Wien 1. Bezirk: Alles zum und über Stephansdom, Stephansplatz usw.

#46
Safty First. Man klettert grundsätzlich mit zwei Seilen. An einem hängt man selbst und das andere ist das Sicherungsseil mit dem mitlaufenden Sicherungsgerät (Asap). Nur die Felskletterer im Vorstieg oder Kletterer an Hochspannungsmasten verwenden nur ein Seil mit Karabiener- oder Schlingentechnik. Da hängt der Asap aber auf dem Kletterseil.
Einzig die Berg-und Felskletterer haben dynamische Seile. Alle anderen haben halbstatische Seile (Kernmantelseile). Da ist der Asap noch über einen Bandfalldämpfer verbunden.
 
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#48
Kunstinstallation „Himmelsleiter“ am „Steffl“ präsentiert
Eine sprichwörtliche Leiter zum Himmel gibt es ab dem Osterwochenende im und am Wiener Stephansdom zu bewundern: Dann startet nämlich die Kunstinstallation „Himmelsleiter“ von Billi Thanner. Am Mittwochabend wurde das Vorhaben erstmals präsentiert.
Online seit heute, 8.02 Uhr
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Die Kunstinstallation lässt eine Leiter über der Taufkapelle durch das Gewölbe bis knapp unter die Spitze des Südturms wachsen. Die Wiener Künstlerin Thanner hat ihre Installation, die in Neongold erstrahlen wird, auf Einladung von Dompfarrer Toni Faber konzipiert.

Fotostrecke
APA/Herbert Neubauer
Ab Karsamstag wird die goldene Himmelsleiter am Stephansdom erstrahlen
APA/Herbert Neubauer
Sie symbolisiert den Auf- und Abstieg zwischen Himmel und Erde
APA/Herbert Neubauer
Die Leiter führt durch das Gewölbe …
APA/Herbert Neubauer
… bis an die Spitze des Südturms …
APA/Herbert Neubauer
… und erstrahlt in neongold
APA/Herbert Neubauer
Dompfarrer Toni Faber war bei der Präsentation ebenso anwesend …
APA/Herbert Neubaue
r… wie Künstlerin Billi Thanner
APA/Herbert Neubauer
Die Präsentation wurde von einer Performance begleitet
APA/Herbert Neubauer
Sie hieß „33 Tugenden“ und thematisierte passend zu Ostern …
APA/Herbert Neubauer
…Themen wie Achtsamkeit oder Bescheidenheit

Die Himmelsleiter, auch Jakobsleiter genannt, „symbolisiert den Auf- und Abstieg zwischen Himmel und Erde“ und basiert auf einer biblischen Erzählung aus dem Alten Testament, wie es in der Ankündigung zum Projekt heißt. Ihre Symbolkraft darf die Himmelsleiter bis 31. Mai ausstrahlen, bis dahin soll sie ab dem Osterwochenende jede Nacht leuchten.

Installation leuchtet ab Karsamstag
„Der Mensch geht oft in vielerlei Weise über sich hinaus und jedes Mal erfüllt er dabei sein eigentliches Leben mit Sinn“, wird Thanner zur Bedeutung ihres Werks zitiert. „Die Himmelsleiter als Sinnleiter, so oft bis wir erkennen, dass die unterste Sprosse gleich ist wie die Oberste. Für mich bedeutet das, dass wir das Leben auf verschiedenen Ebenen und Rängen leben.“

Neben dem Probelauf für die Beleuchtung, die dann offiziell vor dem Beginn der Osternachtfeier im Stephansdom am Karsamstag um 21 Uhr startet, fand am Mittwochabend auch die Performance „Die 33 Tugenden“ statt. Dabei ging es um Begriffe wie Achtsamkeit, Bescheidenheit, Geduld, Mut oder Weltoffenheit.

