US-Lokomotiven in Österreich

#1
=> aus Thread Schloss Kleßheim, Salzburg

4. US-Army Diesellok vor der Schlosszufahrt ca. 1954 (Fotoquelle: A.Mueller; Die Eisenbahnen in Salzburg, Sbg. 1979)
Auch wenn es nun etwas am Thema vorbei geht, dennoch die Fragen:

1) Handelt es sich bei der Diesellok um ein US Modell, welches die US Amerikaner auch logistisch nach Oesterreich brachten, um es dort in Betrieb zu nehmen?

2) Gab es in der Besatzungszeit oefter mal us-amerikanische Lokomotiven, die auf oesterreichischen Gleisen unterwegs waren?
 
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josef

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#2
Hallo Peter:
1) Handelt es sich bei der Diesellok um ein US Modell, welches die US Amerikaner auch logistisch nach Oesterreich brachten, um es dort in Betrieb zu nehmen?
Ja, das war ein US-Modell mit diesel-elektrischem Antrieb und kam mit der US-Armee nach Österreich. Diese US-Type diente übrigens der SGP als Vorbild zum Bau der ersten ÖBB-Diesellok nach dem Krieg mit der Reihenbezeichnung 2045. Die abgebildete Army-Lok kam aber nur auf der AB zum Camp Roeder zum Einsatz.


2) Gab es in der Besatzungszeit oefter mal us-amerikanische Lokomotiven, die auf oesterreichischen Gleisen unterwegs waren?
Ebenfalls JA!
Mit den US-Truppen kamen eine Reihe von Kriegsdampflokomotiven des United States Army Transportation Corps USATC nach Europa. Davon einige auch nach Österreich, wo sie in der Nachkriegszeit von der Bundesbahn eingesetzt wurden:
USATC-Klasse S 160 - ÖBB Reihe 956:
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die ÖBB 30 Stück der Klasse S 160 vom USATC. Die 30 Maschinen wurden von der ÖBB als 956.01–16 und 956.117–130 eingereiht. Dabei bezeichneten die 956.1 gegenüber der Reihe S 160 unveränderte Lokomotiven, während die anderen 16 Maschinen den österreichischen Gepflogenheiten angepasst wurden und etwa größere Führerhäuser bekamen. Da sich die „Klapperschlangen“ – wie sie genannt wurden – nicht wirklich bewährten, wurden die meisten Vertreterinnen der Reihe 956 bereits 1955 ausgemustert. Die 956.129 folgte 1956. Die 956.130 wurde 1955 zur Vorheizanlage Vz 900735, 956.14 detto Vz 0 1026 aber erst 1957. Letztere war in Attnang-Puchheim stationiert und wurde erst 1971 als solche ausgemustert.
und
USATC-Klasse S 100 - ÖBB Reihe 989:
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die ÖBB zehn Stück S 100. Entsprechend ihrer Hersteller wurden die 10 Maschinen als ÖBB 989.01–05 (Vulcan), 989.101–103 (Davenport) und 989.201–202 (Porter) eingereiht. Die 989.01 kam 1963 als Werkslok an die Zuckerfabrik Siegendorf; sie blieb von allen Lokomotiven dieser Reihe am längsten in Betrieb. Die anderen Maschinen wurden 1968 ausgemustert.
 
#3
Danke.

Waren diese Lokomotiven oesterreichweit dann im Einsatz?

Haben andere Besatzungsmaeche auch Lokomotiven in Oesterreich gehabt, oder nach Abzug hinterlassen?

Kamen in der Besatzungszeit auch auslaendische Waggons nach Oesterreich? - und gingen diese spaeter in den Bestand der OeBB ueber?

Bekannt ist mir auch noch, dass die US-Amerikaner nach Wien Strassenbahnen lieferten. Wie lange waren diese im Einsatz?
 
#4
Danke.
Waren diese Lokomotiven oesterreichweit dann im Einsatz?
Die S 160 waren Kriegslokomotiven des United States Army Transportation Corps (USATC). Da diese Loks weltweit auf Normalspurstrecken einsetzbar sein sollten, wurden sie für das englische Lichtraumprofil konzipiert. Die Lok wirkt daher im Vergleich mit deutschen oder österreichischen Loks fast schon zierlich. Die typisch US-amerikanischen Details machen diese Loks für uns zusätzlich zu Exoten.

