Widerstand gegen die Hitler-Armee am Beispiel von Goldegg/Salzburg: Deserteure als wahre Helden

josef

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#1
Hitler-Armee: Deserteure als wahre Helden

Österreich verdanke seine politische Freiheit zum Teil den Deserteuren, die unter Lebensgefahr die Hitler-Armee boykottierten. Ihr Widerstand habe Österreich in der Weltpolitik sehr genützt, sagte der Historiker Michael Mooslechner bei einer Tagung am Sonntag in Goldegg (Pongau).

Die positive Rolle von Deserteuren für die Befreiung Österreichs wurde nach 1945 bewusst verschwiegen, weil Deserteure von Soldaten und Ex-Kriegsgefangenen aus Wehrmacht und SS verachtet und gezielt diffamiert wurden, so der Historiker Mooslechner aus St. Johann (Pongau).

Beispiel Goldegg
Die zehn untergetauchten Widerständler und Deserteure, die im Sommer 1944 in den Bergen bei Goldegg von der SS gejagt und sofort bzw. etwas später ermordet wurden, seien auch keine Einzelfälle gewesen. Das betonte Historiker Mooslechner am Sonntag bei der Tagung auf Schloss Goldegg.


Ab 1943 sei sehr vielen Soldaten und Offizieren längst klar gewesen, dass der Krieg in Russland nicht mehr zu gewinnen und - wegen der klaren Mordbefehle gegen Zivilisten und Gefangene - ein geplantes Staatsverbrechen Hitlers war.

„Kameradschaften“: 60 Jahre Schweigen
Es habe seit dem Untergang der sechsten Armee Hitlers in Stalingrad in fast jedem Dorf Österreichs und Deutschlands einige Deserteure gegeben, die sich versteckt hielten, so Mooslechner:
„Warum wissen wir heute noch immer so wenig von diesen Leuten? Weil sie von später heimkehrenden und regimetreuen Soldaten sowie ehemaligen Kriegsgefangenen verachtet wurden. Jeder Widerstand gegen das Hitler-Regime wurde nach Möglichkeit totgeschwiegen, weil er die Massen von Mitläufern und Kriegsbefürwortern infrage stellte“, sagt Mooslechner. Das sei auch der Grund, warum Deserteure von manchen bis heute als „Verräter“ diffamiert würden.


Deserteure: Pioniere für Österreichs Freiheit
Letztlich könne Österreich davon ausgehen, so Mooslechner, dass die Alliierten das Vorhandensein von Widerstand den Österreichern positiv anrechneten, als es nach 1945 um die Zukunft das Staates ging. Immerhin war schon in der Moskauer Deklaration der Alliierten festgeschrieben worden, dass Österreich nur als Opfer Hitlers gelten könne, wenn es im Land eigene Beiträge zu seiner Befreiung von den Nazis gebe.
„Aus meiner Sicht hat Michael Mooslechner dieses wichtige Faktum schön herausgearbeitet. Für viele ist das nach Jahrzehnten des Verdrängens ein neuer und sehr interessanter Blickwinkel auf Österreichs Geschichte“, sagt Cyriak Schwaighofer, Geschäftsführer des Kulturvereins auf Schloss Goldegg und Klubchef der Grünen im Salzburger Landtag.


Kritik an Goldegger Gemeindechronik
Bei der Tagung in Goldegg kritisierte Mooslechner die offizielle Goldegger Gemeindechronik, in der die zehn Deserteure der Region als „Landplage“ bezeichnet würden, was an den Jargon der Nationalsozialisten erinnere. Das Gegenteil sei Faktum: „Gerade im Goldegger Ortsteil Weng hat es einen großen Zusammenhalt der Familien gegeben, und einige der zehn Deserteure saßen regelmäßig am Mittagstisch, wenn keine Nazi-Spitzel in der Nähe waren.“


Der Wissenschafter wies darauf hin, dass jeder Deserteur der Hitler-Armee den Krieg um eine kurze Zeiteinheit verkürzt habe und auch die Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus durch seine Weigerung gefördert habe, für Hitler und seine Komplizen zu kämpfen.