Umgesetzt wurde die „Himmelsleiter“ sowie die Aufführung der Tugenden mit Unterstützung der Simacek Facility Management Group GmbH, die mit ihrem Programm „Visionary Project“ Vorhaben aus den Bereichen Kunst, Kultur, Architektur und Gesundheitswesen fördert.
01.04.2021, red, wien.ORF.at/Agenturen

Links:
„Himmelsleiter“ am „Steffl“ präsentiert
 

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#51
Hackerangriff auf Stephansdom
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Die Glocken des Wiener Stephansdoms haben in der Nacht auf Mittwoch zahlreiche Bewohner und Bewohnerinnen der Innenstadt aus dem Schlaf gerissen. Ursache war offenbar ein Hackerangriff.
Online seit heute, 9.48 Uhr (Update: 15.41 Uhr)
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Das Gebimmel startete um 2.11 Uhr und dauerte etwa 20 Minuten, bis der ebenfalls geweckte Dompfarrer Toni Faber den Lärm persönlich abschaltete, sagte Michael Prüller, Pressesprecher der Erzdiözese Wien, heute Morgen.

Zunächst hatte man einen technischen Defekt im Verdacht, doch wie sich um die Mittagszeit herausstellte, war ein Hackerangriff die Ursache. Der Angreifer habe sich Zugang über die Firewall verschafft und ausgenutzt, dass für die Fernwartung eine Internetverbindung mit der Innsbrucker Glockenfirma besteht, erzählte Donpfarrer Faber der APA.

ORF/Matthias Lang
Die Glocken des Stephansdoms haben in der Nacht auf Mittwoch für rund 20 Minuten geläutet

Läuten per Tablet gestoppt
Der Hacker habe zunächst das sogenannte Festgeläute im Südturm gestartet und danach das barocke Geläute im nördlichen Heidenturm. Die Pummerin habe nicht geläutet, diese sei auch nicht ans Internet angeschlossen.

Er sei von Kardinal Christoph Schönborn angerufen worden, habe das Telefon aber erst beim zweiten Anruf gehört, als er selbst durch die Glocken bereits geweckt worden war, so Faber. Es sei ihm gelungen, die Glocken „händisch“ über ein Tablet zu stoppen. Am Nachmittag habe man die Glocken vom normalen Netz genommen und eine feste VPN-Leitung installiert. „Wir entschuldigen uns bei allen, die geweckt wurden“, betonte Pressesprecher Prüller.
16.03.2022, red, wien.ORF.at/Agenturen

Hackerangriff auf Stephansdom
 

josef

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#52
Vor 70 Jahren erklang erstmals die neue Pummerin
Ein denkwürdiges Jubiläum kann Österreichs größte Glocke in diesen Tagen feiern: Vor 70 Jahren – am 26. April 1952 – kam die Pummerin in Wien an, wo sie tags darauf von Kardinal Theodor Innitzer im Rahmen der feierlichen Wiedereröffnung des Stephansdoms am 27. April geweiht wurde.
Online seit heute, 9.30 Uhr
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„Friede sei ihr erst Geläut!“ formulierte der damalige Dompfarrer Karl Raphael Dorr unmittelbar vor dem ersten Einsatz der neuen Glocke. Überstellt wurde die rund 21 Tonnen schwere Glocke per Tieflader aus St. Florian, wo sie 1951 in der „Oberösterreichischen Glocken- und Metallgießerei“ gegossen worden war.

Wie die Erzdiözese Wien in einer Presseaussendung mitteilte, salutierten selbst die sowjetischen Besatzungssoldaten bei der Überquerung der Alliiertengrenze und ließen die Glocke ohne die üblichen Formalitäten passieren. Zehntausende Wienerinnen und Wiener nahmen die neue Pummerin am Nachmittag des 26. April auf dem Stephansplatz in Empfang.


