Institut für Archäologie der Universität Innsbruck erforscht gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt Mikroabfälle bei Ausgrabungen

josef

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Archäologie unter dem Mikroskop
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In einem Forschungsprojekt des Instituts für Archäologien der Universität Innsbruck gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschafler den Geheimnissen von winzigen Mikroabfällen bei Ausgrabungen auf den Grund. Das Projekt „Lost or Found“ wird vom Land Tirol heuer mit rund 42.000 Euro gefördert.
Online seit heute, 11.11 Uhr
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Es sind nicht immer monumentale Artefakte und sichtbare Überreste alter Kulturen und Lebensweisen, die Archäologen ans Tageslicht bringen. Es können auch Gusstropfen aus Bronze, Fischschuppen, Perlenfragmente, oder verkohlte Getreidekörner sein, die bei Ausgrabungen in Tirol entdeckt wurden, die das Interesse des Forschungsteams der Universität Innsbruck wecken.

Mit dem Mikroskop in die Vergangenheit
Die Idee hinter dem Projekt „Lost or Found“ der Uni Innsbruck ist so einfach wie faszinierend: Was, wenn die scheinbar unbedeutenden Überreste winziger Pflanzen, versteinerter Fischknochen oder mikroskopischer Spuren von einstigen Handlungen genauso wertvolle Geschichten erzählen könnten wie die imposanten Ruinen längst vergangener Epochen?

Markus Staudt, Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
Bei den Ausgrabungen in der Burgruine Kropfsberg (Gemeinde Reith i.A.) nehmen Archäologen der Universität Innsbruck systematisch Proben zur Gewinnung von Mikroabfällen.

Das Vorhaben basiert auf einer engen Zusammenarbeit zwischen der Universität Innsbruck und dem Bundesdenkmalamt sowie verschiedenen Grabungsfirmen und Institutionen. Die zentralen Fragen des Forschungsprojekts umfassen unter anderem die Untersuchung verloren gegangener Funde aufgrund von unterschiedlichen Fundbergungsmethoden sowie den Vergleich zwischen mit bloßem Auge sichtbaren Makrofunden und unsichtbaren mikroarchäologischen Funden in Bezug auf Quantität und Qualität.

Peter Trebsche, Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
Fischgräten, -wirbel und -schuppen liefern nicht nur den Beweis für Fischerei in der Urgeschichte, sondern auch wertvolle Hinweise auf die ehemalige Gewässerökologie.

Funde bei Tiroler Ausgrabungen
Insgesamt wurden bisher bereits 225 Proben von vier Fundstellen gesammelt: In Wörgl auf dem Gelände der Tirol Milch (Funde aus der mittleren und späten Bronzezeit, in Kundl in der Schottergrube Wimpissinger (Funde aus der späten Bronze- und Eisenzeit) in Reith i.A. am Kropfsberg (Funde aus der frühen Bronzezeit und der Hallstattzeit) und in Birgitz auf der Hohe Birga (Funde aus der jüngeren Eisenzeit). Zu Beginn werden nun 45 Proben (eine Auswahl aus Reith i. A. und Wörgl) im Zuge des Projekts „Lost or Found“ detailliert bearbeitet.

Markus Staudt, Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
Bei den Ausgrabungen in der Burgruine Kropfsberg (Gemeinde Reith i.A.) nehmen Archäologen der Universität Innsbruck systematisch Proben zur Gewinnung von Mikroabfällen.

Die entnommenen Proben werden anschließend flotiert (durch das Schütteln oder Rühren in Wasser trennen sich organische von mineralischen Materialien), nass gesiebt, gescreent und analysiert. Ziel des umfassenden Prozesses ist es, dass die organischen Überreste, die oft durch menschliche Aktivitäten entstanden sind, zur Oberfläche steigen und gesammelt werden können. So ermöglicht es diese Vorgehensweise, dass beispielsweise Gusstropfen aus Bronze (die beim Gießen von Bronzewerkzeug verloren gehen), verkohlte Pflanzenreste, oder sogenannter Hammerschlag (Eisenpartikel, die beim Schmieden von Eisen abplatzen) herausgefiltert werden und diese Informationen über vergangene menschliche Aktivitäten und Umweltbedingungen liefern können.

Tirol als Schmelzpunkt der Wissenschaft
„Das Projekt bringt Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachrichtungen der Archäologie zusammen. Diese Zusammenarbeit fördert den Wissensaustausch, erweitert die Forschungsperspektiven und stärkt den wissenschaftlichen Gemeinschaftsgeist in Tirol. Zudem wollen wir damit nicht nur historisches Erbe schützen, sondern auch die Weiterentwicklung der Wissenschaft und der Geschichte fördern“, erklärte Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele in einer Aussendung am Sonntag.
27.08.2023, red, tirol.ORF.at
Archäologie unter dem Mikroskop
 
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