Schwerpunkt „Sippenhaftung“
Bei den Fachgesprächen und dem Gedenktag auf Schloss Goldegg, an denen auch der Pinzgauer Historiker und Autor Rudi Leo teilnahm, wurde Sonntag auch das Thema „Sippenhaftung“ - ein NS-Jargon - besprochen.
Die Nationalsozialisten versuchten, über Verschleppungs- und Todesdrohungen, Ankündigungen von KZ-Haft und weiteren massiven Druck gegen Familien von untergetauchten Regime- und Kriegsgegnern der Lage Herr zu werden und den Widerstand zu brechen: „Im Rahmen der ,Sippenhaftung‘ wurde die Bevölkerung terrorisiert, zur Denunziation aufgefordert und kollektiv eine Art Selbstüberwachung geschaffen“, so Historiker Mooslechner.


Eigene Fachtagung
Der Kulturverein auf Schloss Goldegg plant für das kommende Jahr eine Tagung, die sich mit dem Phänomen der Sippenhaftung im Widerstand gegen das Hitler-Regime auseinandersetzt.


Maria Schwaighofer, Kulturverein Schloss Goldegg und Gerald Lehner, salzburg.ORF.at
Für die Freiheit gegen Hitlers Armee
 
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josef

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#2


Neues Buch über NS-Gegnerin Maria Etzer
Dienstagabend stellt Autorin Maria Prieler-Woldan in Salzburg die Lebensgeschichte der Bergbäuerin Maria Etzer vor. Diese widersetzte sich dem Hitler-Regime und musste auch im befreiten Österreich weiter dafür büßen.
Maria Etzer lebte von 1890 bis 1960. Sie stammte aus dem kleinen Salzburger Bergdorf Goldegg (Pongau) und geriet 1943 nach Denunziation aus ihrem engsten Umfeld in die Fänge des NS-Regimes. Da war die Katholikin schon 53 und wusste bzw. ahnte genau, wohin der Nationalsozialismus führen würde. Wegen „verbotenen Umgangs“ mit französischen Kriegsgefangenen wurde sie von einem Sondergericht in Salzburg zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt und ins Zuchthaus Aichach (Bayern) eingewiesen.

Im befreiten Österreich weiter diffamiert
Kurz vor Kriegsende wurde die Pongauerin entlassen. Gegenüber der Republik Österreich stellte sie mehrfach Anträge auf Opferfürsorge. Diese wurden allerdings mit der Begründung abgelehnt, sie habe „nicht aktiv an der Errichtung eines freien Österreich mitgewirkt“. Jahrelang konnte Etzer wegen Verleumdungen nicht in ihr Heimatdorf zurückkehren.


Kulturverein Schloss Goldegg
Etzer durfte es nicht mehr erleben, dass ihr Widerstand gegen nationalsozialistische Verbrechen offiziell gewürdigt wird

Erst postum voll rehabilitiert
In der Begründung des Urteils vom 18. September 2018 hielt das Landesgericht Wien fest: „Letztlich lag der primäre Grund für die Verfolgung und Verurteilung von M. E. darin begründet, dass sie auch während der NS-Diktatur ihren christlichen Wertvorstellungen treu blieb und sich auch gegenüber den als Zwangsarbeitern eingesetzten Kriegsgefangenen menschlich verhielt. Ein solcher Dissens mit der NS-Ideologie war den Machthabern ein Dorn im Auge und wurde schon als Form des Widerstands angesehen.“

Mit Etzers Rehabilitierung postum sei „spät, aber doch einer glaubensstarken und christlich handelnden Frau“ Gerechtigkeit widerfahren, erklärte die Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, Elisabeth Mayer. Die Mutter von ursprünglich acht Kindern habe unter dramatischen Bedingungen vorgelebt, was christliches Handeln bedeutet. Etzer habe gegenüber „Fremdarbeitern“, die laut Gesetz nicht einmal am gemeinsamen Tisch essen durften, ihre Menschlichkeit bewahrt.