APA/Ulrich Schnarr
Ein Nachbau der Pummerin auf originalen Fahrzeugen bei einer Oldtimermesse in Tulln 1995

Geläut für besondere Anlässe
„Sie stand auf dem Tieflader und hat schön geglänzt, hat einen Blumenkranz gehabt rundherum und die Leute haben Blumen auf sie geworfen“, erinnert sich die Historikerin und spätere Archivarin und Büroleiterin von Kardinal König, Annemarie Fenzl. Die Glocke habe für viele Menschen nach dem Krieg ein Sinnbild von Neubeginn, Wiederaufbau und Frieden dargestellt.

Seit 1952 läutet die Pummerin das neue Jahr ein. Ansonsten erklingt sie zu den kirchlichen Hochfesten, aber auch zu historischen Anlässen, etwa zur Wahl oder zum Tod eines Papstes. So erklang sie etwa bei der Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955, anlässlich der Ermordung John F. Kennedys 1963 oder zuletzt anlässlich eines Friedensgebets für die Ukraine.


APA/Georg Hochmuth
Die Pummerin im Stephansdom

„Herz des Stephansdoms“
Das „Herz des Stephansdoms“ hat seit 1953 ein elektrisches Geläut und hängt seit 1957 am Nordturm. Mit ihren 21.383 Kilo und einer Höhe von 314 Meter ist sie die größte Glocke Österreichs. Außerdem ist sie die zweitgrößte freischwingende Kirchenglocke Europas und als solche auch die fünftgrößte weltweit.

Ihre Vorgängerin war etwas kleiner und hing im Südturm. Sie war 1711 aus Kanonenkugeln der Besatzer Wiens als Zeichen des Friedens und Neubeginns gegossen worden. Am 12. April 1945 fiel sie dem verheerenden Dombrand zum Opfer. Aus geborgenen Teilen dieser Vorgängerglocke und den Resten anderer zerschellter Domglocken wurde in St. Florian bei Linz die neue Domglocke gegossen.

Der oberösterreichische Bildhauer Franz Forster fertigte ihre Reliefs an. Sie zeigen Motive der alten Glocke: die Belagerung Wiens, den Brand des Stephansdoms 1945 und die Muttergottes. Den lautmalerischen Namen „Pummerin“ führen manche auch auf den wienerischen Ausdruck „Pumpern“ zurück.
25.04.2022, red, religion.ORF.at/KAP
ooe.ORF.at
 

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#54
HOCH OBEN
Der Türmer vom Stephansdom
Wir trafen einen sogenannten Türmer an einem der höchstgelegenen und ältesten Arbeitsplätze Wiens: im Südturm des Stephansdoms

Eine Blumenverkäuferin trägt Kübel voller Rosen vor ihr Geschäft. Sie stellt sie zwischen Olivenbäumchen und Rosmarin auf dem Boden ab. Auch Ziergurken sind im Angebot. Ein rotblonder Bursche sitzt auf einer Bank und schnorrt Passanten um ein paar Münzen an. Noch sind wenige unterwegs. Ein windiger Morgen an der schönsten Ecke des Stephansplatzes, beim "Hintern" des Doms, wo Geräusche von Meißeln von einem Baugerüst zu hören sind. Stakkato.

Punkt 8.30 Uhr taucht Jude Manuel auf. Er lächelt. "Jude, wie Jude Law", erklärt er seinen Vornamen und schüttelt einem die Hand. Manuel ist einer von drei Männern, die oben in der Türmerstube des Doms Dienst tun. 343 Stufen über dem Platz. "Sieben mal sieben mal sieben, das ergibt 343. Sieben ist eine heilige Zahl, Sie wissen schon", erläutert der Türmer beim Eingang zum Südturm. Ob er gläubig ist, wird Jude Manuel später und 67 Meter höher verraten, oben in seiner Stube. Seit 17 Jahren arbeitet er dort, sein Rekord liegt bei neun Besteigungen an einem einzigen Tag. Gut zwei Millionen Stufen dürfte Jude Manuel auf seinem beruflichen Buckel haben. Pi mal Daumen. Ob er Reinhold Messner in Sachen Höhenmeter in den Schatten stellt?

