"Tausend-Mark-Sperre" der deutschen Reichsregierung für Reisen nach Österreich zwischen 1933 und 1936

josef

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#1
Ausgelöst durch einen Bericht im DERSTANDARD zum Kuriosum von 2 "Traunsteiner-Hütten" auf der "Reiter Alpe" auf Grund der "1000-Mark Sperre" recherchierte ich ein wenig herum, da ich zwar schon von dieser wirtschaftspolitischen Maßnahme des Deutschen-Reiches gegen Österreich hörte, aber die genaueren Hintergründe nicht kannte:

Nach der Ausweisung des bayerischen Justizministers H. Frank aus Österreich am 15. 5. 1933 erließ die deutsche Reichsregierung ein Gesetz (Reichsgesetz vom 1. 6. 1933), um wirtschaftlichen Druck auf Österreich auszuüben; demnach musste jeder deutsche Staatsbürger vor einer Reise nach Österreich 1000 Reichsmark bezahlen. Da der Anteil deutscher Touristen am österreichischen Fremdenverkehr beträchtlich war (1932 zirka 40 %) kam es zu spürbaren Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft. Die Tausend-Mark-Sperre wurde 1936 wieder aufgehoben.
( Tausend-Mark-Sperre )

Mehr Details:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tausend-Mark-Sperre#:~:text=Die%20Tausend%2DMark%2DSperre%20war,Juli%201933%20in%20Kraft%20trat.

1000-Mark-Sperre – Salzburgwiki
 

josef

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#2
DERSTANDARD - Artikel:

OUTDOOR-TIPP/HÜTTENSOMMER
Bayern/Salzburg: Die Hüttenzwillinge am Karstplateau der Reiter Alpe
Die zwei Traunsteiner Hütten sind ein Relikt der 1.000-Mark-Sperre

Die Neue Traunsteiner Hütte gleicht einer mächtigen Burg.
foto: thomas neuhold

Die Alte Traunsteiner Hütte auf Salzburger Boden.
foto: thomas neuhold

Am Schrecksattel.
foto: thomas neuhold

Historische Gravur der Erbauer des Schrecksteiges.
foto: thomas neuhold

Der Große Weitschartenkopf ist der Hausberg der Traunsteiner Hütte.
foto: thomas neuhold

Es sind die mächtigen Kalkstöcke von Untersberg, Watzmann, Göll, Hochkönig, Hochkalter und der Reiter Alpe, die das Bild der Berchtesgadener Alpen im Grenzgebiet von Salzburg und Bayern prägen: tief eingeschnittene Täler, hohe Felswände und oft schwer zugängliche Karstplateaus.

So karg die Gebirgszüge sein mögen: Die Kletterer und Bergsteiger haben sie seit jeher in ihren Bann gezogen. Der Bau von Stützpunkten war die Folge. Am Plateau der Reiter Alpe errichtete die Sektion Traunstein des Alpenvereines 1901 eine Hütte. Heute finden sich hier – kaum einen Steinwurf voneinander entfernt – gleich zwei Traunsteiner Hütten. Die erste (nicht mehr bewirtschaftete) Hütte steht auf österreichischem, die neue auf deutschem Boden.

NS-Architektur
Dass es hier zwei Traunsteiner Hütten gibt, ist Ergebnis der 1.000-Mark-Sperre, mit der das nationalsozialistische Deutschland in den 1930er-Jahren (erfolgreich) versucht hat, die Tourismuswirtschaft des austrofaschistischen Österreichs zu schwächen. Da der Übergang nach Österreich de facto unmöglich gemacht wurde, hat die Traunsteiner Sektion eine monumentale Hütte auf der bayerischen Seite erbaut. Die bedrückend herrschaftliche NS-Architektur ist noch gut erkennbar.

Route über den Schrecksattel
Ausgangspunkt des kürzesten Anstieges auf das Plateau der Reiter Alpe ist der Parkplatz bei der Bundeswehr-Erprobungsstelle in Unterjettenberg (Zufahrt über das kleine deutsche Eck und die deutsche Alpenstraße vom Abschnitt Schneizlreuth-Ramsau-Berchtesgaden). Vom Parkplatz geht es anfangs auf asphaltierter Straße durch die Militäranlage zum gut ausgebauten Schrecksteig.

Dieser führt gleichmäßig steigend durch den Wald hinauf zu den Felsen des Weitschartenkopfes. Im oberen Teil wurde der Steig 1939 in den Fels gesprengt – eine Erinnerungsgravur knapp vor dem Schrecksattel ist noch gut sichtbar.
Vom Schrecksattel (1.620 Meter, Kreuz und Gedenktafeln) führt der Steig dann als schmaler Fahrweg am Rand des Militärgebietes bergauf, bergab nach Süden zur Neuen Traunsteiner Hütte. Die alte Hütte liegt im Südwesten auf der Salzburger Seite.

Weitschartenkopf und/oder Drei Brüder
Als Draufgabe bieten sich der Große Weitschartenkopf (1.979 Meter) oder der höchste der Drei Brüder (1.867 Meter) oder beide Gipfel an. Von der Hütte geht es am markierten Steig (Wegweiser) in jeweils rund einer Stunde nach Westen unschwierig auf die Gipfel. Beide Gipfel sind auch über einen nicht markierten, aber deutlich erkennbaren Steig verbunden.
(Thomas Neuhold, 6.8.2020)

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  • Landkarte: AV-Karte BY 20, "Lattengebirge – Reiteralm", 1:25.000
  • Alle Infos über Anfahrt, Nächtigung, Gipfeltouren gibt es hier: www.traunsteinerhuette.com
 
#3
Die Tausend-Mark-Sperre in Vergleich zu Heute

Übernächtigungen in Österreich:
1932 ca. 20 Mio. vor Tausend-Mark-Sperre
1934 ca. 16 Mio. nach Tausend-Mark-Sperre
= minus 20 Prozent

2019: ca. 150 Mio. (vor Corona)
2020: ca. 95 Mio. (Schätzung im Juni 2020 nach Corona)
= minus 37%

Corona bedeuted eine zweifache Tausend-Mark-Sperre.
Der ganze Städtetourismus ist tot (Wien!) sowie Kongresse.
Es gibt ganze Verwerfungen, z.B. Köche waren bis vor kurzem sehr gefragt, nun sind sie arbeitslos - und die nicht Einheimischen haben Österreich in großer Zahl verlassen und sind in ihre Heimat zurückgekehrt (ohne Geld keine zusätzlich Wohnung und Unterhalt mehr leistbar).

Schlussendlich war es wahrscheinlich eine notwendige Korrektur angesichts der Touristenmassen.

Dazu passt auch die Fake Geschichte über Pinguine, die man in Ischgl ansiedeln wollte.
 
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