Ihre Heimat war Schauplatz eines SS-Massakers
Eine Enkelin Etzers, Brigitte Menne, hatte die vollständige Rehabilitierung ihrer Großmutter nach dem Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz von 2009 beantragt. Sie hoffe auf ähnliche Verfahren, um „endlich die kleinen, ‚ganz selbstverständlich‘ Widerständigen aus dem Schatten zu holen“. In Etzers Heimat Goldegg, das auch Schauplatz eines SS-Massakers an Deserteuren war, wird zur Zeit auf Betreiben des dortigen Kulturvereins an einer Neufassung der Ortschronik gearbeitet, in der auch das Schicksal Etzers beschrieben wird.

Buchvorstellung am Dienstagabend
Titel des Werkes von Maria Prieler-Woldan: „Das Selbstverständliche tun. Die Salzburger Bäuerin Maria Etzer und ihr verbotener Einsatz für Fremde im Nationalsozialismus.“
Lesung, Ort, Termin: Dienstag, 5. Februar 2019, 19.00 Uhr, Academy Bar, Franz Josef Straße 4, 5020 Salzburg.

Links:
Publiziert am 05.02.2019
Neues Buch über NS-Gegnerin Maria Etzer
 

t3atnö

Well-Known Member
#4
Ich hatte beides in der Familie den Treuen Soldaten der von Anfang an dabei war bis 47 in Gefangenschaft war und dem alles an die Pension angerechnet wurde !
Mein anderer Großvater kam mit 16 als Flakhelfer zu dem Verein und wurde dann im letzten Aufgebot unterernährt und ausgezehrt in der Offensive Frühlingserwachen eingesetzt.
Als die Front Richtung Heimat zog setzte er sich von der Truppe ab und wurde von seiner Familie versteckt kurz bevor die Russen kamen war 1 Mann von der SS einer von der Feldgendarmerie und ein Partei Funktionär mit einer Liste da und haben ihn gesucht.
Lange Rede kurzer Sinn mein Desertierter Großvater musste 2 Jahre länger Arbeiten weil ihm die Gesamte Dienstzeit abgezogen bzw nicht angerechnet wurde.
Tja so war das bis vor ein paar Jahren in Österreich !
 

josef

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#5
Dokumentationsarchiv fordert Gerechtigkeit für Goldegger Deserteure
Das DÖW appelliert, eine neue Publikation des Landes Salzburg über "Goldegg im Pongau im Nationalsozialismus" aus dem Verkehr zu ziehen
Der Gedenkstein für die von den Nazis Ermordeten ist auf einem Grundstück der Krankenkasse in Goldegg zu finden.
Foto: Thomas Neuhold

Eigentlich sollte die Neufassung jenes Kapitels der Goldegger Ortschronik, das die NS-Vergangenheit des Pongauer Ortes beleuchtet, den seit Jahren schwelenden Konflikt um die Goldegger Deserteure entschärfen. Das ist gründlich misslungen, wie ein Schreiben von Gerhard Baumgartner, wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), an den Salzburger Landeshauptmann und seine Stellvertreter zeigt.

In dem Mitte November verfassten Schreiben fordert Baumgartner, die Publikation des Salzburger Landesarchives "Goldegg im Pongau im Nationalsozialismus" so schnell wie möglich aus dem Verkehr zu ziehen. "Ich möchte Sie eindringlich bitten, alle notwendigen Schritte zu ergreifen, um den Opfern von Goldegg nach 80 Jahren endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen", heißt es in dem Schreiben an Wilfried Haslauer, Christian Stöckl (beide ÖVP) und Martina Berthold (Grüne).

Langer Konflikt
Die Konfliktgeschichte um die 14 Deserteure und Widerstandskämpfer, die am 2. Juli 1944 von einer Todesschwadron der SS und der Gestapo getötet wurden, reicht ins Jahr 2013 zurück. Damals versuchte Brigitte Höfert, Tochter eines der Ermordeten, einen Gedenkstein für die Opfer in der Gemeinde verlegen zu lassen. ÖVP und Grüne brachten das Vorhaben zu Fall. Dahinter steht, dass es in Goldegg neben den Opferfamilien auch viele Täterfamilien gibt, auf die man Rücksicht nehmen wollte.

Der Stein wurde trotzdem verlegt, allerdings auf einem Grundstück, das zu einem Rehazentrum der Salzburger Gebietskrankenkasse gehört. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurde auch bekannt, dass die Widerständler in der offiziellen Ortschronik Goldeggs unter anderem als "Landplage" diffamiert werden. Die Chronik stammt aus dem Jahr 2009.

