Strecke St.Pölten-Traisen-Hainfeld-Leobersdorf

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petzolde

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#1
Ist die Strecke St.Pölten-Leobersdorf überhaupt für lange und schwere Güterzüge geeignet? Bin dort noch nicht längs gekommen, aber es dürfte zumindest "hügliges" Gelände sein.

Die Verbindung St.Pölten-Tulln-Wien rechtsdanubisch ist wegen der bombardierungsgefährdeten Wiener Donaubrücken plausibel. Galt denn die Kremser Donaubrücke auch als Umleitungsstrecke?

Mir file kürzlich auf, daß die Brückenelemente der Kremser Brücke teilweise ausgehoben und an Land gelagert worden sind. Generalreparatur oder Generalstillegung?

gruß EP
 
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josef

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#2
Hallo @Petzolde,

Ist die Strecke St.Pölten-Leobersdorf überhaupt für lange und schwere Güterzüge geeignet? Bin dort noch nicht längs gekommen, aber es dürfte zumindest "hügliges" Gelände sein.
Die Trassierung ist für eine Umleitungsstrecke mit bis zu 25 %o Steigung beidseitig des Gerichtsberg-Scheiteltunnels in 566 m Seehöhe sicher nicht optimal! Dementsprechend waren auch die Fahrzeiten auf der eingleisigen Strecke für ca. 70 km zwischen St.Pölten und Wittmannsdorf. Aber jeder umgeleitete Zug trug zur Entlastung der angespannten Betriebssituation in Wien bei!

Als Beispiel ein Fahrplanauszug des Zuges Ur SF42 u. Gegenzug Ur SF142 mit der ursprünglichen Fahrtstrecke von/nach Ungarn (=> Übergang Sopron) – Wulkaprodersdorf –EbenfurthGramatneusiedl – Wien-Oberlaa – Wien-Hütteldorf St.Pölten – Linz – Nürnberg – Bebra – Hannover:

Umleitung zwischen Ebenfurth und St. Pölten:

Ur SF42 Zug Nr. Ur SF142

ab 12.00 Ebenfurth an 11.42
an 12.47 Wittmannsdorf ab 11.02
ab 13.00 an 10.52
an 15.15 Hainfeld ab 8.50
ab 15.25 an 8.38
an 16.30 St.Pölten-Alpenbhf. ab 7.14
ab 16.37 an 7.07
durch Abzweigung Waitzendorf (b. St.Pölten) durch

Der Umleitungsfahrplan stammt aus Ende 1944, Anfang 1945 und dokumentiert den enormen Zeitaufwand für ca. 70 Streckenkilometer (=> Wittmannsdorf-St.Pölten). Fahrplandaten aus „Niederösterreichische Südwestbahnen“ ISBN 3-900134-35-9 von Sternhart/Slezak, Wien 1977. In Wittmannsdorf und Hainfeld gab es damals „Betriebswerke“ => DR und DB Bezeichnung für den österreichischen Begriff „Heizhaus“. Diese BW stellten die zur Bewältigung des Gerichtsberges notwendigen Vorspann- oder Nachschiebelokomotiven.

Heute gibt es auf der Strecke keinen durchgehenden Zugsverkehr mehr! Das „Mittelstück“ über den Gerichtsberg zwischen den Bahnhöfen Hainfeld und Weißenbach-Neuhaus ist stillgelegt.


