Türkei: 14.000 Jahre alte Steinzeitsiedlung entdeckt

josef

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STEINZEITHÖHLE
Forschungsteam entdeckt 14.000 Jahre alten Siedlungsplatz in der Türkei
Steinwerkzeuge und Knochen an einem mühsam zu erreichenden Ort zeugen von einer alten Siedlung, wie Fachleute bei einer Rettungsgrabung feststellten

In einer kleinen Höhle in Westanatolien stießen Forschende auf alte Spuren.
Foto: DAI-Pergamongrabung, Eşref Erbil

Auf dem Gebiet der heutigen Türkei sind bereits spannende Spuren aus der Steinzeit aufgetaucht. Zu den bekanntesten Stätten zählt Göbekli Tepe im Süden des Landes: Hier wurden nicht nur beeindruckende monumentale Bauwerke errichtet, man stieß auch auf künstlerische Figuren und Hinweise auf Festgelage vor knapp 12.000 Jahren. Ältere Phasen der Steinzeit sind jedoch bisher noch nicht so gut erforscht, vor allem nicht im Westen des Landes.


Dies dürfte sich nun ändern. Neue Erkenntnisse zu dieser Phase der Menschheitsgeschichte liefert eine Grabungsstätte in der Provinz Izmir, zwischen den Orten Dikili und Bergama (beziehungsweise Pergamon). Schauplatz ist eine entlegene Höhle, die nur mit Mühe zu Fuß erreichbar ist: Dort stießen Fachleute erstmals in dieser Region auf Schichten aus dem sogenannten Epipaläolithikum, der Nach-Altsteinzeit. Bei einer kürzlich durchgeführten sechswöchigen Rettungsgrabung wurden die ersten Geheimnisse um den 14.000 Jahre alten Siedlungsplatz gelüftet.


Der Beginn der Ausgrabungen am Eingang der Höhle.
Foto: DAI-Pergamongrabung, Bernhard Ludwig

Werkzeug-Produktionsstätte
Das deutsch-türkische Forschungsteam entdeckte unter anderem Tierknochen, fertige und halbfertige Steinwerkzeuge sowie Rohmaterialien für deren Herstellung. Darunter fallen beispielsweise Feuersteine, die die Menschen aus dem Flussbett vor der Höhle geholt haben dürften. Diese weisen darauf hin, dass eine Jäger-und-Sammler-Gruppe die kleine Höhle wohl saisonal bewohnte und als Produktionsstätte nutzte.


Die entdeckten Überreste von Steinwerkzeugen.
Foto: DAI-Pergamongrabung, Eşref Erbil

"Die weitere Auswertung der Rettungsgrabung wird sich unter anderem mit der Frage beschäftigen, warum die Menschen gerade diesen Platz als Camp auswählten", heißt es in einer Aussendung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), das an der Grabung unter der Leitung des Museums Bergama beteiligt war. Auch die Freie Universität Berlin und die Universitäten Ankara, Manisa und Sinop wirkten mit.

Forschung zu geografischen Beziehungen
Daneben sei spannend, "ob es Indizien für Beziehungen nach Inneranatolien, in die Ägäis und das festländische Griechenland hinein gibt". Immerhin spielten solche Beziehungen, etwa in Form von Handel, in späteren Epochen eine wichtige Rolle, was durch Keramikfunde bekräftigt wird, die auf den Herkunftsort Athen hinweisen.


Aus einer jüngeren Epoche stammen die Überreste eines Heiligtums, das der Göttin Kybele – oder Meter – gewidmet war. Sie ist erkennbar an ihrer charakteristischen Krone.
Foto: DAI-Pergamongrabung, Adriana Günzel

Jüngere Schichten, die die Fachleute in und vor der Höhle zuerst freilegten, zeigen, dass der Platz vom sechsten Jahrhundert vor Christus bis in die römische Kaiserzeit offenbar als Heiligtum der anatolischen Muttergottheit Kybele genutzt wurde. Unter dem Heiligtum stießen sie auf Spuren aus der Bronzezeit (drittes bis zweites Jahrtausend vor Christus), dann kamen sie den Resten aus der Altsteinzeit nahe.
(sic, 23.11.2021)

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