Windkanalanlage im Ötztal 1944

E

egmar

Nicht mehr aktiv
#41
Nachtrag:

der "Windkanal" vom Photo aus Portitsch & Riff dürfte inzwischen identifizierbar sein, und zwar als Herbitus.
Frohes googeln...

Dessen Aufstellungsort am unteren Ende des Kraftwerksystems Zwieselstein - Haiming wurde wegen des immensen Energiebedarfs gewählt, trotzdem ist irgendwo in der Nähe mit einer geplanten Untertageverlagerung von Jettriebwerksentwicklung zu rechnen:
BMW Staßfurt - Magdeburg (die hatten als Einzige schon einen, und zwar in München-Milbertshofen, der konnte nur bei Nacht arbeiten wenn sonst keiner Strom braucht)
Jumo Otto-Mader-Werke bei Dessau (Raguhn oder so ähnlich)
Heinkel-Hirth bei Rostock (und Jenbach; Seidler beschreibt dort übrigens auffällige Aushöhlungen)
außerdem Daimler-Benz: die kamen nämlich wie die Jungfrau zum Kind zu einem Projekt über Wellenleistungsturbinen, also Turboprop oder Hubschrauber. Und dieses HE 021 war ausgerechnet die Wellenleistungsversion des nachfolgend genannten, angeblich eingestellten HE 018.

Außerdem aber hatte HeHi nämlich zuvor an einem Triebwerk mit 3,4 MP (Modell 18: Zufall daß das die gleiche Typenbezeichnung trug wie der STRABO von Horten?) gearbeitet, und das wurde dort eingestellt weil kein militärischer Bedarf da war - aber das kann genausogut heißen, daß die Wehrmacht keinen Bedarf für ihre Luftwaffe sah, und als Fromm nach dem 20. 7. 1944 als Attentäter abgelöst wurde und Jüttner von der SS die gesamte Rüstung übernahm, kann dieses Triebwerk stattdessen genausogut in einer SS-Entwicklung bei Prag weiterbearbeitet worden sein.

Was stutzig macht, ist, daß der Jumo-Chef Ferdinand Brandner auf seiner Flucht ausgerechnet nach Prag den Russen in die Hände lief: was wollte der in Prag? Siehe Kammler...

Da müßte jetzt jemand weiterforschen...

Schönen Gruß

Egmar
Vollständig:

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...Siehe auch im Ötztal die dortigen Flugabwehr-Nattern, und der Bau eines angeblichen Überschall-Windkanals, bei dem man sich aber nicht einigen kann, ob dessen Bauplatz nun
ab 1941 – also etwa mit Beginn von Barbarossa – (oder schon ab 1939? Diese verwirrende, widersprüchliche (Des-)Informationslage ist in Ötz leider öfters festzustellen!) am westseitigen Abstieg vom Kühtai ins Ötztal (beim Lager Schlatt „Stuibenbachsperre“ - ob da wohl der von Junkers in Dessau bekannte Windkanal-Spezialist Otto Frenzl mitgewirkt hat, der später eigenartigerweise in Roswell in New Mexiko in der Nähe der Luftwaffenbasis Holloman / El Paso in Texas auftaucht? Übrigens ging auch sein Chef bei Junkers Philipp von Doepp nach 1945 in die USA, wie auch Dr. Alexander Lippisch, Theodor Knacke, Eugen Ryschkewitsch, Georg Rickhey, der österreichischen Baron Dahlhoff, Bruno Bruckmann, Dr. Hoerner, Professor Kamm, Patin und Singelmann (später auf der Wright Patterson AFB bei Dayton in Ohio anzutreffen oder in Fort Bliss in Texas, während deren Familien vorübergehend in Landshut konzentriert – wo z.B. Wernher von Braun bei einem Heimaturlaub heiratete - waren) - mit Arbeiterlager in Haiming, am Nordhang des Ambergs, die Brücke der Anschlussbahn von Bahnhof Ötztal der Arlbergbahn zur Anlage über die Bundesstraße ist noch gut sichtbar: An der Straße von Ötz aufs Kühtai sieht man bei der auf der 1:50.000-Karte des BEV mit Höhe 1220 kotierten Brücke am Nederbach Reste einer Anlage, bei der es sich
um eine Fassung und Ableitung (doch!) des Nederbachs für Zwecke des Windkanals handeln dürfte, daneben am südlichen Berghang eine seltsame Betonkonstruktion, in der man am ehesten eine Verankerung einer aus dem Tal heraufführenden Materialseilbahn vermuten kann.
Wenn man die Höhe der Anlage im Tal mit etwa 710 m ansetzt ergibt sich ein ungefährer nutzbarer Höhenunterschied von 500 Metern. Im Inneren des Ambergs müsste sich ein etwa 500 Meter tiefer Schacht befinden, der mit Wasser aus dem Nederbach gefüllt und anschließend nach oben dicht verschlosssen und an ein ins Tal führendes Saugrohr angeschlossen worden ist. Anschließend öffnete man im Tal den, entsprechend groß dimensionierten, Ablauf zu Inn, und die nach unten wegsackende Wassersäule erzeugte, wie der Kolben einer gigantischen, umgekehrt arbeitenden Fahrradpumpe, den zum Betrieb des Windkanals notwendigen Luftstrom. Dieser Teil der Anlage müsste unterirdisch noch existieren, die franzöischen Besatzer haben 1946 angeblich nur die oberirdischen Teile der Anlage mit Ausnahme der Eisenbahnbrücke zerstört.
Der dort an der gegenüberliegenden Talseite erkennbare Stolleneingang wird damit erklärt, daß aber
nicht (!) das Wasser des Nederbachs verwendet werden hätte sollen, sondern durch diesen Stollen das Schmelzwasser von entfernten Gletschern herangeholt) gewesen sein!
Interessanterweise wird am 20. Juli 1944 (gemäß dem Dorfchronisten Ing. Pius Amprosi) oder 1942 (? Diese verwirrende, widersprüchliche (Des-)Informationslage ist in Ötz leider öfters festzustellen!) in Oetz der Weiler Schrofen durch Brandbomben ohne bekannten Anlaß gänzlich zerstört.
oder aber
bei St. Leonhard im Pitztal (Lager Gschwandt auf 1.364 m), und vor Allem was dann am jeweils anderen Platz gebaut wurde!
Nachdem die im österreichischen Ötztal Bahnhof beheimatete Sportfirma „Area 47“ in diesem Gebiet inzwischen einen 110 m tiefen einigermaßen Vertikalstollen entdeckt hat, der von oben zum Horizontalstollen führt (und ihn für Abseilbegehungen mit Touristen für eine Art unterirdischem Canyoning namens Caving nutzt), muß die Theorie von einem im Kühtai angeordneten Überschallwindkanal im Saugbetrieb aufgegeben werden. Stattdessen ist hier für Zitteraal im Kühtai oder vielmehr im gesamten Ötztal gleichermaßen wie für Zitterrochen im Stubachtal – siehe das zum benachbarten Kaprun von Nicole Slupetzky Gesagte - ein ganz normales Kraftwerk anzunehmen, das in diesem Fall aus einem kurz unterhalb von Zwieselstein beginnenden Stausee mit Mauerfuß auf Ötztalboden in etwa 1200 m im Raum Längenfeld bestanden hätte, dann einem 14 km langen Stollen unter dem Acherkogel hindurch bis zu einem Zwischenspeicher am Stuibenbach im Kühtai – in den das zusätzliche Wasseraufkommen aus dem Kühtai hinzugefügt worden wäre - und weiter durch den Amberg bis zu Druckrohren hinunter ins Inntal (vermutlich nach Ötztal Bahnhof, der zweite Zugang von Haiming aus diente möglicherweise nur zur Versorgung des Kühtais von Inntal aus durch eine weitgehend im Berg verlaufende Materialseilbahn, dem Schuttabtransport oder ähnlichen Baumaßnahmen). Bei dem im Freien im Inntal liegenden Gerät – das dann später in Modane bei Avrieux im Hochgebirge Südfrankreichs in der Nähe der italienischen Grenze als Unterschallwindkanal gebaut wurde - dürfte es sich um Teile für eine weitere Herbitus-Anlage (Unterschall – Unterdruck - Untertemperatur) wie den weltweit ersten Höhenprüfstand für Turboflugtriebwerke in München der „Luftfahrtforschungsanstalt München“ handeln (dessen riesiger Strombedarf in München nur einen Betrieb bei Nacht erlaubte): siehe bei Ulrich Senger, 1940 bis 1948 Direktor bei Brown, Boveri & Cie (BBC) Mannheim, sein Institut für Turboflugtriebwerke war eines der ersten der 1955 gegründeten Abteilung Luftfahrttechnik an der TH Stuttgart: wo übrigens auch Dr. Rolf Bergmann studierte und promovierte, der später zusammen mit der dortigen Laborhilfskraft Ewald Kalteiß den Verkauf von Produkten des nach 1933 aus dem Stuttgarter Raum in die USA emigrierten Juden Dr. Bruno Weinschel in Deutschland übernahm und so in den „Dunstkreis“ des „Nachtjägerpapstes“ Professor Meinke an der TU München kam: die Welt ist in der militärischen Luftfahrt ein Dorf...; siehe auch die Promotionsarbeit von Dr. Sebastian Bolk aus Herford vom Institut für Luftfahrtantriebe der Universität Stuttgart 2011)...

