U 864

R

Ralf 08666

Nicht mehr aktiv
#1
Die norwegische Zeitung "Aftenposten" berichtet:

Am Donnerstag den 29.01.2009 teilte die norwegische Küsten- und Fischereiministerin Helga Pedersen in Bergen während einer Pressekonferenz mit, dass das Wrack des U-Bootes nun gehoben werden soll.
Nach langem Streit über eine Bergung oder einer Bedeckung mit Beton entschied man sich letztendlich für die viermal so teure Bergung.
Das U-Boot vom Typ IX D2 wurde am 9. Februar 1945 vom britischen U-Boot HMS Venturer versenkt.Das 87,5 Meter lange Schiff war vollbeladen mit modernster Technik und kriegswichtigen Gütern, die für Japan bestimmt waren, darunter rund 65 Tonnen Quecksilber. Es hatte außerdem Flugzeugteile und Zeichnungen des neuen Messerschmitt-Jägers Me 262 und Triebwerkskomponenten von Junkers und BMW an Bord.
Das Wrack des U-Bootes liegt 2 km vor der norweg. Insel Fedje in zirka 150m Wassertiefe.


Gruß
Ralf
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
Mitarbeiter
#2
Danke, eine interessante Meldung. Da kann man ja vielleicht jetzt noch das ein oder andere an Meldungen erwarten.
Gruß
Joe
 

Soundy

† (17. Juli 2020)
#4
Auch die österreichischen Zeitungen schreiben darüber:

Norwegen: Hitlers „Gift-U-Boot“ wird gehoben

30.01.2009 | 20:12 | Von WOLFGANG GREBER (Die Presse)

Das 1945 vor Bergen versenkte U-864 hatte Quecksilber und Waffenpläne für Japan an Bord.

Der Tod kam mit dem vierten Torpedo: Als am 9. Februar 1945 das britische U-Boot HMS „Venturer“ vor Norwegen das deutsche U-Boot „U-864“ abfing und beschoss, zerbrach das deutsche und sank. 73 Insassen ertranken, darunter Techniker und Wissenschaftler aus Japan; die waren an Bord, weil U-864 Nachschub für die Verbündeten dabeihatte, um sie im Krieg im Pazifik und Ostasien zu unterstützen. Weil darunter 67 Tonnen Quecksilber waren, beschloss Norwegens Regierung nun, das Boot zu heben: Fischer, Umweltschützer und Anrainer hatten lange protestiert, weil ausrinnendes Gift die Umgebung verseucht.

Das Wrack liegt 150 Meter tief nahe der Insel Fedje vor Bergen; es wurde erst 2003 von Norwegens Marine entdeckt. Man fand, dass Quecksilberbehälter durchgerostet und Fische und Krabben damit schwer belastet waren; also wurde geprüft, ob man das Wrack mit einem „Sarkophag“ aus Beton umhüllen oder heben sollte. Obwohl sie mit 110 Millionen Euro zehnmal teurer als die Sarkophag-Lösung ist, hat sich Oslo am Freitag für die Hebung entschieden: Kritiker hatten bezweifelt, dass der Betonsarg langfristig dicht hält.

Den Auftrag zur Bergung bekam die niederländische Firma „Mammoet Salvage“; sie hatte schon das 2001 gesunkene russische Atom-U-Boot „Kursk“ aus dem Eismeer gefischt und will die fragilen Reste von U-864 durch einen ferngesteuerten Einsatz ohne Taucher heben; das ist umso heikler, als nicht nur große Mengen Quecksilber austreten könnten, sondern weil im Wrack 22 scharfe Torpedos (mit nach all den Jahren vielleicht hypersensiblen Zündern) herumliegen.

Einziges U-Boot-Gefecht unter Wasser

Die Geschichte von U-864, einem Boot der „Typ IX“-Klasse, ist hochinteressant: erstens wegen der Fracht, die neben Quecksilber (die Japaner brauchten es vor allem für Zünder dringend) Pläne und Teile für die „Messerschmitt 262“-Düsenjäger und Raketentriebwerke umfasste; damit hätte Japan diese Flieger, die die Deutschen gegen Kriegsende einsetzten, sowie Raketen nachbauen können.

Zudem war der Kampf zwischen U-864 und Venturer der einzige Fall, bei dem ein getauchtes U-Boot durch ein anderes U-Boot torpediert wurde – das gibt's bis heute nur in Filmen wie „Jagd auf Roter Oktober“.

U-864, das unter Kapitän Ralf-Reimar Wolfram (32) nach Penang im japanisch besetzten Malaya fahren sollte, war vom Start in Kiel im Dezember 1944 an vom Pech verfolgt. Defekte und ein Bombardement der U-Boot-Basis Bergen verzögerten die Reise; London erfuhr Position und Ziel des Boots und sandte die Venturer von Captain James Launders auf Abfangkurs.

Am 6. Februar verlässt U-864 Bergen, doch entwickelt ein Motor Fehlzündungen und wird laut; es dreht um und wird wegen des Lärms von den Briten geortet. Sie setzen sich hinter den Feind und werden bemerkt, doch U-864 taucht nicht auf, was aber damals Voraussetzung für den Kampf zweier U-Boote war: Unter Wasser konnten sie einander nicht sehen und schlecht akustisch orten; zudem gab es fast keine lenkbaren Torpedos.

Eine tödlich gute Schätzung

Nach Stunden sieht Launders im ausgefahrenen Seerohr zufällig jenes des Feindes und beschließt, Daumen-mal-Pi-mäßig vorzugehen: Er weiß, dass der Deutsche hört, wenn Torpedos kommen, und versuchen wird, auszuweichen. Launders schätzt Entfernung und Reaktion der Deutschen und schießt aus zwei Kilometer Distanz vier Torpedos (einen „Viererfächer“) im Abstand von 17 Sekunden. Wolfram taucht ab und weicht drei Torpedos aus. Sein Kurs führt ihn genau in den vierten.


Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/welt/448676/index.do?_vl_backlink=/home/index.do

Soundy
 
Oben