Start- und Landeübungen der Schweizer Luftwaffe auf Autobahnabschnitt im Kanton Waadt

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Schweiz: Grünes Licht für Kampfjetübung auf Autobahn
Online seit heute, 11.44 Uhr
Teilen

Die Schweizer Luftwaffe darf im Rahmen einer großangelgten Militärübung mit Kampfjets vom Typ F/A-18 das Starten und Landen auf einer Autobahn üben. Die Regierung gab dafür heute grünes Licht.

Der Autobahnabschnitt der A1 werde dafür zwischen Avenches und Payerne im Kanton Waadt südwestlich von Bern von 4. bis 6. Juni während maximal 36 Stunden gesperrt. Die Schweizer Armee will testen, ob die Kampfflugzeuge bei Schäden auf Flughäfen anderswo starten und landen können.

„Die Sicherheitslage in Europa hat sich in den letzten Jahren weiter verschlechtert, namentlich mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine“, teilte die Regierung, der Bundesrat, mit. Deshalb müsse die Armee ihre Verteidigungsfähigkeit stärken.

Die Luftwaffe habe ihre Mittel zurzeit an wenigen Orten konzentriert. Das mache sie verwundbar. „Die Mittel der Luftwaffe sollen nach Möglichkeit auch von dezentralen, unter Umständen temporären Standorten aus operieren können“, hieß es dazu in einer Aussendung. Zuletzt habe es den Angaben zufolge in den 70er und 80er Jahren mit den damaligen Flugzeugtypen eine derartige Militärübung gegeben.

31.01.2024, red, ORF.at/Agenturen
 

Varga

Mann aus den Bergen
Mitarbeiter
#2
ES WIRD WIEDER AUTOBAHN-GELANDET
Von festung-oberland.ch - Geheimnisse in den Schweizer Alpen

Die Luftwaffe probt zunehmen den dezentralen Einsatz, dazu wird zB. der ehemalige Reduit-Flugplatz St. Stephan wieder zeitweise angeflogen. Das System der Autobahnlandeplätze – seit dieser Woche wieder gross im Gespräch, da am 5. Juni 2024 die A1 im Raum Payerne dafür geschlossen werden soll – stammt aus den 1950er-Jahren. Mehr dazu gibts hier
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#3
LUFTWAFFE
Schweizer Kampfjets landeten auf Autobahn: "Müssen vorbereitet sein"
Auf einer Autobahn bei Payerne fand eine Übung mit mehreren Kampfjets statt. Der Kommandant der Luftwaffe zieht eine positive Bilanz

Demonstration eines Luftpolizeieinsatzes der Schweizer Luftwaffe.
IMAGO/Björn Trotzki

Payerne – Die Schweizer Luftwaffe hat angesichts der angespannten Weltlage Fähigkeiten für den Kriegsfall getestet: Die Piloten von Kampfjets haben in Payerne südlich des Neuenburgersees das Starten und Landen auf einer Autobahn geübt. Auf einer Autobahnbrücke inmitten von Feldern und mit deutlichem Güllegeruch in der Luft zog der stellvertretende Kommandant der Luftwaffe, Christian Oppliger, am Mittwoch eine erste positive Bilanz der sogenannten Fähigkeitsüberprüfung Alpha Uno.

Die Piloten der F/A-18 hätten perfekte Landungen hingelegt, sagte er. Die Maschinen hatten eine Landegeschwindigkeit von rund 260 Kilometer pro Stunde. Der Autobahnabschnitt bei Payerne südlich des Neuenburgersees war auf mehreren Kilometern seit dem Vorabend gesperrt gewesen. Die Leitschienen waren entfernt worden, und die Strecke wurde vor dem Start mehrfach gesäubert, Kanonenböllerschüsse sollten Vögel verscheuchen.

