Zukünftige Herausforderungen der Denkmalschutzes am Beispiel Niederösterreich

josef

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„KULTURERBE“
Zukunftsthemen des Denkmalschutzes

ORF
Die Villa Trebesiner im Piestingtal


11.000 Objekte stehen in Niederösterreich unter Denkmalschutz, jährlich kommen einige hundert dazu. Der neue Landeskonservator für Niederösterreich, Patrick Schicht, erzählt, vor welchen Herausforderungen der Denkmalschutz künftig stehen wird.
Online seit gestern, 19.41 Uhr
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Die Villa Trebesiner in Gutenstein im Piestingtal (Bezirk Wiener Neustadt) ist für den neu ernannten Landeskonservator Patrick Schicht ein passendes Beispiel dafür, warum er das Landeskonservatorat Niederösterreich verstärkt als Kompetenzzentrum und Servicestelle für die Menschen verstanden wissen will: Der Notar Josef Trebesiner ließ das Gebäude um 1889 von Julius Deininger, einem renommierten Architekten der Donaumonarchie, bauen. Seine Urenkelinnen erhalten mit ihren Familien die große, historistische Villa liebevoll, stoßen aber auch an Grenzen.

Als ein sich rasch ausbreitender Hausschwamm entdeckt wurde, war die Substanz der gesamten Villa bedroht. Das Landeskonservatorat betreute die Familie fachlich und auch mit Förderungen, um das Haus zu retten. Eine aufwändige, aber ressourcenschonende Renovierung war die Lösung.

Für Schicht ist eben das die Aufgabe des Denkmalschutzes: Besitzerinnen und Besitzer von Baudenkmalen verstärkt zu unterstützen und den Menschen dadurch zu vermitteln, dass es nicht immer einfach, aber schön und etwas Wertvolles sei, in einem Baudenkmal zu leben. So werde auch Bewusstsein für die Notwendigkeit der Denkmalpflege und der Erhaltung des Kulturerbes geschaffen.

Klimaschutz als großes Thema
Transparenz sieht Patrick Schicht als weitere ganz wesentliche Aufgabe des modernen Denkmalschutzes. Jeder Bürger, jede Bürgerin habe das Recht zu wissen, warum ein Objekt unter Denkmalschutz gestellt wird. Es sei wesentlich, dies der Bevölkerung verständlich zu machen, von Bauforschung bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit. Bei der Unterschutzstellung von Objekten werde künftig das 20. Jahrhundert von der Zwischenkriegszeit bis zur Nachkriegszeit ein großer Schwerpunkt sein, sagt er gegenüber noe.ORF.at.

Denkmalschutz ist nach Ansicht des neuen Landeskonservators an sich – durch die Möglichkeiten der Pflege, Erhaltung, Verwendung von regionalen Produkten – zeitgemäß nachhaltig. Er sieht die Baudenkmale dahingehend gut aufgestellt.

Die heutigen Herausforderungen von Klimaschutz würden aber auch das Bundesdenkmalamt fordern. Die Anfragen nach Energieoptimierung und neuer Energietechnik seien extrem gestiegen, erzählt Schicht. Viele denkmalgeschützte Objekte hätten allerdings eine gute Energiebilanz, würden im Sommer keine Kühlung brauchen und im Winter könnten gezielte Energiemaßnahmen wie die Wärmedämmung am Dachboden oder die Optimierung von Fenstern gute Erfolge bringen.

Schwieriger sei es hingegen mit den aktuellen Photovoltaikmodellen, die oft das Aussehen historischer Ensembles und Gebäude beeinträchtigen würden. Hier setzt Schicht auf mögliche neue, mit dem Denkmalschutz verträglichere Technologien oder die Verwendung von Nebengebäuden oder Flachdächern für PV-Anlagen.

Denkmalschutz den Menschen näher bringen
Jedes genutzte denkmalgeschützte Gebäude ist auch ein langfristig gut erhaltenes Gebäude, so die Devise des Landeskonservators und seines Teams. Das Landeskonservatorat sei daher offen dafür, Eigentümer von Baudenkmalen bei einer modernen Nutzung zu unterstützen, von Barrierefreiheit bis zur technischen Aufrüstung, und dies mit notwendigen Erhaltungsmaßnahmen in Einklang zu bringen, sagt Schicht.

Sorgen machen dem neuen Landeskonservator Patrick Schicht allerdings die großen Objekte wie Stifte, Klöster, Schlösser und Burgen. Durch den gesellschaftlichen Wandel werde ihre Nutzung und Erhaltung immer schwieriger werden. Hier sei die gesamte Bandbreite der Gesellschaft gefragt, um für die Zukunft kreative Lösungen für ihre Nutzung zu finden. Insgesamt bemühe sich der Denkmalschutz immer mehr, transparent und den Menschen verständlich zu sein, so Schicht. Das sieht der neue Landeskonservator von Niederösterreich auch als die große Herausforderung für die Zukunft.
13.04.2023, Sabine Daxberger, noe.ORF.at
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