Größter Gasfund seit 40 Jahren in Österreich

josef

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#1
OMV meldet größten Gasfund seit 40 Jahren
Die OMV hat bei Bohrungen in Wittau (Bezirk Gänserndorf) die größten förderbaren Gasressourcen seit 40 Jahren gefunden. Mit den Vorkommen könne die OMV die jährliche Gasproduktion in Österreich um 50 Prozent steigern, heißt es. Die Förderung soll 2025 starten.
Online seit heute, 10.15 Uhr (Update: 11.29 Uhr)
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Der heimische Öl- und Gaskonzern gab am Freitag einen Gasfund in Wittau, einem Ortsteil von Groß-Enzersdorf, bekannt. „Wir haben seit fünf Monaten Explorationsbohrungen in Wittau in Niederösterreich gemacht“, sagte OMV-Chef Alfred Stern im Gespräch mit der APA. Der Fund wurde nun bestätigt, es handle sich dabei um den größten Gasfund in Österreich seit 40 Jahren.

Die förderbaren Ressourcen schätzt die OMV auf 48 Terawattstunden (TWh), das entspreche rund 28 Millionen Fass Öläquivalent. „Wir können damit die jährliche Gasproduktion der OMV in Österreich um circa 50 Prozent steigern“, so Stern. Die OMV plant den Bau einer Pipelineanbindung an ihre Gasanlage in Aderklaa (Bezirk Gänserndorf), rund zehn Kilometer vom Fund entfernt.

Die Gasförderung soll im ersten Quartal 2025 starten. Insgesamt werden in Österreich derzeit pro Tag rund 16.000 Barrel Öl und Gas gefördert, 50 Prozent davon entfallen auf Gas.

OMV
Fünf Monate lang hat die OMV in Wittau gebohrt, nun ist sie fündig geworden

Stern: Gas als „Brückentechnologie“ notwendig
Angesichts der Klimakrise will die OMV bis 2050 klimaneutral werden, dazu soll der Unternehmensfokus in Zukunft vor allem auf nachhaltigen Treibstoffen und Chemikalien liegen statt wie bisher auf der Erdöl- und Erdgasförderung. Dennoch baut die OMV ihre Gasförderung weiterhin aus. „Wir sind uns bewusst, dass wir aus fossilen Energieträgern nicht über Nacht aussteigen können, es braucht eine Transformation“, sagte Stern.

Gas spiele hier eine zentrale Rolle als „Brückentechnologie“, weil es einen niedrigeren CO2-Fußabdruck als andere fossile Energieträger habe. Kritik am Ausbau der OMV-Gasförderung kommt dabei immer wieder von Umweltschutzorganisationen und NGOs, zuletzt etwa von Greenpeace und ATTAC.

Schwaches erstes Halbjahr
Die Bilanz über das erste Halbjahr 2023 fiel bei der OMV allerdings wenig erfreulich aus. Der Konzernumsatz sank um 35 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis (CCS) verringerte sich um 41 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Der Nettogewinn fiel um 69 Prozent auf rund 770 Millionen Euro.
„Das erste Halbjahr war ereignisreich“, sagte Stern und verwies auf sinkende Rohstoff- und Energiepreise und kleinere Gewinnmargen, auch das Konsumwachstum sei eingeschränkt. „Das hat unser Geschäft im ersten Halbjahr natürlich maßgeblich beeinflusst“, so der CEO. Das Ergebnis sei dennoch ein sehr gutes, wenn auch nicht mehr auf dem Rekordniveau des Vorjahres.

OMV unterzeichnet LNG-Liefervertrag mit BP
Die OMV erwartet für 2023 einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis zwischen 75 und 80 US-Dollar pro Fass, bisher war man von einem Ölpreis von mehr als 80 Dollar (rund 72 Euro) ausgegangen (2022: 101 Dollar/Barrel). Der durchschnittlich realisierte Gaspreis für heuer wird bei rund 30 Euro je Megawattstunde (MWh) erwartet (vorherige Prognose: rund 35 Euro/MWh, 2022: 54 Euro je MWh). Die THE-Preisprognose (für den virtuellen Handelsplatz in den Niederlanden) liegt bei rund 40 Euro je MWh. Für 2023 wird eine OMV-Raffinerie-Referenzmarge in Europa zwischen acht und zehn Dollar pro Fass erwartet (2022: 14,7 Dollar).

