NS-Rüstungsprojekt "Bergkristall" erstmals öffentlich
http://derstandard.at/2000008472420/NS-Ruestungsprojekt-Bergkristall-erstmals-oeffentlich
Innenministerium plant im Stollen "vier Veranstaltungen" pro Jahr – Neues Gedenk-Areal mit Radweg
Linz – Fast sieben Jahrzehnte blieben die Tore zu dem Ort eines der größten unterirdischen NS-Rüstungsprojekte für die Öffentlichkeit verschlossen. Das offizielle Gedenken an die tausenden Toten, die beim Bau des unterirdisches Flugzeugwerks "Bergkristall" in St. Georgen an der Gusen (Oberösterreich) zu Tode kamen, fand bislang vor allem so genannten "Gusen Memorial" statt. Jetzt einigten sich aber Gemeinde, die Bundesimmobiliengesellschaft (Big) und das Innenministerium erstmals auf eine temporäre Öffnung. Ein entsprechendes Nutzungskonzept sieht "vier Veranstaltungen pro Jahr" in den zwei Kilometer langen Stollen vor.
Umfangreiche Sanierung
Von Seiten der Big wurden bereits gut 300.000 Euro in eine Beleuchtungs- und Belüftungsanlage investiert, um die Grundlagen für einen künftigen Besucherbetrieb zu schaffen. Eigentümer des Stollens und damit auch für die Sicherheit verantwortlich bleibt weiter die Big, die Organisation der Stollenführungen obliegt dem Innenministerium (BMI).
Dort liegt derzeit auch das Nutzungskonzept auf. Letzte Details sollen geprüft und dann mit der Unterschrift aller Beteiligten fixiert werden. "Inhaltlich steht das Konzept aber", bekundet BMI-Sprecher Karl-Heinz Grundböck im Gespräch mit dem STANDARD.
Doch nicht nur im Stollen will man künftig den Opfern des
NS-Terrors verstärkt die Ehre erweisen. Die Gemeinde St. Georgen konnte im vergangenen Jahr ein rund 10.000 Quadratmeter großes Areal in unmittelbarer Nähe zum Stolleneingang erwerben. Dort plant man jetzt schrittweise, ein Gedenkkonzept umzusetzen.
"Wir wollen uns der Geschichte stellen. Jahrzehnte konnten wir in Stollennähe nichts machen, da der Besitzer sich weigerte, die Grundstücke für eine Gedenkstätte zu verkaufen. Im vergangenen Jahr ist der Mann verstorben und wir konnten die Liegenschaft erwerben", erläutert Bürgermeister Erich Wahl (VP).
Geplant ist jetzt unter anderem ein "Platz der Stille". Entlang eines "Weges der Besinnung" sollen mehrere Informationstafeln Licht auf die dunklen Seiten der Gemeindegeschichte werfen.
Bürgermeister Wahl will künftig auch Radtouristen zur neuen Gedenkstätte leiten: "Wir überlegen den Donauradweg an dem neuen Areal vorbeizuführen." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 22.11.2014)
Linz – Fast sieben Jahrzehnte blieben die Tore zu dem Ort eines der größten unterirdischen NS-Rüstungsprojekte für die Öffentlichkeit verschlossen. Das offizielle Gedenken an die tausenden Toten, die beim Bau des unterirdisches Flugzeugwerks "Bergkristall" in St. Georgen an der Gusen (Oberösterreich) zu Tode kamen, fand bislang vor allem so genannten "Gusen Memorial" statt. Jetzt einigten sich aber Gemeinde, die Bundesimmobiliengesellschaft (Big) und das Innenministerium erstmals auf eine temporäre Öffnung. Ein entsprechendes Nutzungskonzept sieht "vier Veranstaltungen pro Jahr" in den zwei Kilometer langen Stollen vor.
Umfangreiche Sanierung
Von Seiten der Big wurden bereits gut 300.000 Euro in eine Beleuchtungs- und Belüftungsanlage investiert, um die Grundlagen für einen künftigen Besucherbetrieb zu schaffen. Eigentümer des Stollens und damit auch für die Sicherheit verantwortlich bleibt weiter die Big, die Organisation der Stollenführungen obliegt dem Innenministerium (BMI).
Dort liegt derzeit auch das Nutzungskonzept auf. Letzte Details sollen geprüft und dann mit der Unterschrift aller Beteiligten fixiert werden. "Inhaltlich steht das Konzept aber", bekundet BMI-Sprecher Karl-Heinz Grundböck im Gespräch mit dem STANDARD.
Doch nicht nur im Stollen will man künftig den Opfern des
NS-Terrors verstärkt die Ehre erweisen. Die Gemeinde St. Georgen konnte im vergangenen Jahr ein rund 10.000 Quadratmeter großes Areal in unmittelbarer Nähe zum Stolleneingang erwerben. Dort plant man jetzt schrittweise, ein Gedenkkonzept umzusetzen.
"Wir wollen uns der Geschichte stellen. Jahrzehnte konnten wir in Stollennähe nichts machen, da der Besitzer sich weigerte, die Grundstücke für eine Gedenkstätte zu verkaufen. Im vergangenen Jahr ist der Mann verstorben und wir konnten die Liegenschaft erwerben", erläutert Bürgermeister Erich Wahl (VP).
Geplant ist jetzt unter anderem ein "Platz der Stille". Entlang eines "Weges der Besinnung" sollen mehrere Informationstafeln Licht auf die dunklen Seiten der Gemeindegeschichte werfen.
Bürgermeister Wahl will künftig auch Radtouristen zur neuen Gedenkstätte leiten: "Wir überlegen den Donauradweg an dem neuen Areal vorbeizuführen." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 22.11.2014)