1717604530042.png
1717604783872.png
1717604607326.png
1717604680959.png
1717604852970.png
1717604932816.png
Screenshots aus «Alpha-Uno» - F/A-18-Kampfjets auf der A1 – der Liveticker zum Nachlesen

Letzte Übung 1991
Die letzte Übung der Schweizer Luftwaffe dieser Art hatte 1991 im Kanton Tessin stattgefunden. Vor dem Ende des Kalten Kriegs gab es solche Übungen regelmäßig alle paar Jahre. Nun habe sich die Bedrohungslage deutlich geändert, sagte Brigadier Oppliger: "Die Luftwaffe muss auf alles vorbereitet sein." Es gehe nicht mehr nur um die Verteidigung, sondern auch um die Bekämpfung gegnerischer Boden-Luft-Systeme. Die Luftwaffe wolle in der Lage sein, Gegner auch bis 100 Kilometer jenseits der Grenzen fernzuhalten. Ziel der Übung war auch, zu prüfen, wie schnell die Luftwaffe nach einem potenziellen Erstschlag auf militärische Flugplätze andernorts einsatzfähig wäre.

Die Schweiz ist ein neutrales Land, das sich nicht an Kriegshandlungen beteiligt und Kriegsparteien auch nicht mit Material beliefert. Das gilt auch für die Ukraine. Das Konzept lautet aber "wehrhafte Schweiz", die sich im Angriffsfall verteidigen und Angriffe abwehren kann. 2022 wurde mit der US-Regierung ein Beschaffungsvertrag über 36 moderne Kampfflugzeuge des Typs F-35A unterzeichnet. Die ersten sollen 2027 ausgeliefert werden. (APA, 5.6.2024)
Schweizer Kampfjets landeten auf Autobahn: "Müssen vorbereitet sein"
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#8
Notlandepisten (NLP) auf Autobahnen

In der aktuellen Ausgabe von "FLUGZEUG CLASSIC" (Heft 7/2024) gibt es anlässlich der Schweizer Aktivitäten in Payerne einen Bericht über die ehemaligen "Notlandepisten - NLP" aus Zeiten des Kalten Krieges in D. Der Beitrag enthält eine Anzahl von Bildern von Start- und Landevorgängen mit verschiedenen Flugzeugtypen der BW und anderer NATO-Staaten.

Auch über gleichartige Konzepte der Warschauer-Pakt Staaten, vornehmlich der DDR und Polen, wird kurz berichtet. Wobei angeblich die Übungsintensivität der WAP-Fliegerkräfte weitaus geringer war als jene im Westen. Als Grund wird der teilweise schlechte Zustand der Fahrbahnen, mangelnde Infrastruktur und die geringen Fahrbahnbreiten wegen der fehlenden Pannenstreifen angegeben.

Im Abschnitt "Die wehrhaften Eidgenossen" wird auf die Besonderheiten der Schweizer Autobahnpisten hingewiesen:

Die Topografie des "Alpenlandes" mit den kurvenreichen Autobahnen in den schmalen Tälern zwischen hohen Gebirgszügen erschwerte die Anlage von Ausweichpisten enorm! So wich man in die "flacheren Zonen" des Voralpengebietes aus und mit Geschick, Einfallsreichtum und technischen Verständnis schafften es die Schweizer, ca. 6 Alternativlandeplätze auf Autobahnen zu einzurichten. So startete man 1970 mit der ersten Übung auf der N1 bei Oensingen mit 12 "De Havilland - Venom" und schloss vorläufig den Übungsreigen 1988 in Alpnach (N8).

Die Schweizer "Alternativpisten" auf Autobahnabschnitten waren so ausgestattet, dass nach Alarmierung innerhalb von 6 Stunden Vorbereitungszeit der Flugbetrieb aufgenommen werden konnte. Zu den Vorbereitungen zählten neben Anfahrt und Aufstellung der "Trossfahrzeuge" die Entfernung der Leiteinrichtungen zur Fahrbahntrennung, die Reinigung der Fahrbahn, Aufmalen von Landemarkierungen und Bewegungslinien, Einrichtung von Fernmelde, Funk- und Radareinrichtungen usw. . Nach Beendigung der Übung konnte nach 2 Stunden der Straßenverkehr wieder aufgenommen werden...

