Achtung, nicht abrutschen“, sagt Kerstin Fohlert und schon spürt man diese unangenehm schlammige Masse unter den Füßen. Nur wenige Zentimeter verbleiben, ohne das man im Höhlenbach steht, welcher schnell durch die Gänge strömt. „Er sucht sich seine Wege“, erklärt Rainer Fohlert und zeigt auf kleine Löcher, in die der Bach teilweise abfließt. Wohin das Wasser geht, kann auch er noch nicht sagen.

Woher das Wasser kommt ist nur durch die Erforschung der Fließwege im Gebiet bekannt. Durch welche Höhlenräume es noch kommt und ob diese von einem Mensch je betreten werden können, weiß er nicht.

Er kennt nur die Wege bis zu den Tropfsteinen, weit weg von der gesicherten Schauhöhle. „So weit werden wir aber nicht gehen. Es wird ziemlich anstrengend“, sagt er. Und schon hier, knapp hinter der Absperrung wird deutlich, was Höhlenforscher leisten müssen. Um weiter ins Innere zu dringen, gibt es nur eine Möglichkeit. „Es wurden Leitern installiert, um über den Bach zu kommen.“ Und so ist es dann auch. Kein Besuchergang, kein fester Boden unter den Füßen, stattdessen von der Feuchte rutschig gewordene Metallleitern, die miteinander verbunden sind. Unsicher geht es über den Bach. Mit wackligen Beinen und ohne sicheren Halt der Wände, denn die sind weit entfernt. „Warum wir das hier machen? Wo sonst in Mitteleuropa gibt es Orte an denen kaum ein Mensch war“, sagt Rainer Fohlert. Und er hat Recht. Alles Natur. Es tropft, Tiere sammeln sich an den Wänden. Das Gestein schimmert blass im Licht der Lampen. „Es ist doch faszinierend, die meisten Menschen wissen gar nicht, worauf sie jeden Tag trampeln.“ Nach drei Leitern geht es aufs Festland – relativ. „Es trocknet ja nie ab hier“, erklärt Stephan Brauner. Ein idealer Platz für Pilze und Bakterien, die liegengelassene Holzreste fleißig zerfressen. „Kopf einziehen“, heißt es plötzlich und der Helm wird mehr zum Hindernis als zur Hilfe, als sich alle in die Hocke begeben. Das Gestein ist ziemlich locker. „Aber es dauert bis es runter kommt“, so die beruhigende Bemerkung von Rainer Fohlert. Die Höhle sei aktiv, aber habe Geduld. „Sie wird noch lange in diesem Zustand sein.“ Und der Höhlenbach? „Der wird weiter absinken.“ Und so geht es weiter vorbei am Gewässer, das außerhalb der Höhle einen Forellenteich speist, aber beängstigend dunkel wirkt. Hoch ist es nicht, einfach durchmarschieren – mit Gummistiefeln kein Thema. „Aber das geht nicht.“ Und so wartet das nächste Abenteuer an der Ecke. Statt Leitern nur noch Eisenstangen – vier an der Zahl. „Die Füße seitlich stellen und balancieren.“ Und das, obwohl nichts zu sehen ist, weder auf der anderen Seite, noch unten. Man erkennt nicht, ob fester Boden oder Schlamm auf der anderen Seite wartet, weis nicht, wie man dort hinüber gelangen soll. Da nützen auch zuversichtliche Ratschläge nichts und die Rutschpartie ist perfekt. Ein Kraftakt, dessen höchster Schwierigkeitsgrad noch nicht erreicht ist, denn aus vier Metallstangen werden schnell zwei. „Achtung“, heißt es von Stephan Brauner, der sich anschließend auf die Stangen legt, um den Wasserstand des Baches anhand installierter Messstäbe zu bestimmen. Locker richtet er sich wieder auf, geht auf s „Festland“, krallt eine weiße Plastedose und zückt einen Bleistift. „Die Fließmenge liegt zwischen 40 und 120 Litern pro Sekunde“, sagt Stephan Brauner. Seit Jahren wird festgehalten, wie viel Wasser der Bach führt. Im Gegensatz zu den Temperaturen besteht hier keine Konstanz. „Hier sind immer etwa acht Grad Celsius“, sagt der Experte. Und tatsächlich ist es in der Höhle wärmer als draußen. Stolz zeigt Stephan Brauner plötzlich nach oben.