Die BBÖ kaufen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg 30 Stück dieser Loks vom USATC. Die Loks waren ursprünglich mit ihren USATC-Nummern in Österreich unterwegs. 16 Loks wurden in Linz recht weitgehend umgebaut (größeres Führerhaus, neue Rauchkammertür, Verlegung der Luftpumpe, ...) und ab 1953 als 956. 01 - 16 bezeichnet. Die nur geringfügig adaptierten Loks wurden als 956.117 - 130 ins Nummernschema der ÖBB aufgenommen. Die Reihe 956 war fast immer in Linz beheimatet und hauptsächlich im Güterzugsdienst eingesetzt. Das für diese Reihe typische klackernde Geräusch der Stangenlager trug ihnen in Österreich den Spitznamen "Klapperschlange" ein. Die Loks blieben immer eine Art Fremdkörper im Tfz-Bestand der ÖBB und wurden daher bis 1956 komplett ausgemustert.

Da sich die "Klapperschlangen" – wie sie genannt wurden – nicht wirklich bewährten, wurden die meisten Vertreterinnen der Reihe 956 bereits 1955 ausgemustert. Die 956.129 folgte 1956. 956.130 wurde 1955 zur Vorheizanlage Vz 900735, 956.14 detto Vz 0 1026 aber erst 1957. Letztere war in Attnang-Puchheim stationiert und wurde erst 1971 als solche ausgemustert.


Quelle: http://forum.spurnull-magazin.de/fahrzeugbau/von-der-s-160-zur-bb-956-127-1744/
 
J

JW200

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#5
Hallo,

eine Korrektur zu:
Diese US-Type diente übrigens der SGP als Vorbild zum Bau der ersten ÖBB-Diesellok nach dem Krieg mit der Reihenbezeichnung 2045. Die abgebildete Army-Lok kam aber nur auf der AB zum Camp Roeder zum Einsatz.
Das stimmt nicht. Die Urentwürfe zur ÖBB 2045 sind bereits in den frühen 1930ern durch die Fa. "GEBUS" entstanden. Die Zeichnungen sind teilweise auf cm genau gleich mit den ausgeführten Loks.
Diese sind im Archiv des Eisenbahnmuseums Schwechat erhalten. Weiters gab es darüber bereits einen Artikel in der Vereins-Zeitschrift "Die Schiene".

Die Lok (2x600PS 80km/h) wäre für damalige Verhältnisse ein Quantensprung im österreichischen Lokomotivbau gewesen, aber daraus wurde nichts. Mit ein Grund war sicherlich, daß die Fa. "GEBUS" mit der "Simmeringer Maschinen- und Waggonbaufabriks AG" zwar eng zusammenarbeitete, aber auch gerne nur per Anwalt kommunizierte.

Grüße

Stefan
 

josef

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#6
... Die Urentwürfe zur ÖBB 2045 sind bereits in den frühen 1930ern durch die Fa. "GEBUS" entstanden. Die Zeichnungen sind teilweise auf cm genau gleich mit den ausgeführten Loks.
Diese sind im Archiv des Eisenbahnmuseums Schwechat erhalten...
Stefan :danke für den Hinweis :bravo:

Der "Rückgriff" auf den Urentwurf der Fa. GEBUS stimmt aber nur zum Teil (Lokrahmen, Führerhaus usw. ...). Beim Antrieb verfolgte man jedoch ein Konzept nach US-Vorbild!

Siehe dazu Textausschnitt zum Thema aus

Moriz Gelinek - Leben und Werk - Der Salzburger Eisenbahnpionier;
Sonderpublikation Nr. 127 - Landespressebüro Salzburg; 1996


Kapitel "GEBUS-Lokomotiven für die BBÖ" S. 79 und 80,
Verfasser H.Harrer, H. Fritz, K.Zinnburg u. K. Zwirchmayr.

1. Textauszug S. 80
2. Skizze Projekt 1.200 PS Lok nach System GEBUS aus 1933, S. 79
 

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