Gigantische Tiefseeberge vor der Küste von Costa Rica und Chile im Pazifik entdeckt

josef

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AUFFÄLLIGE GRAVITATION
Gigantische Tiefseeberge an der Küste Südamerikas entdeckt
Schwerkraftanomalien brachten Forschende auf die Spur von vier unentdeckten Unterwasserbergen. Die höchste Erhebung misst fast drei Kilometer


Der höchste der vier kürzlich entdeckten Seamounts, auch Seeberge, reicht 2.681 Meter in die Höhe – allerdings unterhalb der Meeresoberfläche.
Schmidt Ocean Institute

Mehr als dreimal so hoch wie der Burj Khalifa, der höchste Wolkenkratzer der Welt, ist einer der nun entdeckten Tiefseeberge. Die vier im Pazifik liegenden Formationen wurde vergangenen Monat von Forschenden des Schmidt Ocean Institute während einer Fahrt mit dem Forschungsschiff Falkor (too) zwischen Golfito in Costa Rica und Valparaíso in Chile ausfindig gemacht. Ihre Höhe reicht von rund 1.591 Metern bis zu 2.681 Metern.

Der vermeldete Fund baut auf einer Entdeckung auf, die derselben Forschungscrew im November 2023 gelang. Damals war das Forschungsschiff Falkor (too) in internationalen Gewässern vor Guatemala unterwegs, wo das Team auf einen 1.600 Meter hohen Unterwasserberg stieß.

Gipfelsturm in der Tiefe
Misst der höchste nun gefundene Unterwasserberg beinahe drei Kilometer, ist es für die Wissenschaft kein Leichtes, solche Strukturen zu finden. Denn trotz ihrer Ausmaße wirken sich die Formationen auf dem Meeresboden nur geringfügig auf die Meeresoberfläche aus: So bewirkt etwa ein Unterwassergraben nur eine geringfügige Absenkung der Meeresoberfläche, während ein Berg entsprechender Größe eine Ausbeulung der Wasseroberfläche bewirkt.

Die vier neuen Tiefseeberge wurden durch die Messung von Schwerkraftanomalien im Meer geortet. "Die Untersuchung von Schwerkraftanomalien ist eine schicke Umschreibung dafür, dass wir nach Unebenheiten auf einer Karte gesucht haben, und dabei haben wir diese sehr großen Seamounts geortet", erklärte John Fulmer, Meerestechniker und Hydrografieexperte am kalifornischen Schmidt Ocean Institute in einem Interview.


Einer der vier submarinen Gipfel, die das Forschungsteam desSchmidt Ocean Institute bei einer Fahrt von Costa Rica nach Chile entdeckte,ist 1.873 Meter hoch.
Schmidt Ocean Institute

Horte der Artenvielfalt
Als Seamount wird ein Unterwasserberg mit steilen Flanken bezeichnet, der normalerweise aus den Resten erloschener Vulkane besteht. Solche Strukturen verwandeln sich häufig zu Horten der Biodiversität, da sie der submarinen Tierwelt eine feste Oberfläche im ansonsten häufig schlammigen Untergrund bieten. Dort können sich Organismen festsetzen und Nährstoffe aufnehmen. "Das Aufspüren von Seebergen führt uns fast immer zu wenig erforschten Hotspots der Artenvielfalt", sagt Jyotika Virmani, Geschäftsführerin des Schmidt Ocean Institute. "Jedes Mal, wenn wir diese lebhaften Gemeinschaften auf dem Meeresboden finden, machen wir unglaubliche neue Entdeckungen und erweitern unser Wissen über das Leben auf der Erde", erzählt sie.

WISSEN: Giganten der Tiefe
Seamounts können gewaltige Ausmaße annehmen. Die imposanten Seeberge erheben sich in einer Tiefe von etwa 3.000 bis 4.000 Metern vom Meeresboden, erreichen die Wasseroberfläche allerdings nicht. Als höchster Berg der Welt könnte der teilweise untergetauchter Seamount Mauna Kea auf Hawaii gelten: Dieser ruhende Vulkan misst eine Höhe von mehr als 10.210 Metern. Im Vergleich dazu beträgt die Höhe des Mount Everest nur 8.849 Meter.

Die neue Seamount-Entdeckung ist Bestandteil eines Projekts zur Kartierung des gesamten Meeresbodens weltweit. Seit 2013 hat das Schmidt Ocean Institute eine Karte von fast 25 Prozent des Meeresbodens mit einer Auflösung von 100 Metern oder höher erstellt. Bislang sind mehr als 1,44 Millionen Quadratkilometer kartiert, bis 2030 soll der noch verbleibende Meeresboden folgen – gesamt misst dieser 360 Millionen Quadratkilometer.


Das Forschungsschiff Falkor (too) des Schmidt Ocean Institute verhalf einmal mehr zu einer spektakulären Entdeckung.
Schmidt Ocean Institute

"Diese unglaublichen Entdeckungen unterstreichen die Bedeutung einer vollständigen Karte des Meeresbodens für unser Streben nach einem Verständnis der letzten Grenze der Erde", sagt Jamie McMichael-Phillips, Projektleiter von Seabed 2030. "Mit 75 Prozent des Ozeans, die noch kartiert werden müssen, gibt es noch viel zu enthüllen. Die Kartierung der Ozeane ist entscheidend für unser Verständnis des Planeten und damit auch für unsere Fähigkeit, seinen Schutz und seine nachhaltige Bewirtschaftung zu gewährleisten", erläutert der Forscher.
(Marlene Erhart, 9.2.2024)

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