Schlüsselbund und Rolltreppe
Flotten Schrittes steigt der Türmer die schneckenhausartige Wendeltreppe nach oben. Immer wieder sind Federn von Tauben zu sehen. "Normalerweise bin ich viel schneller, nehme zwei Stufen auf einmal", sagt er. Gut, dass nicht normalerweise ist, denkt man. Als er erwähnt, vor Dienstantritt auch noch ins Fitnessstudio zu gehen, entfährt einem ein leises "Pffft!". Als hätte Manuel es gehört, erwidert er: "Wir haben noch nicht einmal die Hälfte." Der Fotograf, der beim Aufstieg dabei ist, scheint verlorengegangen zu sein. "Wahrscheinlich Raucher", meint der Stufenprofi.


343 Stufen führen zu Jude Manuels Arbeitsplatz.
Foto: Christian Fischer

Man dreht sich also weiter himmelwärts durch das enge Gemäuer aus Sandstein, ehe es licht wird und der Dom eine erste Aussicht auf die Stadt preisgibt. Manuel setzt sich auf eine kleine abgewetzte Sitzbank, das sogenannte "Starhemberg-Bankerl". In seiner Hand trägt er einen stattlichen Schlüsselbund. Der Schlüssel für die Türmerstube scheint so groß wie alt. Das "Bankerl with a view" erinnert an Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg. Von hier aus soll der einstige Stadtkommandant 1683 die Truppenbewegungen der türkischen Armeen beobachtet haben. Heute ist es Manuels "Lieblingsplatz", wie er erklärt, entspannt, als hätte ihn eine Rolltreppe hier heraufgetragen.

Ein paar Meter weiter liegt die Glockenstube. An diesem Ort hing bis zu den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs die alte Pummerin, die beim Dombrand samt Glockenstuhl in die Tiefe stürzte und für alle Zeiten verstummte. Von hier sind es nur noch wenige Katzensprünge bis in Manuels Reich, wo er zwei- bis dreimal pro Woche Dienst tut. Von neun bis 18 Uhr. Früher war er deutlich öfter im Einsatz. Mittlerweile hat er auch andere Jobs im Dom übernommen.

Rosenkranz und Graffiti
Es ist also geschafft, ganz ohne zusätzlichen Sauerstoff. Der Raum wirkt nicht wirklich gemütlich, und doch trägt er den Namen Stube zu Recht. Er misst 46 Quadratmeter, das Gewölbe, an dem Laternen hängen, wird von vier Säulen getragen. Die Grundform der Stube beschreibt ein Oktogon, also die Form der Vollkommenheit und göttlichen Perfektion, wie der Besucher erfährt. Auf den Mauern sind zahlreiche Graffitis zu erkennen. Eines ist in russischer Sprache verfasst und mit dem Datum 30. 7. 45 versehen. Wahrscheinlich ein russischer Besatzungssoldat. Auch die Namen von Türmern wurden eingeritzt. Ob Jude Manuel hier irgendwann zu lesen sein wird? "Vielleicht. Eines Tages."


Zahlreiche Graffiti zieren die Mauern. Darunter eines in russischer Sprache – wahrscheinlich stammt es von einem russischen Besatzungssoldaten.
Foto: Christian Fischer

Manuel setzt sich an seinen Arbeitsplatz, eine Art Schreibtisch, der auch als geräumiger Ladentisch dient. Der 42-Jährige thront in der Mitte, als wäre er ein Vorstandsvorsitzender. Sein Job ist es, unter anderem Souvenirs an Mann, Frau und Kind zu bringen. Feilgeboten werden Postkarten, Feuerzeuge, Kühlschrankmagneten, Fläschchen, Anhänger, Glöckchen und allerlei anderer Kramuri. Bei Erwachsenen gingen Rosenkränze am besten, bei Kindern kleine Modelle des Doms um 3,20 Euro. "Vor allem amerikanische Touristen sind enttäuscht, dass es hier oben keine Cafeteria gibt", erzählt Manuel kopfschüttelnd. Das eigentliche Lockmittel hier oben besteht freilich aus der Aussicht. Auf Postkarten wird dieser wahrscheinlich häufig als "atemberaubend" beschrieben.

