USA: Wrack des letzten US-Sklavenschiffs in Alabama entdeckt

josef

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Wrack des letzten US-Sklavenschiffs in Alabama entdeckt

1860 wurden 110 Frauen, Männer und Kinder aus Westafrika verschleppt. Nun wurden die Überreste des Schoners Clotilda gefunden
Washington – Das Wrack des letzten bekannten Sklavenschiffs der USA ist nach Angaben von Forschern in Alabama gefunden worden. Taucher hätten die Überreste des vor 159 Jahren gesunkenen Schoners Clotilda nach langer Suche im Fluss Mobile entdeckt und eindeutig identifizieren können, teilte die Denkmalschutzbehörde des US-Bundesstaates mit.

An Bord des Segelschiffes hatten weiße Plantagenbesitzer 1860 auf damals bereits illegale Weise 110 Frauen, Männer und Kinder aus dem heutigen Benin in Westafrika als Sklaven nach Mobile/Alabama gebracht. Dort wurden die verschleppten Menschen gezwungen, auf Baumwollfeldern zu arbeiten, wie die an der Suche beteiligte Smithsonian Institution mitteilte. Das bereits 2018 geortete Wrack habe unter anderem anhand von Baumaterialien identifiziert werden können, erklärten Unterwasserarchäologen.

Suche nach Gerechtigkeit
Seit 1808 war es verboten, Menschen als Sklaven ins Land zu bringen. Um das Verbrechen zu vertuschen, habe Kapitän William Foster die Clotilda in dem Fluss in Brand stecken und versenken lassen.

Der Fund habe großen historischen Wert, denn er beweise, dass der Sklavenhandel trotz des Verbotes weiterging, betonten die Forscher. "Dies war eine Suche nach unserer Geschichte, nach unserer Identität, und es war auch eine Suche nach Gerechtigkeit", sagte der stellvertretende Projektleiter Paul Gardullo.

Die meisten überlebenden Sklaven der Clotilda waren den Berichten zufolge nach ihrer Befreiung zum Ende des Bürgerkrieges 1865 in der Stadt Mobile geblieben und hatten die noch heute existierende Gemeinde Africatown gegründet.


foto: ap/julie bennett
Auf dem "Old Plateau Cemetery" bei Mobile sind auch viele Opfer des Clotilda-Transports bestattet

Ihr Versuch, nach Afrika zurückzukehren, scheiterte am Geld. "Nun können wir ihren Teil der Geschichte erzählen", sagte eine der Nachkommen, Lorna Gail Woods, dem Magazin der Smithsonian Institution. Der Fund sei ein Tribut an ihre Vorfahren. Denn die Geschehnisse rund um die Clotilda seien mangels Beweisen immer wieder in Zweifel gezogen worden.
(APA, red, 23.5.2019)
Wrack des letzten US-Sklavenschiffs in Alabama entdeckt - derStandard.at
 

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#2
Sklavenhandel begann vor 400 Jahren:

Erste afrikanische Sklaven in Nordamerika
„Gegen den 20. des Monats August kam zu uns ein niederländisches Kriegsschiff, von dem wir 20 Neger kauften.“ Was der Tabakfarmer John Rolfe im Jahr 1619, vor 400 Jahren, notierte, markiert den Beginn der Sklaverei in Nordamerika.
1607 hatten 143 britische Abenteurer an der Ostküste Nordamerikas Jamestown, die erste dauerhafte Siedlung der Briten in der neuen Welt, gegründet. Indianerangriffe, Krankheiten und Hunger: Erst als es den Siedlern gelang, Tabak anzubauen und nach England zu exportieren, war das Überleben im späteren Virginia gesichert. Der Mangel an Arbeitskräften ebnete der Sklaverei den Weg.