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Edgar

CN 5. Kolonne
#42
Sehr interessant! Danke!

Empfehle aber aus "Sicherheitsgründen" für dich eine exakte Quellenangabe beim Einstellen so langer Fremdtexte.

Gruß vom Edgar
 
#43
Nachtrag: die Sache wird immer mysteriöser

Der Historiker von Ötz behauptet, die Bauarbeiten hätten schon 1939 statt 1941 begonnen!
Zu diesem Zeitpunkt dürfte aber aufgrund den geopolitischen Ansichten in Deutschland niemand ein Interesse an Überschall gehabt haben (ja ich weiß, daß sich das mit der Propaganda der Westalliierten nicht deckt - nur dummerweise war damals ausgerechnet meine eigene Mutter an einer ganz gut informierten Stelle tätig), und für Unterschall-Windkanäle mußte damals kein deutscher Flugzeughersteller weit weg ins Gebirge gehen.

Daß irgendwelche Geräte nach 1495 nach Frankreich transportiert wurden, kann ich bestätigen: nur waren die oben auf 1200 m oder unten am Inntalboden?

Kann mir bitte jemand genaue Anweisungen geben, wie ich vom Zirler Berg aus an den Ausgang dieses 200 m langen Stollens auf Innniveau komme, der in den 25 m breiten Kanal zum Inn mündet?

Welchen Querschnitt hat der etwa, auch so 6 - 7 m wie der 2 km lange auf 1200 m? ?

Kommt dieser 2 km-Stollen VOR dem Stausee um ihn zu füllen, oder HINTER ihm um das Wasser des Sees zum Eingang des "Fallschachts" zu bringen?

Siehe unter
...FlugzeugLorenz IFA-Leiter (Technik).htm:
Otto Frenzl und Reginald Schinzinger (bis 1945 in der Gruppe von Philipp von Doepp) - und das ist nur Junkers allein.

Schönen Gruß

Egmar Gäßler
Hi Egmar!
Zum Beginn der Bauarbeiten kann ich dir (noch) nichts Genaueres sagen, jedoch ist es durchaus möglich dass zumindest im Nedertal die Arbeiten schon 1939 begonnen haben.
Anscheinend wurde die Anlage am Talboden nach Frankreich transportiert. Habe vor kurzem einen Film aus der Zeit zur Baustelle bei einem Informationsabend gesehen, war sehr interessant. Man konnte oben im Nedertal Dampflokomotiven im Kreis fahren sehen und Dampfbagger dabei beobachten wie sie das Staubecken ausheben. Auch die Baustelle am Talboden kommt vor. Wie auch immer, der Ausgang des Stollens zwecks Ablauf zum Inn ist frei zugänglich, allerdings ist er wohl vor nicht allzu langer Zeit nach 20-30 Metern abgesperrt worden. Jemand hat von der anderen Seite wohl mit einem Bagger eine Mauer aus großen Steinblöcken bis zur Decke gebaut, davor hat sich ein kleiner See gebildet, der aber tief genug ist um ohne geeignete Ausrüstung zum Problem zu werden. Allerdings hat jemand einen Baumstamm drübergelegt was durchaus hilfreich ist.Es liegt auch Müll drin und undefinierbare Eisenteile sind am Boden zu erkennen, es wäre ja auch an sich völlig sinnlos den See zu durchqueren, wäre da nicht ein Rohr das in die Mauer eingebaut wurde, wohl um den Ablauf von Regen oder Schmelzwasser problemlos zu ermöglichen. Der Durchmesser ist natürlich zu klein um durchzukriechen, jedoch würde es mich interessieren mal mit einer starken Taschenlampe reinzuleuchten :) just for the sake of it!! Schade dass der gesamte Stollen nicht zu begehen ist, muss ein gewaltiger Eindruck gewesen sein wenn man als Kind damals in den 50ern mit dem Fahrrad durch den perfekt betonierten 7m breiten Stollen geradelt ist :) so stelle ich mir das jedenfalls vor. Der Ablaufstollen ist recht hoch, er wirkt fast höher als breit und sehr massiv!! Am "Eingang" (eigentlich ja Ausgang) Richtung Inn mündet der ansonsten rund, tunnelförmig betonierte Ablaufstollen in ein perfekt dem Wasserlauf angepasstes Doppeltor. Zwei viereckige Ausgänge für das herausschießende Wasser, in der Mitte getrennt durch eine massiv betonierte Wand die v förmig zuläuft. Auf Google Maps ist der Ablauf zum Inn bis heute deutlich zu sehen. Zwei parallele Linien die halbkreisförmig wie ein riesiger Karrenweg Richtung Inn führen. Mir ist aufgefallen dass das Ende das Ablaufstollens definitiv auf der anderen Seite der Eisenbahn liegen muss. Danach bin ich hingefahren und hab es auf Anhieb gefunden. Schau es dir einfach auf Google an, es liegt auf der Hand! Die Reste der Anlagen im Kühtai an der Oberfläche sind ebenfalls frei zugänglich und durchaus einen Besuch wert! Lg
 
