
Leise, aber deutlich: Arbeit eines Souffleurs
Seine Arbeit macht er am besten, wenn gar nicht auffällt, dass er arbeitet: Pierre Balazs ist Souffleur am Landestheater Niederösterreich. Ein Job, in dem man unsichtbar, aber immer bereit sein muss. Derzeit probt Balazs für „Biedermann und die Brandstifter“, das demnächst Premiere feiert.
Online seit gestern, 19.51 Uhr
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Eins vorweg: Soufflieren ist nicht nur flüstern. „Manchmal reicht ein Blickkontakt, im Sinne von: Du bist dran oder du bist nicht dran. Einmal hat ein Zeichen gereicht, da habe ich dem Schauspieler mit der Hand gedeutet, dass ich eine Autotüre aufsperre und dann hat’s bei ihm Klick gemacht“, erzählt Pierre Balazs aus seinen Theatererfahrungen.
Den 35-Jährigen trifft man in der Arbeit immer schwarz gekleidet an, um möglichst unauffällig zu sein. „Ich hatte einmal einen neongrünen Pullover an, weil ich dachte, wenn ich von der Seite aus souffliere, muss ich mich nicht schwarz kleiden. Dann habe ich gemerkt, dass mein Pulli das Licht auf die Bühne reflektiert und habe ihn während des Stücks ausgezogen. Es gibt öfter so Momente, wo man weiterlernt.“
ORF/Nina Pöchhacker
Schwarz gekleidet fast nicht zu sehen: Pierre Balazs sitzt beim Soufflieren seitlich auf der Bühne.
Per Zufall zur Soufflage
Ein Souffleur werden ist „learning by doing“. Balazs hat Theaterwissenschaften im deutschen Mainz studiert und ist während eines Regieassistenzpraktikums in Magdeburg einmal für den erkrankten Souffleur eingesprungen.
Auch am Landestheater hat er sich eigentlich als Regieassistent beworben. „Das war dann schon vergeben und dann wurde ich gefragt, ob ich mir den Souffleursposten vorstellen kann.“ Das war vor fünf Jahren. Seitdem betreut Balazs pro Saison sechs Stücke am Landestheater.
ORF/Nina Pöchhacker
Das Souffleur-Textbuch von „Biedermann und die Brandstifter“
Bei dieser Menge ist es unmöglich, die Texte auswendig zu können. „Ich habe den Text im Ohr, also ich habe den nächsten Satz im Ohr, während der vorherige zu Ende geht, aber ohne Buch würde das nie funktionieren.“ Denn darin finden sich auch viele Anweisungen, die wichtig für die Dynamik des Stücks sind.
Das Zeichen für „Texthängergefahr“
Sein Textbuch ist voll mit bunten Markierungen, einzelne Wörter sind unterwellt und viele eigenskreierte Markierungen finden sich, etwa ein Rufzeichen. „Das heißt ‚Achtung Texthängergefahr‘ – also das sind Stellen, wo schon öfter der Text vergessen wurde. Da gilt besondere Obacht für mich.“
Wie spricht man so leise, dass im Publikum möglichst niemand etwas davon hört, aber die Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne schon? „Da muss man ein Gefühl dafür kriegen: Wie ist die Szene, die Situation. Ich souffliere möglichst neutral mit wenig Betonung. Manchmal reicht ja auch schon das erste Wort des Satzes.“
ORF/Nina Pöchhacker
Spontanität gehört dazu, wenn etwa Schauspieler in den Proben erkrankt ausfallen, hilft Balazs (r.) aus
Souffliert wird am Haus in St. Pölten nicht in einem Souffleurkasten, der vorne auf der Bühne angebracht und wo der Souffleur mit dem Kopf auf gleicher Höhe wie der Bühnenboden ist, sondern von der Seite aus oder aus der ersten Reihe im Publikum. „Bestenfalls kriegen sie mich trotzdem nicht mit.“
Unsichtbar, aber im Notfall immer bereit
Wichtig für einen Souffleur sei, selbst völlig in den Hintergrund zu treten, quasi unsichtbar zu werden, was für den 35-Jährigen aus Nordhessen kein Problem ist. Außerdem nützlich: Ein gutes Einfühlungsvermögen und man müsse die Schauspielerinnen und Schauspieler gut kennen: „Um zu wissen, wie man wem am besten helfen kann, das braucht Zeit. Mein einziger Job ist es zu helfen.“
Und schnell auf neue Situationen zu reagieren: Fällt in den Proben jemand aus, springt Balazs ein und liest den Text, damit die Darstellerinnen und Darsteller trotzdem mit jemandem interagieren können. Seine Hauptarbeit sei in den Proben, wenn der Text neu ist, noch nicht sitzt: „Gut war ich in den Proben, wenn ich bei den Vorstellungen nichts sagen muss, wenn ich da nur Backup bin.“
20.01.2025, Nina Pöchhacker, noe.ORF.at
Link:
Landestheater Niederösterreich
Den 35-Jährigen trifft man in der Arbeit immer schwarz gekleidet an, um möglichst unauffällig zu sein. „Ich hatte einmal einen neongrünen Pullover an, weil ich dachte, wenn ich von der Seite aus souffliere, muss ich mich nicht schwarz kleiden. Dann habe ich gemerkt, dass mein Pulli das Licht auf die Bühne reflektiert und habe ihn während des Stücks ausgezogen. Es gibt öfter so Momente, wo man weiterlernt.“

