Uranförderung im deutschen Reich ?

W

wolfmann

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#1
Hallo Allerseits

Neben Indy's Frage zur SS-Forschung gibt es noch einen weiteren systematischen Ansatz, um etwas über sie deutsche Atomforschung herauszufinden:
Deutschland hat seinen bekannten Uranvorrat in Belgien bekommen. Dieser Vorrat ist nach vorliegender Literatur zu Kriegsende komplett sichergestellt worden. Um weitere Forschung an Atomwaffen durchführen zu können hätte Deutschland über weitere Uranquellen verfügen müssen.
Ich behaupte einmal: Ohne zusätzliches Uran währe eine weitergehende Atomforschung nicht möglich, eine Atombombe unmöglich.

Dies sollte einfach herauszufinden sein:
Die Wismut SAG hat nach dem Krieg begonnen, alte Abraumhalden und Bergwerke für die Uranförderung zu nutzen, ehe neue Schächte abgeteuft wurden.
Man müßte an diesen Orten nachforschen, ob es bereits vor oder während des Krieges Auffälligkeiten gegeben hat wie z.B.

Plötzliches Interesse (Abtransport) von Abraum
Neue Lieferadressen von Erz
Neue Verfahren zur Metallgewinnung
usw.

Hat jemand hier schon einmal nachgeforscht?

Gruß

Wolfgang
 
I

indy

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#2
Moin wolfgang, gute idee (war ich selbst schon draufgekommen :D ).
Wo waren in Asien Uranminen?
Wie hoch war der Verbrauch von Uran?
Hätte man nicht via U-Boot Uran aus jap. besetzten Gebiet ins Reich schaffen können?
 
W

wolfmann

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#3
Hallo Phillip,

Das sind genau einige der Fragen, auf die wir Antwort brauchen.

Asien, nun in Kamschatka und an Plätzen, die wir im Atlas finden können. Per U-Boot aus Japan wäre möglich, aber sehr aufwendig. Ich denke, daß U-Boote für den Transport zu wertvoll waren.
Ein Uranverbraucher war mit Sicherheit die Munitionsproduktion. Aber wieviel ? Das bleibt zu klären.

Mein Ziel ist das Gleiche wie Dein's: Ausschalten von Möglichkeiten. Also, packen wir's an.

Gruß

Wolfgang
 
P

Picard

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#4
Original geschrieben von wolfmann
Ein Uranverbraucher war mit Sicherheit die Munitionsproduktion.
Hallo Wolfmann!

Soweit mir bekannt ist, war Uranmunition in dieser Zeit erst im Versuchsstadium. Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, daß nennenswerte Mengen benötigt wurden.

Ciao,
Picard
 
I

indy

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#5
Hi Wolfgang, ich glaub net das die U-Boote zu schade gewesen sind, wenn man Uran aus Fern-Ost gebraucht hätte.Immerhin wurde sogar Zinn und Wolfram und vorallem Kautschuk so eingeschifft.
Die Transporte erfolgten mit den U-Typen X-B:

indiestst. abgang
U-116 7.1941 10.1942
U-117 10.1941 8.1943
U-118 12.1941 6.1943
U-119 4.1942 6.1943
U-219 12.1942 5.1945 danach jap. I-502
U-220 3.1943 10.1943
U-233 9.1943 7.1944
U-234 2.1944 5.1945 das "Japanboot"mit den 560kg Uran, welches auch immer (U-235/U-238/Erz?????).

Die Kapazität der Boote müsste über 150t Last betragen haben (beziehe mich auf den etwas kleineren Nachvolger XXI-D mit 150t innen + aussen 125t Kautschuk).
Die Japsen hatten auch einige Transportboote, z.B. I-52 (kommt nächsten Freitag ein Bericht auf Phoenix!!!).
Soll ich vielleicht noch einen Threat über die Forschungen der Reichspost aufmachen ? In zusammenhang mit Atomforschung.
 
G

Guest

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#6
Warum denn in die Ferne schweifen...

Hallo!

Warum sucht ihr nicht im Reichsgebiet selbst? In St. Joachimstal wurde sorgar schon in der Donaumonarchie (Österreich-Ungarn) Uran gefördert...

LG,
Markus
 
W

wolfmann

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#7
Hallo,
Ich kenne mich mit den Transportbooten nicht so aus wie Indy, aber ich stimme hier mit Markus überein. Es gab genug Quellen im alten deutschen Gebiet.
Wie Markus schon sagt St. Joachimsthal. Darüberhinaus kommen aber auch alle Quellen in Frage, die später von der Wismut zu Beginn genutzt wurden. Die waren Bergwerke in Sachsen und Thüringen, aber auch Abraumhalden alter Bergwerke. Die Frage ist, ob und in welchem Umfang sie genutzt wurden. Auf solche Nutzung bezog sich mein Posting.