Die Verbindung St.Pölten-Tulln-Wien rechtsdanubisch ist wegen der bombardierungsgefährdeten Wiener Donaubrücken plausibel.
Die Donaubrücken wurden eigentlich nicht durch Bombenangriffe zerstört bzw. waren keine Primärziele, teilweise Zerstörung durch Sprengung erfolgte erst beim Rückzug der Wehrmacht vor den nachdrückenden Sowjets! Viel gefährdeter und auch weitgehend zerstört wurden die großflächigen Anlagen der Wiener Kopf- und Verschiebebahnhöfe…

Diese Umleitungsstrecke war zwischen St.Pölten-Viehofen und Herzogenburg (=> Abzweigung der Strecke nach Krems-Donau) zweigleisig. Von Herzogenburg bis Moosbierbaum-Heiligeneich war die Strecke eingleisig und dann bis Tulln-Stadt wieder zweigleisig. Die Verbindungsschleife (Schleife Tulln) zur K.FJ-Bahn eingleisig, K.FJ-Bahn war damals bis Gmünd im Waldviertel zweigleisig. Ab Schleife Absdorf (Neuaigen-Stetteldorf) bis zur NW-Bahn in Stockerau ging es eingleisig und dann bis Wien-Floridsdorf zweigleisig. Die Floridsdorfer Hochbahn war zwischen Jedlersdorf und Leopoldau wieder eingleisig und dann ging es wieder zweigleisig auf der Nordbahn weiter…

Auf den eingleisigen Abschnitten wurden die Zwischenbahnhöfe als Überhol- und Kreuzungsstellen großzügig ausgebaut. In der Nachkriegszeit wurde des 2. Streckengleis in den Abschnitten St.Pölten-Viehofen – Herzogenburg und Moosbierbaum-Heiligeneich – Tulln-Stadt wieder abgebaut.


Galt denn die Kremser Donaubrücke auch als Umleitungsstrecke?
Die Strecke Herzogenburg – Krems-Donau wurde, soweit mir bekannt, nur in den letzten Kriegswochen, vor Ostern 1945 (=> Bombardierung und weitgehende Zerstörung der Bahnhöfe St.Pölten und Krems) fallweise als Umleitungsstrecke benutzt. Hauptsächlich dann, wenn nach einem der vielen Bombenangriffe auf die Raffinerie Moosbierbaum (=> Großkombinat der IG Farben "Donau Chemie AG" - Moosbierbaum ) der Streckenabschnitt Tulln – Herzogenburg unterbrochen war.

Die Strecke war aber eine wichtige Zulauflinie für Wehrmachtstransporte aus dem Westen zum Tüpl Döllersheim ( => Truppenübungsplatz Döllersheim-Allentsteig ) …Linz-St.Pölten-Herzogenburg-Krems-Hadersdorf-Sigmundsherberg(Kamptalbahn)-Göpfritz oder Allentsteig.

Lg
josef
 
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#3
In den 90ern wurde bei der neuerrichteten Haltestelle Porschestrasse eine Unterführung gebaut, zu dieser Zeit gab es Umleitungsverkehr über den Gerichtsberg. Damals fuhr ein "Ungetüm" mit 800 Tonnen von Leobersdorf nach Marktl zur Fa Neumann, mit Roh-Aluminium. Hier waren die Bahnhöfe, vor allem Kaumberg, angewiesen, den Zug nicht anzuhalten um mit Schwung die Steigung zu bewältigen.
 

josef

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#5
...gab es Umleitungsverkehr über den Gerichtsberg.
Schade um die Zerstörung der regionenübergreifenden Streckenverbindung wie z.B. St.Pölten - Traisen - Hainfeld - Berndorf - leobersdorf - Wiener Neustadt! Die gleiche Situation gibt es ja auch bei der Donauuferbahn mit der Verbindung Krems - Grein - Mauthausen - Linz...

Bin gespannt, wie lange die Schienen der eingestellten Strecken der fallweise für Umleitungsverkehre noch genützten Verbindungen Zellerndorf - Haugsdorf - Pernhofen ( Laa a.d. Thaya ) und Mistelbach - Dobermannsdorf - Hohenau noch liegen?
 

josef

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#6
GÖLSEN- UND TRIESTINGTAL
Neues Tourismus-Projekt: Radweg auf alter Bahntrasse
Ehemalige Zugstrecke zwischen Weißenbach an der Triesting und Hainfeld soll zu einem attraktiven Rad- und Freizeitweg mutieren.
NÖN-Lilienfeld, von Markus Zauner. Erstellt am 04. Juli 2021

