Schwimmbad in Hall/Tirol als "Bau aus der NS-Zeit" unter Denkmalschutz

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Schwimmbad aus NS-Zeit denkmalgeschützt
1682598531530.png

Das Haller Schwimmbad muss generalsaniert werden. Neben den hohen Kosten ist auch der Denkmalschutz für die Stadt eine Herausforderung. Das Bad wurde seinerzeit von den Nationalsozialisten errichtet. Die meisten Becken bleiben in Hall heuer gesperrt, umliegende Bäder erwarten deshalb mehr Besucher.
Online seit heute, 10.26 Uhr
Teilen
Vor 82 Jahren wurde das Haller Schwimmbad eröffnet – nach dreijähriger Bauzeit mit Unterstützung der Wehrmacht und auch Kriegsgefangener. Noch heute erinnert einiges an die damalige Zeit – die breiten Betonstiegen, der Holzverschlag im Umkleidebereich oder ein mächtiger Adler aus Beton. Trotz der jetzt anstehenden Sanierung soll vieles auch aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten bleiben.


ORF

Kommentieren statt schleifen
Seitens des Denkmalschutzes habe man sich tatsächlich lange Zeit damit beschäftigt, wie mit Bauten aus der NS-Zeit umzugehen ist. Schließlich sei man zum Schluss gekommen, diese – als Zeitzeugen sozusagen – zu erhalten aber dementsprechend zu kommentieren, erklärt Landeskonservator Walter Hauser gegenüber ORF Tirol.
Konkretes Beispiel im Haller Schwimmbad sei ein mächtige Betonadler – ein tirolisierter Reichsadler. Dieser hatte einst einen prominenten Platz im Eingangsbereich des Bades, mittlerweile ist er in einen Randbereich gewandert und eine Tafel weist auf die NS-Vergangenheit des Schwimmbades hin.

ORF
Landeskonservator Gerald Hauser und der Haller Bürgermeister Christian Margreiter suchen nach gemeinsamen Lösungen.

Stadt sucht Konsens mit Denkmalschutz
Seitens der Stadt Hall kann man mit vielen geschützten Objekten im Haller Schwimmbad „ganz gut leben“ wie Bürgermeister Christian Margreiter betont, bei einigen hofft man auf ein Entgegenkommen. Etwa bei den Umkleidekabinen, die durchaus an dunkelste NS-Einrichtungen erinnern würden, so der Bürgermeister. Auch mit dem Adler kann er sich nicht besonders anfreunden, kann aber die Argumentation des Landeskonservators nachvollziehen.

ORF
Diesen Kabinentrakt möchte die Stadt gern völlig neu gestalten.

Rascher Schwimmbetrieb im Fokus
Außer Streit stehen die denkmalsgeschützten Becken, die undicht geworden sind und jetzt saniert werden müssen. Eine europaweite Ausschreibung läuft noch bis Juni, dann soll ein Totalunternehmer ausgewählt werden, so der Bürgermeister. Geplant ist, dass Edelstahlwannen in die bestehende Betonstruktur eingesetzt werden. Das sei mit dem Denkmalschutz akkordiert.

Erhalten bleibt auch der legendäre und ebenfalls denkmalgeschützte Sprungturm. Lediglich in Sachen Sicherheit wird hier nachjustiert. In welchen Farben der Turm erstrahlen wird, entscheidet letztendlich das Denkmalamt. Zu diesem Zweck sind die einzelnen Farbschichten der letzten Jahrzehnte einzeln abgetragen und analysiert worden.
ORF
Der denkmalgeschützte Sprungturm bleibt erhalten, bekommt einen neuen alten Anstrich und soll sicherer werden.

Im Juli 2024 sollen Becken in Betrieb gehen
Der Zeitplan der Stadt Hall ist ambitioniert. Noch heuer soll mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden. Im Juli 2024 sieht der aktuelle Zeitplan die Wiedereröffnung der Becken vor. Da dürfe aber nichts dazwischen kommen, ist sich Margreiter bewusst. Wenn der Schwimmbetrieb wieder läuft, soll die Modernisierung der anderen Einrichtungen in Angriff genommen werden, heißt es. Wenn dann noch Geld übrig ist, denn für die aktuellen Sanierungen rechnet der Bürgermeister mit deutlich mehr als den einst veranschlagten sechs Millionen Euro.

ORF
Die Betonwände der ursprünglichen Becken bleiben als Hülle für die neuen Edelstahlbecken erhalten.

Wattens freut sich auf viel Haller Besucher
Im Alpenbad in Wattens wurde den Sommer über saniert. Um 3,5 Millionen Euro wurde das marode Kinderbecken samt Wasserrutsche ausgetauscht und um einige Attraktionen sowie ein unterirdisches Technikgebäude ergänzt. Das Becken selbst fällt zwar etwas kleiner aus als bisher, dafür wurde der Gastrobereich vergrößert.

ORF
Im Alpenbad Wattens laufen die finalen Arbeiten am neuen Kinderbecken. Mitte Mai soll planmäßig eröffnet werden.

Mit einer Kapazität von 4.000 Gästen und sechs Becken, zählt das Alpenbad zu den größten Freibädern Tirols. Gerade deshalb sei man auch heuer im Sommer auf einen zusätzlichen Ansturm von Gästen gerüstet. Personell habe man jedenfalls vorgesorgt, so der Wattener Bürgermeister Lukas Schmied, der sich auf viele Besucher aus Hall freut.

Laufende Kosten bereiten Sorgen
In Wattens gibt es einen mehrjährigen Sanierungsplan für das Schwimmbad, erklärte Schmied. Der werde auch verfolgt, weil Schwimmen zu lernen für Kinder wichtig sei und ebenso für die Bevölkerung ein niederschwelliges Freizeitangebot im Sommer. Schmied betonte aber auch, dass das Freibad mit einem jährlichen Abgang von bis zu 300.000 Euro künftig mehr auf die Unterstützung des Landes und der Umlandgemeinden angewiesen sein wird.
27.04.2023. red; tirol.ORF.at

Links:
Schwimmbad aus NS-Zeit denkmalgeschützt
 
Oben