Hübsches Sümmchen
Noch ist es ruhig an diesem Morgen. Nur tröpferlweise wird die Stube betreten. Die Ankömmlinge zeigen einen gewissen Anflug von Zufriedenheit, als hätten sie einen Gipfel bezwungen. Mitten in der Stadt. Ein paar Stunden später werden sich hier Menschen aus aller Welt tummeln und an den vier Fenstern drängeln. "Es kommt schon vor, dass ich unten anrufe und sage, dass sie den Zugang drosseln sollen. Auch das ist meine Aufgabe", erklärt Manuel. Vor allem mehrere Schulklassen auf einmal würden immer wieder für Verstopfung sorgen. Im Schnitt wagen täglich 300 bis 400 Menschen die Vertikalwanderung. An den Wochenenden verdopple sich die Zahl. Das bringt bei einem Eintrittspreis von 5,50 Euro für Erwachsene ein hübsches Sümmchen für die Domkasse.


Zigtausende Menschen besteigen jährlich den Südturm des Stephansdoms.
Foto: Christian Fischer

Es ist erstaunlich: So klein und schmal die Fenster von unten, also vom Stephansplatz aus, betrachtet scheinen, hier oben werden sie zu faszinierenden Gucklöchern in alle vier Himmelsrichtungen. Gucklöchern, die staunen lassen und zu einer Art Kaleidoskop der Stadt werden. Die Menschen dort unten gleichen kleinen Punkten in einem Labyrinth aus Gassen und Plätzen. Sie sind bewegliche Teile eines dreidimensionalen Wimmelbilderbuchs. Jedes der vier Fenster wird zu einer neuen, schier endlos scheinenden Buchseite. Egon Erwin Kisch schrieb in seiner Geschichte "Eine Nacht beim Türmer von St. Stephan": "In jedem der vier Fenster ein anderes Gemälde, ein anderes Sujet, eine andere Farbentönung. Fantasien von Dächern, Giebeln, Kuppeln, Straßen, Mauern, Bergen, Wäldern sind in launischen Perspektiven auf eine grenzen lose Leinwand gepinselt ..."


Nebel und Regen
Ob Manuel den Ausblick nach all den Jahren noch wahrnimmt? "Oh ja, vor allem zur Weihnachtszeit schau ich sehr gern hinaus, wenn es bereits am Nachmittag dunkel wird und ich die Lichter der Stadt sehe." Außerdem gehöre es auch zu seinem Job, Ausschau zu halten. Wenn dichter Nebel die Stadt zudeckt oder starker Regen niederprasselt, gibt er diese Info zur Kassa durch. "Es soll niemand raufsteigen und enttäuscht sein, wenn das Wetter nicht mitspielen will."


Feilgeboten werden Postkarten, Feuerzeuge, Kühlschrankmagneten, Fläschchen, Anhänger, Glöckchen und allerlei anderer Kramuri.
Foto: Christian Fischer

Es gibt hier allerdings noch andere Aussichten. Über Manuels Arbeitsplatz zeigt sich ein Bildschirm, auf dem vier Kameraeinstellungen vom Aufstiegsweg zu sehen sind. "Es gab hier schon Todesfälle." Der Türmer erzählt von einem Touristen, der nach einem Notfall unweit der Stube in seinen Armen gestorben sei. "Zuvor war er noch mit seiner Frau bei mir oben, und wir haben uns sehr nett unterhalten. Ich brauchte einige Zeit, um diesen Vorfall zu verdauen. Inzwischen gibt es einen Defi", sagt Manuel und deutet auf eine Art Rucksack über einem Schrank. Seit einigen Jahren sei Gott sei Dank nichts dergleichen mehr geschehen, erzählt er, während ein kühler Wind vom Nord- zum Südfenster zieht.