Zeithistorische Bewertung "inakzeptabel"
Nun sollte dieser Teil der Ortschronik neu und von renommierten Historikern verfasst werden. Das Ergebnis beschreibt DÖW-Leiter Baumgartner in dem Schreiben an die Landesregierung als zeithistorisch "inakzeptabel". Baumgartner kritisiert, dass nicht das Schicksal der Deserteure im Mittelpunkt der Publikation stehe, sondern es seitenlange Darstellungen der inszenierten "Volksgemeinschaft" bei Hitlerjugend und Bund Deutscher Mädel gebe. "Die Opfer der Massenverhaftung und Folterungen werden nicht einmal beim Namen genannt." Zudem fehlten die Nachkriegsverfahren gegen die als brutal bekannten Salzburger Gestapo-Männer.


Marterl in Goldegg für zwei von der Gestapo hinterrücks erschossene Bauernsöhne.
Foto: Thomas Neuhold

Baumgartner kritisiert ferner, dass neben der "unverständlichen und unerträglichen Gewichtung" im Schlusswort der Broschüre "die vielen positiven Auswirkungen des NS-Regimens auf Goldegg dargestellt werden – Wasserleitung, Straßenbau, Fremdenverkehr, verfügbare Zwangsarbeiter (!) –, während lediglich die Verfolgungsmaßnahmen als etwas exzessiv und überzogen charakterisiert werden".

Baumgartner ist übrigens nicht allein mit seiner Kritik. Die Schriftstellerin Hanna Sukare, die die Verbrechen der Nazis in Goldegg in dem Buch "Schwedenreiter" literarisch verarbeitet hat, sprach schon unmittelbar nach der Präsentation der Broschüre im Mai von einer "Anti-Deserteurs-Argumentation", obschon die Ermordeten von der Republik Österreich längst rehabilitiert worden seien.

"Höchste Eskalationsstufe"
Der Verfasser des in die Kritik geratenen Werkes ist der im Salzburger Stadtarchiv tätige Historiker Johannes Hofinger. Im STANDARD-Gespräch meint Hofinger, dass den Vorwürfen ein großes Missverständnis zugrunde liege. "Die Fokussierung auf die Deserteure war nicht mein Auftrag", sagt Hofinger. Ähnlich äußert sich der Herausgeber der Broschüre, Landesarchivleiter Oskar Dohle. Der Auftrag habe gelautet, die gesamte NS-Geschichte aufzuarbeiten, nicht nur die Geschichte der Deserteure.

Hofinger seinerseits kritisiert das DÖW: Mit dem Schreiben an den Landeshauptmann habe man gleich die "höchste Eskalationsstufe" gewählt. Besser wäre es gewesen, vorher miteinander zu reden. Hofinger schlägt nun vor, einen Historiker oder eine Historikerin mit der Aufarbeitung der Goldegger NS-Geschichte zu beauftragen, der oder die außerhalb der Gemeinde, des Deserteursvereins oder des Landes Salzburg stehe – also Distanz zu allen Seiten habe.

Im Büro von Landeshauptmann Haslauer sieht man die Causa pragmatisch. Es handle sich "um eine historische Diskussion zweier Experten", sagt ein Sprecher Haslauers. Beide Seiten hätten "große Expertise", man arbeite nun daran, den Konflikt zu lösen.
(Thomas Neuhold, 24.11.2022)

Materialien über die Goldegger Wehrmachtsdeserteure – Gedenkstein, Biografien, Rehabilitierung.

Dokumentationsarchiv fordert Gerechtigkeit für Goldegger Deserteure
 

josef

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#6
GOLDEGGER DESERTEURE
Neue Wege in der Erinnerungskultur im Pongauer Goldegg
Im Konflikt über das Gedenken an die NS-Gräuel in Goldegg zeichnet sich eine Wende ab: Zum 80. Jahrestag des Überfalls der SS sollen Stolpersteine verlegt werden

Gedenktafel für die Goldegger Deserteure und deren Helfer.
Foto: Thomas Neuhold

Der 2. Juli 1944 hat sich tief in das kollektive Gedächtnis der kleinen Pongauer Gemeinde Goldegg eingebrannt: Eine an die eintausend SS-Männer und Gestapo-Leute zählende Todesschwadron überfiel die Pongauer Gemeinde: Ihr Ziel war die kleine Widerstandsgruppe um Karl Rupitsch. Am Ende der Aktion gegen die "Goldegger Deserteure" standen 14 Ermordete und zahlreiche Verhaftungen.