Weiters habe die OMV einen langfristigen Liefervertrag für Flüssigerdgas (LNG) mit BP unterzeichnet. Der Vertrag läuft ab 2026 für zehn Jahre und sieht die Lieferung von bis zu einer Million Tonnen LNG pro Jahr vor. Über den LNG-Terminal im niederländischen Rotterdam soll das Flüssigerdgas nach Europa kommen und dann über Pipelines auch nach Österreich weiterverteilt werden. Der Vertrag sei „ein weiterer Baustein“ in der Diversifizierung des Gaseinkaufs der OMV.

„Neptun Deep“ im Schwarzen Meer soll kommen
Für das lange verzögerte Erdgasförderprojekt „Neptun Deep“ im Schwarzen Meer hat die OMV im Juni endgültig grünes Licht gegeben. Die zuständige OMV-Tochter Petrom erarbeitet aktuell gemeinsam mit dem Partner den „Field Development Plan“, der in weiterer Folge von den rumänischen Behörden genehmigt werden muss. „Wir haben gute Fortschritte gemacht und meinen, dass wir dort bis 2027 die Produktion starten können“, sagte der OMV-Chef. Die Investitionssumme liegt in den nächsten Jahren bei vier Mrd. Euro, auf die OMV Petrom entfallen davon rund zwei Mrd. Euro.

Zur möglichen Fusion der Chemiegeschäfte von Borealis und Borouge hielt sich Stern noch bedeckt. Die OMV und die Abu Dhabi National Oil Co (ADNOC) streben eine engere Zusammenarbeit der OMV-Tochter Borealis und des OMV-ADNOC-Joint-Venture Borouge an, durch eine Fusion könnte ein Konzern mit zweistelliger Milliardenbewertung entstehen – mehr dazu in OMV und ADNOC prüfen Chemiefusion (wien.ORF.at; 14.7.2023). Wann es eine Entscheidung geben wird, wollte der OMV-Chef aufgrund der laufenden Verhandlungen nicht sagen.

„Die Idee ist, dass wir gemeinsam mit der ADNOC ein globales Polyolefin-Powerhouse bauen“, es gehe also nicht um die gesamte Chemie. Ziel sei es, als „gleichberechtigte Partner eine gemeinsam kontrollierte und börsennotierte Plattform für unser Polyolefin-Geschäft zu schaffen“. Die Borouge-Börsennotierung aus dem vergangenen Jahr „wollen wir gerne aufrechterhalten“, sagte Stern, Genaueres sei allerdings Gegenstand der Verhandlungen. Polyolefine sind Kunststoffe, die in Verpackungen, im Automobilbau und im medizinischen Bereich zum Einsatz kommen.

Förderrückgänge durch Wegfall der Russland-Produktion
Die OMV plant für heuer organische Investitionen in Höhe von rund 3,8 Milliarden Euro nach 3,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Gesamtproduktion der OMV wird heuer voraussichtlich auf rund 360.000 Fass pro Tag zurückgehen (2022: 392.000 Fass pro Tag), vor allem weil die russische Produktion nicht mehr als Eigenproduktion ausgewiesen wird. Daneben gebe es natürliche Förderrückgänge in Norwegen und Rumänien. Der Auslastungsgrad der Raffinerien wird auf etwa 80 Prozent geschätzt.
28.07.2023, red, noe.ORF.at/Agenturen

OMV meldet größten Gasfund seit 40 Jahren
 

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#2
Erdgas aus Österreich ist allemal besser als aus Russland
Der Gasfund der OMV im Weinviertel deckt nur die Hälfte des Jahresverbrauchs des Landes ab, aber ist ein Beitrag zur stabilen Energieversorgung
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein großer Gasfund gemeldet wird. Nicht in Europa, noch weniger in Österreich. Und noch dazu in einer Zeit, wo die mahnenden Stimmen lauter werden, die Abhängigkeit von russischem Gas endlich zu reduzieren. Mit dem Gasfund bei Groß-Enzersdorf in Niederösterreich hat die OMV am Freitag bei den einen Hoffnungen geweckt und bei anderen für herbe Kritik gesorgt.

Vertreter von Industrie- und Wirtschaftskammer, aber auch viele Haushalte, die mit Gas heizen oder kochen, sehen das Fördervorhaben mit Wohlwollen. In den Chor der Befürworter stimmt auch Brüssel ein. Klimaschützer sowie Unterstützer erneuerbarer Energien hingegen halten die Gasförderung für verzichtbar. Manche kritisieren, dass damit die Bekämpfung der Erderhitzung konterkariert würde, geopolitische Lage hin, wirtschaftspolitische Lage her. Doch so einfach ist es nicht.