Früher war die Job-Description für Manuels Arbeitsplatz in erster Linie auf Katastrophen ausgerichtet. Bis 1956 hielten die Leute hier oben über Jahrhunderte Ausschau nach ausbrechenden Feuersbrünsten, waren eine Art archaische Feuermelder. Spuren dieser Zeit sind eine Fahne und eine Laterne. Auch ein Sprachrohr, durch das "Feurio" geschrien wurde. Später haben andere diesen Job übernommen. Und modernere Techniken.

Stilles Örtchen und Aliens
Apropos Technik: Was am meisten nerve, sei die häufig gestellte Frage, wie und wo er auf die Toilette gehe. Also wie und wo, Herr Manuel? Er grinst und zeigt auf eine unscheinbare Türe, hinter der sich ein Klo befindet. Aber Obacht! Erwachsenen ist es nicht gestattet, dort ihr Geschäft zu verrichten. Bei Kindern mache er eine Ausnahme. Was es sonst noch an Annehmlichkeiten gibt? Eine Mikrowelle und einen Kühlschrank. Und eine Fußbodenheizung.


Seit 17 Jahren arbeitet Jude Manuel dort, sein Rekord liegt bei neun Besteigungen an einem einzigen Tag.
Foto: Christian Fischer

Wenn wenig los ist, schnappt sich Manuel seinen Laptop, erledigt Arbeit im Dienste des Doms oder beschäftigt sich mit Biologie. Im Moment steht die menschliche Anatomie im Zentrum seines Interesses. Außerdem liest er gerade ein Buch, in dem es um die Existenz von Außerirdischen geht. Ob das mit dem katholischen Glauben vereinbar sei? Fassen wir seine Antwort folgendermaßen zusammen: Jude Manuel versteht sich als aufgeklärter Katholik. Außerdem stehe er morgens um fünf Uhr auf, um in der Bibel zu lesen. Und dann geht’s ab ins Fitnesscenter. Eh schon wissen.

Nachdem sich die Wendeltreppe beim Abstieg flott nach unten drehte und die kleine Tür einen wieder auf den Stephansplatz ausspuckte, richtet sich der Blick noch einmal hin auf zu den Fenstern der Türmerstube. Zu einer kleinen Welt, von der aus sich die große ein schönes Stück weit entdecken lässt. 343 Stufen himmelwärts. Hat das eigentlich jemand nachgezählt? Jude Manuel bestimmt.
(Michael Hausenblas, 5.10.2022)
Der Türmer vom Stephansdom: "Die Klofrage nervt am meisten"
 
#55
Halbmond auf dem Stephansdom

Als die Türken 1529 Wien belagerten, sahen sie am Südturm des Stephansdomes einen vergoldeten „Halbmond“, das typische islamische Herrschaftssymbol. Wie kam es dazu?

Bei der Fertigstellung des Südturms im Jahr 1433, setzte man auf den höchsten Punkt des Stephansdoms ein schlichtes Kreuz. Nach einem Blitzschlag und einem Windstoß 1514 musste die Turmspitze ersetzt werden.
1519 wurden eine Mondsichel und ein achtzackiger Stern auf einem kugelförmigen Knauf am Südturm des Domes so angebracht, dass der Halbmond sich im Wind um den Stern drehte.

Die Wiener meinten lange, das heidnische Symbol sei angebracht, um sich den Türken zu unterwerfen, angeblich handelte es sich aber um eine Darstellung des Universums. Eine Inschrift "Meine Hoffnung ist Christi" war darauf angebracht.