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Ein Beweis für Leben vor 250 Millionen Jahren

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Der Regenbogensaal ist erreicht, hier wo man den Aufbau der Höhle ganz deutlich sieht, das geschichtete Gestein farbenfroh wirkt. Die Schuttsedimente, so erzählt Stephan Brauner enthalten den Beweis für das Leben im Altensteiner Riff vor mehr als 250 Millionen Jahren. Er zeigt auf kleine Einschlüsse, Muschelgleich. „Das waren Schalentiere“, sagt er und bewegt sich weiter über die unwegsamen Steinhaufen. Und dann geht es im Gänsemarsch über weitere Eisenstangen. „Die einfachen Wege liegen hinter uns“, schmunzelt Rainer Fohlert. Auf allen Vieren geht es wenige Schritte weiter durch eine Engstelle. „Achtung Kopf einziehen.“ Die Tasche landet im Schlamm und es wird klar, warum die Experten Knieschützer tragen. Der Rücken schmerzt nach dieser Kriechtour, die Anzüge sind verdreckt und so richtig angenehm ist der Höhlenspaziergang nicht mehr. Doch alles noch human, meinen die Experten, während sie Fotos schießen und über Fledermäuse philosophieren. Das Gestein an den Wänden ist bröslig, man kann es problemlos in der Hand zerreiben und hier, weit ab von der Schauhöhle, hat sich Lehm gebildet an den Seiten des Höhlenbaches, der mal niedriger und mal höher wird.

Und dann ist er verschwunden. Irgendwo in der Tiefe. „Wir sind jetzt am Saal des „Pik Otto“, bis hier ist man 1998 gekommen. Den Verbruch zu überwinden ist etwas schwieriger“, erklärt Rainer Fohlert. Und hier endet die Reise für einen Nicht-Experten. Stephan Brauner schnappt sich noch schnell ein paar Steine, zerhakt sie und steckt sie in die Tasche seines Anzugs. Währenddessen zeigt Rainer Fohlert auf kleine Spalten zwischen dem Geröll. Wie viele Wege hier weiterführen kann man noch nicht sagen, doch zwei haben die Höhlenforscher entdeckt und die bringen einen direkt zu den Tropfsteinen, welche in der 199-Jahre-alten Halle entdeckt wurden. Doch nach fast zwei Stunden ist es eine Erleichterung den Rückweg anzutreten, auch wenn die Irritation von Neuem beginnt, man wieder über Stangen und Leitern muss und noch mehr Respekt hat, vor dieser monströsen Umgebung. Je näher man dem Ausgang kommt, umso zügiger wird es und dann steht man wieder vor dem Tor. „Jetzt betreten wir wieder Festland“, sagt Rainer Fohlert. Die Lampe kann er nun ausschalten, denn hier ist alles hell erleuchtet. Kurz vor dem Ausgang zeigt Stephan Brauner auf eine der Schautafeln. „Hier hinten waren wir“, sagt er. Plötzlich sieht man, das man nicht weit gekommen ist, zumindest verhältnismäßig, denn der erforschte Teil der Höhle zieht sich noch ein ganzes Stück. „Wir gehen oft herein und kommen manchmal ein Stückchen weiter“, sagt Kerstin Fohlert und verlässt die Höhle durch den Eingangsstollen. Die Altensteiner Höhle wird von der Gemeinde Schweina betrieben. Diese ist seit 2005 mit im Thüringer Geopark Inselsberg – Drei Gleichen engagiert. Dies ist bereits eine Unterstützung für die Höhle und deren Betreiber. Allerdings müssten in den nächsten Jahren umfangreiche Arbeiten, unter anderem in den Ausstellungsräumen sowie an der Elektroinstallation durchgeführt werden, für die private Mittel von Spendern und Sponsoren erwünscht sind.

Rainer Fohlert im Regenbogensaal. - FOTO: BECK
 

kps

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#3
DANKE - ich hatte in der falschen Kategorie eingestellt bzw. gesucht. Team geo-tec ist aber auch schon überall gewesen - alle Achtung :danke

MfG
kps
 
#5
... ich denke dass wir demnächst nochmal eine Befahrung machen . Dann gibts auch noch ein paar Bilder .
Interessanter ist aber die Erfallhöhle oder auch Felsenkeller in Bad Liebenstein.
( Befahrungstechnisch ) da kann der Klaus-Peter ruhig mal mitgehen :D

GA
Sven
 
#8
@ KPS

diejenigen die schlechte Kritik über uns verbreiten könnten sind nie wieder mit ausgefahren :kukuk :D
...eine Ausrüstungsliste geht Dir dann rechtzeitig zu und zu fotogrfieren gibts dann auch Einiges ;)
 
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