Sondertransporte der Wiener Straßenbahn während der beiden Weltkriege

josef

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#1
Der zunehmende Mangel an Treibstoffen auf Erdölbasis mit Fortdauer des Krieges führte zu vielen Behelfsmaßnahmen mit teilweise skurrilen Formen der Transportabwicklung, wie einige nachfolgende Beispiele aus Wien zeigen!

Im Gegensatz zu Benzin und Diesel dürfte Kohle als Grundlage zur Strom- und Gaserzeugung bei den Wiener Stadtwerken in ausreichenden Mengen zur Verfügung gewesen sein, wie historische Fotos aus dem Archiv der „Wiener Linien“ bezeugen:

1. Verladen von Säcken mit Erdäpfel (Kartoffel…) bei der Straßenbahnschleife (Endstelle) Groß Jedlersdorf im Jahre 1942. Die Säcke werden mit Fuhrwerken der Bauern angeliefert und von französischen Kriegsgefangenen auf Güterwagen der Wiener Straßenbahn zum Transport in die inneren Stadtbezirke verladen.

2. Entladen der Lebensmittellieferung aus den Randbezirken im Bereich der damaligen Stadtbahnremise Michelbeuern. Die weitere Verteilung im innerstädtischen Bereich erfolgte durch Pferdefuhrwerke.

Bilder aus dem Archiv der "Wiener Linien"
 

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josef

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#2
Straßenbahnwagen schleppt LKW samt Anhänger:

Eine besondere „Transporthilfe“, die nur auf Straßenzügen mit Straßenbahngleisen angewandt werden konnte, war der Schlepp von LKW-Gespannen mittels Straßenbahntriebwagen:

Das Foto aus 1943 zeigt einen Straßenbahntriebwagen (G 653) an dem ein mittels Schleppstange angehängter LKW (Gräf&Stift) vom städtischen Fuhrpark samt Anhänger auf den Weitertransport wartet… Diese Methode machte sicher nur Sinn bei längeren Strecken durch das Stadtgebiet.
 

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josef

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#3
Busbetrieb mit „Gasspeicher-Anhänger“

Der Busbetrieb zur Personenbeförderung wurde in Wien schon 1941 wegen Treibstoffmangel eingestellt. Lediglich die Linie 20 nach Salmannsdorf, welche einige Rüstungsbetriebe „bediente“, wurde aufrechterhalten. Der Busbetrieb wurde 1943 auf „Stadtgas“ umgestellt. Der Gasspeicher für den Busantrieb in Form einer Gummiblase befand sich in einem Einachsanhänger (Form wie heutige Wohnwagenanhänger…).
Die Gastankstelle befand sich bei der Abfahrts- u. Endstelle Billrothstraße, von wo auch die nachstehende Aufnahme stammt.
 

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Soundy

† (17. Juli 2020)
#5
Leichentransporte

Im Bestattungsmuseum in Wien 4., Goldeggasse 19 gibt es Fotos und ein Modell eines Straßenbahnwagens für den Leichentransport.

Weiteres unter:
Textausschnitt aus der Fotoausstellung des "Feld- und Industriebahnmuseums" in Freiland über die Bahnen im "Geriatriezentrum Am Wienerwald":

"In der Zeit von 1916 - 1934 gab es auch hier ein Straßenbahn-Anschlussgleis. Es zweigte an der Grenze zwischen Krankenhaus und Pflegeheim in der Wolkersbergenstraße von der Linie 62 ab. Nach ca. 120 m folgte eine weitere Abzweigung zum Pavillon 3. Das längere Gleis führte an das nordwestliche Ende des Geländes zum Kohlenlager im Wirtschaftshof. Die gesamte Gleislänge betrug über 1 km. Die Straßenbahn kreuzte dabei fünfmal die Schmalspurgleise der Feldbahn. Die Hauptaufgabe war ursprünglich die Zufuhr von Brennmaterial. Sehr bald kam aber dann der Abtransport verstorbener Patienten zum Zentralfriedhof dazu. Die Wiener Straßenbahn baute daher 1918 den Beiwagen d 1716 in den Leichentransportbeiwagen le 7031 um, der von insgesamt 5 Leichentransportwagen, die in den unterschiedlichsten Zeiträumen Verwendung fanden, die längste Einsatzdauer von 11 Jahren aufzuweisen hatte. Ein Modell dieses Fahrzeuges ist im Wiener Bestattungsmuseum zu sehen."

Soundy
 

josef

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#6
Verwundetentransportwagen

So wie im 1. WK wurden auch im 2. WK nun schon alte v-Beiwagen der Straßenbahn zu Verwundetentransportwagen umgebaut. Die herausnehmbaren Fenster und die offenen Plattformenden der alten Wagen eigneten sich gut für die Manipulation von Tragbahren, von denen für 8 Stk. im Wageninneren Aufnahmevorrichtungen eingebaut wurden. Von den Wiener Verwundetentransportwagen gingen die Bilder verloren, die Aufnahme zeigt einen gleichartigen Wagen von der Straßenbahn Litzmannstadt -> Łódź , wohin 1942 Wiener Wagen abgegeben wurden.
 

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josef

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#7
Pakettransportwagen

Ab November 1943 wurde zwischen den großen Wiener Postämtern ebenfalls die Straßenbahn zum Pakettransport herangezogen. Dafür wurden, wie zum Verwundetentransport, alte v-Beiwagen umgebaut. Dabei wurde die Inneneinrichtung (Sitze) entfernt und die Fenster mit Holzbretter verschlossen.
 

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josef

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#8
Seitenblick nach Salzburg

Auch der Salzburger O-Bus Betrieb wurde zu Lastentransporten benützt! Fand dazu bei

Alfred Horn; "Eisenbahn Bilderalbum 5" - Die Zeit von 1938-45

ein Foto aus 1944, welches einen Salzburger O-Bus als Zugfahrzeug von einigen LKW-Anhängern zeigt:
 

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josef

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#9
Gütertransport mit Straßenbahn während des WKI

Einige weiter Bilder zum Thema Gütertransport in Kriegszeiten:

1. Ein „Dreiwagenzug“ der 1915 Lebensmittel von den Lagerhäusern im Praterbereich zur Verteilung in die Stadt befördert.
2. -3. Offener Güterwagen für die Straßenbahn aus 1916, der auch im WKII eingesetzt wurde.
4. Beschreibung des restaurierten Güterwagens v. Bildern 2. und 3.
5. Bildtext: 1915 – Straßenbahn zieht Pferde-Kohlenwagen
>Da Pferde und Lastautos für den Kriegseinsatz abkommandiert waren, zog die Straßenbahn auch Kohlenwagen. Die Aufnahme wurde im Bereich des Betriebsbahnhofes Vorgarten gemacht.<


Fotos v. einem Besuch im „Verkehrsmuseum Remise“ (ex Tramwaymuseuem) in Wien-Erdberg am 15.07.2015.
 

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