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Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt der Karte von Niklas Meldemann von 1530 über die Türkenbelagerung (CCO Online Sammlung der Stadt Wien-Ausschnitt/ Eigene Bearbeitung)

Albert von Camesina hatte dazu eine andere Deutung: Der Stern, solle den Papst darstellen, der Mond den Kaiser. Möglich ist jedoch, dass der Mond Maria symbolisierte, sie ist oft in der christlichen Ikonographie mit dem Mond dargestellt. Eine finale Klärung der Intention hinter dieser kuriosen Turmspitze gibt es bis heute nicht.

Seit 1530, also nach der ersten Türkenbelagerung, forderte die Bevölkerung vom Kaiser, statt dieser Turmspitze eine St. Georgs Figur anzubringen
Dass jedoch auch die Türken daran glaubten, ihnen zu Ehren sei dieses Symbol am Stephans Dom, beweist ein Reisebericht von Evliyâ Çelebi, der für das Ausschmücken seiner Erzählungen bekannt ist, aus dem Jahr 1665:

Und auf der höchsten Spitze dieses Turmes ist eine massive goldene Kugel aus zwei Zentnern puren Goldes befestigt, die angeblich zehn Scheffel Weizen fassen könnte. Als nämlich Sultan Süleyman im Jahr 936 (islamische Zeitrechnung) die Festung Wien belagerte, da brachte er es nicht über das Herz, diesen hohen Turm zu beschießen, und er sprach: Eines Tages wird dieser Turm ja doch ein Minarett für den mohammedanischen Gebetsruf an einem Gotteshaus des Muslims sein. Also soll er auch mein Wahrzeichen tragen!‘ Und so ließ Sultan Süleyman vor den Mauern der Festung die oben erwähnte Goldkugel anfertigen und schickte sie dann dem König hinein. Der irrgläubige König wiederum ließ noch in der nämlichen Nacht die goldene Kugel auf der höchsten Spitze dieses Kirchturmes anbringen, und seither heißt die Festung Wien eben wegen dieser goldenen Kugel "Der goldene Apfel von Deutschland und Ungarn". Später aber, als Sultan Süleyman die Belagerung der Festung aufgehoben hatte und abgezogen war, ließ König Ferdinand über dieser Goldkugel, dem Goldapfel Sultan Süleymans, einen goldenen Mond und eine Sonne aus Silber aufpflanzen. (Richard F. Kreutel, Im Reich des Goldenen Apfel, Verlag Styria, 1963 122ff.)
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Unbekannt, "Mondschein", Bekrönung des hohen Turmes von St. Stephan, 1514–1519, Wien Museum Inv.-Nr. 561, CC BY 4.0, Foto: Enver Hirsch, Wien Museum (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/50222-mondschein-bekroenung-des-hohen-turmes-von-st-stephan/)

Erst nach der 2. Türkenbelagerung 1683 ließ Kaiser Leopold den „Mondschein“ durch ein Christuskreuz ersetzen. Zwei Sternspitzen wurden eingegossen, die bei der Demontage abgebrochen waren.

Die Abnahme selbst wurde großartig inszeniert: Kaiser Leopold hatte öffentlich bekanntgemacht, dass für das riskante Unternehmen eine hohe Summe bezahlt würde, doch niemand fand sich. Endlich meldete sich ein Dachdecker namens Ressytko, der es - zu Ehren Gottes (und auch nicht ganz uneigennützig) - für 1000 Florin wagen wollte. Am 12. Juli 1686 wurde ein Gerüst aus Leitern aufgebaut. Zwei Tage später zog Ressytko in Begleitung seiner Söhne und des Bürgermeister Simon Stephan Schuster zum Dom. Und das unter großem Getöse: Ein Sohn schlug die Trommel, der andere schwenkte eine große schwarzgelbe Fahne. Mutig stiegen die Handwerker auf das Gerüst bis zur Spitze und montierten Mond und Stern ab. Als das Werk getan war, zog Ressytko einen Becher aus dem Gewand, füllte ihn mit Wein, prostete dem Publikum zu und schmiss den Becher nach einem kräftigen Schluck leer in die Menge. Er soll sogar eine Pistole abgefeuert haben, bevor er wieder zum feiernden Volk zurückkehrte.