Gruß

Wolfgang
 
I

indy

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#8
Eben kam `ne Doku übers jap. Transport U-boot I-52.
Auf der Ladeliste neben Zinn, Kautschuk... auch 500kg Uran...
Wieso will man 1944 aus dem fernen Japan Uran nach Frankreich schaffen (Boot wurde auf der Fahrt nach F versenkt)?
Und wieso soll ein dt. U-boot (U-234) 1945 560kgUran zurück nach Japan bringen?
Vielleicht gab es noch mehrere Transportfahrten mit Uran an Bord.
Aber außer A-Waffen/Reaktor konnte man damals níchts weiter damit machen...die einzige Möglichkeit als (Chemische>Giftige)Waffe würde Uranummantelter Sprengstoff sein...aber die Wirksamkeit wird dabei verschwindend gering gewesen sein.
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#9
Hallo!

Fand in einem alten Schmöker „die zukunft hat schon begonnen-heller als tausend sonnen-strahlen aus der asche“ von Robert Jungk, Donauland Wien, Scherz-Verlag Bern u. Stuttgart aus 1963, unter Kapitel „Die Furcht vor Hitlers Atombombe“ auf Seite 322 folgendes:


...Die Nachrichten, die über die Fortschritte des deutschen Uranprojektes in die Vereinigten Staaten drangen, wurden im Sommer 1939 immer alarmierender. In Berlin hatte ein zweites Treffen der Kernphysiker stattgefunden. Es war diesmal vom Leiter der Forschungsabteilung im Heereswaffenamt, Oberst Schumann, einberufen worden. Er handelte auf Grund einer Verständigung des Hamburger Physikers Harteck, der Ende April bereits auf die <grundsätzliche Möglichkeit der Auslösung einer Kettenreaktion im Uran> hingewiesen und laut einem späteren Bericht seines Mitarbeiters Diebner <deren Verfolgung beim Reichskriegsministerium angeraten> hatte.

Eine weitere, auf geheimen Wegen zur Kenntnis der in Amerika lebenden Physiker gelangte Mitteilung schien anzuzeigen, dass die Deutschen es wirklich ernst meinten: plötzlich hatten sie alle Ausfuhr von Uranerz aus der von ihnen besetzten Tschechoslowakei verboten !

Außer in der Tschechoslowakei gab es damals in Europa nur noch in Belgien große Uran-Vorräte, die aus der Kongo-Kolonie kamen...



Dies dürfte sich auf den bereits von Markus angesprochenen Bergbau St. Joachimsthal (Jachymov) im böhmischen Teil des Erzgebirges beziehen!

lg
josef
 
#10
...interessant ist, daß man vor 40ig jahren das problem der deutsche atombombe oder des deutschen reaktors wesentlich differenzierter und vorurteilsloser als heute darstellte........

viele grüße

PeMü
 
G

Guest

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#11
Hallo Indy,

bitte aufpassen! In besagtem Film zeigten sie ein Dokument, auf dem in einer längeren Liste

...oxid 500kg

zu lesen war. Das, was bei "..." ursprünglich stand, war unkenntlich gemacht. Das war eine reine Spekulation des im Film genannten Schatzsuchers.

LG,
Markus
 
I

indy

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#12
Also Deutschland hat kein Uran aus Asien importiert, sondern umgekehrt:
Japan kaufte 2t Uran aus D. für sein A-Programm, die dann ab ende 1943 per U-Boot nach Japan geschippert wurden.
Japan litt noch mehr unter Resourcenmangel als D., besonders Uran, so musste man u.a auf dem Schwarzmarkt! 26Mio$ blechen für 25t Uran.
Die Jap. hatten zwei mehr o. weiniger getrennt laufende A-Forschungen:
Die Forschergruppe des Heeres (Projekt 'NI'), und die der Marine ('F Go') unter Bukino Arakatsu (ohh...mein Gedächtniss).
Letztere beinhaltete über 300 Wissenschaftler die in einer Forschungseinrichtung in Hungnam (Korea) mit Zyklotronen, Schwerwasseranlagen usw. ausgestattet waren.