In Baumbarten kommt auch russisches Gas an. Um dieses zu ersetzen, kommt ein Gasfund in Niederösterreich gerade recht.
REUTERS/Lisa Leutner

Tatsache ist, dass Österreich mit Ungarn zu jenen Ländern in der EU gehört, die am stärksten von Gaslieferungen aus Russland abhängig sind. Und das, obwohl seit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine und den Erschütterungen, die dieser Akt ausgelöst hat, inzwischen fast eineinhalb Jahre vergangen sind. Deutschland, das vor dem Krieg rund 55 Prozent seiner Lieferungen aus Russland erhielt, hat mittlerweile die gesamte Menge durch andere Bezugsquellen ersetzt. Der Anschlag auf die Ostseepipeline Nord Stream ließ Berlin schlicht keine andere Wahl, als möglichst rasch Ersatz zu finden.

Auch Länder wie Polen und Bulgarien kommen ohne russisches Gas aus, weil Moskau den Hahn zugedreht hat, oder stehen, wie Tschechien, kurz davor. Italien hat von sich aus die Importe kontinuierlich gekürzt und will bis Ende dieses Jahres ganz ohne russisches Erdgas auskommen.
Österreich ist anders. Wurden vor Putins Angriff auf die Ukraine fast 80 Prozent des Gasbedarfs aus russischen Quellen gedeckt, war es im heurigen Mai noch immer gut die Hälfte. Im März, als die Nachfrage höher war, lag der Wert bei 74 Prozent. Da kommt der Gasfund gerade richtig, möchte man meinen. An die 48 Terawattstunden (TWh) förderbares Gas wird in dem Feld vermutet, dessen Existenz schon länger bekannt war. Wirtschaftlich interessant geworden ist es erst mit dem Anstieg der Gaspreise, eine Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. So schließt sich der Kreis.

Ist der Fund wirklich so groß, wie behauptet wird? Ja und nein. Er enthält etwa 55 Prozent dessen, was Österreich im Vorjahr insgesamt verbraucht hat. Es ist ein Beitrag, der die Erdgasförderung im Inland längerfristig stabil halten kann, zumal aus bestehenden Feldern immer weniger Gas kommt. Allein wird es aber nicht reichen, um russisches Gas zu ersetzen. Dazu bräuchte es eine Strategie und einen Willen. Vor allem an Letzterem fehlt es. Das hat einen Grund: Die teilstaatliche OMV und somit indirekt die Republik profitieren von den vergleichsweise niedrigen Preisen für russisches Gas. Gaskunden und -kundinnen hingegen merken höchst wenig davon.

Und der Klimaschutz? Der würde nur dann leiden, wenn Österreich den massiven Ausbau von Wind- und Solarenergie stoppt. Doch davon ist nichts bekannt. Ganz ohne Gas wird es auch in den nächsten Jahren nicht gehen. Dann allemal besser aus heimischer, überwachter Förderung als aus Russland und anderen unsicheren Quellen.
(Günther Strobl, 2.8.2023)

Weiterlesen:
Größter Fund seit Jahrzehnten: OMV fand in Niederösterreich neues Gasfeld

Erdgas aus Österreich ist allemal besser als aus Russland
 

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#3
ROHSTOFFRECHT
Grundeigentümer schauen durch die Finger – wem Öl- und Gasfunde gehören
Die OMV will ab 2024 ein neues Gasfeld öffnen. Weil der Rohstoff dem Bund gehört, profitiert der Staat dreifach. Nur einige wenige Grundeigentümer bekommen eine Entschädigung

Im Osten Österreichs fördern drei Unternehmen Gas und Öl zutage. Geht es nach der OMV, soll sich die Menge in den nächsten Jahren deutlich erhöhen.
APA/HELMUT FOHRINGER

Nicht ohne Stolz verkündete die OMV vergangenen Freitag den größten österreichischen Gasfund seit den 1980er-Jahren. Fachleute des teilstaatlichen Energiekonzerns schätzen die förderbaren Mengen im niederösterreichischen Groß-Enzersdorf auf 48 Terawattstunden. Das entspricht etwa der Hälfte des nationalen Jahresbedarfs. Doch wer hat eigentlich Anspruch auf das gefundene Gas?

An sich gehören Rohstoffe dem jeweiligen Grundeigentümer – so sieht es das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB) vor. Das gilt für Erdwärme genauso wie für die meisten Gesteine, allen voran Sand, Kies oder Granit. Von dieser allgemeinen Regelung gibt es aber freilich Ausnahmen – etwa aus archäologischen Gründen oder bei bestimmten Rohstoffen (siehe Wissenskasten unten).

