Wetterbeobachter: Ein Leben für den Wetterbericht

josef

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#1
Ein Leben für den Wetterbericht
Wetterberichte sind aus dem Alltag nicht wegzudenken. Die Daten dafür werden unter anderem von 28 Wetterbeobachtern aus Niederösterreich geliefert. Einer davon ist der 82-jährige Richard Wimmer aus Retz (Bezirk Hollabrunn).
„Ich sehe hier hohe Wolken, Schleierwolken, sogenannte Cirrus, die sind in einer Höhe von zirka 10.000 Metern, diese Informationen werden dann verschlüsselt abgegeben“, sagt Richard Wimmer, Wetterbeobachter aus Leidenschaft, während er in den hochsommerlichen Himmel in seinem Garten in Retz blickt. Jede Wolkenformation und Wetterbefindlichkeit hat einen internationalen Code, den der 82-Jährige viermal täglich auf seinem Laptop in eine Liste einträgt.


ORF/Manuela Matl
Richard Wimmer führt am Laptop Buch über das Wetter in Retz

Datenübermittlung per Internet
Per Internet übermittelt er die Daten an die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Zusätzlich werden ergänzende Informationen weitergegeben wie Sichtweiten, Gewitter, Bodenverhältnisse sowie Schnee und Eis im Winter“, erklärt Wimmer. Informationen über Temperatur, Luftdruck oder Windgeschwindigkeit liefert die Messstation, die bei der Windmühle von Retz steht. Sie werden ebenfalls ins System eingespeist. Statt wie früher telefonisch läuft jetzt alles digital.


ORF/Manuela Matl

Sorge wegen Trockenheit
Sorgen macht sich Herr Wimmer über die immer größer werdende Trockenheit und die geringen Regenmengen. Die Zahlen hat er alle im Kopf: „Im Juli hatten wir 22 Liter, das sind zwei Gießkannen voll für einen Monat pro Quadratmeter, das ist sehr wenig. Wenn mich einer fragt, wie es bei uns so ist, sage ich: ‚In der Sahelzone in Afrika fällt manchmal mehr Niederschlag als bei uns in Retz‘.“

Seit 35 Jahren beobachtet er nahezu täglich den Himmel, die Aufgabe hat er nach einem Vorschlag der Tochter seines Vorgängers übernommen. Nur im Urlaub hilft seine Tochter aus. Wimmer hat sein Leben der Wetterbeobachtung verschrieben, ohne Notitzblock verlässt er nie das Haus. Seine Motivation: „Interesse. Und: einer muss es ja machen. Ich bin stolz, dass ich das mit meinem Alter noch alles erledigen kann.“

Manuela Matl, noe.ORF.at
Publiziert am 09.08.2018
Ein Leben für den Wetterbericht
 

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#2
Herbert Nutz und sein Gespür für Schnee
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An 900 Stellen im Land sind Wetter-Messgeräte stationiert. Viele sind automatisiert, 500 aber werden von Menschen gewartet und abgelesen – Menschen wie Herbert Nutz in Annaberg (Bezirk Lilienfeld), der sich seit Jahrzehnten täglich um das Wetter kümmert.
Online seit gestern, 19.22 Uhr
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Bei herrlichem Sonnenschein genauso wie bei Wind und Wetter – jeden Tag am Morgen will die hydrografische Station des Landes beim Speichersee der Annaberger Lifte bedient werden. Bei unserem Treffen mit Herbert Nutz herrscht dichter Schneefall, der vom Wind getrieben wird – ein Wetter zum Verkriechen, am besten hinter dem eingeheizten Ofen.

Aber für Nutz ist es selbstverständlich, hierher zu kommen, Temperatur und Niederschlag abzulesen und die Schneetonne auszuleeren. Letztere nimmt er mit in einen warmen Raum, wartet, bis der Schnee geschmolzen ist und zeichnet auf, wieviel Wasser darin war. All das wird in Listen eingeschrieben, die später in den Computer übertragen werden.

Täglich zwei Stunden Arbeit
Zwei Stunden Arbeit täglich, belohnt mit einem Unkostenbeitrag des Landes. Aber es sei in den fast dreißig Jahren, in denen er dieser Tätigkeit nachgeht, schon einfacher geworden, sagt Herbert Nutz: „Früher war ich dreimal am Tag hier. Jetzt ist es nur noch einmal am Tag, weil viel automatisiert wurde. Aber immer wieder spinnt irgendetwas, da fällt vielleicht das Modem aus und überträgt nichts, dann hilft immer noch die gute alte händische Aufzeichnung.“

Der Winter ist für Herbert Nutz in dieser Hinsicht die intensivste Zeit des Jahres, denn zum Messstellen-Ablesen kommt auch noch der Lawinenwarndienst für GeoSphere Austria. Dieser hat am Hennesteck, ganz oben im Skigebiet, eine Station – die Nutz aber nicht täglich besucht, sondern nur die Lawinensituation abschätzt. Denn er hat ein Gespür für Schnee, das er seit Jugendtagen geschult hat.

25 Jahre lang war der Pensionist Herbert Nutz Betriebsleiter der Annaberger Lifte: „Nach vierzig, fünfzig Jahren weißt du schon, wie der Schnee funktioniert. Das ist Erfahrungssache. Ich wollte ja vor zwei Jahren aufhören, aber sie haben mich dann doch überredet, weiterzumachen. Und ich mache es ja auch gern, also mach ich weiter, so lange ich kann – beides, bei der Lawinenkommission und auch mit der Wetterstation.“

Schnee nicht weniger, aber später
Seine Einschätzung der Entwicklung der Niederschläge mutet überraschend an, wenn man die Entwicklungen durch den Klimawandel kennt. Wohl steigt die Schneefallgrenze immer weiter nach oben, aber in Annaberg, auf 1.000 Meter Seehöhe, habe sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht so viel geändert.

Die Schneehöhen übers Jahr gerechnet seien wohl unterschiedlich von Jahr zu Jahr, von viereinhalb bis zu acht Metern. Aber dass es generell und kontinuierlich immer weniger schneie, könne Herbert Nutz nicht bestätigen.

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Auf wenn vieles schon automatisiert ist – ganz ohne händische Aufzeichnungen geht es nicht

„Der Winter verschiebt sich“
Allerdings: „Der Winter verschiebt sich. Hat er früher im Dezember begonnen und bis in den März gedauert, so kommt jetzt erst im Jänner der Schnee und bleibt oft auch länger. Der Klimawandel ist unbestreitbar, aber so krasse Auswirkungen, wie manche meinen, hat er nicht, zumindest, was die Schneemengen betrifft.“

Auch vor Jahrzehnten habe es Winter gegeben, in denen man nicht Skifahren konnte, weil der Schnee ausblieb und es damals noch keine Schneekanonen gab, „das hat es immer schon gegeben, dieses Auf und Ab.“ Und wenn Frau Holle streikt, dann gibt es ja auch die angesprochenen technischen Hilfsmittel, um beim Schneefall mechanisch nachzuhelfen.
04.12.2023, Robert Salzer, noe.ORF.at

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