Noch Jahrzehnte später war es in Goldegg nicht möglich, den Ermordeten ein ehrendes Andenken zu bewahren. Kurz gefasst: In der offiziellen Darstellung der Dorfchronik wie auch in den halboffiziellen Erzählungen im Dorf selbst wurden die Widerständigen für die Aktion der Nazi-Schergen verantwortlich gemacht und nicht die SS-Mörder selbst.

Der Tochter von Rupitsch, Brigitte Höfert, gelang es, ihren Vater offiziell rehabilitieren zu lassen. Ihr Wunsch, im Hof von Schloss Goldegg einen Gedenkstein verlegen zu lassen, scheiterte allerdings an ÖVP und Grünen. Die Gebietskrankenkasse sprang ein, der Gedenkstein liegt jetzt auf dem Grundstück eines Reha-Zentrums der Gesundheitskasse.

Gut für den Ruf Goldeggs
80 Jahre nach dem euphemistisch als "Sturm" bezeichneten brutalen SS-Überfall dürfte nun aber eine Wende in der Goldegger Gedenkkultur eintreten. Zum 80. Jahrestag am 2. Juli 2024 werden fünf Stolpersteine in Goldegg an prominenter Stelle, am Toreingang zum Schloss Goldegg, verlegt. Sie sind fünf von den Nationalsozialisten verfolgten oder ermordeten Frauen gewidmet. In die kleinen in den Boden eingelassenen Messingsteine nach dem Konzept des Kölner Künstlers Gunter Demnig sind die Namen und die wichtigsten Daten der Menschen eingraviert. Weltweit sind inzwischen rund 100.000 solcher Stolpersteine verlegt.

Der Anstoß für die Verlegung kam von Bürgermeister Hannes Rainer (ÖVP), der Gemeinderat folgte seinem Ansinnen einstimmig. "Durch diesen neuen Weg in der Gedenkkultur hat Bürgermeister Rainer Goldegg aus den negativen Schlagzeilen geführt", sagt der Pongauer Historiker Michael Mooslechner. Er war in den 1980er-Jahren bei der Aufarbeitung der Goldegger Zeitgeschichte federführend. Die Entscheidung jetzt sei "in der Sache richtig und für den Ruf Goldeggs auch klug", sagt Mooslechner im STANDARD-Gespräch.

Orte des Gedenkens
Die Goldegger Deserteure sind auch Thema der dritten Station der Aktion "Orte des Gedenkens" des Landes Salzburg. Nach dem christlichsozialen-austrofaschistischen Konflikt mit dem Nazi-Regime im Flachgau und dem kommunistischen Widerstand im Tennengau ist 2024 der Pongau mit der Bezirkshauptstadt St. Johann an der Reihe. Die auf ein Jahr begrenzte temporäre Gedenkaktion widmet sich 2024 dem Unterstützungswiderstand. Theresia und Alois Buder aus St. Johann halfen Karl Rupitsch, dem Anführer der Goldegger Deserteurs- und Widerstandsgruppe, zu flüchten. Neben dem Ehepaar Buder unterstützten auch ihr Nachbar Kaspar Wind und dessen Mitarbeiterin Margarete Oblasser die Deserteure in Goldegg. Alois Buder und Kaspar Wind wurden am 28. Oktober 1944 in Mauthausen ermordet, Theresia Buder war im KZ Ravensbrück interniert und starb im Februar 1945.