Nach Ende des Kalten Krieges und in Anbetracht der Ereignisse in der Ukraine führte nun die Schweiz (neben Finnland) Anfang Juni 2024 wieder Start- und Landeübungen auf einer Autobahnpiste in Payerne durch.

Soweit eine kurze Zusammenfassung aus FLUGZEUG CLASSIC" 7/24 zum Thema "Notlandepisten" auf Autobahnen. Fotos kann ich aus rechtlichen Gründen leider nicht einstellen...
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#9
Im März 1974/82 Münsingen BE, durfte ich dienstlich mit dabei sein.
Auch über die von @Varga erwähnte Übung 1982 in Münsingen wird im vorgenannten "FLUGZEUG CLASSIC" - Artikel berichtet und dort ist auch das im "SFR-Link" von @Varga enthaltene Foto der Autobahnraststätte "Münsingen-Ost" zu sehen:

1718803636819.png
Bildquelle: Ausweichoption im Kriegsfall - Kampfjets auf Schweizer Autobahnen – das gab es schon einmal

Auszug Bildtext bei" FLUGZEUG CLASSIC":
24. März 1982 - Wartung von 2 F-5 E "Tiger II" unter Dach im Tankstellenbereich Raststation "Münsingen Ost". Der frühere Militär- und spätere Swiss-Pilot H.A. berichtet: "Das Parken unserer Tiger neben den Zapfsäulen und dem Kiosk der Raststätte hatte natürlich seinen besonderen Reiz".


Ein weiteres Foto im Heft 7/24 vom 24. März 1982 in Münsingen zeigt "Hawker FMk.58 - Hunter" abgestellt am Parkplatz, getarnt mit über eingerammte Baumstämme gespannte Tarnnetze.

...und weiter im Textblock:
Die Schweizer Autobahnrastplätze im Bereich von "Alternativlandeplätzen" sind so gestaltet, dass die Betondecke des Tankstellenbereiches Sichtschutz für zur Wartung abgestellte Flugzeuge bietet.


Der im Bildtext zitierte Fliegeroffizier berichtet auch an die "erhöhte Pulsfrequenz" bei der Durchfahrt unter einer Brücke beim Startvorgang: "Man erreicht mit vollen Nachbrennern schon rasch die Rotationsgeschwindigkeit. Dass der Abstand zwischen der Brücke und dem Seitenruder der F-5 E nur etwa einen halben Meter beträgt, war eigentlich kein Problem. Zudem war ich während des Rollens visuell nach vorne gerichtet und auf das Einhalten der Centerlinie konzentriert. Was mich aber total überraschte, waren die von der Brückenstruktur zurückgeworfenen Schallwellen der Triebwerke, die sich im Moment des Unterrollens anhörten wie eine Explosion".

Habe mich zum Autobahnlandeplatz Münsingen auf GE etwas schlau gemacht:

1718806325187.png
Umgebung - Übersicht: NW der "Alternativpiste" ein "regulärer" Flugplatz (@Varga kannst du bitte den Namen des Platzes nennen...) und im Bereich von Münsingen der einzige längere gerade Autobahnabschnitt mit der Raststattion

1718807270738.png
In etwa die Piste auf der N6, oben die Raststätte "Münsingen Ost". Im Bereich "Kreis-ROT" dürfte sich die zitierte Brücke befinden, oder wurde die erst nach 1982 errichtet und es handelt sich bei der Schilderung um die Brücke "Kreis-GELB" gleich nach der Raststätte?

1718807041631.png
Die Dächer der Tankstellen sind deutlich höher als die Objekte daneben und bieten dadurch den Flugzeugen "Unterschlupf".
 
Oben