Industrieruinen des Kalksteinbruches, der Kalkbrennöfen und des Sägewerkes in der "Weizklamm" unter Denkmalschutz

josef

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IN DER WEIZKLAMM
Lost Place: Wenger-Steinbruch nach 50 Jahren unter Denkmalschutz
Industriedenkmal: Die Nachfahren des Firmengründers wollen das markante, aber verfallene Kalkwerk samt Nebengebäuden möglichst erhalten. Dies ist teuer. Das Areal kann gemietet werden. Ideen werden gesucht.

© Thomas Wieser
Matthias Hausleitner im alten Kalkmühlengebäude

Für die einen ist es eine bröckelnde Industrieruine, für die anderen ein wunderbar verwunschener "Lost Place": Am nördlichen Ende der Weizklamm liegt das Anwesen mit den beiden markanten Ziegeltürmen, einigen eingestürzten Gebäuden und dem einstigen Wohn- und Gasthaus direkt an der Bundesstraße 64. Die Rede ist vom Firmenareal "Matthias Wengers Erben".

Dabei war der Betrieb einst weit über die Oststeiermark hinaus bekannt: 1895 gründete der Judenburger Zimmermann in der Weizklamm die erste steirische Fabrik für Fassspunde – jene Holzstöpsel, die für Weinfässer benötigt werden. Das Geschäft florierte, bald wurde der Betrieb um ein Sägewerk, einen Kalksteinbruch sowie Kalkbrennöfen erweitert.

1900 wurde ein Wasserkraftwerk errichtet; Strom für den Betrieb war ein Meilenstein. Ein Wohn- und Gasthaus samt Poststelle und Fernsprecher, Pferdeställe, ein Sprengstoffdepot und ein Lkw-Fuhrpark folgten. Freilich, die Nachfrage sank, die Kosten stiegen – und 1972 schloss Helmut Wenger, Enkel des Gründers, das Unternehmen. Er hatte nicht die Mittel, die Firma zu modernisieren, und verdingte sich fortan als Lkw-Fahrer.

Seit mehr als 50 Jahren liegt das Areal nun im Dornröschenschlaf: Viele der Anlagen sind verfallen, die Türme und Mauern bröckeln, verwittern und werden überwuchert, das Holz vermorscht. In den Gebäuden vermodern und verrosten alte Maschinen, Gerätschaften und Werkzeuge. Das ehemalige Kalkwerk hat seine besten Zeiten hinter sich. Aber hat es auch eine Zukunft?

"Eine teure Sisyphusarbeit"
Matthias Hausleitner, Ururenkel des Firmengründers, und seine Mutter Renate Hausleitner arbeiten seit bald zehn Jahren daran, nicht nur die Geschichte, sondern das ganze Werksgelände zu erhalten. Mit viel Fleiß und Ideengeist. Eine Sisyphusarbeit, noch dazu eine immens teure: "Es muss ein Dach saniert werden, schon das kostet uns 35.000 bis 40.000 Euro", erzählt Matthias Hausleiter. "Das ist sehr teuer für ein Hobbyprojekt."

Hausleitner kennt sich im Gewerbe aus, er arbeitet als Baumeister. Der Kalkofen ist für ihn ein Industriedenkmal und gehört entsprechend geschützt. Tatsächlich wurden die Reste der einstigen Kalkbrennöfen, die Mühle und die Werkstätte kürzlich unter Denkmalschutz gestellt.

Thomas Wieser
Das verfallene Firmenareal von "Matthias Wengers Erben" in der Weizklamm

Davon, vom Einzug des Stroms in die Weizklamm, dem einstigen Erfindergeist und den Mufflons im Steinbruch, erzählt Matthias Hausleitner bei Führungen. Diese bietet er regelmäßig an. Das kleine Kraftwerkshaus hat er hergerichtet, es kann gemietet werden. 2021 gab es einen Filmdreh mit einem Ensemble des Grazer Schauspielhauses

Auch Hobbydarsteller kamen zu Besuch: "Sie haben sich für eine Woche bei uns einquartiert und den Weltuntergang nachgespielt." 80 Leute, so schätzt er, haben das Areal bevölkert und in Zelten genächtigt. Auch der eine oder andere Tropfen Alkohol soll verkostet worden sein. "Es war wie im Film "Mad Max". Sie hatten sogar eigene Kostüme und Fahrzeuge dabei. Sie haben die Einfahrt versperrt, damit niemand hereinkommt."

Unerwünschte Eindringlinge
Tatsächlich zieht das Areal auch immer wieder Neugierige an. Nicht nur Jugendliche, die sich ein bisschen fürchten wollen, und Hobbyfotografen ignorieren die Verbotstafeln und die Absperrkette, übersehen die Kameras. Es gab Diebstähle und Sachbeschädigungen. "Meine Mutter hat schon mehrere Eindringlinge angesprochen", erzählt Hausleitner. "Acht von zehn sind einsichtig." Einige junge Leute waren weniger einsichtig, sie erhielten eine Besitzstörungsklage.

Es war die Ausnahme: Hausleitner hofft auf viele offizielle Besucherinnen und Besucher, er ist dankbar für Sponsoren und Ideen, das Areal zu beleben. "Wir wollen dieses Industriedenkmal unbedingt erhalten."

Führungen am Areal des Wenger-Steinbruches können bei Matthias Hausleitner (Tel. 0699-112 311 99) sowie dessen Mutter Renate Hausleitner (Tel. 0699-121 781 70) vereinbart werden. E-Mail: info@weizklamm.at.

Thomas Wieser, Redakteur Graz, 31. August 2023
In der Weizklamm - Lost Place: Wenger-Steinbruch nach 50 Jahren unter Denkmalschutz

Siehe auch unter Ehem. Kalkwerk Weizklamm
 
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