Gut für den Ruf Goldeggs
80 Jahre nach dem euphemistisch als "Sturm" bezeichneten brutalen SS-Überfall dürfte nun aber eine Wende in der Goldegger Gedenkkultur eintreten. Zum 80. Jahrestag am 2. Juli 2024 werden fünf Stolpersteine in Goldegg an prominenter Stelle, am Toreingang zum Schloss Goldegg, verlegt. Sie sind fünf von den Nationalsozialisten verfolgten oder ermordeten Frauen gewidmet. In die kleinen in den Boden eingelassenen Messingsteine nach dem Konzept des Kölner Künstlers Gunter Demnig sind die Namen und die wichtigsten Daten der Menschen eingraviert. Weltweit sind inzwischen rund 100.000 solcher Stolpersteine verlegt.

Der Anstoß für die Verlegung kam von Bürgermeister Hannes Rainer (ÖVP), der Gemeinderat folgte seinem Ansinnen einstimmig. "Durch diesen neuen Weg in der Gedenkkultur hat Bürgermeister Rainer Goldegg aus den negativen Schlagzeilen geführt", sagt der Pongauer Historiker Michael Mooslechner. Er war in den 1980er-Jahren bei der Aufarbeitung der Goldegger Zeitgeschichte federführend. Die Entscheidung jetzt sei "in der Sache richtig und für den Ruf Goldeggs auch klug", sagt Mooslechner im STANDARD-Gespräch.

Orte des Gedenkens
Die Goldegger Deserteure sind auch Thema der dritten Station der Aktion "Orte des Gedenkens" des Landes Salzburg. Nach dem christlichsozialen-austrofaschistischen Konflikt mit dem Nazi-Regime im Flachgau und dem kommunistischen Widerstand im Tennengau ist 2024 der Pongau mit der Bezirkshauptstadt St. Johann an der Reihe. Die auf ein Jahr begrenzte temporäre Gedenkaktion widmet sich 2024 dem Unterstützungswiderstand. Theresia und Alois Buder aus St. Johann halfen Karl Rupitsch, dem Anführer der Goldegger Deserteurs- und Widerstandsgruppe, zu flüchten. Neben dem Ehepaar Buder unterstützten auch ihr Nachbar Kaspar Wind und dessen Mitarbeiterin Margarete Oblasser die Deserteure in Goldegg. Alois Buder und Kaspar Wind wurden am 28. Oktober 1944 in Mauthausen ermordet, Theresia Buder war im KZ Ravensbrück interniert und starb im Februar 1945.

Gut für den Ruf Goldeggs
80 Jahre nach dem euphemistisch als "Sturm" bezeichneten brutalen SS-Überfall dürfte nun aber eine Wende in der Goldegger Gedenkkultur eintreten. Zum 80. Jahrestag am 2. Juli 2024 werden fünf Stolpersteine in Goldegg an prominenter Stelle, am Toreingang zum Schloss Goldegg, verlegt. Sie sind fünf von den Nationalsozialisten verfolgten oder ermordeten Frauen gewidmet. In die kleinen in den Boden eingelassenen Messingsteine nach dem Konzept des Kölner Künstlers Gunter Demnig sind die Namen und die wichtigsten Daten der Menschen eingraviert. Weltweit sind inzwischen rund 100.000 solcher Stolpersteine verlegt.

Der Anstoß für die Verlegung kam von Bürgermeister Hannes Rainer (ÖVP), der Gemeinderat folgte seinem Ansinnen einstimmig. "Durch diesen neuen Weg in der Gedenkkultur hat Bürgermeister Rainer Goldegg aus den negativen Schlagzeilen geführt", sagt der Pongauer Historiker Michael Mooslechner. Er war in den 1980er-Jahren bei der Aufarbeitung der Goldegger Zeitgeschichte federführend. Die Entscheidung jetzt sei "in der Sache richtig und für den Ruf Goldeggs auch klug", sagt Mooslechner im STANDARD-Gespräch.