Zu dieser Zeit erhielt die Kupfersichel eine Inschrift die spöttisch über den türkischen Sultan herzog: „Haec Solimane memoria tua. Ao.1529“ (Dies Soliman zu deinem Andenken). Dazu wurde eine Feige eingraviert. Die alte Spitze, die heute noch im Wien Museum aufbewahrt wird, hat heute aber nur mehr sechs Zacken, da beim Abbau zwei abgetrennt wurden.

Am 14. September 1686 wurde eine neue Spitze am Südturm montiert, ein spanisches Caravacakreuz. Das 1,5 Meter hohe Kreuz war 45,5 Kilo schwer und nicht beweglich genug, schon 3 Monate später, löste es sich durch einen starken Sturm.

Am 29. September 1687 schließlich, am Tag des Erzengels Michael, wurde ein beweglicher kupferner Doppeladler, der ein Schwert und ein Zepter in den Klauen hielt, angebracht. Der Schmuck wurde 1809 von den Franzosen so stark beschädigt, dass man die Spitze erneuern musste, und 1842 drohte der Einsturz, man entschloss sich das schwere Stück abzutragen.

Am 15. August 1864 erhielt der Turm eine neue Bekrönung, die noch heute zu sehen ist. Der vergoldete Doppeladler und das Kreuz mit zwei Querbalken sind mit einer speziellen Konstruktion verankert, sie werden von einer 11 Meter langen Eisenstange gehalten, an der schwebende Eisengewichte angebracht sind, die dafür sorgen, dass der Stein durch Wind und Sturm nicht ausgehöhlt wird.

Die Kugel wurde im Zuge von Renovierungsarbeiten 2008 geöffnet. Die Restauratoren fanden eine Zeitkapsel: Zeitungen, Werkzeuge, Bilder und Geldscheine. Faszinierende Zeitdokumente, eingelagert 1864, um sie für kommende Generationen aufzubewahren.
Heute enthält die Kugel, neben einigen Originalfunden aus 1864, eine Urkunde, unterzeichnet von Kardinal Schönborn, ein Mobiltelefon, Euromünzen und eine CD des Neujahrskonzertes 2008. Die Zeit wird es zeigen, ob es noch einen Player gibt, der die Wiener Symphoniker in der Zukunft zum Erklingen bringt.
 

josef

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#56
Stephansdom: Singertor permanent sichtbar
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Das gotische Singertor, das den südlichen Eingang des Stephansdoms bildet, ist wieder öffentlich sichtbar. Bisher war es nur Teilnehmenden von Spezialführungen vorbehalten. Eine neue Glastür gibt den Blick in die schützende Portalvorbauhalle frei.
Online seit heute, 14.22 Uhr
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Zu sehen ist die schützende Portalvorbauhalle, das in dramatischen Bildern das Leben und die Bekehrung des Hl. Paulus zeigt, berichtete die Kathpress am Montag. Das Singertor diente mit einem anderen Seitenportal lange Zeit als Haupteingang in den Dom, da das Riesentor bis 1945 nur zu besonderen Anlässen geöffnet wurde.

Das Tor geht auf Herzog Rudolf IV. zurück, der in seiner Regierungszeit (1358-1365) sowohl den Grundstein für die Gründung der Wiener Universität gelegt, als auch die gotische Erweiterung der Stephanskirche in die Wege geleitet hat.

Kathpress
Das gotische Singertor ist wieder öffentlich sichtbar

Abbildung in Torbogen
Um 1440, zur Zeit Kaiser Friedrichs III., wurde das Portal mit einer Vorhalle versehen, die auch dem Schutz des reichen Figurenprogrammes dienen sollte. Das Stifterpaar Katharina und Rudolf IV. ist auch im Torbogen abgebildet.
17.07.2023, red, wien.ORF.at/Agenturen

Stephansdom: Singertor permanent sichtbar
 
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