Re: Keller Stadtilm
Original geschrieben von SuR
Rein theoretisch ist der Keller ja noch vorhanden, so dass man entsprechende Proben ja ziehen könnte. Würden denn solche Proben einen gewissen Aussagewert haben?
ja sicher SuR,
wenn in dem keller irgendwann damals ein relativ harter gammstrahler betrieben wurde, so aktivierte man damit umgebungsmaterie. nuclide müßten sich also im mauerwerk nachweisen lassen.
ich glaube aber kaum an einen derartigen gammastrahler, der die strahlenkrankheit des ehemaligen mitarbeiters diebners erklären würde. gammastrahlung würde z.b. bei einem laufenden und schlecht abgeschirmten reaktor entstehen. hantierte man dagegen aber nur mit U-235 (oder einem gemisch mit U-238), dann dürfte so eine verstrahlung nicht stattgefunden haben. es sei denn, man hatte nur ein "bombenbaumaterial" zur verfügung, in dem sich noch spaltprodukte aufgrund einer schlechten isotopentrennung befinden und keine reinen isotope vorliegen. vorstellbar z.b. bei aus einem schnellen brüter gewonnenen waffenplutonium Pu-239. konnte man das nicht exakt selektieren, kam man mit spaltprodukten in berührung, die u.a. gammstrahlung abgeben. siehe dazu weiter unten.
ich habe selbst schon kernbrennstäbe aus aluminium in der hand gehabt, die ca. 36% U-235 enthalten, der rest des volumens entfällt auf U-238. diese kernbrennstäbe waren "frisch", also noch nicht unter last in einem reaktor gelaufen.
von den frischen kernbrennstäben geht keine große strahlungsgefahr aus, da uran nur
ein Alpha-Strahler ist.
Die Alpha-Strahlung durch den ständigen natürlichen zerfall des kernbrennstoffes wird schon völlig
durch die aluminiumhülle der brennstäbe absorbiert. alphastrahlung ist eine teilchenstrahlung,
dabei handelt es sich konkret um heliumkerne. selbst die menschliche haut ist in der lage, eine
alphastrahlung abzuschirmen, da die relativ großen heliumkerne ihre ganze energie beim eindringen
in andere stoffe auf bruchteilen eines millimeters vollständig abgeben. diese eigenschaft macht aber
diese strahlungsart für den menschen auch wieder sehr gefährlich, wenn nähmlich alphastrahler in die
lunge eindringen. hier schädigen die heliumkerne die sehr dünnen lungenbläschen sehr massiv.
aus diesem grund ist auch das ständige einatmen von radongas so gefährlich.
gelaufene kernbrennstäbe kann man dagegen nicht mehr "anfassen". in den brennstäben haben sich so viele spaltprodukte gebildet, die eine harte gammastrahlung erzeugen.
bei gammastrahlung handelt es sich um eine elektomagnetische wellenstrahlung, analog des
lichtes, nur mit wesentlich höherer frequenz. gammastrahlung läßt sich nie vollständig ab-
schirmen, sondern nur durch sehr starke schichten aus blei, beton etc. in ihrer intensität
schwächen.
als dritte wichtige strahlungskomponente existiert noch die sogenannte Beta-Strahlung. diese
strahlung ist ebenfalls eine Teilchenstrahlung und wird zusätzlich in ß- und ß+ untergliedert.
ß- (Beta Minus) steht dabei für Elektronen und ß+ (Beta Plus) für Positronen. Beta-Strahlung
wird schon durch ca. 1 cm luft völlig abgeschirmt, der gleiche effekt tritt auch bei 1....2 mm
aluminium auf.
viele grüße
PeMü