Der neue Rad- und Freizeitweg wird auch durch den bekannten Gerichtsberg-Tunnel führen. Im Bild die Bürgermeister Albert Pitterle aus Hainfeld (l.) und Michael Wurmetzberger aus Kaumberg beim Lokalaugenschein.
Foto Privat

Lang ist es her: Vor 17 Jahren wurde der Bahnbetrieb zwischen Weißenbach an der Triesting und Hainfeld von den Österreichischen Bundesbahnen eingestellt und das Trassenband samt Nebenflächen vom Land Niederösterreich erworben. Im Anschluss erfolgte der Weiterverkauf an die Plattl GmbH, die mit Abbau, Verwertung und Sonderentsorgung der Gleiskörper und Bahnschwellen beauftragt wurde.
„In zahlreichen Gesprächen zwischen dem Eigentümer und den betroffenen Gemeinden Kaumberg, Hainfeld, Weißenbach, Furth und Altenmarkt konnte eine gemeinsame Lösung herbeigeführt werden. Die Gemeinde Hainfeld pachtet zur Nutzung als Rad- und Freizeitweg langfristig das Trassenband, die restlichen Gemeinden kaufen das Trassenband jeweils in ihrem Gemeindebereich und fassen einen Grundsatzbeschluss, ehestmöglich einen Rad- und Freizeitweg zu bauen“, weiß Kaumbergs Bürgermeister Michael Wurmetzberger. Das bedeute eine weitere „großartige Attraktivierung für die gesamte Region und alle Sportbegeisterten“, schwärmt der Ortschef.

Kaumberg-Hainfeld: Stück wird flacher
Während es noch keinen konkreten Zeitplan für die Umsetzung des Millionenprojektes gibt, freut sich Wurmetzberger über die Einigkeit im Kaumberger Gemeinderat. Dieser beschloss in der vorwöchigen Sitzung einstimmig den Erwerb der Bahntrasse – als erste Käufer-Kommune. Im Falle Kaumbergs handelt es sich um fast zehn Hektar Grund.

Damalige Zweifel laut Ortschef ausgeräumt
„In Vorgesprächen konnten die damaligen Zweifel betreffend bauliche Anlagen, also Tunnel durch den Gerichtsberg und Brücken, ausgeräumt werden, sodass dieses gemeindeübergreifende Vorzeigeprojekt auch in Kaumberg breite Zustimmung genießt“, zeigt sich der Ortschef hochzufrieden.

Dass die Verbindung von Triesting- und Gölsental durch den geplanten Rad- und Freizeitweg an Reiz gewinnt, steht für Wurmetzberger außer Streit: „Besonders attraktiv und erlebnisreich wird die neue Überfahrt über den Gerichtsberg, weil der Radweg fernab der Bundesstraße verläuft und auch durch den bekannten Gerichtsberg-Tunnel führen wird. Der Abschnitt zwischen Kaumberg und Hainfeld ist dadurch auch wesentlich flacher als die bisherige Streckenführung über den Sonnenhang und die Ramsau.“ Und: Selbst dort, wo der Radweg auf die ehemalige Bahntrasse verlegt werde, bleiben die bisherigen Geh- und Radwege erhalten, betont Wurmetzberger.

Per Rad oder Loipe: Weg multifunktional nutzbar
Der Rad- und Freizeitweg könne künftig zu Fuß, mit dem Kinderwagen oder bei genügend Schneelage im Winter als Langlaufloipe benutzt werden. Des Ortschefs Fazit: „Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit allen Nachbargemeinden diese großartige Lösung gefunden haben und die einmalige Chance für ein gemeindeübergreifendes Projekt nützen. Der einstimmige Beschluss im Gemeinderat ist das Ergebnis verbindender Gespräche, worüber ich mich natürlich sehr freue.“
Neues Tourismus-Projekt: Radweg auf alter Bahntrasse
 
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