#44
Servus Reno,
die Ausführungen von Egmar sind überwiegend unhaltbar, und auch schon vier Jahre alt. Der Baubeginn des Stauwerks kann durchaus schon früher begonnen haben, da sich die Luftfahrtforschungsanstalt München e.V. in Ottobrunn, der das Projekt unter der Leitung von Prof. Heinrich Peters unterstand, an ein Energiegewinnungsprojekt der Westtiroler Kraftwerke AG angeschlossen haben. Der offizielle Baubeginn der "Großforschungsanlage Ötztal" war Juni 1942. Alles was vorher gebaut wurde, hatte mit Sicherheit mit der Nedertalsperre und der Stromgewinnung zu tun.
Es waren zwei zueinander spiegelverkehrt liegende Windkanalanlagen mit je 8m Messdurchmesser bis zu einer Luftgeschwindigkeit von Mach1 geplant, Antriebsleistung je Kanal 75.000kW, bei voller Leistung 10 Tonnen Luft pro Sekunde! In der ersten Ausbaustufe sollte nur einer der beiden Kanäle errichtet werden, um möglichst schnell Triebwerkseinbauten im Realbetrieb messen zu können.
Der Antrieb der Gebläse war genau so vorgesehen, wie er jetzt in Modane-Avrieux immer noch läuft, also Direktantrieb der zwei ø15m-Propeller durch Peltonturbinen mit ca. ø5m. Nur durch die wesentlich größere Fallhöhe des Wassers in Modane (830m) wurden die Peltonturbinen und die Gebläseschaufeln neu gerechnet und hergestellt. Das wurde sowohl im Ötztal als auch in Modane von den Dinglerwerken erledigt, die bis in die 70er Jahre schlüsselfertige Windkanalanlagen lieferten, und ab den 30er jahren für alle deutschen Forschungseinrichtungen Windkanäle planten und bauten, so m.W. auch die kontinuierliche 1x1m-Hyperschall-Windkanalanlage bis Mach7 bzw10, mit 57MW-Antriebsleistung, die in Kochel geplant war, und letztlich in Tullahoma errichtet wurde.

Gruß,
Albert
 
Zuletzt bearbeitet:
#45
Also ich war das letzte mal im Sommer 2007 im Stollen und ich habe keine Türe oder sonst was gesehen falls wir vom gleichen Stollen sprechen.
Das Ablaufrohr ist nicht wirklich gesichert, aber es wäre auch zu gefährlich ohne Seil da abzusteigen.
Ansonsten kommt da wirklich jeder rein. Also wer da wirklich einmal rein will soll mir früh genug bescheid geben. Den Zeig ich mal alles.
Natürlich gratis (es sind ja nicht alle Ösis nur auf geld aus)
Das einzige was man benötigt sind Bergschuhe!

Gruß Chaos :pemue
Hey, mich würde es interessieren. Bin aus Umhausen- vielleicht hast mal Zeit mit den Stollen zu zeigen. Lg
 
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