Auch bei Gas gibt es eine solche Sonderregelung: Es zählt zu den bundeseigenen Rohstoffen, die im staatlichen Eigentum stehen. Die Republik darf Erdgas entweder selbst fördern oder Lizenzen an Unternehmen vergeben. Diese müssen dafür neben einem sogenannten Feldzins je nach geförderter Menge einen Förderzins bezahlen. Derzeit sind das 22 Prozent des Werts. Fördert die OMV Gas in Österreich, ist das für den Staat also ein gutes Geschäft: Die Republik profitiert nicht nur vom Förderzins, sondern indirekt auch durch ihre OMV-Anteile und die Steuereinnahmen.

OMV will 2024 starten
Derzeit gibt es in Österreich mit der OMV, der RAG und der australischen ADX drei Unternehmen, die Gaslizenzen in Oberösterreich und Niederösterreich besitzen (siehe Karte unten). "Unternehmen, die Gas fördern wollen, müssen einerseits fachlich dazu befähigt sein und andererseits über genug Kapital verfügen, um das Vorhaben durchführen zu können", erklärt Monika Hölzel von Geosphere Austria im Gespräch mit dem STANDARD.

Unternehmen können sich zunächst für eine Aufsuchungslizenz bewerben, mit der sie nach Gasvorkommen suchen dürfen. Wird eine Lagerstätte nachgewiesen, dürfen sie eine Produktionslizenz beantragen. Zusätzlich müssen die Unternehmen die Betriebsanlagen an der Oberfläche bewilligen lassen. Im Fall des Gasfelds bei Wittau hat die OMV derzeit nur eine Aufsuchungsberechtigung. Auf Anfrage heißt es, dass man "im Zuge des Feldentwicklungsprojekts eine Produktionsgenehmigung bei der Montanbehörde" beantragen wird. Zuständig dafür ist das Finanzministerium. Mit der Produktion will die OMV im ersten Quartal 2025 beginnen.


Drei Unternehmen haben Lizenzen für die Gas- und Ölförderung in Ober- und Niederösterreich.
Der Standard

Geld für Eigentümer
Die Gründe, auf denen die Produktionsanlagen stehen, werden von den Förderunternehmen meist gepachtet, in manchen Fällen auch gekauft. Wehrt sich ein Eigentümer, kann ihn der Staat theoretisch dazu verpflichten, dem Unternehmen den Grund zu überlassen, oder ihn in letzter Konsequenz enteignen.

In der Praxis kommt das bei Gas aber kaum vor: Im Gegensatz zu großen Kohleabbaugebieten, wie man sie aus Deutschland kennt, sind die Eingriffe bei der Gasförderung relativ gering. Da die Bohrungen bei einem Gasfeld meist nicht an einen ganz bestimmten Ort gebunden sind, findet sich bisweilen immer ein Eigentümer, der zustimmt und seinen Grund gegen eine Entschädigung zur Verfügung stellt.

Grundbesitzer, die nur indirekt betroffen sind, weil sich das angezapfte Gasfeld unter ihrem Grundstück befindet, bekommen dagegen keine Entschädigung. Zwar können sich Nachbarn gegen Lärm und Geruch wehren, Anspruch auf das Gas unter ihrem Grund haben sie allerdings nicht. "Wenn ich von der Bohrung zum Beispiel fünfhundert Meter entfernt bin, habe ich keinerlei Einfluss auf das Vorkommen", sagt Expertin Hölzel. Die Lagerstätten im Wiener Becken liegen aber ohnehin weit in der Tiefe. Die seichtesten Gebiete beginnen 700 bis 800 Meter unter der Oberfläche. (Jakob Pflügl, 3.8.2023)

Wem Rohstoffe im Erdreich gehören
Rohstoffe gehören an sich dem Grundeigentümer. Das gilt für Erdwärme genauso wie für viele Gesteine, etwa Sand, Kies oder Granit. Das Mineralrohstoffgesetz sieht jedoch Ausnahmen vor:
Bergfreie Rohstoffe gehören niemandem, der Staat vergibt Lizenzen für deren Abbau. Zwar sind mit diesen Lizenzen gewisse Kosten verbunden, die Rohstoffe selbst müssen Bergbauunternehmen aber nicht bezahlen. Darunter fallen vor allem Metalle, zum Beispiel Eisen, Gold, Aluminium oder Lithium.
Bundeseigene Rohstoffe sind staatliches Eigentum. Dazu zählen Salz, Uran, Thorium und Kohlenwasserstoffe – also Öl, Kohle und Erdgas. Der Staat vergibt auch hier Lizenzen, kann dafür allerdings Entgelt verlangen.
(japf)
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Grundeigentümer schauen durch die Finger – wem Öl- und Gasfunde gehören
 
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