Türkei: Istanbul liegt auf einem geologischen Pulverfass - jederzeit ist ein schweres Erdbeben möglich

josef

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"DESASTRÖSER" ZUSTAND
Verheerendes Erdbeben droht, doch Istanbul ist nicht gewappnet
Zum Jahrestag des Bebens von Gölcük am 17. August 1999 warnen Experten vor der drohenden geologischen Gefahr für die Millionenmetropole

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Istanbul von einem schweren Erdbeben erschüttert wird.
Foto: GFZ

Istanbul – Die 15 Millionen Einwohner von Istanbul leben buchstäblich auf einem geologischen Pulverfass, das nach Ansicht vieler Experten ohne Vorwarnung und jederzeit hochgehen könnte: Immer wieder war die Metropole im Verlauf ihrer wechselvollen Geschichte von schweren Erdbeben betroffen. Das letzte große Beben mit einer Magnitude von 7,6, dessen Epizentrum nur 75 Kilometer östlich von Istanbul lag, forderte im Jahr 1999 in den Städten İzmit, Yalova, Gölcük und Adapazarı rund 18.000 Todesopfer.

Der Grund für das hohe Erdbebenrisiko in Istanbul ist die Nordanatolische Verwerfung, eine Störungszone, bei der die Arabische Platte Anatolien nach Norden gegen die Eurasische Erdplatte drückt. Anatolien weicht dabei aus und schiebt sich an der Eurasischen Platte entlang nach Westen. Die Störungszone erstreckt sich über 900 Kilometer von der Osttürkei bis in die Ägäis. Moderne Vermessungsnetze, die bei Istanbul teilweise auf dem Grund des Marmarameers installiert wurden, registrieren minimale Bewegungen des Meeresbodens. In den letzten Jahren ergab die Auswertung der dabei gesammelten Daten, dass sich wieder große Spannungen im Untergrund aufbauen.

Istanbul in "desaströsem" Zustand
Trotz dieser Hinweise ist die Millionenmetropole selbst 20 Jahre nach dem verheerenden Erdbeben von Gölcük nach Ansicht von Experten noch immer nicht für ein weiteres Beben gewappnet. Der Baubestand sei in einem "desaströsen" Zustand, teilte der Vorsitzende der Istanbul Bauingenieurskammer, Nusret Suna, zum 21. Jahrestag des Erdbebens von Gölcük am Montag mit.

"Selbst die optimistischsten Szenarien zeigen, dass bei einem möglichen Erdbeben in Istanbul das Leben Hunderttausender Bürger bedroht ist", hieß es. Suna kritisierte, dass zahlreiche Bauten in Istanbul ohne Genehmigung und ohne Expertise errichtet worden seien. Zudem gebe es zu wenig Freiflächen auf denen sich die Einwohner nach einem Beben versammeln könnten. In den mehr als 20 Jahren seit der Katastrophe von Gölcük habe sich die Situation nicht nennenswert verbessert.
(red, APA, 18.8.2020)

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Verheerendes Erdbeben droht, doch Istanbul ist nicht gewappnet - derStandard.at
 
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