Aber ich seh jetzt fürs 3. Reich keine Uranengpässe (wer hat denn das behauptet??):allein die Beute aus Belgien hat wohl voll und ganz ausgereicht um die dt. Forschungen zu versorgen, dazu die 'heimischen' Uranquellen.Also Uran war net das Thema, wieso lagerten sonst in Staßfurt allein bei Kriegsende 1100t Uran (bis die Amis kamen :D )?
 
H

Heinrich

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#13
Dass eine Gruppe japanischer (Atom)Wissenschaftler, in Thüringen verschollen sein soll, davon habt ihr sicher gehört? Wenn das zu beweisen wäre, und der letzte Aufenthaltsort ermittelt würde, wären wir dieser These ein Stück näher gekommen.
Heinrich
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#15
Wer hätte das gedacht :), zu diesem Thema gibt es ein ganzes Buch:
Elsner/Karbe: Von Jachymov nach Haigerloch - der Weg des Urans für die Bombe. VSA Verlag, Hamburg 1998.

Zitiert wird es bei Nagel, gesehen habe ich´s aber auch noch nicht ...
 
I

Interessierter

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#16
Uranbergbau in Deutschland

Hallo zusammen,
wer sich über den Uranbergbau in Deutschland informieren möchte, dem empfehle ich:
"Seilfahrt - auf den Spuren des sächsischen Uranbergbaus"
Bode - Verlag 1991
ISBN 3 - 925094-40-7
Meiner Meinung nach das beste Buch was, ohne fachlich speziell zu werden, die Geschichte umreißt.
Förderzahlen:
Man muß dabei bedenken, dass Förderzahlen zu DDR- Zeiten nicht bekannt wurden, also auch nicht im III. Reich.
Übrigends wurde und wird (?) im Böhmischen auch in Pribram Uran abgebaut. Joachimsthal war quasi deutsch.
Weltvorräte sind in einem DDR - Buch ersíchtlich, welches in Fachbibliotheken durchaus erhältlich ist oder sein müsste:
Heiner Winkler
Weltressourcen
Urania - Verlag, Leipzig - Jena - Berlin
1983
(da versteht man die aktuellen und geplanten Kriege auch viel besser- denke ich mal!)

Im Übrigen hat man in Jalta nicht zuletzt die Teilung Deutschlands nach den Uranvorräten vorgenommen (Dokumente lesen!). Die Russen waren hier etwas cleverer als unsere amerikanischen Freunde.
:rolleyes:
 
H

holger.sachsen

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#18
Hallo allerseits!

Habe kürzlich ebenfalls das von indy genannte Buch "Urangeschichten" gekauft und den ersten Teil zu Deutschland sofort gelesen.

Mich würde mal interessieren, was Ihr von dem Buch bzw. dessen Wahrheitsgehalt bezüglich der Zeit bis 1945 haltet?
 
J

Justus

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#19
Warum sucht ihr nicht im Reichsgebiet selbst? In St. Joachimstal wurde sorgar schon in der Donaumonarchie (Österreich-Ungarn) Uran gefördert...
Ich habe da mal etwas gefunden:

.... In der Endphase des zweiten Weltkriegs versuchten die USA zu verhindern, daß Teile des deutschen Atombombenprojektes in die Hände der Sowjetunion fielen. So wurde der deutsche Uranerzaufbereitungsbetrieb bei Oranienburg kurz vor Kriegsende durch amerikanische Bombardierung zerstört; deutsche Uranvorräte wurden aus der späteren sowjetischen Besatzungszone herausgebracht. Allerdings blieben die sächsisch-thüringischen Uranerzgebiete um Aue, Schlema, Schwarzenberg und Johannesgeorgenstadt nach der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 für mehrere Wochen unbesetzt - offenbar war beiden Seiten die Existenz der Uranvorräte nicht bekannt. Wenig später besetzten dann sowjetische Truppen das Gebiet. ....

(aus einem Referat über die WISMUT von Kay Winkelmann, BTU Cottbus WS 1997/98, Seminar Rohstoffwirtschaft und Ressourcenhaushalt)

War Uran also anscheinend doch nicht ein so großes Problem wie allgemein angenommen wird?
 
J

Justus

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#20
Der Beweis, dass mindestens eine Grube dieses Erz während der "1.000 Jahre" förderte:

Heutiges Lehr- und Schaubergwerk FRISCH GLÜCK ´´Glöckl´´, Johanngeorgenstadt

Zitiert aus der Chronik des Bergwerkes:

... Zwischen 1933 und 1945 gehörte die Grube zur Betriebsabteilung Vereinigt Feld der Sachsenerz Bergwerks GmbH bzw. AG. Bis in den Sommer 1945 hinein wurden Wismut- und Uranerze gefördert...
 
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