Schwarz gekleidet fast nicht zu sehen: Pierre Balazs sitzt beim Soufflieren seitlich auf der Bühne.
Per Zufall zur Soufflage
Ein Souffleur werden ist „learning by doing“. Balazs hat Theaterwissenschaften im deutschen Mainz studiert und ist während eines Regieassistenzpraktikums in Magdeburg einmal für den erkrankten Souffleur eingesprungen.
Auch am Landestheater hat er sich eigentlich als Regieassistent beworben. „Das war dann schon vergeben und dann wurde ich gefragt, ob ich mir den Souffleursposten vorstellen kann.“ Das war vor fünf Jahren. Seitdem betreut Balazs pro Saison sechs Stücke am Landestheater.

Das Souffleur-Textbuch von „Biedermann und die Brandstifter“
Bei dieser Menge ist es unmöglich, die Texte auswendig zu können. „Ich habe den Text im Ohr, also ich habe den nächsten Satz im Ohr, während der vorherige zu Ende geht, aber ohne Buch würde das nie funktionieren.“ Denn darin finden sich auch viele Anweisungen, die wichtig für die Dynamik des Stücks sind.
Das Zeichen für „Texthängergefahr“
Sein Textbuch ist voll mit bunten Markierungen, einzelne Wörter sind unterwellt und viele eigenskreierte Markierungen finden sich, etwa ein Rufzeichen. „Das heißt ‚Achtung Texthängergefahr‘ – also das sind Stellen, wo schon öfter der Text vergessen wurde. Da gilt besondere Obacht für mich.“
Wie spricht man so leise, dass im Publikum möglichst niemand etwas davon hört, aber die Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne schon? „Da muss man ein Gefühl dafür kriegen: Wie ist die Szene, die Situation. Ich souffliere möglichst neutral mit wenig Betonung. Manchmal reicht ja auch schon das erste Wort des Satzes.“

Spontanität gehört dazu, wenn etwa Schauspieler in den Proben erkrankt ausfallen, hilft Balazs (r.) aus
Souffliert wird am Haus in St. Pölten nicht in einem Souffleurkasten, der vorne auf der Bühne angebracht und wo der Souffleur mit dem Kopf auf gleicher Höhe wie der Bühnenboden ist, sondern von der Seite aus oder aus der ersten Reihe im Publikum. „Bestenfalls kriegen sie mich trotzdem nicht mit.“
Unsichtbar, aber im Notfall immer bereit
Wichtig für einen Souffleur sei, selbst völlig in den Hintergrund zu treten, quasi unsichtbar zu werden, was für den 35-Jährigen aus Nordhessen kein Problem ist. Außerdem nützlich: Ein gutes Einfühlungsvermögen und man müsse die Schauspielerinnen und Schauspieler gut kennen: „Um zu wissen, wie man wem am besten helfen kann, das braucht Zeit. Mein einziger Job ist es zu helfen.“
Und schnell auf neue Situationen zu reagieren: Fällt in den Proben jemand aus, springt Balazs ein und liest den Text, damit die Darstellerinnen und Darsteller trotzdem mit jemandem interagieren können. Seine Hauptarbeit sei in den Proben, wenn der Text neu ist, noch nicht sitzt: „Gut war ich in den Proben, wenn ich bei den Vorstellungen nichts sagen muss, wenn ich da nur Backup bin.“
20.01.2025, Nina Pöchhacker, noe.ORF.at
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Landestheater Niederösterreich
Leise, aber deutlich: Arbeit eines Souffleurs