Library of Congress
Ankunft der ersten Afrikaner in Jamestown 1619

Verstümmlungen, Auspeitschen, Mord
Schon Spanien und Portugal hatten afrikanische Sklaven und Sklavinnen nach Süd- und Mittelamerika sowie in die Karibik verschifft, wo sie auf Zuckerrohrplantagen schuften mussten. In den Südstaaten der späteren USA verfestigte sich die Sklaverei erst nach und nach: Anfangs standen die Afrikaner und Afrikanerinnen weißen Arbeitskräften gleich, die durch ihre Arbeit die Schifffahrt aus Europa abzahlen mussten; sie konnten ihre Herren wechseln und eigenständig heiraten. Mit der Expansion der Tabak- und Baumwollplantagen und dem Ende des Bürgerkriegs in England 1651, der zu einem Rückgang britischer Auswanderer führte, schritt die Entrechtung der Afrikaner immer weiter voran.

Zwar gab es Gesetze, die den Sklaven und Sklavinnen gewisse Rechte zusicherten. Doch nur allzu oft waren sie der Willkür ihrer Herren ausgesetzt. Sie wurden gequält und mit härtesten Strafen zum Gehorsam genötigt. Verstümmlungen, Auspeitschen, ja sogar Mord war nichts Seltenes. Anders als etwa in der antiken Gesellschaft wurde die Sklaverei in den USA von Anfang an mit Rassenunterschieden begründet. Und nicht nur der Süden fand Gefallen daran. Während die Sklaven und Sklavinnen dort meist schwere Fronarbeit leisten mussten, wurden sie in den nördlichen Kolonien vor allem als Hauspersonal beschäftigt.

Eine lange Geschichte
In den fast 400 Jahren der transatlantischen Sklaverei kamen etwa zehn bis zwölf Millionen verschleppte Schwarzafrikaner und Schwarzafrikanerinnen lebend in Amerika an. Vier bis fünf Millionen wurden in die Karibik gebracht, 3,5 bis fünf Millionen nach Brasilien und eine halbe Million wurde in die USA verkauft. 1860 lebten dort vier Millionen Sklaven.

Der Kölner Historiker Michael Zeuske betont in seinem Buch „Sklaverei. Eine Menschheitsgeschichte ...“, dass es Sklaverei schon seit den Anfängen der Menschheit gibt. Ob bei Ägyptern oder Römern, ob bei Mayas oder Arabern: Die Versklavung trieb wie ein Motor aus menschlichen Körpern Wirtschaft und Reichtum an.

Das Wort „Sklave“ ist verwandt mit „Slawe“ und stammt aus dem Mittelalter, als viele Menschen aus Osteuropa verschleppt wurden - vor allem in die islamische Welt. Auch die afrikanischen Gesellschaften wurden seit dem siebenten Jahrhundert von immer neuen Raubzügen arabischer Menschenhändler heimgesucht. Unterstützung erhielten sie von afrikanischen Stammesfürsten. Viele der Opfer überlebten die Gefangennahme, die Verschleppung vom Inneren Afrikas an die Küsten und schließlich die grausamen Strapazen der Schiffsfahrt nicht.


Library of Congress
Zeitungsbericht über eine Sklavenauktion in Richmond/Virginia im Jahr 1856

Späte Abschaffung
Der transatlantische Sklavenhandel entwickelte sich zum Dreieckshandel: Europäische Schiffe fuhren an die Küste Westafrikas, um dort Waren gegen Menschen einzutauschen, die dann in Amerika verkauft wurden. Von dort aus fuhren Schiffe zurück nach Europa, beladen mit Produkten wie Zucker, Kaffee und Baumwolle. Die Europäer, so Zeuske, blieben dabei „immer Juniorpartner islamischer und afrikanischer Sklavenhandelseliten“.

Dass die Sklaverei letztlich abgeschafft wurde, hatte unterschiedliche Gründe: Im nördlichen Amerika waren es vor allem Christen und Christinnen, die sich für ein Ende einsetzten. Andere argumentierten, dass es sich finanziell nicht mehr lohne, Sklaven zu halten. 1807 verbot Großbritannien zunächst nur den Handel; 1833 trat ein umfassendes Verbotsgesetz in Kraft. Die USA erklärten Sklaverei nach dem Bürgerkrieg 1865 für verfassungswidrig. In Brasilien wurde sie erst 1888 offiziell aufgehoben.
Christoph Arens/Kathpress

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Publiziert am 19.08.2019
Erste afrikanische Sklaven in Nordamerika - science.ORF.at
 
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