Orte des Gedenkens
Die Goldegger Deserteure sind auch Thema der dritten Station der Aktion "Orte des Gedenkens" des Landes Salzburg. Nach dem christlichsozialen-austrofaschistischen Konflikt mit dem Nazi-Regime im Flachgau und dem kommunistischen Widerstand im Tennengau ist 2024 der Pongau mit der Bezirkshauptstadt St. Johann an der Reihe. Die auf ein Jahr begrenzte temporäre Gedenkaktion widmet sich 2024 dem Unterstützungswiderstand. Theresia und Alois Buder aus St. Johann halfen Karl Rupitsch, dem Anführer der Goldegger Deserteurs- und Widerstandsgruppe, zu flüchten. Neben dem Ehepaar Buder unterstützten auch ihr Nachbar Kaspar Wind und dessen Mitarbeiterin Margarete Oblasser die Deserteure in Goldegg. Alois Buder und Kaspar Wind wurden am 28. Oktober 1944 in Mauthausen ermordet, Theresia Buder war im KZ Ravensbrück interniert und starb im Februar 1945.


Ein Opfer des Nazi-Terrors in Goldegg war die im KZ Ravensbrück verstorbene Theresia Buder.
Foto: Privatarchiv Familie Buder

Rupitsch wurde am 28. November 1943 verhaftet und im Gefängnis St. Johann eingesperrt. Kaspar Wind und andere befreiten Rupitsch. Alois Buder beherbergte Rupitsch einige Tage in seiner Wohnung und brachte ihn dann mit einem Lkw nach Taxenbach in ein Versteck der Familie Oblasser. Rupitsch blieb untergetaucht. So begann die Geschichte jener Widerstandsgruppe, die heute als Goldegger Deserteure bekannt ist.

Die künstlerische Umsetzung des Themas obliegt der in Frankreich geborenen und in Wien lebenden Künstlerin Tatiana Lecomte. Was geht zu Hause vor nennt sie ihr Projekt. Einerseits sollen über die lokale Wochenzeitung Pongauer Nachrichten ein Jahr lang Beilagen versandt werden, die wie Rezeptkarten zum Sammeln gestaltet sind. Zudem plant Lecomte öffentliche Interventionen. So soll zum Beispiel über eine erläuternde Texttafel das weithin sichtbare Fresko an der Außenmauer einer Kapelle, Heimkehr der Soldaten, aus dem Jahr 1941 kontextualisiert werden.
(Thomas Neuhold, 18.12.2023)

Fünf Frauen, fünf Stolpersteine für Goldegg Am 2. Juli kommenden Jahres – dem 80. Jahrestag der Razzia von Gestapo und SS in Goldegg – werden in der kleinen Pongauer Gemeinde Goldegg fünf Stolpersteine für fünf Frauen verlegt. Es sind dies:
  • Cäcilia Pfeiffenberger (1900–1941) Magd am elterlichen Hof, litt an Epilepsie. Sie wurde 1941 im Rahmen der Aktion T4 in Hartheim ermordet.
  • Theresia Kössner (1921–1977) Bäuerin in Goldegg, unterstützte ihren fahnenflüchtigen Mann Georg. Dieser wurde im März 1945 in Glanegg bei Salzburg erschossen. Sie wurde im KZ Ravensbrück interniert, dann ins Polizeigefängnis Salzburg überstellt und Ende 1944 entlassen.
  • Maria Hölzl (1921–1998) Magd und Sennerin, Partnerin des Anführers der Deserteure Karl Rupitsch. Im KZ Ravensbrück interniert, dann gemeinsam mit Theresia Kössner ins Polizeigefängnis Salzburg überstellt. Sie wurde 1944 entlassen.
  • Maria Etzer (1890–1960) Bäuerin im katholischen Widerstand. Sie pflegte einen humanen Umgang mit einem ihrem Hof zugewiesenen französischen Zwangsarbeiter und wurde deshalb wegen Wehrkraftzersetzung denunziert, drei Jahre brutale Haft. Im April 1945 entlassen, kehrte sie nie mehr nach Goldegg zurück.
  • Margarethe Bammer (1922–2016) Sie half den Deserteuren und wurde ins KZ Ravensbrück verschleppt. Im April 1945 von der Roten Armee befreit. Sie war lange die letzte Zeitzeugin aus der Gruppe der Goldegger Ravensbrück-Frauen.
Die Geschichte der Goldegger Deserteure und die Konfliktgeschichte um das Gedenken an die Widerstandsgruppe auf der Homepage des Vereins "Freunde des Deserteurdenkmals in Goldegg".
Neue Wege in der Erinnerungskultur im Pongauer Goldegg
 
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